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Dresdner Journal : 15.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-15
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1869
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^8S. -»drUefi- «Mrve^r t „ 1» ., Aaortlioü: — „ IS „ » Ifilr. 8t-wvrl^bükr, »u»erk»ld »«» ktorüü It»oäe» ?»»t »»ä 8ts»p«lLU»vkt»ktuonl. »»srralenprrtst: k°ür üe» »»um eiuer ^«»puNeaeo 2«»«! 1 v»t«r üi« 2«»«! 2 Lrschttuni: mit ^u«v»üm« üer 80»» vuü ' ^d«ock« Nir ckeo t»Ix«i>a«ll k»x DonucrMg, dcu IS. Aprils 18«» Dns-MrIoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratenamiahmr auswärts: Liixiib! t» »»^»vsiarri», 6»mm1»st«üll - ä«s l>r«»ün«r 3ouro»I«z «U«n<>»,.: 77 »cir>!K, kN-o-x k-n«r; N»m>>urx-Nl77»- V>»ll-l<eix»ix-L»»«I ^-»»IcNirt ». H ULi»,i»griiHi äk Vuai-iru, »«rNa^ üsoi-rvsscli« lluekk., iirrrnnrn»'» »ur«»u, »vvor.«-« ^lo»»e: 8c«meu: L. 8cm.oi-v«z Ure,I»u: l. 8-imok:»'» ^niMNüSvbnrsüU, L 7u»:vi«v: kr»i>Ueurt ». Ik. : ^«oica'scke kuedk.; LSl»! Xr> »tviiuii», k»ri«: H^VLI, 7.t>-»irik, Uvr.l.i>» LOo., (8, äs I» »onc««); kr»x: " Luil-icu', Luvük.z Vi«u: Lr.. O>-«»r.r». Hrrmlsgrder: Löuixl. Lipaüitiou 6«» vr««än«r ^ooruat^ vr«»äsu, älsrisustruss» U». 7- Amtlicher Theil. Dresden, 8. April. Der Professor der Zoologie vr. pkil. Rudolph Leu kart zu Gießen ist zum ordent lichen Professor der Zoologie und Zootomic an der Universität Leipzig ernannt und demselben die Direk tion des zoologischen Museums genannter Universität übertragen worden. Dresden, 14. April. Se. Königliche Majestät haben den vr. mvä. Friedrich August Louis Zocher zum As sistenzarzt mit Secondelicutenantsrang im Sanitäts- Corps allergnädigst zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Lelegraphische Nachrichten. Taqe-geschichte. Berlin: Abreise der Großherzogin von Baden. Dementi. Vom Bnndesratdc. Graf Usedom. Reichstagsverhandlnngen. — Halles.S. br»nd Hannover: Wahlangelegenheiten. — Mün chen: Kammerverhandlungen. — Karlsruhe: Landesculturrath zusammengrireten. Preis für Uh rengehäuse. Hoftheatcrangelegenheit. Ans Pforzheim. Brüssel: Nachrichten aus Seraing. Befinden dcr Kaiserin Charlotte. — Florenz: Kammer-Verhand lungen. — Rom: Geldgeschenke für den Papst. — Madrid: Ablehnung der spanischen Krone durch König Ferdinand. Carliftische Banden. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig.) Statistik und Bolkstvirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- Nachrichten. Beilage. wrnennunaen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Statistik und Lolkswirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 14. April, Vormittags. (W. T. B ) Wie versichert wird, lehnen die frei- conservativen Mitglieder des Reichstags ihrerseits jede Abhäiustgmachuna der Steuervorlagen von dem Laxstn». Gräf «ünüer scken Anträge auf Errich ttMg BnntzeßiNtnU?rfdn ad und werden die betreffenden Vorlagen keinesfalls als politisches Mittel, sondern nur sachlich behandeln. Hervor ragende Mitglieder ter freiconservativen Fraktion haben einen bei der Eröffnung der heutigen Sitzung des Reichstags vielbesprochenen Artikel der „Spe- ner'schen Zeitung" veranlaßt, der die vorbezeichnete Anschauung vertritt. Berlin, Mittwoch, 14. April, Nachmittags. (W. L. D l Der Reichstag bat heute bei Fortsetzung der Debatte über § 33 der Gewerbeordnung (Schauk- coucessioucn und Kleinhandel mit Spirituosen) nach dreistündiger DiScussion, wobei der BundcScommis- sar die Vorlage rechtfertigte, einen Antrag des Abg. Miquel angenommen, wonach den einzelnen Landesregierungen daS Recht zustrkt, dir Eon- cesfion von dem Nachweise des Bedürfnisses ab hängig zu machen. Damit waren alle übrigen Amendements zu diesem Paragraphen erledigt. Wien, DienStag, 13. April, Abends. (Tel. d. Boh.) Die „ReichsratbS-Eorrespondenz" schreibt: Der Schluß der Reichsrathssession erfolgt jedeu- falls in der ersten Maiwoche. Im Juni treten die Delegationen in Wien zusammen. Die Ein berufung der Landtage erfolgt auf den September, hierauf beginnt Mitte November die nächste Reich«, rathssessio«. AuS der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses ist Folgendes zu berichten: Eine Zuschrift Giskca's verlangt die demnächstige Vornahme der DelcgationSwahlen. Hasner überreicht das Gesetz, betreffend Eheschließung und Matrikclsüh- nmg bei Personen, die gesetzlich nicht anerkannter Kirche angehören. Herbst überreicht das Gesetz über den Um fang der Militärgerichtsbarkeit. In der General debatte über die Grundsteuer spricht Plankenstei- ner namens der Mittlern und kleinern Grundbesitzer gegen die Vorlage; eine Erhöhung der Grundsteuer sei unmöglich. Kaiser spricht sür das Gesetz und betont den demokratischen Charakter desselben. Das Gesetz wolle nicht eine Erhöhung, sondern Gleichmäßigkeit der Steuer. In den Schätzungscommissivnen hatten die Steuerträger die überwiegende Majorität. Gro cholski verthcidigt Galizien gegen den Vorwurf niedri ger Besteuerung. Mende spricht für, Roser gegen die Vorlage. Letzterer bringt unter heftigem Widerspruch viele Unrichtigkeiten an. Eichhof entgegnet. Hierauf Schluß der Generaldebatte. Der Empfang der italienischen Ordensmission bat gestern Nachmittag in einer Privataudienz ohne Eeremoniel und officielle Ansprachen statt gefunden. Wien, Mittwoch, 14. April. (Corr.-Bür.) Die „Presse" meldet: Der Kaiser übersendet durch Ba ron Rübeck dem Könige von Italien das Groß- kreuz deS StepbanSordcns und dem Prinzen Hum bert das goldene Vließ, welches der König be- reits besitzt. Paris, Dienstag, 13. April, Abends. (W.T.B.) Der Senat berieth in seiner heutigen Sitzung den Vertrag zwischen der Stadt Paris und dem Crö- dit-fonrier. Der Seinepräfcct Baron Haußmann und der Staatsminister Rouher ergriffen im Laufe der Debatte daS Wort; die Rede des Erster» wurde sehr beifällig ausgenommen. Schließlich wurde der Vertrag vom Senate mit 11k gegen 1 Stimme angenommen. Der gesetzgebende Körper nahm in seiner heu tigen Sitzung daS aesammte KricgSbudget an. AuS der Debatte ist Fo gendeS bcrvorzuhcben: Gegenüber Garmcr - Pages erklärte der Kriegsmi nister, daß der Effectivb» stand niemals 400,000 Mann überschreiten werde nnd daß die Halbjahrsurlauber nach beendigter Inspektion entlasten werden sollen. Das Amcndemcut, welches die Auslösung der kaiserlichen Garbe und die Minderung drs Esfectkvstandes uui 200,000 Mann fordert, wurde verworfen. Ein anderrs Amendement, von Carnot verthcidigt, verlangt, durch Minderung des Effektiostandcs sollen Ersparnisse hcr- beigeführt und zu Gunsten der Volksschullehrerpcnsio- ncn verwendet werden; Marschall Nnl erklärt die Bei behaltung eines Elitcncorps für nothwcndig. Der „Eonstitutionncl" veröffentlicht einen Brief des Herzogs v. Persigny, worin dieser in Abrede stellt, zu irgend welchen ministeriellen Eombinatio nen Rath ertheilt zu haben oder an solchen Theil nehmen zu wollen. Washington, Dienstag, 13. April. (W. T. B., Kabcltelpramm.) Der Senat bat den Alabama- vertrag verworfen. Präsident Grant ernannte Horace Rublee zum Gesandten der Union für die Schweiz. Tagesgeschichte. * Berlin, 13. April. Ihre königliche Hobeit die Großherzogin von Baden ist gestern Abend nach Karlsruhe zurückgercist. — Die „N. Pr. Z." schreibt: Wir finden noch immer in einigen Blättern, und zwar aus Anlaß einer falschen Nachricht der „Danziger Zei tung", Vennuthungeu über eine anderweitige Besetzung des Regierungspräsidiums in Wiesbaden. Des halb wiederholen wir die Bemerkung, daß von einer Personalverändcrung in dieser Stelle keine Rede ist. — Wie verlautet, hat im Bundcsratbe der Ausschuß für Zoll- und Stcuerwcsen über die bekanntlich modi- fieirte Vorlage wegen Erhöhung der Branntwein steuer schon Bericht erstattet. Der Ausschuß empfiehlt besonders die Annahme des vom Präsidium gestellten Antrags, daß die Stcuerbonification für ausgesührtcn Spiritus um 1 Pfennig sür das Quart erhöht werde, und zwar von 1 Sgr. 3 Pf. auf 1 Sgr. 4 Pf. für das preußische Quart von 50 Procent Alkoholgehalt. In dem Berichte wird unter Anderm hervorgchvben: bei der Ausfuhr sei die volle Erstattung der inlän dischen Verbrauchssteuer nothwendig, weil sonst diese Abgabe zum Nachtheil der Production als eine Aus- fuhrsteucr wirken würde. — Der Bundcsrath des Norddeutschen Bundes trat heute zu einer Plenarsitzung zusammen. In derselben führte der Bundeskanzler den Vorsitz. Die Mitteilung des Präsidenten des Reichs tags hinsichtlich des über eine Petition wegen Ab schaffung der akademischen Gerichtsbarkeit gefaßten Be schlusses, sowie die Vorlagen des Präsidiunrs, betreffend ») die Uebersicht der Frachtartikel, welche auf den ver schiedenen Eisenbahnen zu dem Satze von l Pfennig pro Centner und Meile gefahren werden; b) die im Interesse der Austcrnzucht bishcr getroffenen Maßre geln, und c) die vorr der Branntwcinsteuercommission vorgelegtc Instruction zur Erhebung der Fabrikatstcuer, endlich ein Antrag Hamburgs, betreffend die Errich tung eines obersten Bundesgerichtshofes für alle Straf sachen und privatrechtlichen Streitigkeiten, und ein An trag Bremens bezüglich der Wcchsclstempelstener, wur den den betreffenden Ausschüssen überwiesen. Es folg ten Ausschußbcrichte über Präsidialvorlagcu, betreffend 1) die Branntweinsteuer, 2) den Gesetzentwurf wegen Anfertignng von Telegraphcnfrcimarken, sowie über die Petition des deutschen Svrtimeutsbuchhändlcrvcreins wegen Abstellung des Abonnements auf nicht politische Zeitschriften bei den Postanstalten. — Der Ausschuß des Bundcsraths sür Justizwesen hielt beute eine Sitzung ab; ebenso versammelten sich hcutc die vereinigten Aus schüsse des Bundcsraths sür Zoll- nnd Stcuerwcsen, sowie sür Justizwescn in einer Sitzung. - Nach der „Schles. Ztg." hat Graf Usedom die ihm von Sr. Majestät »»gebotene Stelle eines Generaldirektors der königlichen Museen definitiv abgelehnt. K Berlin, 13. April. Der Reichstag dcbattirte heute den Haushalt dcs Norddeutschen Bundes für das Jrhr 1870 in erster Lesung und beschloß, die zweite Lcsunff in Gestalt einer Plcnarbcratbung vorznnehmen. Anträge auf Verweisung dcs Etats an eine Commission und Erncnnung von Referenten für die einzelnen Ab- theilungen des Etats durch den Präsidenten wurden zwar von der Fortschrittspartei uud eincm sächsischen Redner gestellt nnd mit dem Hinweis auf das Urthcil des Publikums über die Oberflächlichkeit dicscr Bud- getberathungen im Reichstage begründet, aber abgelcbnt. Die Hauptstreitsrage drehte sich darum, ob Matricular- bciträge oder Buudcssteucru? Letztere wurden von den Nationalliberalen, erstere vcn der Fortschrittspartei und den Sachsen empfohlen, die Couservativeu schwiegen. Uebcr die Bedeutung der Matricularbeiträgc für Sach sen enthält die Rede des Abg. Ochmichen einige Winke. Sodann berieth mau unter sichtlicher Abspannung dcs Hauses einige Paragraphen der Gewerbeordnung. Eine fast unübersehbare Menge von Amendements wird zu jedem Paragraphen gestellt, von den Einbringcrn mv- tivirt, theilweise von der Gegenpartei bekämpft, und der Reichstag, dessen Mehrzahl nicht in« Sitzungssaal ist, stimmt dann, telegraphisch Herbeigernfen, ab. Bis her wurden die liberalen Amendements regelmäßig an genommen. Es macht sich jetzt eine große Ermüdung infolge dieser Debatten, die nur mühsam vorwärts rücken, geltend. Pikant gehalten nnd den Reichstag fesselnd war die Theaters,age. Tic Debatte über die Concessionen zum Branntwcinschank brachte für Leser sächsischer Kammerverhandlungen, wo diese Fragen schon wiederholt ans das Gründlichste erörtert worden sind, keinen einzigen neuen Gesichtspunkt. Gegen A4 Uhr brach man die Debatte hierüber ab, ohne z» einer Ab stimmung zu kommen. — Am Tische der Bundescom- miffare erblickte man in der heutigen Sitzung den Bun deskanzler, den Staatsminister Frhr. v. Friesen, den Kriegsministcr v. Roon, Präsident Delbrück, Geh. Rath vr. Wcinlig, geh- Justizrath Klemm, mehrere höhere preußische Offiziere u. A. Der Bundcsrath hielt wäh rend der Rcichstagssitzung cbcusalls Sitzung. Neu ein- getreten in das HauS ist auch der sächsische Abg. För sterling. Bei dem ersten Punkte der Tagesordnung: erste Berathung deS Haushalts sür den Norddeutschen Bund pro >870 bemerkt eiuleitungsweise Präsident Delbrück, daß dieser Etat gegen de» vorjährigen zwei Unterschiede zeige. Der eine, ma- teneN bedeutende, ist, daß auf Antrag des letzten Reichstags aus den diesjährigen Etat das Ministerium deS Auswärtigen mit sämmtlichen Bundesgesandtschaslen genommen worden ist. Eine unbedeutende formelle Aende nun dcs Etats gegen srühcr besteht darin, daß in ibm ersichtlich ist, wie sich die Gesammt- ausgaben sür das Militär ans die verschiedenen Contingente verweilen. DieS soll nicht etwa die Einheit deS Bnudesheeres in Frage stellen, sondern nur ein klares Bild der Verlheilung der Gesa Miniausgaben aus die verschiedene» Contingente ge- währe« Abg. Twesten findet, daß die Ziffern des Budgets im Ganzen wenig sich vou vcn sri-hern unterscheiden, daß aber große Differenzen innerhalb der einzelnen Zahlen selbst sich vorfinden. Redner tadelt die Matricularbeiträge mit den von früher« Debatten her bekannten Gründen. Namentlich tadelt er, daß in Preußen Steuern, welche einmal bewilligt seien, auch dann noch sortbeständen, wenn man die Erträqe dieser Neber- schüfst nicht mehr brauche, wie zu der Zeit, da die Steuern vom Landtage bewilligt wurden. Da nun das preußische Bud- gclrcchl in dieser Beziehung unvollkommen sei, so empfehle sich die Uebernadme gewisser LandeSsteueru auf den Band, nament lich die der Einkommen und Klaffeusteuer. Dadurch würde die ungleichartige Wirkung der Matricularbeiträge vermieden. Ferner: Man habe gehört, daß Preußen im vorigen Jahre den Versuch gemacht habe, der sreilich am Widerspruch des Bun- desrathes gescheitert sei, Matricularbeiträge anszuschreiben ohne Gcuthmigung des Reichstags. Wie stehe eS damit ? Nachdem Redner noch aus die geforderte neue Bundesanleihe für Ma rinezwecke nnd die BundesschuldenverwaUung in ihrer jetzigen Organisation gekommen, bedauert er, daß der Bundesrath ohne Weiteres eine Anleihe sordcre. ohne die srühcrn Ansprüche des Reichstags in Bezug auf die Verantwortlichkeit der Bundes- schuldcnve,Wallung in Betracht zu ziehen. Auch vermißt er ein Gesetz über die Organisation des obersten BundeSrechnungS Hofes, nicht einmal die Jnslruetio« desselben sei dem Reichstag vorgelegt worden. Endlich verlangt er Vorlage der vorläufigen Rechnungsabschlüsse des JahreS >8t>8 und zwar bald. (Beisall.) Abg. v. Haverbeck: Hoffentlich babe Twesten mit Er höhung der eignen Einnahme des Bundes nicht eme Mehrbe lastung des Bolles bezwecken wollen. (Beisall links.) Die Er Haltung der Matricularbeiträge sei Bundesstmern vorzuziehen, denn Matricularbeiträge seien die beste Bürgschaft für das Budgetrecht deS Reichstags, weil sie jährlich demselben zur Ge- uebmigung vorgelegt werden, während nacb den Ersadrnngen des preußischen Abgeordnetenhauses einmal bewilligte BundeS- steuern sehr leicht zu dauernden Abgaben führen. Redner schlägt ferner vor, daS Budget aii eine Commission zu rerwei- sen, eveut. möge der Präsident Referenten ernennen, die sich mit dem BundeSrathc in Vernehmen setzten, um vor jedem ein zelnen Abschnitt des Budgets dem Hause Bericht zu erstatten. Präsident Delbrück erwidert aus die Twesten schen Anfragen: Der Bundesrath bezwecke die eigenen Einnahmen deS Bundes durch drei Finanzvorlagcu zu erhöhen: durch l) eine Brannt weinsteuer in Verbindung mit der sacultaiiven Einführung der Fabilkatsteuer an Stelle der Malschraumsteuer, 2) durch Auf Hebung der Portofreibeiten, 3) durch eine Wechselstempelfteuer. Nur die erstere werde wesentlich die Einnahmen des Bundes erhöben; die Portosreiheilcnaush-bunq werde auch eine Erhöhung dcr einzelne« Landesausgaben b,wirken, die Wechselsteuer setze au Stelle einer Landessteuer eine Bunvessteucr. Die Bundes- anleihe von lo Millionen Hobe nicht 10 Millionen baar Geld ergeben; die CourSdifferenz zwischen Nominal- und Emissions- werih sei gar nicht so unbedeutend. Die Bundesregierungen seien nicht geneigt, die t,700,000 Thlr. für die Marine durch Matricularbeiträge, statt durch Anleihe aufdriilgen. Di« neu gesorderteil » Millionen sür die Marine habe man auf dem Boden deS Compromisjes, der zwischen ReichStaa und Bnndes- rath über die Verantwortlichkeit der Bundesschuldenverwaliung am letzten Reichstag erreicht sei. gefordert. Eine Vorlage über die Organisation des Bundes, cchnungshofes werde dem Reichs tag in dieser Session nicht zngeheu, wodl aber die verheißene Instruction dieses Rechnnngshoscs durch den Bundesrath. Dem Reichstage sollen ferner noch die Rechnungsabschlüffe deS Etats pro >808 vorgelegt werde«. Dabei werden sich die vor- gekommenen EtatSüverschreitunge« Herausstellen und zur Ge net migvng vorgelegt werden. Es werde sich, was nicht über raschen werde, ergebe«, daß die Matriculnrumlagen >808 be trächtlich höher gewesen sin", als mau im Etat vorgesehen uud bewilligt habe. Feuilleton. Pariser Briefe. Paris, «.April >809. Paris ist im eigentlichste» Sinne des WvrtcS die Stadt der Theater, und die Pariser sind das theater- lustigste Publicum der Welt. Es fehlt denn auch dem modernen Lutetio nicht an Musetempeln aller Art, denen das Volk mit immer reger Begeisterung zuströmt; es sind deren allabendlich, schlecht gerechnet, minde stens dreißig geöffnet, und sic sind nie lcer. Diese schvn ziemlich bedeutende Anzahl von Theatern ist nun abermals um eins bereichert worden; das neue Theater des Vaudeville soll in den nächsten Ta gen eröffnet werden. Bevor aber diese Feierlichkeit stattfindet, bevor der neue Vorhang vor einem neu gierig gedrängten Publicum in die Höhe rauscht, scheint cs mir nicht untntrrrffant, einen Blick in dieses neue HauS zu werfen, daS unS gegenwärtig noch in seinem frischen Glanze, in seiner wahrhaft Pariser Eleganz, anmuthig entgegenstrahlt. — Der Bau dieses neuen TbraterS machte sich nothwendig, weil das alte Vaude ville nirdergerissen wird, um einer neuen, breiten Straße Platz zu machen, die vom Börsenplätze direct nach der neuen Oper führen soll. Das neue Vaude ville erhebt sich in einem der belebtesten und elegau- testen Stadttheile von Pari-: an der Ecke drS Boulr- varl-dtS-CapucintS und der ChaussSe-d'Antin. Dies neue Haus erscheint vor alle» Dinge» — originell, es hat zunächst da- Verdienst, daß eS den übrigen Thea tern gar nicht ähnlich sieht, und al- zweite- Verdienst, daß e- luftig und.geräumig ist. Ich will mich nicht in architektonischen Beschreibungen und in einer langen Procession von technischen Au-drücken vrrlteren, dir str Niemand großes Interesse haben, sondern sogleich von dem Theater selbst, und namentlich auch von den Neuerungen und Verbesserungen sprechen, die der Bau meister in diesem schönen Werke anzubringen gewußt hat. Nachdem wir die elegante Facade bewundert ha ben, die sich dem Auge durch graziöse Sculpturen empfiehlt, treten wir sogleich in das Vestibüle, in dem sich die Controle befindet; es ist kreisförmig, rings herum mit leichten Säulen geschmückt, zwischen denen die Lampadoricn ausgestellt sind. Zur Rechten befin det sich ein Cabinct für den Arzt: zarte Aufmerksam keit für die Zuschauerinnen, deren Nervensystem durch die Eindrücke des Schauspiels vielleicht zu sehr erschüt tert wordeu sein könnte; zur Linken öffnet sich das Bürcau dcs Polizcicommissars, des unvermeidlichen Mannes, dcr dem Publicnm, wenn es nicht artig sein will, sein düstres quo» «8»' entgegenschleudern muß. Im Hintergründe des Vestibnlcs führt eine breite, dop pelt gebrochene Treppe in das Foyer und in die Logen des crstcn Rangs. Aus diesen Logen, die, nebenbei gesagt, sehr bequem und elegant eingerichtet sind, kön nen wir die Bühne übersehen; sie ist breit, geräumig, akustisch, die vortrefflichen Künstler des Vaudevilles werden sich darauf mit Anmuth und Grazie bewegen können. Werfen wir nun einen Blick auf den Saal, der beinahe kreisförmig ist. Vor sämmtlichen Logen- reihcn der Mitte befinden sich Galerien; die- ist eine vorteilhafte Neuerung, durch welche die Zahl der Mittelplätze, also der besten Plätze, ansehnlich ver mehrt wird. Da- Theater zerfällt in rin Partcrre und in vier Logcnreihen; hier ist wieder ein lobcns- werthe Neuerung zu rühmen: die Loge» deS dritte» uud vierten Ranges, namentlich auch die Galerie, da- sogenannte „Paradies", sind bequcm, ja elegant ein gerichtet. Es ist bekannt, wie wenig Rücksicht in der Regel aus diese Plätze grnrwmcn wird, der Baumeister des ncucn Vaudevilles bat sich aber diese aristokratische Vernachlässigung nicht zu Schulden kommen lassen, er hat sür das Proletariat ein menschliches Regen gefühlt und ihm bequeme Plätze hcrgerichtet. Das scheint mir sehr löblich, da arme Leute dock auch gern gut sitzen wollen! Vom dritten Range an sind die Seitenlogen in Wegfall gekommen; Galerien mit zwei Scsselreihen ersetzen sie vortheilhast. Die Decoration dcs Saalrs ist hcll gehalten: im ersten Nangc rother Grund mit wei ßen und goldnen Rahmen aus Schnitzwcrk; im zwei ten Range rosa Grund mit zarten Malereien von goldnen Arabesken umrankt; die hellbraunen Thüren sind im Innern dcr Logen von Blumenmalereien in Goldrabmcn überragt. Der Plafond ist mit vier gro ßen, allegorischen Gemälden geschmückt: Apoll führt die Posse dem Lustspiele zu — also eine Pcrsonification dcs Vaudevilles; die Phantasie symbolisirt das Zaubcr- spiel; die leichte Musik schlägt eincm singenden Chore den Tact; endlich Melpomene und das Drama. In Bezug auf die Decorationcn dcr Bühne, muß ich einer wichtigen Neuerung gedenken: dieselben werden durch Dampfkrast in Bewegung gesetzt; dies ist ein neues System, das viel Zeit, viel Stricke und Seile und auch viel Arbeitskräfte ersparen wird. Wenn dir Scene eine offene Gegend darstellen soll, so wird ein panoramischer Himmel hcrabgelasscn, dcr unsre Blicke von jenen verticalcn Lcinwandfriesen befreien wird, die bis jetzt Anspruch darauf machten, uns den Him mel darzustellen, und deren schmnzige Etoffstretfen aller Illusion Hohn sprachen. Das Foyer des neuen Theater- ist ganz reizend, es bildet einen Halbkreis, der mit acht schönen Säulen geschmückt ist, die sich vcn dcm hcllblauen, goldbesternten Reps, der die Wände brdcckt, schlank und graziös abzeichnen; breite Glasthürrn schließen diese Cäulcn ab. Rcchts und links vom Foyer bcfinvcn sich elegante Ranchzimmer; das ganze Foyer ist von einem breiten Balcon um ringt, von dcm aus man die belebte Anssicht auf das Bonlevart genießen kann. — Von allen Ncucrnngen, die bct diesem Thcaterban in Anwendung gekommen sind, verdient das neue Beleuchtungssystcm die meiste Anerkennung, dieses System wird in Allem, was auf diesem Gebiete üblich war, geradezu eine Revolution hervorbringcn. Der kühne Architekt hat, »in diese- Theater zu erleuchten, weder die alten Kronleuchter, noch die leuchtenden Plafonds gewählt, die bereits in verschiedenen neuen Thcatcrn in Anwendnng gebracht wordcn sind. Er hat aus dem Plafond des Saales eine Art von Ossatur Herabgelaffen, die von einer dichten nnd solioen Krystallschale ganz umhüllt ist; der convexe Theil dieser Krystallkuppel ist auf den Saal gerichtet. Dieser Apparat hat allerdings die Form eines Kronleuchters, statt aber nach außen hin zu blitzcn, concentrilt er sei» Licht nach innen, durch eine Menge von sieben hundert Gasflammen, die auf coneentrische Reifen oder Ringe gestellt sind, welche oben breit, nach unten ganz spitz znlaufen. Anstatt also das Ange durch ihre zackigen Formen zu blenden, leuchten diese Gasflammen in der Ungeheuern Krystall- vasc, die sie umschließt. Von oben angesehen, bieten diese zahllosen Flammen den Anblick eine- leuchtenden Abgrundes, tritt man an diesen Gaskrater heran, so meint man, an der Mündung eines Vnlcans zu siche». Man bot mir an, in dtcsrn blitzenden Schlund hinein zusteigen, was vermöge mehrer im Innern aufgestell ter Lettern leicht möglich war; nicht ohne Bangen un ternahm ich diese gefährliche Reise, da ich mir, al- moderner Jkaru-, wenn auch nicht meine Flügel, fo doch meine Rockscköße zu verbrennen fürchtete; ich war sehr froh, al- ich nach dieser glücklich überstandenen,
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