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Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrais zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Naßen. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespaltene Raumzelle SO Goldpfennig, die LgespalteneZelle der amtlichen Bekanntmachungen^ Gold pfennig, die 3gespaltenrReklamezeNe im textlichen Telle 100 Goldpfennig. Nachwnfungsgedühr 20 Goldpfennige. Bor- wrärn nach Möglichdn, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b"rücksichmü"k'L,!Aigr" annahmebisvorm.IOUHr Für die Richtigkeit de, durchFernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, WR» Wll-drvlffer Tageblatt" erscheint tLglich «achnr. s Uhr für den folgenden Tag. 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Das ist das geheimnisvolle Rätsel, die große, dunkle Frage, die jetzt, kurz vor der Entschei dung, alles bewegt von ganz rechts bis ganz links, von den Dcutschnationalen bis zu den Kommunisten. Und weil diese Frage gar so geheimnisvoll, so dunkel und für alle »vie für den einzelnen andererseits so entscheidend ist, ist doch im Reichstage bei den Vertretern des deutschen Volkes — wenigstens bei der großen Mehrzahl — ein ganz un gewohnt nachdenkliches Wesen zu verspüren. Roch weiß kein Mensch, wie des SchickLals Kugeln rollen werden, aber die Parteien rüsten zum Wahlkampf, der, wenn nötig, durch eine Neuwahl beendet werden soll. Die Dunkelheit der Frage: Was dann? ist der Grund dafür, daß eigentlich nur die wahlfreudige Sozialdemo. Iratie den Schleier dieses Bildes von Sais lüften will. Man glaubt dort an einen starken Wahlerfolg, der die Niederlage vom 4. Mai wieder wettmachen soll, und zwar derartig wettmachen, daß bei einer allgemeinen parlamen tarischen Kräfteverschiebung nach links diese Bewegung auch eine neuzubildende Regierung widerzu spiegeln hat. Alles natürlich unter Weiterwirkung auf die zwei wichtigsten sozialdemokratischen Machtpositionen: die Reich spräsidentschaftEberts und dieGroße KoalitioninPreußen,in der bekanntlich die So zialdemokratie eine maßgebende Nolle spielt. Doch dar über hinaus würde ein neuer linksorientierter Reichstag > auch nicht für die landwirtschaftlichen Schutz- ' Zölle zu haben sein; gedenkt doch die Sozialdemokratie, den Wahlkampf nicht zuletzt mit dem Ruf: Gegen den Brotwncher! zu führen. Ein derartig eingestellter Reichs tag, und demzufolge auch die neue Negierung, soll auch in den sozialpolitischen Fragen, also in der Regelung des Slrbeitsverhältnisses.der Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Stellung nehmen. Vor nehmlich natürlich in dem Kampf um die Arbeitszeit. Eine solche Linksentwicklung, die man bei der Sozial demokratie ersehnt, wird auf dem rechte»« Flügel der Ne gierungskoalition naturgemäß gefürchtet. Mag die Deutsche Volkspartei auch wohl glauben, Man date zu gewinnen, so weiß man dort doch, daß bei einer wirklich starken Linksentwicklung die starke Steilung der Volkspartei, die sie zurzeit in der Reichsregierung hat, gebrochen wird. Hier liegt der Grund für die Versuche gerade der Volkspartei, den Deutschnationalcn eine Verständignngsmöglichkett zu schaffen, eine Brücke zn bauen, die Auslösung zu vermeiden. Man weiß, daß auch die der Valkspartei angehörenden Minister nach dieser Richtung hi», «Les mögliche versuchen. Schwierigkeiten wachen natürlich auch für das Zentrum aus iin Hinblick ans die Unmöglichkeit, etwa mit einer Linkskoalition zu sammen die A g r a r sch u tz z ö l l e durchzubringen, was naturgemäß bei seinen starken ländlichen Wählerkreisen üblen Eindruck machen würde. Auch aus kulturell-reli giösen Gründen — man denke dabei nur an das Schicksal des immer noch nicht erledigten Reichsschulgesctzes — ist man beim Zentrum über eine Linksorientierung auf Grund einer Neuwahl nicht gerade entzückt. Ange sichts seiner eigenartig konstruierten Zusammensetzung fürchtet es natürlich weniger als die Deutsche Volkspartei. > All das will man auf deutschnationaler Seite in Kans nehmen, weil man dort überzeugt ist, daß die Frage: Und dann? durch die Auswirkungen des Londoner Paktes sehr bald ti« vernichtender und daher die ablehnende Po litik dieser Partei rechtfertigender Weise beantwortet wer den wird und einen etwaigen Mandatsverlust verschmer zen ließe. Die Deutschnationalen erklären, daß sie aus wirtschaftlichen, nicht aus politischen Gründen gegen die Annahme sind, weil sie trotz Vernichtung der deutschen Finanz-, Wirtschafts- und Steuerhoheit die freiwillige Unterschrift unter Bestimmungei« darstellt, die von uns nicht ausgeführt werden können. Daß also, wenn die Stellung der Entente, diese Bestimmungen nicht baldigst geändert werden, die Unerfüllbarkeit sich sehr bald zeigen, wird und damit alle Zusagen über künftige Räumung usw. hinfällig werden. Aber alles ist Meinung, sind Hoffnungen und Be fürchtungen, die doch — auch ganz anders Wirklichkeit werden können. Es kam ja meistens in den letzten sechs Jahren anders, als man denkt. Das weiß jeder im Reichstag. Und darum bleibt für sie alle, die vor der großen Frage: Was dann? stehen, doch letzten Endes un gelöst, bleibt nur die Hoffnung. Aber — .was sind Hofs- uunaen. was sind Entwürfe?" Auch der preußische Landtag will feine Auflösung beschließen. Berlin, 29. August. Wem» der Reichstag infolge der Ab-seHmmg der Gutachtengesetze der Auflösung verfällt, dann wird, wie wir aus parlamentarischen Kreisen hören, der preußische Land tag im Laufe der nächsten Woche M stimme ntreten und seine eigene Auflösung beschließen- Der Endkamps im Reichstag. Stresemanns letzter Mell. l26. Sitzung.) 02. Berlin, 28. August. Nach einer Pause, während derer die gestrige Sitzung unterbrochen war, kam Präsident Wallras auf die Tumult szenen am Morgen zurück. Er legte dar: „Ich habe sestgestellt, daß der Abg. v. Graefe (Nat.-Soz.) durch Zwischenrufe be leidigender Art den Abg. Brodaus verletzt hat. Ich ruse den Abg. v. Graefe dafür zur Ordnung. Fest steht, daß als An greifer bei dem Tumult sich beteiligt haben die Abgg. Grube, Neddermeyer und Epstein (Komm.). Wegen gröblicher Verletzung der Ordnung des Hauses schließe ich die drei ge nannten Abgeordneten von der heutigen Sitzung aus, und ich fordere sie auf, den Saal zu verlassen." Da die ausgeschloffenen Kommunisten den Saal nicht ver lassen, werden sie zunächst aus drei, dann aus zwanzig Tage ausgeschlossen. Sie gehen trotzdem nicht und der Präsident erklärt, er werde nun von seinem Hausrecht Ge brauch machen und ersucht Abgeordnete, Regierungs- Vertreter, Journalisten und Zuhörer, das Haus zu verlassen. Dies geschieht, aber die Kommunisten bleiben auf ihren Plätzen. Nun erscheinen Kriminalbeamte, und erst auf deren wiederholte Aufforderung räumen auch die ausgeschlossenen Kommunisten den Saal. Dann kann die Sitzung wieder er öffnet werden und die Abstimmung der zweite» Le sung über die Gulachtengesetze soll beginnen. Die Kommunisten beantragen namentliche Abstimmung, und va die Nationalsozialisten den kommunistischen Antrag unter stützen, muß so verfahren werden. Die dadurch sich sehr in die Länge ziehende Abstimmung ergibt Anna h m e des Bank-, des Münz-, des Privatnoten bank-, des Industrie- und des Eisenbahngesetzes mit ein facher Mehrheit in zweiter Lesung. Dagegen stimmten jedesmal die Deutschnationalen, die Nationalsozia listen und die Kommunisten. Benn Reichsbahngesetz wurden 248 Stimmen für, 174 dagegen abgegeben. Es wäre also nicht die bei der endgültigen Abstimmung erforderliche Zweidrittelmehrheit vorhanden gewesen. Abg. Bredt (Wirtsch. Ver.) hat seinen Antrag aus Beseitigung der Forderung einer Zweidrittelmehrheit zurückgezogen. Bei Beginn der heutigen Sitzung gedachte Vizepräsident Dr Nietzer des 175. Geburtstages Goethes. Auf einen Pro test des Abg. Scholem (Komm.), daß Abgeordnete beim Be treten des Neichstagsgebäudes von den „Spitzeln Severings' belästigt werden, erwiderte Dr. Rießer, es handle sich nicht um Spitzel, sondern um Pottzeibcamte, die pflichtgemäß ihre Kon trolltätigkeil ausüben. Die Anträge aus Amnestie der politischen Gefangenen wurden debattelos dem Rechts ausschuß überwiesen. Die Mittelparteien beantragten, daß die Neichstagsabgeordneten auch nach der Reichstagsauslösung bis acht Tage nach den Wahlen die Freisahrkarten behalten sollen. Abg. v. Gracse (Nat.-Soz.) und Kunze (Deutschsoz. Part.) be kämpften die Vorlage. Der Antrag wurde jedoch in erster und zweiter Beratung angenommen. Der sofortigen Vornahme der dritten Beratung widersetzte sich der Abg. v. Graefe (Nat.-Soz.). Deutschnationale Anträge. Von den Dcutschnationalen sind eine Reihe von Ent schließungen und Anträgen zur dritten Lesung der Gutachten- gcsche eingcgangen, und zwar zum Mantelgesetz, daß die Reichsrcgierung alsbald durch weitere Verhandlungen eine Herabsetzung der im DaweS-Plan vorgesehenen Belastung zu erwirken habe, spätestens binnen zwei Jahren. Weiter wird beantragt, von dem Rechte Deutschlands, eine Nachprüfung seiner Lcistnngssühigkeit zu verlangen, Gebrauch zu machen, um eine der zwischenzeitlichen Wirtschafts- und Finanzeittwikklung Deutschlands entsprechende Herabminde rung der Gesamtlast des Dawes-Plans herbeizufühcen und im Wege der erforderlichen diplomatischen Verhandlungen mit allem Nachdruck darauf zu dringen, daß eine Grenze für die Gesamtleistungen Deutschlands vereinbart wird. Dann wird verlangt, daß die Abmachung der Londoner Konferenz nur in Kraft treten kann, wenn durch feste Abmachungen in völker rechtlich bindender Form die Sicherheit geschaffen ist, daß die über den Vertrag von Versailles hinaus besetzten Gebiete späte stens bis zum 1v. Januar 192S geräumt werde«. Der Vertrag soll auch nicht in Kraft treten, solange nicht durch die Neichs- regierung in einer amtlichen, de» alliierten Mächten abzugcbcn- den Erklärung die in Art. 231 des Versailler Vertrages über die Entstehung des Weltkrieges enthaltene, der damaligen deutschen Neichsregicrung abgczwungene Anerkennung der deutscher« Schuld am Kriege förmlich widerrufen wird. Die Aussprache selbst begann der Abg. Quaatz (D. Rat.), der erklärte, seine Parteifreunde gingen in die dritte Beratung und in die entscheidende Abstimmung hinein mit einem tiefen Gefühl der Enttäuschung und der Bitterkeit. Es scheine tat sächlich, als ob auf deutschem Boden und aus deutsche Kosten ver Kamps zwischen den feindlichen Prinzipien Moskauund London ausgetragen werden solle. Die Einwände der Kommunisten gegen das Dawes-Gutachten seien durchaus richtig, aber sie entsprängen nicht deutschem Geiste, sondern den Direktiven von Moskau. Die Sozialisten kämpften dagegen unter dein Panier von London. Der Tonart der französischen Negierung höre man in der letzten Zeit allerdings einen etwas milderen Klang an. Ein gewisser Anfang der Räumung sei auch zu beobachten oder wenigstens versprochen. Der Redner begründete dann die von seiner Partei eingebrachten An- t r ä g e und Entschließungen und wandte sich gegen die Negierungspolitik, die geradezu eine Dawes-Propaganda ge fördert habe. Er meinte zum Schluß, die Deutschnationalen hätten keinen Grund, den Wahlkampf gegen das Dawes-Gut- achten zu fürchten. Abg. Sollmann (Soz.) betonte die Notwendigkeit der An- nabme des Gutachtens im Interesse der Bekreiuna des Nbeln. lauocs. Wer oeu Nevanmerneg predige, fei ein Verbrecher rm besetzten Gebiete. Der Abgeordnete polemisierte dann gegen Ne Deutschnationalcn und meinte, ein nationaler Mann dürste mit seiner nationalen Arbeit nicht warten, bis er Minister ge- vordcn sei. Wenn die Gegner der Gutachtengesetze nicht binnen 14 Stunden zur Besinnung kämen, dann müsse die Negierung rn die Wähler appellieren. Reichsarbeiwminiftcr Dr. Brauns erinnerte an die furcht- vare Lage der Wirtschaft vor der Außerkraftsetzung des Acht- tuudcntaggesetzes. Damals seien auch die Sozialisten der Mei nung gewesen, daß man mit der allen Arbeitszeit die Wirtschaft richt wieder ausrichten könne. Die jetzige Arbeitszeit sei frei- tich auch nicht ideal, sie werde geändert weiden. Neichsaußenminisier Dr. Girefemann, -er nun das Wort nahm, erinnerte an die jüngste Seuatsrede tzoincarös, worin dieser sich gegen Herriot und die in London vereinbarte Räumung der Sanktionsgebiele gewendet )abe. Noch immer stände in Frankreich eine große Macht sinter Poinearß. Die Deutschen, die Poincar<;s Vernichtungs- Villen kennten, müßten doch etwas öbjektiver würdigen, was n London erreich« worden sei. Das sei doch etwas anderes ,ls die Tendenz Poincarös, der einfach immer sagte: Ich habe Deutschland in den Klauen und lasse es nicht wieder los. London habe nicht unter dem Geiste von Poinearö gestanden. §s bestehe aber die Gefahr, daß dieser Geist wieder zum herrschenden in Europa würde, wenn durch Deutschlands schuld die Verhandlungen scheiterten. Er sähe nicht, wie der §aden wieder angeknüpft werden könne, und wenn man nicht !» irgendeiner Form zu einer Verständigung hier im Parla ment komme. DaS Kompromiß, das in London geschloffen worden fest könne natürlich nicht alle befriedigen. Die Annahme des deutschnntivnalen Antrages, der nach zwei Jahren eine Nack)- prüsung der deutschen Leistungsfähigkeit fordere, wäre politisch unklug, denn die Bestimmungen des Londoner Vertrages seien günstiger für Deutschland. Alle Völker würden erst an der Durchführung dcS Londoner Vertrages Erfahrungen sammeln. Später würden die Vertragsbedingungen den gesammelten Er fahrungen entsprechend leicht geändert werden können. Die deutsche Reichsbahn bleibe auch in der neuen Organisations- form durchaus in deutscher Hand. Das Gerücht sei falsch, daß am 1l). Jaunar von der Entente geprüft werde, ob Deutschland seine Verpflichtungen erfüllt habe. Poincarö habe 1923 gesagt, er werde 24 Stunden nach Aus hebung des passiven Widerstandes mit Deutschland über die Reparaliousfrage verhandeln. Als dann der Widerstand aus- gegeben worden sei, hätte sich Poincarö um die Erfüllung seiner Zusage herumgedrückt, indem er dem passiven Wider stand eine andere Auslegung gegeben und behauptet habe, er bestünde noch Weiler. Der Minister wies in diesem Zusammen hänge die Behauptung zurück, daß im Vorjahre das Reichs- ministerium an eine Lostrennung des Rheinland«- gedacht habe. Der Weg von Versailles bis London habe eine starke Änderung in der Einstellung der Welt zu Deutschland gebracht. Wenn man den Weg in eine bessere Zukunst gehen wolle, dürse man sich nicht weigern, den Boden des Londoner Vertrages zu betreten. Reichsfinanzminister Dr. Luther betonte, daß gegenüber den fetzt bestehenden weitgehenden Kontrollrechten der Garautiekommission in London eine wesentliche Milderung er reicht worden sei. Der Kommissar habe bei normalem Zu stande der Wirtschaft nur k«s Recht auf Auskunftertcilung. Erklärungen des Zentrums und der Deutschen Volkspartei. Abg. Fehrenbach (Zentr.) verlas eine längere Erklär»»« seiner Panci, worin es heißt, wenn durch eine Ablehnung der Gutachteugcsetze das deutsche Volk iu neue Unsicherheit und Notstände hineingestoßen werde, so müsse die Verantwortung denen zugeschricben werden, welche in falscher Einschätzung der verantwortlichen Lage und in politischer Verblendung den Weg versperrten. Abg. Dr. Zapf (D. Volksp.) verlas eine Erklärung, in der ansgejührt wird, die Deutsche Volkspartei könnte den An trägen der Deutsch nationalen nicht zu st im men, weil sonst neue Verhandlungen notwendig wären. Die Volks partei würde aber eine weitere Hinausziehung der Frage nicht verantworten können. Die Anträge seiner Partei seien da gegen eine Plattform, auf die sämtliche Parteien trete«« könnten. Abg. Ttzaelmann (Komm.) verlangte die Ablehnung des Gutachtens und ein Bündnis «nit Sowjetrußland. Er wurde wegen beleidigender Angriffe gegen die Negierung zweimal zur Ordnung gerufen. Abg. Graf v. Neventlow (Nat. Soz.) bezeichnete den Lon doner Pakt als ein Zeichen der nationalen Schwöre der Re- gieruna. Graf Neventlow meinte weiter, eine Ablehnung würde kn Amerika den Einfluß des Präsidentschaftskandidaten Lafolletts stärken. Die Nationalsozialisten würden das Gutachten auch dann abgelehnt haben, wenn die sofortige Nuhrräumung zu gestanden wäre. Abg. Schisser (Dem.) meinte, das amerikanische VoN würde die Nation als Friedensseind betrachten, die das Gut achten ablehnt, und würde seine wirtschaftliche Unterstützung den anderen zuwenden. Abg. Dr. Pfleger (Bayer. Vp.) erklärte, seine Fraktion habe gegen das Eisenbahngesetz ernste Bedenken, werde diese aber im Interesse des besetzten Gebietes zurückstellen und den Vorlagen zustimmen. Abg. Alpers (Wirtsch. Ver.) stimmte den Vorlagen zu. Mit der Londoner Konferenz sei offenbar eine Veränderung der außenpolitischen Atmosphäre im Sinne einer Abkehr von der Gewaltpolitik eingetreten.