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möergek AMger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. 18. Mittwoch, den 24. Januar Erscheint i> Freiberg jed. Wochent. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werden bis V. 1t U. für nächste Nr. angen. Preis vierteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1872. ,ai Md MS. ein barbarisches Volk uns besiegt, unser schöngemünztes Gold fort genommen, eingeschmolzen und daraus barbarische Münzen geprägt hat." (Die Berliner „Volksztg." bemerkt hierzu: Die neuen Gold münzen , welche wir gesehen haben, verdienen in der That diesen Namen Die Berliner Münze legt mit ihrem neuesten Werk keine Ehre ein.) Wien, 22. Januar. Der Dichter Franz Grillparzer ist (we nige Tage nach seinem 81. Geburtstage) gestorben. Paris, 20. Januar. Die höchst ernste Niederlage, welche gestern Thiers durch die Annahme des Feray'schen Antrages, die al- vollständige Beseitigung der Steuer auf dre Rohstoffe zu betrachten ist, hat großes Aufsehen in Paris erregt. Die.Zproc. Rente sank auf dem Boulevard um 20 Centimes. Thiers hatte sich wieder einmal auf das hohe Pferd gesetzt, aber die Kammer leistete ihm diesmal Widerstand und seine Niederlage war um so empfindlicher, als er nach der scheinbaren Concesfion, die er gemacht, mit äußerster » Energie vorgegangen war, da er wahrscheinlich glaubte, er müßte die Sache erzwingen. ThierS hatte aber die Rechnung ohne de« Wirth gemacht, d. h. er stand diesmal nicht der royalistischen Ma jorität gegenüber, ^welche ohne allen Anhang im Lande ist, sonder« einer Majorität, die hinter sich daS Land hat, daS von den ver alteten Ideen des Herrn ThierS nun einmal nichts wissen will und eS am Ende vorzieht, daß ThierS zurücktritt, als daß sein ganze- industrielles wie commercielles System über den Haufen geworfen und Frankreich, wie heute auch die Debats sagen, total zu Grunde gerichtet werde Im Interesse Frankreichs muß man hoffen, daß Herr ThierS sich in's Unvermeidliche schickt und trotz seiner heu tigen Niederlage an der Spitze der Regierung bleibt. Wenn die Versammlung auch wohl ganz Recht hatte, nicht zu dulden, daß Herr ThierS die ersten Grundlagen zur Rückkehr zum Schutzzoll-' system mache, so wäre es doch tief zu bedauern, wenn seine ver letzte Eitelkeit und daS Jehlschlagen seiner financiellen Pläne über seinen Patriotismus den Sieg davontragen und er durch seinen Rücktritt eine Krisis Hervorrufen würde, welche die ernstesten Conse quenzen haben müßte. Denn die National-Bersammlung, dies muß man ihr lassen, ist nicht gegen financielle Reformen, und Herr ThierS hätte in dieser Hinsicht von ihr erlangen können, was er gewollt. Leider ist er aber, was die financielle« und commerciellen Dinge anbelangt, der reactionärste Deputirte der National-Ber sammlung. — Der Bruch ist vorläufig noch einmal ausgeglichen. — Die Franzosen fahren fort, ihre Niederlagen zu feiern. Morgen findet ein Gottesdienst in St. Quentin statt, bei dem der General Ladmirault als Vertreter der Regierung und Gambetta erscheinen werden, und heute wurde in de« Kirchen von St. Cloud und Rueil die Schlacht von Buzenval — eS war der letzte Ausfall, welche« die Pariser machten — feierlichst begangen. DaS 35. Linien-Re- giment, welches sich bei der Vertheidigung von Paris betheiligt hatte, that den Ehrendienst. Der Bischof von Versailles stand der Feierlichkeit vor. In der Nähe de- Altars befanden sich die Ge nerale Trochu, Ducrot und Binoy, der Präsident de- Seine- und Oise-DepartementS (Versailles) zu denen St. Cloud gehört, und viele Osficiere der Armee und der Mobilgarde. Die Kirche war schwarz ausgeschlagen und mit Fahnen geschmückt und in der Mitte ein Katafalk aufgestellt. Auf den Pfeilern waren die Namen der Regimenter und Nationalgarden-Bataillone verzeichnet, die an dem Kampfe vom 19. theilgenommen. Der Gottesdienst begann gegen 12 Uhr und um 12H Uhr bestieg der Bischof von Versailles die Kanzel, um eine Ansprache an die Versammlung zu halten. „Heute vor einem Jahre" — so begann derselbe — „fielen imposante Streitkräfte aus Paris au-, die an ihren Spitzen geschickte und entschlossene Führer hatten (Murren und Ausrufe de- Erstaunen-)/ TagesgeschiHLe. Berlin, 22. Januar. Nach einer Mittheilung der „Kr. Z." hat der bisherige CultuSminister von Mühler noch in der letzten Stunde seiner Amtsführung ganz entschieden Stellung genommen für den obligatorischen Religionsunterricht in den höheren Schul- anstalten und dieses entschiedene Stellungnehmen hat die principielle Veranlassung zu seinem Ausscheiden aus dem Ministerium gegeben. Der specielle Grund, welcher Herrn v. Mühler zur Einreichung des Entlassungsgesuches bewogen hat, sei indessen in Verhältnissen zu suchen, die mit dieser Schulfrage absolut nichts zu thun haben. Dasselbe Blatt dememirt ferner die Annahme, daß Hrn. v. Mühler bald eine anderweitige Stellung, namentlich das Oberpräsidium der Rheinprovinz übertragen werden soll und bringt endlich über die Ernennung eines neuen CultusministerS folgende Mittheilung: Dieselbe ist bis zu dem Augenblick, bis zu welchem unsere Nach richten reichen, noch nicht erfolgt, und wird sich möglicherweise noch um einige Tage verzögern. Man wird eS sehr erklärlich finden, daß die Allerhöchste Entscheidung gerade in diesem Falle nicht so rasch erfolgt, da es sich bei der Personenfrage zugleich um die Wahrung der höchsten und tiefgehendsten Interessen des StaateS handelt. Das allein ist nach den unS zugehenden Mittheilungen Grund der Verzögerung; wogegen die mannichfachen Notizen DMber neue Bedingungen, welche der zunächst in Aussicht genommene Candidat gestellt haben soll, als irrthümlich bezeichnet werden " — Jiz Bezug auf die ungewöhnliche Verzögerung, welche die Wieder besetzung deS CultusministeriumS erleidet, wird ferner der „Post" mitgetheilt, daß es namentlich die Krankheit des Justizministers ist, welche störend auf den Gang der Angelegenheit einwirkt. Leider hat sich der Zustand desselben in den letzten Tagen nicht gebessert, vielmehr ist zu den Nervenleiden noch ein organisches Leiden hin zugetreten, welches möglicherweise eine Operation nöthig machen wird. — Die „Kölnische Volkszeitung" veröffentlicht die Denkschrift über die katholischen Anschauungen in Betreff deS Unfehlbarkeits dogmas, welche dem gemeinschaftlichen Schreiben der preußischen Bischöfe an den Kaiser vom 7. Sept, beigegeben war. Auf die in voriger Woche mitgetheilte abweisende Antwort, welche der CultuSminister unterm 25. November im Auftrag des Kaisers dem Erzbischof von Köln zugehen ließ, hat nun der Erzbischof am 30. December eine Erwiderung an den Minister von Mühler ab gesandt, welche nun gleichfalls von der „Kölnischen Volkszeitung" veröffentlicht wird. Der Erzbischof hält die Auffassung deS Ministers weder begründet noch für berechtigt. Er sagt am Schluß: „Nur der Kirche selbst stehtHs zu, den Inhalt und Umfang ihrer Glaubenslehre festzustellen und darüber zu urtheilen, wer Mitglied der Kirche ist oder nicht. Nur sie hat verfassungsmäßig die Be- sugniß, zur Ausübung eines kirchlichen Lehramtes Jemanden zu bevollmächtigen, und darüber zu wachen, daß dasselbe nach der Richtschnur der kirchlichen Lehre ausgeübt werde. Der Staat greift in das Rechtsgebiet der Kirche ein, wenn er sich das Urtheil hierüber beilegt, und er beeinträchtigt die Freiheit des Glaubens und deS Gewissens, wenn er die Schüler einer katholischen Lehr anstalt nöthigt, an dem Religionsunterricht eines Lehrers sich zu betheiligen, dem die kirchliche Autorisation dazu entzogen ist." AuS Stuttgart schreibt man der „Köln. Ztg.": „Wir im Sü den haben mit Vergnügen gehört, daß in Berlin für Wiedereinziehung der bisher in CurS gesetzten Reichsgoldmünzen plaidirt wird. Die Münzen der Berliner Prägung, die wir gesehen, find in der That so völlig mißlungen, daß wir auch unsererseits die dringende Bitte um Abhilfe an das Reichskanzler-Amt richten möchten. Die Fran zosen sollen nicht sagen dürfen? Au- dieser Münze siebt man, daß