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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HtsM'-MM für Koftdorf, MdH, Amvdors, Mdsrs, ZI Wim, Ktimichrorl, Anima md Mm Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. - - — 48. Jahrgang. - - Nr. 70. »«-.n.-«».«.,«.- Mittwoch, de» 25. März 1896. Lieft« vlott «ftftütt tt,lich («>ß« Sam»- »d Festtag«) abend« sttr den felgend« Lag.' ««teljil-rlUba v«»s«-«l« 1 Man LS Pfennig«. — Lin«lne Ivo»»« 10 Pfennig«. — Bestell»»«« netz«« axßer »« «xpediti»» in Lichtr»st«ia, Markt 1?», alle Saiftrl. Pastanstattrn, Pastbatrv, s«»« di« LnittrS«« entgegen. — Inserate »erd« dftdiagefPa»«, oder deren «am» mit 10 Pfennig« ^rechne» — stnnetzmi der Keftrat« täglich bi« fpätefkn« vormittag 10 Uhr. ASS»MWW»M-»AM>»«SSS«MMAMSSS««»SS^W»W»^WWMW»^»W»»^«SS-S-»«^SW-««—WSWWSSSSSW L«>e->efch1chte * — Lichtenstein, 24. März. Der erste ZiehungStag 4. Masse 129. K. S. Lotterie füllt diesmal auf den 3.Osterfeiertag. Wir erinnern die Spieler des halb bereits heute an die rechtzeitige Erneuerung ihrer Lose, da zu Ostern die meisten Lotteriege schäfte geschlossen sein dürften. * — Zur Feier des CharfreitagS und des ersten Osterkeiertag». Wir machen darauf aufmerksam, daß am Cyarfreitage und am ersten Osterfeiertage (wie überhaupt an jedem ersten Feiertage der drei hohen Feste, an den Bußtagen und an dem Totenfestsonu- tage) öffentliche Versammlungen jeder Art, ingleichen Versammlungen der Gemeindevertreter, sowie Ver sammlungen der Innungen und anderer Genossen schaften nach § 8 de» Gesetz;« vom 10. September 1870, die Sonn-, Fest- und Bußtagsseier betreffend, gänzlich verboten sind. — Mit dem Eintritt de« Lebens in der Natur macht sich wieder ein alter Unfug bemerkbar: da- Abreitzen der Zweige von Sträuchern und Bäumen. Manch- der Sträucher, insbesondere diejenigen, an welchen sich die Kätzchen oder Schäfchen befinden, sehen infolgedessen schon wie Besenstiele anS. Die Kinder können von den Lehrern und Erziehern nicht eindringlich genug auf daS Unstatthafte dieses Frevel- hingewtesen werden. * — Ein Meteorstein ist auf Thurmer Flur gefunden worden. Sein Gewicht beträgt 7 Pfd. bei nur mäßiger Größe. Liebhaber und Kenner können selben in Augenschein nehmen bei Herrn Lehrer sm. Ackermann in Thurm. — Wie eS in der Welt steht. Der Schleier, welcher geraume Zeit über den ReisediSpositiouen für die Mitt-lmeersahrt des deutschen SatserpaareS lag, ist nun endlich gelüftet worden: Diesen Montag reisen der Kaiser und die Kaiserin über den St. Gotthardt nach Genua in Italien, besteigen dort die Kaiseryacht „Hohenzollern" und fahren, unter Be suchen verschiedener Küstenstädte, um ganz Italien herum; den Reiseabschluß bildet Venedig, wo auch eine Begrüßung mit dem italienischen KönigSpaare erfolgt. Ueber Wien und Koburg erfolgt dann die Heimkehr nach Berlin. Die ganze Reise hat den Charakter einer Frühjahrs-Erholungsreise, wird aber sicher den Italienern Gelegenheit geben, daS deutsche Kaiserpaar herzlich willkommen za heißen. Der Kaiser wird nur wenig länger» als die Reichstag«-Ferien dauern werden, von Berlin fern bleiben. Im Reichs tage hat man den Tag deS fünfundzwanzigjährigen Bestehens der deutschen Volksvertretung festlich be gangen, nachdem man vorher den ReichshauShalt in zweiter Lesung genehmigt hatte. Bezüglich der ge planten arößeren Truppeuverstärkung wird erst kom mendes Jahr an den Reichstag Näheres gelangen, die Sache ist also in der Schwebe geblieben, die Mehrheit des Parlaments hat alle Neigung, Not wendiges zu bewilligen, will aber darüber auch nicht hinausgehen. Man wird also im nächsten Jahre sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Mit dem Begin» «ine, Schuldentilgung im Reiche soll ein Versuch ge wacht werden; den kleineren deutschen Bundesstaaten, die zum Teil in harter stuanzielle, B-drängniS sind, ist dies allerdings wenig angenehm, denn natürlich werden ihnen ihre Ucberweisungen auS der Reichs- kaffe gekürzt, wenn mit dem Bezahlen der ReichS- schulden begonnen wird. Deshalb wollen sie, wenn au« dem Versuch eine dauernde Einrichtung wird, wenigsten» gegen Neuforderungen von feiten de- Reiches geschützt sein. Im preußischen Abgeordneten- Hause hat man sich namentlich mit der Neuordnung der Stellung der Assessoren beschäftigt. Die betr. Gesetzesvorlage wurde außerordentlich lebhaft erör tert, dürfte aber doch wohl angenommen werden. Jo der auswärtigen Politik zog die Streitfrage, welche sich auS der neuen englisch-egyptischev Sudan- Expedition entwickelt hat, immer noch die Hauptauf merksamkeit auf sich. Deutschland und der Dreibund haben der Verwendung von ägyptischen StaatSgeldern zu diesem Zuge, nicht England'« wegen, wohl aber im Hinblick auf Wünsche Italiens zugestimmt; Frank reich und Rußland hingegen wollen nichts davon wissen, und die französische Regierung hat e» in nach- drücklichster Weise wiederholt betont. Sie erachtet erstens die Expedition nicht für nötig, und daS war sie allerdings nicht, denn erst nach ihrem Beginn haben die Sudanesen den heiligen Krieg gegen Aegyp, ten proklamiert, und zweitens sieht man in Paris in diesem Zuge nur daS Bestreben der Engländer, ihre Okkupation von Aegypten dauernd fortzusetzen. In dem die Franzosen dies verhindern wollen, erstreben sie freilich nichts anderes, al« ihren Einfluß in Kairo an die Stelle deS englischen zu setzen, und darum hat Deutschland keinen Anlaß, sich zu ereifern. Die Londoner Regierung wird ihre Expedition, da sie dieselbe uun schon begonnen, jedenfalls ausführen, aber die Sache wurmt doch die Briten recht. Man ist nachgerade mit allen Staaten aueinandergeraten; uns wollte man mit Frankreich drohen und hat nun selbst Frankreich auf dem Halse. Auch die liberale Opposition in England ist von dem Projekt recht wenig eingenommen, vermag natürlich gegen die starke Regierungs-Mehrheit nichts auSzurichten. Vom italienisch-abessynischen Kriegsschauplatz liegt Neue- nicht vor, die FriedenS-Verhandlungen dauern aber fort; bei Kaffala haben Banden von Sudanesen die Italiener angegriffen, sind aber unschwer zurückge schlagen worden. Im Parlament zu Rom dauern die Verhandlungen über die Bewilligung von 140 Millionen für Afrika fort, deren Genehmigung nicht zweifelhaft ist. Die Verlobung deS jungen König« von Serbien mit der nur ein halbes Jahr älteren Prinzessin Marie von Griechenland wird angekün- digt; hoffentlich bewahrheitet sich auch hier, daß „Jang gefreit Niemand gereut hat". Die Spanier machen auf Kuba weitere Fortschritte. — Eine Beobachtung auS dem Gebiete des un bewußten Seelenlebens veröffentlicht Professor Reu bold (Würzburg) in der „Münchener Medizinischen Wochenschrift". Vorausgeschickt muß werden, daß e» sich um ein Brautpaar handelt, das ja wegen der starken Konzentration fernes Seelenlebens auf sich selbst für die Verhältnisse seiner Umgebung wenig Interesse zu haben pflegt und somit zu dem Vorgang, der mitgeteilt werden soll, in jeder Hinsicht gut ge eignet ist. Herr L. also besucht eines TageS seine Braut für kurze Zeit. Man liest einige Gedichte zusammen, erinnert sich dabei aber plötzlich, daß noch ein gemeinsamer Brief für Danksagungen zu erledigen ist. Rasch wird der Tisch abgeräumt, um für Schreibzeug und Papier Platz zu schaffen, und dabei auch eine Taschenuhr mit weggenommen. Der Brief fesselte nm so mehr die Aufmerksamkeit deS Paare«, als ein Spaziergang angesagt war. Nach diesem dachte man endlich an die Uhr. Man forschte nach ihr, schließlich mit einer gewissen Aufregung auf allen Möbeln, in Schubladen, Kästchen, Hinte, Ge räten, kurz an allen möglichen und unmöglichen Plätzen, aber vergebens. Sie blieb auch bei ferne rem Suchen verloren, und man gewöhnte sich schon an den Gedanken deS Verlustes, der um so unerklär licher war, als «in Diebstahl nicht in Frage kommen konnte. Der Bräutigam verreiste. Siehe da! Nach etwa einer Woche langte ein Brief von ihm mit der frohen Botschaft an, die Uhr sei gefunden; er habe in verflossener Nacht geträumt, sie stecke in der äutze- ren Brusttasche seines Rocke«, den er damals ange habt hatte, und richtig, die Uhr war da, und de, Traum hatte nicht getäuscht. Demnach war also ein Vorgang, der zwar im bewußten Seelenleben, doch lediglich mechanisch und ohne olle Aufmerksamkeit sich abgespielt hatte, de, unmittelbar nachher ver gessen und auf längere Tage hin, ja wohl für das Bewußtsein völlig verloren gegangen war, auS der Tiefe de« Unbewußten unvermittelt, aber mit kon kreter Sicherheit wieder aufgetaucht. Diese Beobach tung, deren Richtigkeit verbürgt wird, ist eine wert volle Bestätigung für die Existenz eine» unbewutztrn Seelenlebens. Wir träumen ja nicht selten von Dingen und Ereignissen, die weit zurückliegen in unserem Leben — Exameoträume —, die im wachen Zustande nie emporkommen. Sie sind eigentlich nicht vergessen, da wir uns bei einigem Nachdenken auf Einzelheiten noch wieder besinnen können, wobei frei lich die Erinnerung an daS frühere Erlebnis nicht jenen Gemütszustand hervorruft, der ihm seiner Zeit anhastete, der aber im Traum wieder lebendig wird. — Dresden, 23. März. Heute traten beide Ständekammern zu Sitzungen zusammen. Den Ver handlungen der ersten Kammer wohnten am Regie- rungetische bei: Ihre Exzellenzen die Herren StaatS- minister v. Metzsch und v. Watzdorf, sowie die Herren Geh. Räte Heymann und Bodel, geh. Re- gierungSräte Dr. Frhr. v. Bernewitz, Dr. Roscher und Dr. Fischer, geh. Finanzräte Dr. FreieSleben, Dr. Ritte,flädt und v. Kirchbach, geh. Bergrat För ste, und RegierungSrat Münzer. Zunächst bewilligte di« Kammer Kap. 16 des Staatshaushalt-, den Etat der Staatseisenbahnen betreffend, und erledigte die hierzu «ingegangeoen Petitionen in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer. In der allgemeinen Debatte regte Herr Oberbürgermeister Dr. Dittrich eine Verlängerung der GiltigkettSdauer der Rückfahrkarten vom Vogtlands nach Dresden an. — Die Zweite Kammer bewilligte in Gegenwart Ihrer Exzellenzen der Herren StaatSminister v. Metzsch, Dr. v. Seydewitz und v. Watzdorf, sowie der Herren Geh. Räte Meusel, Bodel und Dr. Diller, geh. Regierungsräte Dr. Fischer und Dr. Forker- Schubauer, geh. Finaozräte Dr. Barchewitz und v. Mayer die Kapitel 25, 26, 107, 108 und 109 des Etats, Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden, Wartegelder und Pensionen rc. betreffend, nach der Vorlage und gab sodann zu dem Königk. Dekret Nr. 27, da« eine einmalige außergewöhnliche Aus gabe für die Frauenklinik in Dresden und einen Garantiebeitrag für die Dresdner Internationale Kunstausstellung fordert, ihre Zustimmung. Wetter beriet man die Petitionen, die zu Kapitel 79, Straße», und Brückenbau betreffend, eingegangen waren, und und erledigte sie nach den Deputattonsavträgen mit Ausnahme einer Petition aus Neudörfel, die man der Regierung, entgegen dem Deputationsvorschlag, zur Kenntnisnahme überwies. — Zwickau, 23. März. Eine ziemlich große Kreuzotter wurde gestern nachmittag auf Röthen bacher Flur durch einen Maurerlehrling von hier gefangen und bei der hiesigen Behörde abgegeben. — Flöha, 22. März. Gestern mittag stürzte die 6 Jahre alte Hedwig Seidel, Tochter des Bahn- schaffnerS Seidel hier, in de, Nähe der Claußschen Brücke während deS Spielen- in die hochangeschwol lene Zschopau und ertrark. D.-r Leichnam ist bi« jetzt »och nicht aufgefuvdeu worden. — Geyer, 20. März. Als heule mittag die Nachricht einlicf, daß die Zweite Kammer beschlossen habe, den Anschluß Ehrenfriedersdorf an die Linie Geyer-Schönfeld uoter thunlichster Berücksichtigung der Stadt Geyer erfolgen,a lassen, herrschte hier Heller Jubel der gesamten Bevölkerung, die monate lang gebangt hatte, daß Geyer durch ein anderes Projekt isoliert werden würde. Dank der Fürsorge der hohen StaatSregierung und Stäodekammer darf die Stadt Geyer nun wieder freudigen MuteS in die Zukunft blicken. — OelSnitz i. B, 23. März. Ein überaus ertragreicher Monat für unsere Grenzaufseher ist der Monat März. Die »n Tbmath stationierten Beamten Eschke und Rieß haben am gestrige» Sonntage früh unweit Papstleitheu an der böhmischen Grenze aber mals drei wertvolle Stücke Rindvieh — zwei Ochsen und eine Kuh — beschlagnahmt, während die Pascher entkamen. Der Greozjäger Eschke hat in dem zn