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Druck und Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß.Gkrilla No. 128. 6. Jahrgang Freitag, den 25. Oktober 1907 Freitag, den 25. Oktober 1907, »MI resdeb »«bUN EtsUlk«. »I»n Annahme »»» Inserate ii, »««mittag 40 Uhr. Inserat« werden mit ,0 Pf' für di« Spaltzrile berechnet Labellartsch« Satz nach b«s»ndtr«m Tarif Stolpen. Auf der von Stolpen nach Rennersdorf führenden Straße sahen Passanten nachts einen führerlosen Leichenwagen stehen. Die Pferde standen im Straßengraben und der Wagen war quer über die Straße gefahren. Das Geschirr wurde nach der Stadt gebracht. Am nächsten Morgen beizeiten kam auch der Geschirrsührer zum Vorschein. Dem Geschirr hatte die Uebsiführung einer Leiche von Dresden nach Gersdorf in der Lausitz ab gelegen. Auf der Rückfahrt ist der Kutscher jedenfalls in schlaftrunkenem Zustande in der Nähe der Bahnhaltestelle Ober-Langenwolms dorf vom Wagen gestürzt und hat, wie ver lautet, längere Zeit bewußtlos auf der Straße gelegen. Die Pferds haben die Fahrt auf dem richtigen Weg noch eine reichliche Stunde bis zu der eingangs bezeichneten Stelle noch fort gesetzt. GohliS. Bei der am Freitag abgehaltenen Treibjagd machte man die Wahrnehmung, da von der gemachten Beule ein Hase, zwe Fasanen und ein Rebhuhn fehlten. Es soll bald g-lingen, des Diebeö habhaft zu werde. Oerlag von .^ermann Rühle in GrsK-Gkrilla. Der Hund eines Jägers hatte ihn nämlich das Rebhuhn wieder entrißen und es seinem Herrn gebracht. Als man nun dm Hund nochmals aus die Suche schickte und ihm nachging, ge wahrte man den Dieb hinter einem Gehöft. Dm Hund war eifrig bemüht, ihm auch noch den Hasen abzunehmen. Die Fasanen hatte der Dieb, der erst 11jährige Sohn eines hiesigen WirlschaftsbesitzcrS, bereits in Sicherheit gebracht, mußte sie aber später doch auch noch zerausgeben. Riesa. Beinahe 51/2 Jahr brauchte eine Postkarte, die im Juni 1902 in Zschaitz bei döbeln aufgsgeben und an einen Unteroffizier in Riesa gerichtet war, um in die Hände ihres Adressaten zu gelangen. Die Karte, ein. Blumengruß von liebender Hand, war laut Poststempel am 11. Juni 1902 der Post an- ertraut worden, die sie auch richtig nach Riesa beförderte. Das Regiment, dem der Adressat angehorte, lag damals aber wohl in Zeithain, denn von hier ist die Karte dorthin gesandt worden. Dort hat sie nun offenbar an irgend einer versteckten Stelle gelegen, bis sie durch Zufall wieder an die Oeffentlichkeit kam Am Montag wurde sie dem richtigen Adressaten auSgehändigt. Leipzig. Bekanntlich ist der 200000-Mark- Gewinn der Landeslotterie in die Kollektion von H. Straube hierselbst gefallen. Das Los war in Zehnteln gespielt uud die glücklichen Gewinner sind meist wenig bemittelte Leute. — Von früh morgens an war der Ziehungssaal dec Königlich Sächsischen Landes lotterie am Grimmaischen Steinweg, dort, wo einst die Trieresche Frauenklinik fick befand, so dicht besetzt, daß er geschloffen werden mußte Aber in dem Korridor, auf den Treppen, im großen geräumigen Hof und später selbst auf der Straße standen unzählige Menschen, dicht wi« eine Mauer. Die Schutzleute hatten Mühe den Straßenverkehr aufrecht zu erhalten. Tait es doch diesmal etwas ganz Besonderes: ein Ereignis, das in der Geschichte der Königlich Sächsischen Lotterie einzig dasteht: Hauptgewinn und Prämie fielen auf eine Nummer. 800 000 Markl Von Viertel stunde zu Viertelstunde stieg die Erregung. Die Menschenmenge wuchs von Minute zu Minute. Es war ein beängstigendes Gedränge. Els Uhr war längst durch. Nur noch vier hundert Nummern waren in den Trommeln. Der Listenschreiber brachte eine neue Liste. Mit Mühe drängte er sich durch die vielen Wartenden zum Boten. Nur noch dreihundert Nummern! Nach 10 Minuten dasselbe Schauspiel. Nur noch 200 Nummern! Das große Los ist diesmal hartnäckig wie noch nie mals. Es läßt bis zur letzten Minute auf sich warten. Da endlich öffnet sich die Tür. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Untechaltungsdlatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Zwei Minuten vor 12 Uhr. Höchstens 10 Nummern können noch in der Trommel ein. Die Menge schiebt, drängt, stürmt und chreit! „Das große Los ist raus! 58392!" Und dann geht es die Treppen hinab. Fenster scheiben werden eingedrückt. Auf dem Hofe stehen Tausend. Auf einem erhöhten Posten hat sich ein Photograph aufgestellt. Er bitttet um einige Sekunden Stillstand. Alle lachen und schreien „58392!" und stürmen die Straße hinaus. Dort halten die Elektrischen und Droschken. Sie können nicht weiter. Bald aber hat sich die Menschenmenge nach allen Richtungen der Stadt hin zerstreut. — In der Luppe wurde die Kassette auf gefunden, welche vorige Woche einem Lindenauer Restaurateur gestohlen ward. Die Einbrecher hatten das Bargeld (1500 Mark) an sich ge- nommen, die Sparkassenbücher und Wertpapiere aber in der Kassette belaßen. — Am Montag Abend in der siebenten Stunde wurde einer in der Dresdner Straße wohnhaften Schneiderin am Eingänge zum Johanna-Park bei der Weststraße das Hand- täschchen von zwei Unbekannten gewaltsam ent rißen. Die Täter ergriffen die Flucht durch Ochse" i Kälber sammel für Sv z Al!, rn und Zchlacht' ldgewicht !0 Ml., Schlacht' ldgewiA 70 bi« -51 Ä stand beseitigt werden könne. Im ß 63 des Schulgesetzes könne man lesen: „Die Annahme eines Hilfslehrers kann nur mit Vorwißen und unter Genehmigung des Bezirksschul- inspektork erfolgen, welcher dafür zu sorgen hat, daß nicht solche Schulstellen, welche für bleibend notwendig zu erachten sind, bloß durch Hilfslehrer versehen, sondern mit ständigen Lehrern besetzt werden. Ebenso ist daran festzuhalten daß in der Regel auf sechs ständige Lehrer nicht mehr als ein Hilfslehrer angestcllt wird." — Gegenwärtig komme es vor, daß in manchen Schulen auf nur drei ständige Lehrer zwei Hilfslehrer Kommen. DaS genannte pädagogische Fachvlatt meint, es sei die höchste Zeit, daß dis oberste Schulbehörde eingreife und die Bezirksschul inspektionen anweise, derartige Mißstände in ihren Bezirken möglichst bald zu beseitigen, damit die wartenden Lehrer endlich Stellung finden. Dresden. Der vor kurzem aus dem neuen Landgerichtögebäude am Münchner Platz entsprungene 17jährige Arbeiter Friedrich Paul Schütze ist wieder festgcnommen worden. Er wurde überrascht, als er sich auf einem Obst baum in einem Schrebergarten bei Pirna be fand. Schütze erscheint dringend verdächtig, nach seiner Flucht aus dem hiesigen Land- gerichtsgcbäude einen weiteren schweren Ein bruch verübt zu haben und zwar in der Verkaufsstelle des Konsumvereins zu Dohna bei Rottwerndorf. Bei diesem Einbruch fielen dem Diebe 700 bis 800 Mark in die Hände. Geld ist zwar bei Schütze nicht vorgefunden worden, doch nimmt man mit Bestimmtheit an daß er es beseitigt hat bezw. in einem sicheren Versteck aufbewohrt. Er ist der Staats anwaltschaft im neuen Landgericht wieder zu- gesührt worden. Den Einbruch, der zu seiner ersten Verhaftung führte, beging ec bekanntlich in Freiberg. — Die Schuhmacher sind in eine Bewegung eingetreten, weil die Forderung ihrer Organisation nach neunstündiger Arbeitszeit von dm Fabrikanten nicht bewilligt wurde. Eine am Dienstag zu diesem Zwecke abgehaltcne Ver sammlung nahm mit Bedauern Kenntnis von der ablehnenden Haltung der Unternehmer, beschloß jedoch mit allen zu Gebote stehenden Mitteln die Verkürzung der Arbeitszeit herbei- zusührcn. den Johanna-Park in der Richtung nach der Bismarckstraße zu und entkamen. Das ge raubte Handtäschchen war van braunem Leder und hatte weißen Metallbügel und Kettchen» senke!. Es enthielt ein Portemonnaie aus braunem Leder mit 13 Mark und ein weißes Taschentuch mit roter Kante. Si ebenlehn. Dec durch die Brandstifter affäre bekannt gewordene Bürgermeister Barthel jat sich am 28. Oktober vor dem Königlichen Landgericht wegen Sachbeschädigung und am 30. Oktober wegen Untreue im Amte zu ver antworten. Freiberg. Die Behauptung, daß die verbrecherische Bürgermeisterstochter aus Brand zur Beobachtung ihres Geisteszustandes in die Jrrenabteilung des Zuchthauses zu Waldheim übergefühtt worden sei, entspricht nicht den Tatsachen. Grete B-ier befindet sich nach wie vor im hiesigen Untersuchungsgefängnis, wo sie üs zum Abschluß der Voruntersuchung bleiben wird. Das Verhallen der Beschuldigten deutet keineswegs darauf hin, daß sie un zurechnungsfähig ist. — Dis photographischen Platten zu dem Bildnis der Mörderin, die be hördlich beschlagnahmt worden waren, sind jetzt aus Vorstellungen d-ö bete ffcnden Photographen wieder sreigegeben worden. Werdau. Ein ganzer Trupp Reisende passierte den hiesigen Bahnhof. Wie sich zerausstellte, war cs eine einzige Familie, und zwar: Vater, Mutter, 16 Kinder, Onkel, Tante und Großvater; eins der ältesten Kinder hatte wiederum Frau und 2 Kinder mit, während ein Sohn seine Frau allerdings ohne Kinder mit hatte; die Mutter der Kinder er klärte, daß sie noch zwei Kinder in der Lehre jabe, die nicht mit könnten. Bemerkenswert st, daß unter den ganzen Kindern nur 6 Mädchen sind. Die Frau war 41 Jahre, der Mann 40 Jahre alt. Die glückliche Mutter der 18 Kinder sieht einein frohen Ereignis entgegen. Der ganze Trupp, be- tehend aus 25 Personen, wollte zur Kirmes reisen; die Gastgeber konnten sich freuen, denn es schienen alles tüchtige Eßer zu sein. Plauen. In dem nahegelegenen Schloditz brach am Montag abend gegen 10 Uhr in dem Wohnhause des Steinbruchsarbeiters Gustav Windisch Feuer aus, das von dem geistig minderwertigen 23 jährigen Neffen des Besitzers angelegt sein soll. Die Bewohner konnten sich retten. Windisch drang später noch einmal in das über unv über brennende Haus ein, um etwas zu retten, und fand in den Flammen seinen Tod. Der Brandstifter ist verhaftet. Johanngeorgenstadt. Zwei Automobils von Fichtelberg kommend, fuhren hintereinander durch unsere Stadt. Das erste Automobil wurde an einer Straßenkrümmung auf die Seite geschleudert. Das zweite Automobil sauste in das erste hinein. Beide Insassen, ein Herr und eine Dame, trugen schwere Ver letzungen davon. Schönfeld. In der Nacht zum Sonntag brannten drei größere, dem hiesigen Rittergut gehörige Strohfeimen in unmittelbarer Nähe des Ritterguts nieder. Kaum hatten sich die Feuerwehren vom Brandplatze entfernt, als gegen 12 Uhr schon wieder Hornsignale und Sturmglocke Feuer verkündeten. Es brannte die neue größere mit Erntevorräten vollständig gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Reißig. Trotz eifrigsten Bemühens gelang es nicht, die ältere kleine Scheune und das Wohnhaus zu retten, sodaß in kurzer Zeit das ganze schöne Gut vernichtet war. Das Vieh und einiges Mobiliar kannte gerettet werden. Den Kala- mitosen, der zwar versichert hat, trifft doch ein ziemlicher Schaden. Die ganze Gemeinde be findet sich in einer koloßalen Aufregung, die man allerdings versteht, wenn man hört, daß es innerhalb drei Wochen dort sechsmal ge brannt hat. Vrrtliches unv Sächsisches, i Vttcndors.Vkrilla, den 24. Oktober ryor. —* Lie Verteilung deö großen Loses. 1 Aktuna hat diesmal, wenigstens soweit j Dresden in Betracht kommt, seine Gaben über - ^iche Leute ausgestreut, die es wirklich gut ge- § Zauchen können. Fast olle fünf Zehniel des großen Loses und der Prämie, die am Mn Ziehungstage nach hier in die Kollektion , von Gustav Gericke gefallen waren, sind in die ! Hände bedürftiger und armer Leute gefallen. , 3m Teil haben an einzelnen Zehnteln eine . höhere Zahl von Mitgliedern Anteil, sodaß § ikdenfolls mit der großen Summe von G,ls fielen kleineren Leuten, wenn auch mit b-- cheidenen Summen, geholfen worden ist. Ünler anderem sollen auch 8 oder 7 Mädchen, hier in einer Fabrik beschäftigt sind, ein 3'hntel davon gewonnen haben. Hoffentlich ift auch die andere noch Chemnitz gefallene Hälfte dieses großen Gewinns in Hände ge engt, die es besonders brauchen können. —* Heller Oktober, viel Wind im Winter! agt eine alte Wetterregel, die mit Bezug auf anhaltende klare Oktoberwetter Beachtung °«rdient. Aber der Oktober gibt nach andere Anzeichen, von denen man aus den kommenden Änter zu schließen berechtigt ist. Da heißt '« in einer Wetterregel: „Trägts Häschen ^ng sein Sommerkleid, so ist der Winter auch Koch weit." Auch die schwarzgefiederten Scharen der Krähen, wenn sie hoch in den Lüsten über den Wäldern schreien, gelten dem ^ndmann als Wetterpropheten für den Winter, denn von ihnen heißt es: „Halten die krähen Konvivium, sieh nach Feuerholz dich »m!" Als eigentliche Grenzscheide zwischen sirbst und Winter aber gilt der 28 Oktober, ^tr Tag Simon Juda, von dem cs heißt: »H Simon Judas erst vorbei, dam rückt der sinter auch h rbei." —* Das Jahr 1908 ist ein Schalljahr. Neujahrslag fällt auf einen Mittwoch die Üestnacht aus den 3. März. Ostern fällt spät ^d infolgedessen dauert die kommende Saison ^'r Maskenbälle zwei Wochen länger als bei Normalen Verhältnissen. DaS Osterfest wird 'A 19. uns 20 April gefeiert, Himmelfahrt ^Nde Mai, Pfingsten am 7. und 8. Juni. Wischen Pfingsten und den großen Ferien nur fünf Schulwochen. Das Reswmattons- W fällt auf einen Sonnabend, der erste Advent aus den 29. November, daS WeihnachtS- i'ß auf Freitag und Sonnabend und Sylvester ^f einen Donnerstag. , —* Lehrri Überfluß in Sachsen. Während Preußen ein nahezu erschreckender Lehrer- ^ONgel herrscht, kann man in Sachsen von ^em immer meh>' zunehmenden Lehrerüberfluß Sechen. Sobald jetzt eine ständige Lehrer- ^lle ausgeschrieben wird, was, wie die sächsische Schulzeitung bemerkt, garnicht mehr Mfig voikommt, so meldet sich eine große Anzahl von wahlfähigen Lehrern, die bis jetzt ^ch keine ständige Lehrerstelle haben. DaS ^Nannte Blatt bemerkt hierzu, daß dies längst ^rauSzusehen gewesen wäre. Trotzdem seien ^ue Seminare gegründet und neue Parallel- ^oss-n eingerichtet worden. Doch das sei nicht 'Mg und allein der Grund der gegenwärtigen Silage so vieler junger Lehrer. Der Miß- "»nd hätte sich nicht so verfrüht eingestellt, die gesetzlichen Vorschriften immer befolgt Morden wären. Warum werde das Schui- nicht angewendet, wenn dadurch der Nol- Ruhi- ter 2-0 ussiMi >is 257- her, 70 )00 U 195 bi« 215 bi« er, pr° g-20i, uer 1^ am«". 4—170" >are 1^0 to: M' ce nett», Jelsaote" 315 bi« 5 -82b' 5-270' 5, B--' retto E 100 ünkuche», . 18,OO- DreSdi^ ,e 12.60 etto 0^ i 14,60; 2,70 b'« 4,20 bi >rfer Zeitung'- scheint re^astag, Donners. und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen t,2v Mark. Lokalzeitung für die OrtsAasten Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. öffentliche Kemeinderatssihung Ottenckork-filomtLckops, am 24. Oktober 1907. Der Gemeindevorsiand.