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Kaiser traten die Tränen in die Augen, da sang die Nachtigall noch schöner.“ Im anschließen den Adagioduett zwischen Solovioline und Flöte sprechen sich Kaiser und Sängerin aus über die „Freiheit des Künstlers“, und im Presto flieht die Nachtigall wieder in ihre Freiheit. Ein Jen du rossignol mecanique, das Spiel einer künstlichen Nachtigall, soll die natürliche Nachti gall ersetzen: Das Spiel brilliert mit „Flattcrzunge“ statt mit seufzenden Nachtigallcntrillcrn, mit steifen Scchzchntelfiguren statt mit einschmeichelnden und bezaubernden Koloraturen. Aber das bappy end der 20 Minuten währenden witzigen Symphonischen Dichtung naht - die wiedergekehrte, natürliche Nachtigall hilft mit ihrem Singen, daß der Tod den Kaiser flicht. Alexej Dawidowitsch Matschawariani, geboren am 23. September 1913 in Gori in Gru sinien, studierte am Konservatorium Tbilissi. Die grusinische Volksmusik bildet den Unter grund seiner Kompositionen, er ist als Verdienter Künstler von Grusinien ausgezeichnet und als Dozent für Komposition und Chordirektion am Tbilissier Konservatorium tätig. Mit dem 1950 komponierten Violinkonzert - er schrieb u. a. eine zweiaktige patriotische Oper „Mutter und Sohn“, ein Klavierkonzert und das Klavierwcrk „Chorumi“ (einen grusinischen Kriegs tanz) - hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Das Werk erfreut durch seine volkstümliche Unmittelbarkeit und seine Frische. Die Solovioline setzt rigoroso ed energico im ersten Satz (Allegro) ein, von den Streichern und den Holzbläsern begleitet, ein poco meno mosso (weniger schnell) läßt sie im Gegensatz dazu lyrisch singen, rhythmische und lyrisch betonte Teile wech seln in reizvollen geigerischen Aufgaben miteinander ab. Einer von Matschawariani kompo nierten Kadenz folgt die rasch zu Ende gehende Coda. Im zweiten Satz (Andante sostenuto = verhaltenes Schreiten) spielt die Solovioline tranquillo dolce e semplice, also geruhsam und einfach, zu einer langsamen Einleitung der Streicher, sekundiert von der Klarinette und der Flöte. Ein agitato (lebhaft bewegt) und ein appassionato (leidenschaftlich bewegt) werden ge steigert bis zu den höchsten Geigenhöhen. Der Finalsatz (Allegro vivo = lebendig und schnell) lebt ganz vom Rhythmus: Die Sologeige setzt nach einem stürmischen Tutti (= das Ganze) des Orchesters wirkungsvoll auf der G-Saitc ein. Rhythmische Prägnanz, Doppelgriffe und pizzicato mit der linken Hand geben dem Schlußsatz das rechte virtuose Gepräge, eine an- gcdcutcte Kadenz von kurzen Trioiengängen leitet den schwungvollen Schluß des Konzertes ein. D-Moll und D-Dur, im langsamen Satz g-Moll, machen die Grundtonarten aus. Paul Dukas (1865-1935) war geborener Pariser und Schüler des dortigen Konservatoriums. Sein Schaffen ist beeinflußt von Richard Wagner, Cesar Franck, Vincent d’Indy, von Gabriel Urbain Faurc und Claude Debussy. Während seine Sinfonie (C-Dur), seine Ouvertüren, seine Kammermusik, die Oper {Ariane et Barbe bleue) und das Ballett (Uz peri) auch in seinem Heimatland nur wenig, bei uns gar nicht mehr aufgeführt werden, machte ihn seine program matische Musik Uapprenti sortier (= Der Zauberlehrling) damals (und heute noch) welt berühmt. Die Veranlassung zu diesem Orchesterscherzo wurde Goethes romantisch-skurille Ballade vom Zauberlehrling, der die magische Formel seines Meisters benutzt und die Geister beschwört, aber das Zauberwort vergessen hat, um die schließlich hervorgerufenen und ihn furchtbar bedrängenden zauberischen Kräfte zu meistern. Zuerst spürt der Hörer die geheim nisvolle Atmosphäre im Zaubererheim {asse^ lent = genügend breit). Ein zweites Thema {vif = lebendig) schildert den sorglosen und leichtsinnigen Zauberlehrling, ein feierliches Thema der Blechbläser zeigt die Macht des alten Zauberers. Nach dieser klaren Aufstellung der Themen beginnt das eigentliche Geschehen: Der verzauberte Besen schleppt immer mehr und immer mehr Wasser herbei, bis der Lehrling die Fassung verliert und er den Besen an ¬ gesichts der heranbrausenden Wassermassen durch einen Axthieb zerschmettert. Aber nach einem kurzen Schweigen nimmt das Wasser seine unheilvolle Tätigkeit wieder auf - bis der allmächtige Zaubermeister selber erscheint und alles in Ordnung bringt. Präzise Klarheit der Gedanken und glänzende Instrumentation machen Dukas zu einem hervorragenden Vertreter der französischen Schule, Prof. Dr. Mlynarczyk VORANKÜNDIGUNG: Nächste Konzerte im Anrecht A 6./7. Januar 1962, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr Dienstag, 12. Dezember 1961, 19.30 Uhr Steinsaal Deutsches Hygiene-Museum 2. Kammermusikabend der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie, Anrecht D Werke von Rossini, Kurz, W. A. Mozart Freier Kartenverkauf! 25./26. Dezember, jeweils 19.30 Uhr 4. Außerordentliches Konzert (Weihnachtsfestkonzerte) Dirigenten: Prof. Heinz Bongartz, Siegfried Geißler Solisten: Gerda Röder, Dresden, Sopran - Brigitte Pfretzschner, Dresden, Alt - Horst Hirschbcrgcr, Dresden, Bariton - Rolf Wollrad, Dresden, Baß Werke von J. S. Bach, A. Webern, P. Cornelius, J. S. Bach, I. Strawinski, H. Krause-Graumnitz Freier Kartenverkauf! LITERATURHINWEISE: Hermann Abert: W. A. Mozart, Leipzig 1923/1960 Karl Schönewolf: Konzertbuch II, Berlin 1961 Karl Laux: Musik in Rußland und in der Sowjetunion, Berlin 1958 Karl H. Wörner: Neue Musik in der Entscheidung, Mainz 1956 4. Philharmonisches Konzert 0268 Ra III-9-5 1261 1,4 It-G 009/82/61