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Zweites Blatt. 'dL für für für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiurr-vierzigste* Jahrgang. Nr. 98. 1883. Freitag, den 7. December Erscheint wöchentlich 3 Mal Dienstag und Freitag AbonnemeniSprclS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet^O Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bi» Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnementspreis virteljährlich 1 Mark. Tine einzelne Nummer kostetet) Pf. Jnseratenannahme Montags ».Donnerstags »i« Mittag 13 Ubr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Inserat und Ueklame. Aus der „Berliner Presse". Die Presse ist die sechste Großmacht! Wie Viele haben sich lange gegen diesen Ausspruch gesträubt und mußten doch schließlich, wenn auch mit Widerwillen zugeben, daß er eine unleugbare, nicht zu bekämpfende Wahrheit enthalte, und daß Alle Diejenigen, welche diese Großmacht mit Verachtung zu strafen gedachten, stets den Kürzeren zogen. Das wissen auch die übrigen Großmächte. Deshalb haben sie sich von jeher mit ihrer jüngsten Schwester, der Presse, gut gestellt und selbst unser allmächtiger Reichskanzler, dem doch nach seinem ei genen Ausspruch so Allerlei „Wurst" ist, weiß recht gut, daß die Männer „vom verfehltem Beruf" nicht die schlechtesten Streiter im gewaltigen, Kampfe um das Dasein von Völkern und Staaten sind. Aber nicht allein auf politischem und sozialem Gebiete ist die Presse eine Großmacht, sie ist es nicht minder auf volkswirthschaftli- chem — im Handel und Wandel des täglichen Lebens und hier zeigt sich am deutlichsten ihre Macht in der Wirkung der Annonce und der Reklame. „Aha," höre ich da den Leser ausrufen, „da schreibt Einer für seine eigene Tasche; der Herr Plauderer der „Berliner Presse" arbeitet für den Jnseratentheil feines Blattes." „Jo, lieber Freund," antworte ich ihm, „das thue ich allerdings, und bin gar nicht böse darüber, wenn meine Plauderei Dich veranlaßt, recht viel zu inferiren, aber ich arbeite auch in Deinem eigenen Inte resse, indem ich Dich darauf aufmerksam mache, wie Vortheilhaft es für jeden Geschäftsmann ist, recht fleißig, immer und immer wieder zu inferiren und dem Publikum fo oft wie wöglich fchwarz aus weiß vor Augen zu führen, was es bei ihm finden kann. Denn es liegt ein gar merkwürdiger Zauber in einer solchen im mer wiederkehrenden Annonce. Zuerst beachtet sie kein Mensch, oder die Augen huschen flüchtig darüber hinweg; das zweite, dritte Mal liest er sie vielleicht flüchtig, ohne sich etwas dabei zu denken, das vierte Mal ärgert er sich sogar, daß das Ding noch immer an der selben Stelle steht, beim fünften Male denkt er über die Sache nach, und meint, man könne sich dieselbe doch mal ansehen, aber das sechste Mal geht er wirklich hin — und der Zweck des Inserats ist erreicht. Das wissen auch die richtigen Spekulanten ganz gut und weil die Engländer und Amerikaner uns im Handel und Wandel gehörig voraus sind, so hat auch gerade das Jnseratenwesen bei ihnen einen ungeheueren Aufschwung genommen und mit demselben wird eine Re klame betrieben, von der sich unsere Schulweisheit Nichts träumen läßt, die sich aber trotz ihrer Kostspieligkeit dennoch gut rentiren muß, da notorisch diejenigen Firmen, welche am meisten inseriren, gerade die glänzendsten Geschäfte machen. Allerdings ist auch eine große Anzahl deutscher Firmen seit Jahren auf die gesunde Idee des fort währenden Jnserirens gekommen und die Ausdehnung ihrer Etablisse ments beweist, daß sie recht gut wußten, was sie thaten, als sie ein großes Kapital lediglich nur an Anzeigen und Reklamen opferten. Ich erinnere nur an Geschäfte in unserer nächsten Umgebung: Johann Hoff, Rudolph Herzog, Oswald Nier, Hyppolit Mehles u. A. m., die anerkannter Maßen gerade der fortwährenden Jnfertion einen großen, ja den weitaus größten Theil ihres bedeutenden Umsatzes verdanken. „Schwindel" nannten unsere philisteriösen Vorfahren die oft wie derholten Geschäfts-Anpreisungen jüngerer, sortschrittlicher angehauchter Jndustrieeller — aber ihre Söhne dachten darin zeitgemäßer und praktischer und acceptiren ebenfalls die Methode der Kundmachung durch die Blätter, weil sie recht wohl einsahen, daß das Publikum nicht gern lange sucht, wenn es etwas nöthig hat und eS gerne hat, wenn es — man verzeihe mir den Ausdruck — mit der Nase darauf gestoßen wird, wo es feine Bedürfnisse am besten und billigsten ein kaufen kann. Ja, das Inserat und die Reklame sind ebenfalls eine nicht hoch genug zu achtende Großmacht und wer heut zu Tage sein Geschäft machen will, der muß annonciren, er mag wollen oder nicht — das liegt einmal im Geist der Zeit. Wer sich aber gegen diesen stemmen will, der versteht eben seine Zeit nicht und sie läßt ihn zur Strafe dafür links liegen — wirft ihn zu den Todten. Also inserire, wer sein Geschäft machen will. Aber er inserire auch mit Sinn und Verstand. Denn es gehört Verstand dazu und das Geld thut's nicht allein. Einmalige große Geschäfts-Anzeigen nutzen in der Regel nicht viel — einmalige kleine selbstverständlich noch weniger, ja gar nichts, wohl aber erweisen sich die Letzteren stets wirksam, wenn sie oft wiederholt werden. Wer also nicht die Mittel hat, eine durch ihre Größe sofort in das Auge springende Anzeige immer wieder in bestimmten Zwischenräumen erscheinen zu lassen, der begnüge sich mit einer kleinen — aber er fasse sie wohlweislich so auffallend wie möglich ab, bringe sie so oft wie möglich und er darf überzeugt sein, daß sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Namentlich hat diese Insertion den Zweck, daß sich die betreffende Anzeige nach und nach unwillkürlich dem Gedächtniß des Lesers einprägt und er bei Bedarf sich sofort des inserirenden Geschäftes erinnert. Von größter Wichtigkeit ist auch die richtige Wahl derjenigen Zeitung, in welche wir unser Inserat aufgeben. „Eines schickt sich nicht für Alle!" Wohl nirgends hat dieses Won eine größere Bedeu tung, als auf dem Gebiete des Jnferatenwefens. Wenn beispielsweise irgend ein Geschäft, welches speziell fertige Arbeiter-Kleider verkauft, seine Anzeigen in einem eleganten Salonblatt sagen wir, etwa in der „Gegenwart" oder in der „Deutschen Rundschau" einrücken würde, so dürften dieselben verwünscht wenig Erfolg hoben, da das Publikum, welches diese Blätter liest, schwerlich seinen Kleiderbedarf aus derar tigen Geschäften bezieht. Dem Leserkreis des betreffenden Blattes aber muß die angekündigte Waare ein Bedürfniß sein, wenn der In serent nicht einfach sein Geld zum Fenster hinaus werfen will, und wer etwa ein Geschäft in westphälischen Schinken machen will, soll dieselben nicht in einer jüdischen Zeitschrift inseriren. Ein schlagenderes Beispiel fällt mir gerade nicht ein. Fassen wir nochmals das Gesagte kurz zusammen: Inseriren! denn das Inserat ist eine Macht. Ost inseriren, wenn auch kurz, sonst findet das Inserat keine Beachtung. Geschmackvoll inseriren, damit das Inserat Jedem in das Auge springt, und endlich in den zum Inserat passenden Blättern inseriren. Und schließlich noch Eines: Das Inserat nicht auf den Kopf siel- len! Vernünftige Menschen drehen prinzipiell die Zeitung nicht um, und dann bleibt die Anzeige einfach ungelesen. Fr. Br. Obstbau «Kalender für Dezember. Die günstige Herbstwitterung hat es wohl möglich gemacht, daß die im vorigen Monatskalender in Bezug auf Düngung, Reinigung und Anstrich der Stämme, Ausputzen und Auslichten der Baumkronen rc. erwähnten Arbeiten haben ausgeführt werden können. Sollten die Spaliere, Zwergobstbänme, fowie junge, hochstämmige Obstbäume noch nicht vor den Gefahren des Winters geschützt worden sein, so ist dasselbe nun unverzüglich nachzuholen. — Den Bäumen, deren Stamm genügend erstarkt ist, nimmt man nun die Pfähle, damit sie bei den Winterstürmen nicht ohne Noth gerieben werden und auch die Wurzeln mehr Platz gewinnen. Solche Bäume aber, welche der Pfähle noch bedürfen, werden untersucht und die schadhaften Pfähle und Bänder erneuert, - damit sie die Winterstürme desto sicherer aus halten. — Strenge Winter mit hohen Kältegraden richten oft in der Baumwelt großen Schaden an. Man hat nun zwar verschiedene Mittel empfohlen, um das Erfrieren der Bäume zu verhindern, doch sind manche derselben durch die Erfahrung noch nicht hinlänglich er- propt, um sie ohne Weiteres allgemein empfehlen zu können. Das gilt z. B. von dem folgenden, von Dr. Lucas Empfohlenen Mittel. Derselbe schreibt: „Bildet sich eine hohe Schneedecke, bevor noch Frost im Boden ist, und treten darauf hohe Kältegrade ein, fo wird oft in der Baumwelt unermeßlicher Schaden angerichtet, wie dies z. B. im Winter 1870—71 der Fall war. Biele Bäume könnten aber gerettet werden, wenn dann beim Eintritt strenger Kälte der Schnee um den Fuß der Bäume entfernt würde, damit der Frost in den Boden ein dringen kann. Dadurch hemmt man die Thätigkeit der Wurzeln, ver- schäft dem Baume die jetzt so nöthige Ruhe und macht ihn fähig, der Kälte besser zu widerstehen." Während ein hiesiger (Freiberger) Obst baumzüchter durch eigene Erfahrung die Richtigkeit des von Dr. Lucas empfohlenen Verfahrens bestätigt, ist sie von anderer Seite angefochten worden. Folgendes hingegen dürfte, weil durch Erfahrung allseitig bestätigt, allgemein zur Nachachtung empfohlen sein: Nach strengen Wintern entstehen besonders an Stämmen mit glatter Rinde im Früh jahr nicht selten sogenannte Frostplatten oder Frostrisse. Die Frost- platten zeigen sich im Frühjahr als etwas aufgeblasene, wie verbrannt aussehende Stellen der Rinde, welche aber später einfallen, zusammen schrumpfen und durch Rindenrisse abgegrenzt erscheinen. Frostrisse sind durch große Kälte entstehende, in der Längsrichtung des Stammes verlaufende und tief in denselben eindringende Risse. Diese Frostschä den am Stamme zeigen sich fast immer nur an der Süd- bis Süd westseite, also an der Seite, an welcher der Stamm den Strahlen der Wiutersonne ausgesetzt ist. Da nun erwiesen, daß die Einwirkung der Sonnenstrahlen unmittelbar vor und nach großer Kälte eine unbedingt schädliche ist, so kann man derselben nur dadurch entgegenwirken, daß man den Stamm vor den Strahlen der Sonne im Winter schützt. Dies kann geschehen durch den oft empfohlenen Kalkanstrich, durch Anbringung des Pfahles an der Südwestseite, oder durch Einbinden des Stammes mit Stroh, Schilf oder Nadelholzreißig. Alles dies erfordert jedoch Zeit und Mühe. Das beste Mittel, seine Obstbäume gegen schädliche Einwirkungen des Frostes zu schützen, bleibt immer die Auswahl passender, dem Einflüsse der Kälte widerstandsfähiger Obstsorten, sowie eine rationelle Behandlung und Pflege derselben.— Aeltere Bäume können bei Frost mit dem Ballen versetzt werden. Man wird aber von diesem Verfahren so wenig wie möglich Gebrauch machen, da ja die Erfahrung lehrt, daß bei aller Sorgfalt und Pflege solche Bäume meist jahrelang kränkeln und selten zu einem gesunden Wachsthum zu bringen sind. — Im Januar und Februar werden zuweilen bei strenger Winterkälte die anstehenden Reiser durch den Frost zur Veredlung untauglich. Man ist dann der Gefahr ausgesetzt, keine geeigneten Reiser schneiden zu können. Deshalb dürfte darauf