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und Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg u Brand. Prti« virrteljährl. 20 Rgr. Jnsnatt Pret» vlmtliayn. r» Ngr. IZnsnott «erd« die gespaltm« Zeile oder »««4 . I Raum mit 8 Pf. berechnet. O G ^36 Mittwoch, dej» 14. Februar Erscheint i. Freiberg jeb. Wochen t. Ab. SU. für den and.Tag. Jnser. «erdm bi« V. 11 U. für nächste Nr. angen. — - —v Lages^eschichtc. Berlin. Nach der „Nogat-Ztg." wird im Sommer die Säm- larfcier der Wiedervereinigung WeflpreußenS mit dem preußischen Staate in Marienburg stattfinden und der Kaiser au der Feier in Person theilnehmen. — Wie man auS München schreibt, soll die Frage wegen Ein führung einer von allen Lontingeaten des deutschen Heere- anzu- legenden Locarde im Laufe der nächsten Zeit ihre definitive Er ledigung finden. — Unter den Regierungen de- deutschen Reiche- schweben gegenwärtig Verhandlungen über Herstellung einer „ReichS-Kassen- Anweisung." Die bezügliche Vorlage soll noch in der Frühjahrs- Session an den Reichstag und zwar gleichzeitig mit dem definitiven Münzgesetz gelangen. Meiningen, 10. Februar. Ueber da- soeben erfolgte Lbltben der regierenden Herzogin Feodore von Sachsen-Meiningen, geb. Prinzessin v. Hoheulohe-Laugeuburg, geht der „Allg. Ztg." eine Korrespondenz zu, der wir Folgende- entnehmen: Ihr« Hoheit starb in der dritten Stunde der letzte» Rächt am Scharlachfieber, welche- sie fich wahrscheinlich im Krankenhaus« geholt hatte, wo fie, ohne Rückficht auf ihre eigene zarte Gesundheit, nur zu ost ver weilte, um den Leidenden Trost und Linderung ihrer Schmerzen zu bringen. Mit rührender Aufopferung widmete fie fich während der KriegSzeit der Pflege der Verwundeten. Der edlen Fürstin, die der Tod in der Blüthe ihre- Leben- — fie zählte noch nicht 33 Jahre — dahinrafste, folgt viel Liebe über- Grab hinaus. München, l0. Februar. In der heutige» Sitzung der Kammer der Abgeordneten nahm der Fiuauzminister Anlaß, über die miß liebige Beurtheilung de- letzten MilitäranleheuS fich zu äußern, bez. zu rechtfertigen. Ma» köone fich schwer in seine damalige Lage hiueivdeoken. Die Mobilisirung sei unerhört rasch gegangen, die Lassen leer gewesen ; durch Entgegenkommen der Hypothekcn- und Wechselbauk und Zufluß auS Norddeutschland sei einige Hilfe gekommen. Sein Verfahren sei von dem Wunsche, sicher zu gehen, geleitet gewesen; 14 Tage später hätten die Verhältnisse sich ganz ander« gestaltet gehabt. Der Grund der Ueberzeichuuug habe nicht io der Unreducirbarkeit gelegen, sondern in den inzwischen täglich eiotreffeudeu glücklichen Nachrichten; Beleg dafür sei, daß auch in Beträgen von über 10,000 Fl., wo man also Reductiou zu fürchten hatte, 50 Millionen gezeichnet worden sei. Der ZinSverlust sei weit übertrieben worden; hätte man Mitte August 20 Millionen ausgenommen und zwei Monate später wieder 30 Millionen, so ergäbe fich ein ZinSverlust von 250,000 Fl. ; dieser sei aber durch Anlagen in Berlin, Wechsel u. s. w. wieder gedeckt worden. Wetter stellt der Finanzmioister da- Gesetz über die Verwendung von KriegSentschädigungSgelderu in baldige Aussicht und erklärt auf die Anfrage, ob bei dem Milttäranlehen eine Provision für gezeichnete größere Beträge an- Ausland gezahlt worden sei: Bei den Bor- schußbeträgeu sei überall eine Provision bezahlt worden, sonst aber nur die übliche Tantieme von */. Procent an die ZeichuungSstellev, selbst davon habe nur ein Hau- Gebrauch gemacht, ein andere- habe */« Prorrnt genommen, da- HauS Rothschild habe ganz verzichtet. Paris, 12. Februar. Die Verhandlungen über einen neuen deutsch-französischen Poftvertrag haben zu einem, den deutsch« Forderungen entsprechend günstigen Abschlusse geführt. Die Unterzeichnung de- Vertrag« steht in allernächster Zeit zu erwarten. - Eine au- Corsica riugetroffene Nachricht meldet die gestern erfolgte Wahl Rvuher'S in die Nationalversammlung. London, 12. Februar. Reuter- Bureau wird auS New-Kork vom 12. Februar telegraphirt: Wie e- heißt, herrscht in dm osficiellen Kreisen Wa-Hiogtou- zwar große- Interesse, jedoch keine bemerkeuSwerthe Aufregung betreffs der Alabamastage; fall- England selbst zurücktrete von dem Vertrage, weroea keine ernstere» Resultate befürchtet, al- der Beginn von Lorunterhaudlungea. Die Ver stärkung der national« VertheidigungSmittel ist völlig unwahre Die „Time-" schreibt: Amerika hat niemals die Regelung de- i» der Klagschrift aufgeführten enormen iudirectea Schaden- erwartet; England- Entschuldigung in der Bertrag-einleitong hatte in hohe« Maaße das Laud verhöhnt. Nach solchen Eoncesfioaeu wäre die Erfüllung der gestellten große» Forderungen zweifelhaft. Gladstone- heftige Rede hat diese Angelegenheit außerhalb de- Bereiche- eiues LompromifseS gebracht. — „Echo" ist ermächtigt, mitzutheil«, daß die Regieruag noch keine Antwort au- Washington erhalt« habe. Dasselbe Blatt erfährt aus guter Quelle, daß der Generalgouveruear Ostindien«, Lord Maho in Pott Clair auf den Ludaulaaeiaselu, von eine« Strafgefangenen durch Messerstiche i» den Rück« getödtet wurde. Gladst»»« bestätigt im Unterhaus«, daß der Geueralgouverumr von Ostindien am 8. Februar Abend« ermordtt wurde. Der Mbrd« ist «in muselmanischer Depottirter. Rom, 6. Febr. Eine italienische Zeitung enthält interessante Nachrichten über die Art, wie der Papst seine Tage zu verbrstrge» pflegt. Wenn kein Sudievztag ist, bespricht fich der Papst mit Antonelli über politische und sodann mit dem Cardiaal-Bicar Patrizi über kirchliche Angelegenheiten. Audienz« giebt Piu« sehr gern, weil eS ihm Vergnügen macht, Leute zu sehen und fich in mitten seines Hofstaates sehen zu last«, der ohne Frage der impooirendste und pompöseste der Wett ist. Die vorherrschene Farbe ist Scharlach, der Papst allein trägt Weiß. Nach der Audienz bezieht fich der Papst in die Gärten und spaziert bi« zwei Uhr, zwei Mobilgarden vor fich, einen seiner Hausmeister zur Sette und gefolgt von zwei geheim« Kämmerern in mittelalterlich-spanischer Tracht. Nach der Messe liest der Papst die für ihn reservirteu Briefe, deren täglich eine große Zahl von Kaisern, König« und anderen hohen Personen eiuläust. Auch a«S dem Quirioal (dem Sitze der italienischen Regierung) geht ihm manche« Schreib« zu, uud diesen giebt er gern den Vorzug und lächelt häufig über ihren Inhalt. Zuweilen schreibt er selbst die Antwort auf Latein oder Französisch. Seine Schriftzüge find klein uud deutlich, wie von einer weiblichen Hand. Ist diese- Geschäft zu Ende, so läßt er fich Zeitungen vorlesen, namentlich die römische Chronik und da- Witzblatt Fanfulla und freut fich, wenn Regierung oder Stadt- rath einen Hieb mit bekommen. D« römisch« Stadtrath mag er nicht leiden, weil derselbe nicht« zu schaffen verstehe. Luch die Earricaturen läßt der Papst fich vorleg« und streut gern seine Bemerkungen eiu, daß fie weiter erzählt werde». Bou d« italie nischen Politikern spricht er uur mit Ironie. Nur vor einem Maune hat er wirkliche Achtung uud duldet uicht, daß seioe Umgebung^ UebleS von ihm spreche, uud da- ist Bittor Emanuel, der einzige Italiener, ,^er ein gute- Herz habe." Um 10 Uhr Lbeud- ver abschiedet fich der Papst von semeu Hosleutea. Im Batica», der 50 verschiedene Gebäude umfaßt, mit 14 inner« Höf« uud 12,000 Zimmern, wohnen gegenwärtig 3000 Personen. Er ist eine Stadt ohne Straße». Um de Merode uud Lutouelli, die fich gegeuseitig uicht leide» mögen, hab« fich zwei Pattei« geschaart. De Merode, eiu energischer Mann, steht au der Spitze der extrem« Wider- staudspartei mit Jesuiten uud Ultramoatan«, während der mehr gemäßigte Aoouelli die Eardisäle Berardi, de Lucca, Silvestri di Pietro, Atmot uud Elarelli auf seiner Sette hat Der Papst hält sich gut mit all« Bech«, Der Papst will Rom uicht verlast« frMMr Mittiger