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Blatt Amts und des StadLrathes des Aömgt. Amtsgerichts WuLsnrh Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr auftugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preil: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. UscheM Lönlgsbrülli, Radeberg, Radeburg, Moritzburg md Lmgegeud »-ck E-b-„ Hieöommdviei-figllsv Jahrgang. Rr. 13. 13. Februar L89S Mittwoch. Sonnabend, den 16. Februar 1895, Abends 6 Uhr, öffentliche Stcldtne^orrdnetenfitznn im Sitzungssaal. Tagesordnung hängt in der Rathhausflur aus. P u l s n i tz, den 12. Februar 1895. Der Stadtverordnetenvorsteher. Georg Heuchel. Wandergewerbe sch eine betr. Den Bürgermeistern und Gemeindevorständen des amtshauptmannschaftlichen Bezirks wird zur Nachachtung ,für die Zukunft hierdurch eröffnet daß es nach Z 59,1 der Gewerbeordnung zum blosen Feilbieten von Federvieh im Umherziehen eines Wandergewerbescheines nicht bedarf, der gewerbsmäßige Mn- und Mufkauf von solchem aber der Wandergewerbescheinpflicht unterliegt. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t K a m e n z, am 30. Januar 1895. vonErdmaunsdorff. Verkauf bleihaltiger Löffel französisch n Ursprungs betreffend. Es ist bekannt geworden, daß von französischen Fabrikfirmen nach Deutschland große Mengen Löffel eingeführt werden, die einen viel höheren Bieigehalt haben, als nach den Bestim mungen des Reichsgesetzes vom 15. ekuni 1887, betreffend den Verkehr mit blei- und zinkhaltigen Gegenständen (Reichsgesetzblatt vom Jahre 1887, Seite 273) erlaubt ist, Vorgenommene amtliche Untersuchungen haben ergeben, daß z. B. Vie Berzinnung der Löffel der Firma sssrsrss L Oo. Lsrruoourt (Unuto 8aons) und ihrer Filiale in Paris (ruo du Odatoau ä'Lsu Fo. 11) 38,85 °/o Blei ausweist, während nach H 1,2 des obgedachten Gesetzes nur 1 "/„ Blei zulässig ist; tz 4 Abs. 2 dieses Gesetzes bedroht den gewerbsmäßigen Verkauf und das Feilhalten mit solchen Löffeln mit Strafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Haft. Die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände des Bezirks werden hiermit angewiesen: 1 ., die Kaufleute und Gewcrbtreibenden ihres Ortes, welche derartige Waaren zum Verkauf halten, auf dieses Untersuchungsergebniß besonders hinzuwsisen und sie vor dem Vertriebe derartiger Waare zu warnen, einestheils, weil sie infolge ihres hohen Bleigehaltes in außergewöhnlichem Maaße gesundheitsschädlich wirkt, anderntheils, weil sie die einheimische Industrie dadurch schädigt, daß sie um ihres geringen W erthes willen zu außergewöhnlich billigem Preise verkäuflich ist; 2 ., den Handel mit französischen Löffeln ganz besonders zu überwachen, insbesondere bei den betreffenden Kaufleuten tc, wie auch auf Schützenfesten, Märkten u. s. w., nach der Herkunft der feilgebotenen Löffel zu forschen und von Zeit zu Zeit durch Sachverständige Proben solcher Löffel französischen Ursprungs untersuchen zu lassen. Crgievt sich hierbei eine Zuwiderhandlung gegen K 1 des obengedachten Reichsgesctzes, so ist die betreffende Waare mit Beschlag zu belegen und eingehende Anzeige über den Sachverhalt hierher zu erstatten. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 6. Februar 1895. von Erdmanns-orff. Montag, äen 18. Februar 1895 Viebmarbt in OijHo^weräu — Wir stehen gegenwärtig noch in der Epiphaniaszeit. Vor wenigen Wochen feierte die christliche Küche das Epiphaniasfest. Unser hohes Landesconsistorium hat diesen Tag dazu bestimmt, daß an demselben in allen Kuchen eine Collette für die Heidenmission gesammelt werde. Wohl wird in der Jetztzeit viel gethan, daß das Evan gelium von Christo auch den armen Heiden gebracht werden kann, und auch unsere deutsche Mission hat jedenfalls manchen schönen Erfolg zu verzeichnen. Dennoch b-finden wir Deutsche nns in' dieser Hinsicht gegenüber andere Nationen noch gewaltig im Rückstände, wie ein Beri t des Missionsdirektors der Leipziger Gese schäft, v. Sck wa: ß, besagt, der von seiner letzten Missionsreise aus Jadicu zurückgekehrt ist. Er schreibt insbesondere von den Missions schulen, daß dieselben mit großen Schwierigkeiten zu käm pfen haben, da die Hindus trotz ihrer alten Cultur und Wissenschaftauch dann, wenn sie zu den in den englischen Schulen unterrichteten gebildeten Leuten gehörten höchst ungern von ihrem Götzendienste ließen, weil derselbe i er Cultus des Fleisches sei und dem natürlichen Menschen mit seinen Herzensgelüsten freien Spielraum lasse. Die u. s. w. bieten. Das Lesegeld beträgt nur 2 wöchentlich für den Band. Wie schon früher, wird auch in nächster Zeit wieder in diesem Blatte durch Veröffentlichung - er Titel aller Neuerwerbungen Anregung zu fleißiger Benu tzung der Bücher gegeben werden mit dem Wunsche, daß durch solche in Zukunft recht Viele an sich selbst den Segen einer guten Volksbibliothek erfahren möchten. wieder für mehr als 100 vorzügliche Bücher ange schafft worden, wozu in Anbetracht des guten Zweckes solcher Volksbibliotheken, die ja der Volksbildung dienen sollen, in dankenswerthem Entgegenkommen das Könnt. Ministerin!» 90 Mk. und unsere Stadtvertretung 10 Mk. bewilligte. Leider steht die Zahl der Leser, insbesondere der erwachsenen und regelmäßigen Leser in keinem Ver-- hältniß zu den aufgewendeten Mitteln, der Reichhaltigkeit der Bibliothek und zur Einwohnerzahl unserer Stadt. Und doch ist es wahr, daß eine gute Büchersammlung ein großer Schatz ist, weil nichts so trefflich schützt gegen Einsamkeit und Langeweile, nichts so Herz und Geist be reichert, als wenn man die edelsten Geister verschiedener Länder und Zeiten durch ihre Schriften zu sich sprechen lassen kann. Wie Mancher könnte dadurch auch, wenig stens zum Theil, Ersatz finden für das, was in den größeren Städten die Arbeiterbildungsvereine oder andere Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Zu dem am Montag den 11. d. M stattgefundenen Viehmarkte, der unter der jetzt herrschenden großen Kälte viel zu leiden hatte, waren mir 10 Stück Ochsen und 42 . -tück Schweine auf die betreffenden Plätze gebracht worden, während die übrigen Thiere in den Ställen belassen und daselbst verkauft wurden. Das Rindvieh wurde noch allenthalben gut verkauft. Im Vorverkauf waren 223 Stück Kühe in den Ställen uutergebracht. Pulsnitz. Am Montag Abend beging der hiesige Gewerbverein sein Fastnachtsvergnügen, bestehend in Con- ceit, Vorführung lebender Bilder (aus dem Matrosenleben), Freimfel für die Mitglieder und Ball. Pulsnitz. Eine gemeinnützige Einrichtung unserer Stadt, die noch viel zu wenig gewürdigt und benutzt wird, ist die Volksbibliothek, die ihren Platz jetzt im Hause des Herrn Restaurateur Müller (Kamenzerstraße) hat und jeden Sonntag von 11—12 Uhr geöffnet ist. Sie ist durch Ankauf und Schenkungen von Büchern in den ca. 20 Jahren ihres Bestehens vielfach erweitert worden und zählt gegenwärtig über 1000 Bände erzählende und belehrende, vielfach mit Bffdern gezierte Volksschriften, zum großen Theil auch religiösen, geschichtlichen, geographi- Es dämmert im Lager der Sozial demokraten. Alle Diejenigen, welche die geschichtliche Entwickelung der Culturmenschheit kennen, werden sich gewiß nicht da rüber gewundert haben, daß die nach einer Verbesserung ihrer Lage mit Recht ringenden Arbeitermassen vielfach dem berückenden Einflüsse' goldene Berge vorzaudernder Sozialdemagogen verfallen mußten, denn es muß ja emen großen Reiz für bedrängte Menschenseelen haben, alle Noth deS Lebens von Staatswegen, einfach durch Aenderung der Wirthschasts- und Rechtsordnung zu beseitigen. Wundern mußte man sich aber doch schon seit Jahren darüber, daß unter den der Sozialdemokratie folgenden Handwerkern und Arbeitern sich nicht öfter ein muthiger und scharf ur- theilender Geist fand, welcher unumwunden den sozialisti schen Führern erklärte, daß in den letzten Jahrzehnten trotz großer Geldopfer seitens der Arbeiter positiv im so zialistischen Sinne für Dieselben gar nichts erreicht worden sei, nnd daß es deshalb wohl gut dünke, den Versuch zu machen, praktischen Sozialismus insofern zu treiben, daß man ausführbare wirthichaf liche Reformen durch die Ar- «E* für die Arbeiter durchsetze. In dieser positi en Richtung eine offene und ehrliche Sprache den sozialistischen gegenüber geführt zu haben, hat sich der Schlosser Wiese jgxrlm ein Verdienst erworben. Der selbe erklärte als Einberufer in einer neulich in Berlin abgehaltenen Arbeiterversammlung, daß die Propaganda des Sozialismus den Arbeitern Unsummen von Geldopfern auferlege, ohne daß sich die wirthschaftliche Lage der Ar beiter dadurch auch nur im Geringsten gebest rt habe. Der letzte Buchdrucker streik habe den Arbeitern zehn Millionen Mark gekostet, der Berliner Bierboycott eine Million und die Wahlagi tation koste oft in einem einzigen Wahlkreise 25,000 Mark. Man könne sonach behaupten, daß die deutsche Arbeiter bewegung (auf politisch: die Sozialdemokratie in Deutsch land) seit dreißig Juhren doppelt soviel gekostet habe, als Was seiner Zeit Lassalle zur Begründung der Produttiv- Genossenschaften für die ganzen Arbeiter an Kapital ver langt habe. Wenn es nun wahr sei, daß die Arbeiter ihr Ziel nur dann erreichen könnten, wenn sie auch winh- schaftlich die Macht hätten, so sei es hohe Zeit, praktischen Sozialismus zu treibe», und Productiv - Genostenscbi'sten durch Beiträge der Arbeiter für die Arbeiter zu gründen. Am besten — so sagte Wiese — könnten damit die Bauarbeiter den Anfang machen, denn durch die Beseitigung des Un- scheu und naturkundlichen Inhalts. Auch neuerdings sind etrnchmerthums bei den Bauten wie es in Großstädten so übermäßig emporgewuchert und vielfach zum Ruin bravw Bauhandwerker geworden ist, könnte billiger gebaut werden und die als Thellhaber fungirenden Arbeiter verdienten mehr als bisher. Merkwürdigerweise ist zu gleicher Zeit von einem Mainzer Sozialdemokraten, Namens Anhut, unter dem Titel „Ein Weg zur Verwirklichung" des Socialismus eure Schrift erscheinen, welche genau denselben Plan der Gründung der Productiv - Genossenschafter für Arbeiter verfolgt. Richtig ist nun ja allerdings, daß erstens dieser Plan nicht neu ist, und daß zweitens die „echten" und „überzeugten" Socialdemokraten wahrscheinlich die Genossen Wiese und Anhuth lächerlich zu machen suchen werden. Diese Kundgebungen beweisen aber doch, daß es denkende Männer im Sozialistenlager giebt, welche herausfühlen und es auch a ssprechen, daß die bisherige sozialistische Propaganda wirthschaftlich dem Arbeiter keinen Pfennig Nutzen gebracht hat. Dadurch wird vielleicht der Anfang . ... .. gemacht, einen Theil der Anhänger der Sozialdemokraten Fortbildungsvereine verschiedener Stände durch Vorträge von der radikalen socialistischen, aber ganz unfruchtbaren - m,r 2 .k Propaganda abzubringen und erreichbaren Zielen zuzuführen.