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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G Hartmann. ^287. Diese- Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntag- täglich Abends und ist durch alle Postanstaltra zu beziehen. Dienstag, den 4. November. Preis für das Vierteljahr Thaler. Insertion--Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. I8SI Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Aussetzung eines Preißcs für die Ausarbeitung eines „Lehrbuchs der Geschichte Sachsens zu nächst für die Volksschule" betreffend. Die ernsten Erfahrungen der letzten Jahre haben es im hohen Grade fühlbar gemacht, wie unentbehrlich für eine richtige Würdigung der vaterländischen Zustände und Ver hältnisse eine in rechter Weise vermittelte, tüchtige Kennt- niß der eigenen Landesgeschichte, insonderheit der im Laufe der vergangenen Jahrhunderte unter der Führung angestamm ter Fürsten gewonnenen staatlichen Entwickelung ist und da- unterzeichnete Ministerium des Eultus und öffentlichen Unterrichts erkennt es als eine hochwichtige Aufgabe für sich, darauf mit allem Ernste hinzuarbeiten, daß in den Schulen deS Königreichs dem nach dieser Seite hin nur zu offenbaren, großen Mangel abgeholfen werde. Um nun namentlich in der Volksschule dies Ziel in Hoffnung gebender Weise verfolgen zu können, vermißt man, bei allen anzuerkennenden Vorarbeiten, die aus älterer und neuerer Zeit vorliegen, ein Lehrbuch der Geschichte SachsenS, daS diese Geschichte, ohne zu große Ausführ lichkeit, doch in erschöpfender Gründlichkeit und mit gewis senhafter Treue in einer Weise darstellt, bei welcher alle die reichen Momente, welche die vaterländische Geschichte in so schöner Fülle enthält und die geeignet sind, die Gefühle ächter Vaterlandsliebe und einer treuaushaltenden Pietät gegen das angestammte Fürstenhaus zu wecken und zu pfle gen, nach ihrer ganzen Ausdehnung auSgebeutet und benutzt werden; rin Lehrbuch der vaterländischen Geschichte, das in der Volksschule al« Grundlage des Unterrichts gebraucht, zugleich aber auch über die Schule hinaus mit in das Leben genommen werden könnte, um auch da noch die Geschichte unseres Volkes in lebendigem Andenken zu erhalten. DaS Ministerium wünscht deshalb, daß Freunde und Kenner deS vaterländischen Geschichtsstudiums die Ausarbei tung eine« solchen Lehrbuchs, wie eS im Vorstehenden be zeichnet ist, sich als Aufgabe stellen mögen, und bestimmt den Prekß von Einhundert Thalern für denjenigen Verfasser, welcher ein Geschichtswerk dieser Art in solcher Vollkommenheit liefert, daß seine Schrift bei einer sorgfältigen und unparteiischen Prüfung nicht nur alS an sich dem Zwecke entsprechend, sondern auch unter andern etwa eingehenden Preißschriften als die vorzüglichste anerkannt wird. Es ergeht hiernach an alle Diejenigen, welche bei diesem Unternehmen zu concurriren sich geneigt fühlen, die Auf forderung, ihre deutlich geschriebenen Manuskripte, mit einem Motto alS Devise bezeichnet, nebst ihrer in einem versiegel ten Couvert verschlossenen schriftlichen NamenSangabe, bin nen hier und Johanni 1852 an die Kanzlei deS unterzeich neten Ministeriums unfrankirt einzusenden, welches letztere sodann die sorgfältigste Prüfung der eingegangenen Schrif ten vornehmen lassen, auch nach erfolgter Preißbcstimmung diejenigen Manuskripte, welchen der Preiß nicht zuerkannt werden konnte, mit den verschlossenen schriftlichen Namens angaben , ohne deren Siegel zu öffnen, ihren Verfassern durch die von ihnen bezeichneten Adressen zurückqeben wird. Ueber die dabei zu nehmenden Rücksichten wird noch Folgende« bemerkt: 1) DaS „Lehrbuch der Geschichte des Königreichs Sach sen, zunächst für die Volksschule" darf im Drucke nicht mehr alS höchstens rin Alphabeth in mittlerm Oktavformate > betragen, und hiernach wird der Umfang des Manuskripts ' zu bemessen sein. 2) Das Manuskript des Lehrbuchs, welchem der Preiß zuerkannt ist, wird Eigenthum des Ministeriums, doch er hält der Verfasser, wenn das Buch in Druck gegeben wird, außer dem Preiße noch einmal für allemal für jeden Druck bogen ein Honorar von 10 Thlrn., wogegen ihm bei wei tern Auflagen ein Anspruch auf Honorar nicht zusteht. Dresden, am 22. Oktober 1851. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Freiherr v. Beust. Schreyer. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 3. November. Die „N. Pr. Z." schreibt „Wir haben von verschiedenen Seiten bereits früher die Nachricht gebracht, daß die demokratischen und gothaisch- liberalen „Staatsbürger-", sowie durch eine laxe Senats regierung unter- und durchwühlten Zustände Frankfurts den ! Entschluß hervorgerufen hätten, den Sitz des Bundestages von dort zu verlegen. Wir hören, daß neuerdings dieser Gedanke noch einen prägnantern Ausdruck und bestimmtere Form erhalten hat, indem die königlich sächsische Regierung sehr vortheilhafte und in pekuniärer Beziehung günstige An erbietungen für den Fall gemacht hat, daß die Bundes- Versammlung geneigt sei, nach Dresden üderzusiedeln." — Diese Nachricht ist vollständig unwahr. Wien, 1. November. (Oester. R.) Se. Majestät der ! Kaiser werden am 5. d. M. wieder in Wien eintreffen. Die „Lemberger Zeitung" theilt neuerdings ausführliche Berichte mit über den enthusiastischen Empfang Sr. Maje stät im Zloczower Kreise und in Czernowitz, wo der Kaiser am 2t. v. M. AbendS in bestcm Wohlsein eingetroffen ! war. Se. Majestät geruthen von dorr Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten der Moldau, Gregor Ghika, den Orden der eisernen Krone erster Classe zu übersenden. — Heute Morgens 7 Uhr trafen Ihre Kaiserliche Ho heiten der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch von Rußland nebst Gemahlin, Großfürstin Alexandra, und zahl- reichem Gefolge aus Petersburg hier ein. — (Oester. R.) Infolge allerhöchster Ermächtigung hat Se. Excellenz Graf Radetzky 82 Individuen, die wegen ge ringerer politischer Vergehen gegen dir Vorschriften des Be lagerungszustandes zur Haft eines Jahres verurtheilt waren, Amnestie verliehen. — Man schreibt dem „C. Bl. a. B.": Der k. k. Ge sandte zu London wird demnächst hier erwartet und dürfte wohl erst nach verrauchtem Kossnthschwindel auf seinen Posten zurückkehren. — (Oester. R.) Die Banknoten ü 5 fl. vierter Form werden bis Ende Mai 1852 eingezogen und durch eine neue Form ersetzt werden. — (Ll.) Einer Zusammenstellung der sämmtlichen seit dem Jahre 1848 verurtheilren politischen Verbrecher und der aus denselben wieder begnadigten entnehmen wir, daß ein Dritttheil durch die Gnade Sr. Majestät deS Kaisers wieder in Freiheit gesetzt wurde, von den übrigen aber mehr als einem Fünftel die Strafzeit vermindert ist. — (Ll.) Gleichzeitig mit der eingeleiteten Beurlaubung der Militärmannschaftcn aus den der Rebulirung unterzogenen Truppen wird auch die Entlassung der sämmtlichen Capi- tulanten, welche ihre Dienstzeit ganz oder zum großen Theilc vollstreckt haben, erfolgen. Die Mannschaft der letzter« Ka tegorie wird vorläufig bis zur Entlassung beurlaubt. Prag, 31. Oktober. (W Z ) Ihre Majestäten Kaiser Ferdinand und Kaiserin Maria Anna sind gestern Abends vom Sommeraufenthalte in Reichsstadt hierher zu- rückgekchrt. Pesth, 30. Oktober. (W. Z.) Se. Kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Al brecht ist heute Nach mittags 3 Uhr von seiner Rundreise im besten Wohlsein hier eingetroffen. Mailand, 22. Oktober. (A. 3) Mit nächstem wild eine nicht unbedeutende Reduktion des österreichischen Occu- pationScorps in Toscana vorgenommen werden. Berlin, 1. November. Die „Pr. Z." schreibt: Mili tärische Anordnungen, welche jährlich wiederkehren, sowie andere Einrichtungen, die mit nichts weniger als gerade dem Ausbruche eines Krieges in Verbindung stehen, sind neuer lich wiederum zur Verbreitung von Gerüchten über bevor stehende Mobilmachungen rc. benutzt worden. Wir bemer ken, daß gegenwärtig diese Gerüchte jeden lhatsächlichen Grundes entbehren, glauben aber, daß die Regierung Sr. Majestät nur ihre Pflicht rhut, wenn sic Preußen in einer Lage erhält, in der cs den möglichen Eventualitäten eines Friedensbruches von Außen her jeder Zeit gerüstet gegenüber steht. Eine solche Haltung der Regierung dürfte vielleicht mehr zu dein Bewußtsein, daß der Friede gesichert, als zu der Besorgniß, daß er bedroht sei, Veranlassung geben. Der „K. A." wird aus Königsberg, 27. October, ge schrieben : Leider ist auch aus unserer Stadt ein ähnlicher Vorfall zu berichten, wie er aus Bremen und Hamburg mitgetheilt wurde. Im vergangenen Jahre starb bier der Geh. Archivar ukld Bibliothekar der königlichen Bibliothek, Acchivraih Or Faber in einem Alter von mehr als 70 Jah ren, von König und Mitbürgern durch Orden und Ehren ämter hoch geehrt. Wie sich nunmehr nach seinem Tode hcrausstcllt, Hal derselbe sein Amt als königlicher Bibliothekar zu fortlaufenden groben Betrügereien und Unterschlagungen benutzt; nach den erst bis zum Jahre 1840 angestellten Er mittelungen beträgt die veruntreute Summe bereits über 7000 Thlr., welche auf die rafsinirtestc Weise unterschlagen sind; beispielsweise Hal Faber kostbare Werke, welche daö Ministerium der Bibliothek geschenkt hat, als gekauft in Rechnung gestellt, ferner Rechnungen über gekaufte Bücher zu einem höhern Betrage gefälscht a. A. m. Großes Be dauern erregt dabei die Situation eines Ehrenmannes, deS Geh. Rathes Professor Lobeck, der als erster Bibliothekar dreißig Jahre hindurch College Faber's war und demselben dermaßen unbeschränktes Vertrauen schenkte, daß er die ihm von Faber vorgelegten Rechnungen ohne weitere Recherchen unterschrieb, und den sein Vertrauen jetzt nm einen großen Theil seiner Ersparnisse bringen wird. Stettin, 31. Oktober. (N Pr. Z ) Heule ist der zehnte pommersche P r o v inzi a l l a n d l a g durch den Regierungs kommissar Freiherrn v. Senden geschlossen worden. In Düsseldorf ist am 3l. Oktober der Landtag der Rheinprovinz geschlossen worden. Münelreu, 30. Oktober. (A. Z.) Die heutige sehr kurze Sitzung der Abgeordnetenkammer bot kein In teresse. Einige Referenten erstatteten Anzeige über vollen dete Vorträge und Fürst v. Wallerstein verlas wieder eine Interpellation. Hannover, 31. Oktober. (Hann. A.) Se. Majestät der König haben eine gute Nacht gehabt und ist in dem ganzen Zustande keine Veränderung eingetretcn. Stuttgart, 31. Oktober. (A. Z.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten trägt bei der Beraihung des Gesetzentwurfs über die Wiederherstellung der Stell vertretung im Kriegsdienste die Commission für Gegen stände der inner» Verwaltung auf Genehmigung der selben an. ES erhebt sich feiten« der Conservativen und der Miltelpartei nicht eine einzige Stimme gegen Hofthtater. Sonnabend, l. November. Pit Advokaten. Schau spiel von Jffland, zu drei Acten eingerichtet von K. Immermann. (Neu einstudirt.) Hierauf zum ersten Male: Kic Eifersüchtigen. Lustspiel in einem Acte von Roderich Benedir. Man muß die Jmmermann'sche Bearbeitung mit dem Original vergleichen, um zu finden, wie viel von der allen Iff« land'schen Manier und ihren bekannten Schwächen gemildert, gekürzt und annäherungsweise verjüngt worden ist. Dennoch bleibt diese plumpe Bravour pädagogischer Besserungsversuche, welche die Doktrin deS Religionsunterricht- ohne poetische Schöpferkraft auf die Bühne verpflanzt, ein zu trockene- Erperi- ment für unsere Zeit. Auch die gezeichneten Verhältnisse und Figuren passen nicht mehr und nehmen sich auf dem modernen Hintergründe unserer Gegenwart wie Karrikaturen von ehemals auS. Die den Schauspielern gegebene Möglichkeit, auS ihren Rollen drastische Charakterbilder zu schaffen, kann den guten Geschmack nur theilweise entschädigen, um so mehr, wenn diese Aufgabe nur theilweise gelöst wird. Zimmermeister Klarenbach, Hofrach Reißmann und Advocat Wellenberg — Herr Winqer, Herr Ouanter und Herr Porth — strebten nach jenem Ziele, und zwar ost mü.Nckem Glücke. Herr Kramer aber — Rach Selling — hatte seine feste Hoffnung darauf gegründet, daß ein» fällige Menschen im Theater seien, und suchte flch ihnen durch fatal« Ueberireibung angenehm zu machen. Da- Stück wirkte wie dir robust, Moral einer Nachmittag-« predigt im Geiste de- seligen Abraham s snnt» OI«rn und enthielt ungefähr folgende Regeln: Feuilleton. „Ein jeder Stand hat Innung und Ehrung; „Gering ihn schätzen ist eitel Bcthtrnng „Boni Gottseibeiuns und seiner alten „Großmutter; die kann keine Ruhe halten, „Sorgt immer für ihren Onkel den Henker „Und kocht den Menschen verführende Tränker; „Daß sic den Kopf nach oben schmeißen, « „Als wollten sie in die Stirn sich beißen. „D'rum laß nicht Eitelkeit Dich packen, „Und stoß sie in den steifen Nacken, „Wenn sie will Arm in Arm mit Dir „Hinschwänzcln zu res Lasters Thkr. „Denn Hochmuth und schlechter Umgang „Das wirr der Sünde Rauchfang. „Gerade Wege, rechte Wege, „Krumme Stege, schlechte Stege. „D'rum sei kein Wehrwolf, und handle wacker, „Scheue Niemand und wirf vom Acker „Deiner Seele den Stein oer Habsucht, „Daß Du nicht fällst in Schind und Schabsucht „Gegen die Armen und bleibest brav „Im Stalle Gottes ein wolliges Schaaf. „Sonst bist Du n Krokodtll, rin Kaimann, „Und solltest doch sein ein guter Ichneumann, „Der die Brut und die Eier der Schlechtigkeit „AuSschnuypert im Nilu-schlamm der Zett „Und schnell mit gemeinnütziger Miene sie frißt „Wie JonaS vom Walisisch gefressen ist, „Nein, schneller! wie JonaS von zwei Walisischen „Wenn zweie ihn hätten kunncn erwischen. „— Liegt freilich kein gutes Omen tm Namen, „Doch meines Wunsches nomen ent amen!—" Roderich Benedir hat seinen schlecht geschriebenen „Liebesbrief" durch die „Eifersüchtigen", ein kleines Stückchen, da- auf einem netten alten neuen Situation-scherze beruht, wieder gut gemacht. Er hat sich darin nicht geschraubt, wie in jenem Ver such, sondern sei» Humorchen ruhig gehen lassen, daher es ihm denn auch daS Hündlein der Komik glücklich unter dem Backofen der Alltäglichkeit hervorlockte. Die Erheiterung des Publikums wurde noch durch eine eracie Darstellung gehoben, zumal da Herr Emil Devrient durch sein bekannt,- virtuoses Lustspieltalent die männliche Haupipariie trefflich hervorhob. Fräulein Gena st spielte die Partie der jungen Frau Arabelle natürlich und mit einer richtigen lei endigen Auffassung, besonders in der letzten Entwickelungsscene aber mit vieler Wahrheit. O. Aker. Vanek. Die musikalischen Soireen, welche Fräulein Marit Wieck angekünvigt, versprechen dii'ch die al- vorzüglich bekannten Leistungen der jungen talentvollen Pianistin und durch di, Wahl der Musikstücke nach klassischer und gediegen musikalischer, wie nach der modern virtuosen Richtung hin, ein vielseitiges Interesse sowohl für die Freunde guter Musik überhaupt, als für die Liebhaber deS ClavierspielS insbesondere. Die Theilnahme beider wird sich besonders vereinigen für den Vortrag kurzer, für die verschiedenen EniwickelungSphasen der Ciaviermusik historisch charakteristischer Stücke, welchen Fräulein Wieck in sämmtlichen drei Soireen, von verschiedenen Meistern zusammengestellt, dem Vernehmen nach beabsichtigt, eine Aufgabe, welche der einseitigen und den eigenen Produktionen ergebenen Richtung der meisten Pianofortrvirtuvsen der Gegenwart weitab