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MsdmffttTaMatt Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprscher Wüsdrnff 7lr. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. B^l««er xxd »,1h«, Asch««»« i« WNsdr«sf. Brra«t«ortlicher Schriftleiter: Her«««» Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zsch««»e, Beide i« WllsdrnA Nr. 26 Dienstag den 3!. Januar 1922. Amtlicher Teil 81. Jahrgang Meserm derstr die Zeitv. 1. April b. zm 31. Jez. 1921 ver- loelidettil öttilerttrttn fm. seid. Umschlag) u. RMeMtter. Jeder Arbeitnehmer ist verpflichtet, innerhalb deS Monats Januar 1922 seine Steuerkart» beziehentlich di» losen Markenblätter, die für den in der Zeit vom 1. April bis zum 81. Dezember 1921 bezogenen Arbeitslohn zum Einkleben und Entwerten von Steuermarken verwendet worden.sind, der Steuerhebesielle (Stadt- oder Ortssteuereinnahme) zu übergeben oder in übersenden, wo er am 20. Oktober 1921 gewohnt hat. Anstelle des Arbeitnehmers kann der Arbeitgeber die Einlieferung der Steuerkarten und Markenblätter übernehmen. Hierbei ist jedoch ein Verzeichnis der infrage kommenden Arbeitnehmer unter Angabe der Wohnung nach dem Stande vom 20. Oktober 1921 beizufügen. Auf die Verpflichtung zur Einlieferung der Steuerkarten hat der Arbeitgeber durch Anschlag in den Arbeit-- und Geschäftsräumen hinzuweisen. Arbeitnehmer, die ihre Steuermarken nicht abliefern, setzen sich der Anwendung der im § 202 der Abgabenordnung vorgesehenen Zwangsmittel aus und laufen Gefahr, ver anlagt zu werden und die Steuer für 1921 noch einmal entrichten zu müssen. Ueber den Nennbetrag der eingelieferten Steuermarken wird von der Hebestelle eine Quittung erteilt. Nossen, am 23. Januar 1922. 1,77 Das Finanzamt. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die von der Reparafionskommifsion verlangte deutsche Note über unsere Zahlungsfähigkeit ist am Sonnabend mittag in Berlin den Vertretern der Kommission übergeben worden. * Die Reichsreglerung hat die ausländischen Banken zur Zahlung der fälligen zweiten Rate der Reparationsverpflichtun- gen im Betrag« von 21 Millionen Mark an die Entente ange wiesen. * Die Demokratische Fraktion des Reichstages hat sich der Regierungskoalition wieder formell angeschloffen. * Der Reichs-Landbundtag findet in diesem Jahre am 18. Februar zum erstenmal nicht in Berlin, sondern in Hannover in der Stadthalle statt. * Ein Andienzgesuch des französischen Botschafters Jufferand Ist vom Präsidenten Harding zweimal zurückgewiesen worden. * Der Dollar notierte an der Berliner Sonnabendbörse mit Svo.04 Mark. Oberfchlesiens Schicksalsweg. Bis zum 15. Januar war den deutschen und den pol nischen Unterhändlern über Oberschlesien vom Völkerbundsrat aufgegeben worden, die Vorarbeiten über das beiden Teilen anbefohlene Wirtschaftsabkom men zum Abschluß zu bringen, um danach den gleichfalls vorgesehenen Schiedsrichter seine Arbeit tun zu lassen. Ganz genau konnte diese gegebene Frist nicht ein gehalten werden, obwohl auf beiden Seiten mit großem Fleiß und, wie wenigstens von allen Beteiligten versichert wird, ohne jede Absicht der Verschleppung gearbeitet wurde. Aber Herr Calonder hat sich durch seine zu Anfang des neuen Jahres vorgenommene Informationsreise a» Ort und Stelle Wohl davon überzeugt, daß die Dinge in Ober schlesien viel zu verwickelter Natur sind, um sie auf einen Machtspruch von außen hin glattweg übers Knie brechen zu können, lind so scheint er stillschweigend die notwendig gewordene Verlängerung der Frist zugestanden zu haben — Ivie ja auch der Oberste Rat sonst schon mancherlei Fristen verlängern mußte, die er in oft bewährter Kurz sichtigkeit selbstherrlich diktiert hatte. Jedenfalls sind die Verhandlungen an Ort und Stelle jetzt erst, gegen Ende des Monats Januar, abgebrochen worden, und die deut schen Bevollmächtigten Schiffer und Lewald haben beim Verlassen ihres Arbeitsgebietes einen Überblick über die Verhandlungen gegeben, der eine gut« Orientierung er möglicht. Danach ist man mit Polen in vielen Beziehungen zu einer Verständigung gelangt. Herr Schiffer erkennt auch an, daß die Polen den Vorwurf, unsachlich oder illoyal gearbeitet zu haben, nicht verdienen. So sei man in vielen Punkten allerdings zu einer Einigung gekom men, aber bei dem engen Zusammenhang des ganzen Fragenkomplexes kommt es schließlich aus das Gesamt ergebnis an, und hier klaffen noch gerade in den wichtig sten Fragen sehr erhebliche Lücken. Eine Regelung wurde erzielt in bezug auf die Eisenbahn, Wasser» Post, Kohlen, Sozialversicherung und Grenzverkehr. In der Währungs frage, di« anfänglich große Schwierigkeiten bot, verstän digte man sich auf ein Kompromiß, wonach es zwar bei der in Genf festgesetzten Geltung der Reichsmark als des ein zigen gesetzlichen Zahlungsmittels für die nächste« fünf zehn Jahr« zu verbleiben hat, aber unter Einräumung einer einjährigen Kündigungsfrist an Polen. Doch hat man für diesen Fall Gichecheiten dafür geschaffen, daß all- Gläubiger aus Forderungen, die vor dem Währungs- Wechsel entstanden sind, in deutscher Währung oder allen falls in polnischer, jedoch unter Zugrundelegung des je weiligen Tageskurses der Mark berechneter Währung be friedigt werden sollen. Nicht überbrückt werden konnte« die Gegensätze ans dem Gebiete der Li q uidati 0 ne«, des Nationali täten Prinzips und Les Optionsrechles. Dr. Schiffer rechnet damit, daß hier den Schiedsrichter zu entscheiden haben werde, obwohl die Bemühungen, ihm noch durch eine Einigung mit Polen zuvorznkommen, fort gesetzt werden. Als unüberschreitbare Grenzen unseres Nachgebens bezeichnete er die materiellen und ideellen Lebcnsnotwendigkeiten des deutschen Volkes. Ehe er diese verletze, würde er es vorzirhen, sich einem Schiedsspruch zu unterwerfen. Die Arbeit der 11. Kommission, die in Genf tagt und mit der Reaeluna des Minvritätensckmtzes veaustragt ist, scheint noch von einer Lösung sehr weit ent fernt zu sein. Diese Frage berühre, wie Dr. Schiffer mit Recht hervorhob, die Nerven des deutschen Volkes am empfindlichsten, zumal man ja hinreichend erfahren hat, wie leichtfertig die Polen sich selbst über Verpflichtungen, die unter den ausdrücklichen Schutz des Völkerrechts ge stellt sind, hinwegzusetzen vermögen. Also bleibt noch eine Fülle von Aufgaben zu lösen. Dr. Schiffer hofft, daß bis Ende Februar alle Arbeiten zum Abschluß gebracht werden können. Dann würde man für den Monat März, nach Austausch der Ratifikations urkunden in Berlin und Warschau, mit der Übergabe des uns geraubten Teils von Oberschlesien an den weißen Adler zu rechnen haben. Mit Worten des Dankes für die ihm in Oberschlesien gewährte Unterstützung, mit Worten der Versöhnung und des Friedens, der hoffentlich die gemeinschaftlichen Arbeiten krönen werde, verabschiedete sich Dr. Schiffer von den deutschen Kreisen des Landes, die auch ihrerseits ihrer unwandelbaren Treue zum alten Vaterland« Ausdruck gaben. Man muß leider nur befürchten, daß die grausame Wirklichkeit, wenn erst das letzte Verhandlungswort über Oberschlesien gesprochen ist, ganz anders aussehen wird. Nach den bisherigen Er fahrungen mit den Polen vermag man nicht daran zu glauben, daß sie auch nur den Willen, geschweige denn Lie Fähigkeit haben werden, mit den ihnen überantworteten Deutschen in Frieden zu leben; vermag man noch weniger daran zu glauben, daß sie den jetzt bei Deutschland ver bleibenden Teil von Oberschlesis« endgültig in Ruhe lassen werden. An Sie Mparationskommisfion. Die Note über die deutschen Leistungen. Die von der Reparationskommission in Cannes von uns geforderte Erklärung über die deutsche Leistungsfähig keit ist mit genauer Innehaltung der gestellten vierzehn- tägigen Frist am Sonnabend mittag in Berlin dem Ver treter der Reparationskommission übergeben worden. Aus ihrem Inhalt verlautete vor ihrer amtlichen Veröffent lichung, daß sie keine Vorschläge über die Summen und Sachleistungen enthält, die Deutschland von sich aus zusagen könnte, sondern daß sie sich vielmehr unter Bei fügung eingehender Denkschriften mrd in Anlehnung an die große Rede Dr. Nathenaus in Cannes darauf be schränkt, unserer Wirtschaftslage und unsere Leistungs fähigkeit im allgemeinen darzulegen und es der Entente überläßt, daraus ihre Folgerungen zu ziehen. Zu den bekannten Forderungen der Gegenseite, die sich bekanntlich auf eine Barleistung von 720 Millionen Goldmark kn Jahre, abgesehen von den Sachleistungen, beliefen, erklärt die deutsche Regierung, daß sie unsere Lei stungsfähigkeit weit iw ersteige und daß deshalb eine Her absetzung nötig sei. Soweit deutsche Vorschläge überhaupt in Frage kommen können, würde höchstens davon die Rede sein, daß die Regierung statt Barzahlung«« Sach leistungen für das Jahr 1922 wünscht. Sollte die Gegenseite nicht bereit sein, auf Liefe« Vorschlag einzu gehen, macht di« ReichSregbermrg den Eventualvorschlay, für das Jahr 1922 500 Millionen GoDmark in bar zu be zahlen. über Liefe letzteren Mitteilungen bleibt jedoch die amtliche Bestätterung abzuwarten. > Ltnd -te große Koalition ... DieDemokraten wieder Regierungspartei. Die Annahme Les Steuerkompromisses durch die fünf Parteien der Mitte bedeutet noch nicht den endgültigen Zusammenschluß der sogenannten großen Regierungs- koalition. Vielmehr werden sowohl von sozialdemokrati scher als auch von volksparteilicher Seite Bedenken geltend gemacht, vor der Beschlußfassung über sämtliche Steuergesetze und vor der Regelung Ler Reparationsfrage den Eintritt der Volkspartei in die Regierung zu voll ziehen, weil durch dis beiden Fragen noch mancherlei Differenzen entstehen können, die man erst erledigen möchte. Die Koalitionsfrage ist aber jedenfalls wieder stark in Fluß gekommen und wird nach allgemeiner Ansicht parla mentarischer Kreise nun Wohl bald zu einer positiven Lö sung gebracht werden. Inzwischen haben sich die Demokraten, Lie bis her der Regierung unterstützend zur Seite standen, ohne ihr formell anzugehören, Ler Koalition wieder ange schlossen. Der Führer der demokratischen Fraktion, Dr. Petersen, wandte sich an den Vorsitzenden des interfrak tionellen Ausschusses, den Abgeordneten Spahn, um ihn zu ersuchen, nunmehr auch die Demokraten zu den laufen den interfraktionellen Besprechungen hinzuzuziehen. Das bedeutet den Wiedereintritt der Demokratischen Partei in die Koalition, die bislang lediglich aus Zentrum und So- zraFLemok raten bestand. Im Zusammenhangs mit diesen Fragen rechnet man auch auf die Neubesetzung einiger Minister posten. Für das Außenministerium scheint der Kanzler Dr. Rathenau inAussicht genommen zu haben, worüber der Streit der Meinungen jedoch noch nicht beendet ist. Außerdem rechnet man auf einen baldigen Wechsel im Verkehrsministerium und im Postministe rium, deren Leiter sich in letzter Zeit mehrfach das Miß fallen einiaer wichtiger Parteien zuaeroaen baben. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der deutsch-schwclzerische Schiedsgerichtsverträg. Der Reichsrat nahm Leu Gesetzentwurf über den deutsch^ schweizerischen Schiedsgerichts- und Vergleichsvertrag, de« am 3. Dezember 1921 in Bern abgeschlossen worden ist, an) Es handelt sich Hier um den ersten Vertrag, dm Deutsch land mit einem andern Staat eingegangen ist, mit dem Ziel, alle entstehenden Streitigkeiten einer gewaltsamen Lösung zu entziehen und auf friedlichem Wege im Schieds gerichts- oder Vergleichsverfahren zu schlichten. Der. Ver trag ist zunächst auf zehn Jahre abgeschlossen. Das Ende der freiwilligen Kreditaktionen. Durch die von der Mehrheit «des Reichstages bewilligte Zwangsanleihe ist das Angebot der deutschen In dustrie, Las auf eine freiwillige Kredithilfe zur Tilgung der Neparatwnslasten hinauslief, hinfällig gewor den. Die maßgebenden Kreise des Reichsverbandes Ler deutschen Industrie sind der Auffassung, daß durch die Zwangsanleihe die Industrie derartig angespannt wird, daß sie überhaupt kein eigenes Angebot mehr aufrechter- h alten kann. Auch die deutsche Landwirtschaft hat sich dahin entschieden, keine freiwilligen Leistungen an das Reich mehr zu machen. Zwei Vertretungen des Vatikans in Deutschland. Di« „Rheinisch-Westfälische Zeitung" teilt mit, Laß) Nunzius Pacelli in München nach Abschluß Ler Konkor datsverhandlungen der Vertreter des Papstes bei der Reichsregierung werden wird. Papst Benedikt hat bereits vor einem Monat Lies verfügt und auch den Nachfolger Les Nunzius Pacelli bei der päpstlichen Nunziatur in München bestimmt. Dieser Nachfolger ist der gegenwärtige Nunzius in Rio de Janeiro und heißt Vasallo di Te-re Crissa. DaN amtliche Resultat der Braunschweiger Wahlen Die Feststellung des amtlichen Wahlergebnisses der Landtagswahl im Lande Braunschweig hat folgende End zahlen ergeben: Landeswahlverband 101 004, Demokraten 28 446, Mehrheitssozialisten 52 640, Unabhängige 73 404, Kommunisten 10 518, ungültig 494 Stimmen. Es erhalten demnach Sitze: Landeswahlverband 23, Demokraten 6, Mehrheitssozialisten 12, Unabhängige 17, Kommunisten 2. Es bleibt also dabei, daß 29 Bürgerlichen 31 Sozialisten gegenüberstehen. Quertreibereien der rheinischen Sonderbündler. Die ^Rheinische Republik" des Herrn Smeets be hauptete unter Ler Überschrift: „Strategische Bahnen im Rheinland" u. a., die noch nicht abgeschlossenen Bahn kanten Hamborn—Geldern und Osterath—Holzheim- Liblar—Gernau dienten nicht wirtschaftlichen, sondern strategischen Interessen. Es sei klar, daß die Neu anlagen einem Nevanchekrieg sehr günstig seien. Die Fi nanzen müßten dabei natürlich ruiniert werden. Dazu schreibt die Kölnische Zeitung: Diese Leute um Smeets möchten dringend notwendige, seit Jahren geforderte Bahnbauten unterbinden. Bei der Bahnlinie Hamborn- Geldern wurde, mit dem. Bau schon längst vor dem Krieae