Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860411
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-11
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.04.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— 8L. — 6. Jahrgang. Abonnemrntsprcis: Der unvarteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TageS) zur Versendung gelangende — Landes. Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 80 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4«33.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten IahreSbuch (Weihnachtsbeigabe) b. Anzeiger-. Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckeret, Lhemnttz. Sächsischer LMheS-A»?kllltt mit „Chemnitzer Stadt-Mnreiger". 'Sonntag, 11. April 1886. JusertiouSpreis: Raum einer schmalen Korpuszeile iS Pf — ReName (Ispalnge Petitzeile) 30 Pfg. BeiWiederholun g großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstrahe Rr. S. Telegramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstelle Nr. ISS. Matter: ^Tägliches Unterhaltungsblatt" und humoristisch illllstmtes Zoautllgsbllltt ^Lustige^Bilderbuch^. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 117 verlautbart, daß der Kaufmann Her« Georg Adolf Kirber in Siegmar die Firma Richard Friede! daselbst aus dem Nach lasse deS verstorbenen Inhabers derselben, deS Herrn Ernst Richard Friede! zur Fortführung überlassen erhalten hat, daß Erster« jedoch künftig Rickard Friebel'S Nachfolger firmtren wird und daß Herr Albtn Robert Lasch in Reichenbrand in diese Firma als Mitinhaber eingetreten ist. " ' e 8. Ap Chemnitz, am 8. April 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2872 die Firma C. Köpping in Chemnitz (Annen- straße Rr. 6) und als deren Inhaber der Fabrikant Herr Carl Gottlob Köpping daselbst, Besitzer eines WundenspirituS-FabrikationsgeschäftS, ein getragen. Chemnitz, am 8. April 1886. Königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen der PutzgeschästSinhaberin Anna Marie verehel. Girschick in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch ausgehoben. Chemnitz, den 8. April 1886. Königliches Amtsgericht. Die für den abwesenden Karl Gottlieb Jrmscher aus Gableuz verfügte Abwesenheitsvormundschaft ist aufgehoben. Königliches Amtsgericht Chemnitz. Telegraphische Stachrichterr. Vom 9. April. Berlin. Der „Kreuzztg." zufolge hat die Kurie sich neuer- ding» bereit erklärt, di« Anzeigepflicht ohne Rückhalt jetzt zu bewilligen, nachdem Bismarck erklärt hatte, ohne solche Eoucessiou würde die Kircheuvorlage von beiden Landtagshäusern abgelrhut werde». Die Kurie setze dabei voran», die Regierung werde dir Erklärung abgebeu, daß sie demnächst eine Revision der maigesetzliche« Anzeigepflicht dem Landtage vorzuschlagen bereit sei. Dem Vernehmen nach sei die Regierung dazu bereit: die Annahme der Kircheuvorlage uud damit die Herstellung de» Friedens erscheine sonach gesichert. Berlin. Der Afrika-Reisende Paul Reich«,d hat beim AuS- wäitigeu Amt seine ersten Ansprüche auf folgende Ländergebiete Ost- asrika» angemeldet: a auf die östlich vom Tanganyika-See gelegene» Gebiete: 1) Ugunda, 2) Ugalla qua Madjiraguma, 3) Ugalla qua Merupambula. b. auf die westlich^vom Tanganyika-See gelegenen Gebiete: 1) Marungu qua Kapampa, 2) Marungu qua Kalimba, 3) Marungu qua NSwiwa, 4) Marungu qua Mfiri. o. am Tenganyika- See: Marungu qua Mauda. Sämmtliche Gebiete umsaffen einen Flächeuraum, der ungefähr der Hälfte von Deutschland entspricht uud Paul Rrichard hat dieselben thcils durch Waffengewalt erobert und unterworfen, sowie seine Hoheitsrechte durch Erhebung von Tribut ausgeübt, theilS hat er dieselbe» auch durch dort rechtsgültige Verträge erworben. Rom. Der Gemeinderath von Padua macht bekannt, daß gestern bei dem dort garnisonirenden Infanterieregiment fünf Cholerafälle vor- gekommen seien. London. Alle Morgeublätter mit Ausnahme der „Daily News" urtheile» sehr ungünstig über Gladstoue'S Reform-Borschläge sür Irland; die meisten derselben find der Ansicht, diese Vorschläge würden Irland in eine Colonie wie Kanada verwandeln und eine Zerstückelung de» Reiche» herbeisühre«. Die „Time»" bezweifelt, ob die englische Nation vorbereitet sei, Irland eine unabhängige politische Existenz zu geben. Da» Unterhaus werde voransfichllich in der zweiten Lesung die Bill ablehnen; sollte die» nicht der Fall sein, so könnte dieselbe doch bei der Einzelbrrathung nicht durchgebracht werden. „MorningPost", „Daily Telegraph- und „Standard" äußer« sich in ähnlichem Sinne; nur „Daily New»" billige« den Plan und warnen Torie» wie Whig» vor einer einfachen Verwerfung desselben. Wer Gladstoue'S Plan vernichte, müsse einen besseren schaffen oder die Verantwortung sür die Folgen übernehmen. Petersburg. Der Eisgang auf der Newa hat bei mittlerem Wafferstande begonnen. Belgrad. Der Finanzmiuister erklärte im Ministrrrathe, rr werde bei der Ausstellung de» Budgets mit größter Sparsamkeit Vor gehen und auf allen Gebieten Einschränkungen vornehmen. Der Miuisterrath billigte diese« Standpunkt des FinanzministrrS. Politische Rundschau. Chemnitz, den 10. April. Deutsches Reich. Dar preußische Staatsministerlum hat sich unter dem Vorsitz de» Reichskanzler» abermals mit de« Brannt- weiusteuergesetzen beschäftigt, die nunmehr zur Einbringung i« den Buudesrath bereit sein dürften. — Wie e» heißt, werden die Reichs« tagsserien vom 10. April bis 10. Mai dauern. — Zu den Vorlagen, welche noch an den Reichstag kommen werden, wird möglicherweise eine neue Zuckersteuervorlage gehören, denn der Bundesrath wird, wie e» heißt, dem vom Reichstag beschlossenen Gesetzentwurf nicht zustimmen. Etwa» AehulicheS hatte Staatssekretär von Burchardt bei der dritte« Berathung des Gesetzes allerdings schon angekündigt. — Die dem Reichstage zugegangenen FreundschastS-Echntzver- träge mit den einzelnen Häuptlingen deS Herrero-Laude» in Süd- westasrika besagen im Wesentlichen, daß der deutsche Kaiser den Schutz über di« Gebiete übernimmt, ohne aber bestehende Verträge oder Rechte auzutasten. Di« Deutschen haben volle Handel», und Der- kehrSfreiheit, die Rechtsprechung erfolgt durch den deulscheu Reichs- kommiffar lieber die Einzelheiten der i« letzten September erfolgten Vertragsabschlüsse ist früher schon berichtet worden. — Der Stand der Kirchensrage ist unverändert. Die von verschiedenen Blättern gebrachte Nachricht, e» sei ei« päpstlicher Kurier nach Berlin gesandt, ist nicht zutreffend; e» war ein preußi scher Kurier, der die neust« Note deS Papstes überbracht hat, in welcher die Bereitwilligkeit der Kurie ausgesprochen wird, sür die Zukunft dir Anzeigepflicht zu regeln, sobald sich die preußische Re gierung nach Annahme der Vorschläge der HerrenhauSkommisfion mit den Anträgen des Bischofs von Fulda zu einer weiteren Revision der Maigesetze verstehen wolle. Nach wie vor überwiegt die Ansicht, daß die Entscheidung des Herrenhauses von dem Auftreten de» Fürsten Bismarck abhängen wird. Ans die zahllosen Combinationen nnd einzelnen Meldungen, welche sich an die Kircheuvorlage noch immer knüpfe«, «inzugehen ist zwecklos. S» find Alle» Muthmaßunge« und Gerüchte, denen jede reelle Grundlage fehlt. — Nach dem socialdemokratischen Berliner Volksblatt hat di« Polizeiverwaltuug in WeißeufelS einem dortigen Cigarrenhändler bei 60 Mark Strafe verboten, wie bisher sein Schaufenster „bei eintre- tender Dunkelheit mit einem blutrothrn, intensiv beleuchteten Vorhang z« dekoriren." ES heißt in der Verfügung: „Bei Ihrer notorischen Stellung als einer der Parteiführer der hiesigen Socialdemokrateu kann e» nicht zweifelhaft sein, daß Ihre obige Handlungsweise den Character einer fortgesetzte« Demonstration trägt, weshalb das öffent liche Jntereffe ein Einschreiten unsererseits gebietet." Der Betroffene hat die gerichtliche Entscheidung angerufen. Wir müssen dem genannten Blatte die Verantwortung für seine Nachricht überlaffen. Oesterreich-Ungarn. Die Meldung eines Münchener Blattes, daß in Wien in letzter Zeit Cholerafälle vorgekommen seien, wird von maßgebender Seite sür unbegründet erklärt. — Gehörigen Lärm hat e» Donnerstag im österreichischen Abgeordnetenhaus« ge geben. In Böhme« sind bekanntlich in vielen reindeutschen Bezirken tschechische Postbeamten augestellt, di« nur ein paar Brocken Deutsch verstehen, was zu manchen Mißhelligkeiten Anlaß giebt und worüber von den Deutschen ernstliche Beschwerde erhoben worden ist. Der Tscheche Bregr hatte nun di« Stirn, zu behaupten, die Deutschen lögen ganz infam in diesen Beschwerden; sie seien nur deshalb gegen die tschechischen Beamten, weil diese bei deutschen Demonstrationen nicht mitthun wollten. Diese Unverschämtheit fand denn natürlich bei den deutschen Abgeordneten die entsprechende Erwiderung, und die Debatte wurd« so lebhaft, daß eS bald nach allen Seiten hin Ordnungsrufe regnete. Wie groß der Haß der Tschechen gegen dar Deutschthum ist, kann man au» diesem Vorfall wieder ersehen. Frankeich. Der Unterpräfeet de» Jstzre-DepartementS, Latour dupin, welcher sich nach Laeombe begeben hatte, um dort eine auf einem Privatbefitz befindlich Capelle schließen zu kaffen, wurde von der Volksmenge mit Steinwürfen und Revolverschüffen empfangen; eS kam zu einem Zusammenstoß, wobei drei Gendarmen verwundet, ein« Frau getödtet wurden. — Die 900 - Millionen - Anleihe ist von der Kammer mit 292 gegen 233 Stimmen angenommen worden. — Eine Revauche-Brochüre ist nuter dem Titel In dataille" in Paris erschienen. Paul Döroulöde, der Führer der Patrioteuliga» hat die Vorrede geschrieben. Er kommt darin zum Schluffe, Frankreich werde die Deutschen besiege». Die Franzosen könne» eS ja einmal probireu. Italien. Immer stärker treten die Gerüchte aus Rom auf, das Ministerium Depreti» wolle seine Entlassung gebe«, so daß an der Wahrheit kaum mehr gezweiselt werden kann. Allerdings schließt ein Rücktritt in keiner Weise aus, daß Herr Depreti» die Neubildung deS Ministeriums übertragen erhält. Belgien. I« Ninove (Ostflandern), wohin angesichts eine» ueueu Streike» 600 Mann Militär beordert wurden, scheint es doch nicht zu größeren Ausschreitungen gekommen zu sein, wenigstens liegt keine bezügliche Meldung vor. Die erste Folge der beendeten Be wegung wird eine Reform der Bürgerwehr sei», di« weiter verstärkt werden soll. Von irgend welchen politischen und socialen Reform maßregeln, die dringend verlangt werden und auch am «öthigsteu find, ist bisher leider nichts bekannt geworden. England. Gladstou« hat vor dem überfüllte« Uuterhause seine irische Politik empfohlen, aber nicht den größten Beifall damit ge erntet. Fast alle Londoner Blätter meinen, die Geschichte werde glänzend iu'S Wasser fallen. Mühe genug hat sich Gladstone gegeben! Mit sehr eifrigen Worten hat er den Plan der irischen Selbstregierung befürwortet unter Hinweis auf Norwegen «nd Ungarn, und bestritten, daß mit der Schaffung eine» irischen Parlaments die Einheit de» Reiches zu Grabe getragen werde. Das Dublin« Parlament soll in der Gesetzgebung für innere Angelegenheiten voll« Freiheit haben, da gegen in Fragen der ReichSvertheidiguug, de» Auswärtigen, de» Krieges uud der Religion nicht mitsprechen. Münze, Post «nd Steuern sollen der englischen Regierung unterstehe«, ebenso vorläufig noch die Polizei, dagegen werden di« Richter von der irischen Regierung er nannt, Irland soll künftighin nur V>r der ReichSlasten tragen und nicht zu außerordentlichen KriegSstener« heraugezogeu werden. Die kitzliche Frage bei der ganze« Sache ist di«, ob die Irländer für diese Zugeständnisse gute Nachbarn Englands sein werden. Gladstone glaubt'», die größte Masse drr Engländer aber nicht, sie argwöhnen, die Iren würde« sich ganz lokreißeu. Da» ist der Haken. Spanier». An» Madrid wird gemeldet, daß di« auf den Philippinen auSgebrochene Erhrbnng von Eingeborenen ohne sonder liche Verluste niedergeschlagen worden ist. Orient. Der ganze Himmel der Orient-Politik lacht! Wenn nur kein Gewitterschauer hinterher kommt, der Himmel sieht zu freund lich au»: Fürst Alexander von Bnlgarien nimmt die Beschlüsse der Großmächte in der rnmelischen Frage an «nd die griechische Regierung erklärt, sich jedes Angriffe» auf die Türkei enthalten zu wolle«. Da mit wären ja di« Schwierigkeiten beseitigt, — wenn kein« neuen dazwischen kommen und darauf wolle« wir denn doch kein« Häuser baue«. Im Orient ist da» Unerwartet« — Regel! Amerika. Das Repräsentantenhaus der Bereinigten Staaten von Nordamerika nahm mit großer Stimmenmehrheit eine Vorlage an, welche Bestimmungen über die Beilegung von Arbeitseinstellungen durch di« Schiedsgerichte auf Staatskosten trifft. Das Schiedsgericht soll au» drei Mitgliedern bestehen, von denen ein» von dem Arbeit geber, «in» von den Arbeitern nnd da» dritte von beide« gewählt wird. Die Annahme des Schiedsgerichtsverfahrens ist gänzlich frei willig und die Vorlage enthält keine Bestimmung sür di« Erzwingung de» Resultate». Die vom Staate zu tragende« Kosten find auf 1000 Dollar» für jede» Fall beschränkt. werden beanstandet. Daun wird da» landwirthschaftliche Unfalls« icherungSgesetz im Ganzen gegen die Stimmen von Freisinnigen «nd Socialdemokraten angenommen. Bei den Wahlprüsunaen kommt? eS zu gereizten Partei,Auseinandersetzungen, im Urbrige« ist die Debatte ohne jede» größere Jntereffe. v«s dem Reichstag. —nn. Berlin, den 9. April. Der Gesetzentwurf betr. di« Unzulässigkeit der Pfändung von Eisenbahnfahrbetriebsmitteln wird in zweiier Lesung angenommen, die landwirthschaftliche Unfall- «ud Krankenversicherung in dritter Lesung. Abgeäudert wird nur die Bestimmung, daß die beiden Beisitzer der Arbeiter zu den Schiedsgerichten von den Gemeindevertretungen gewählt werden sollen. Dir» soll seiten» der Vorstände der Ort», und Betriebs- Krankenkasse« geschehen. In 1. und 2. Lesung wird der Gesrtzent- wnrf betr. den Anspruch de» Statthalter» von Elsaß-Lothringen auf Pension «nd Wartegeld genehmig». Für giltig erklärt werden di« Wahlen der «bgg Haarmann, vr.Frege, v Maltzahn-Gültz. V.Wnrmb, Lohre«. Die Wahlen der «bgg. v. Puttkamer-Plauth und v. Funcke Sächsisches. — Dresden, 9. April. Die gestern Abend in der Teutral- halle statlgefundene massenhaft besuchte, von der Lohucommisfton der Maurer und Zimmerer Dresden» einberufeu« Versammlung ließ jede Aussicht auf eine Wiederholung der Arbeitseinstellung, resp. den Ausbruch eines Generalstreikes der Maurer wenigsten» für di« nächst« Zeit gänzlich schwinden. Sowohl die Verschiedenartigkeit der Meinungen im eigenen Lager, als auch die Aussichtslosigkeit de« Beschaffung eines Streikfonds, resp. der rvent. nöthigen Zuschüsse von auSwärt», bilden die best« Garantie zu einer friedlichen Gestaltung drr Ding«. Den» abgesehen daovo, daß di« meisten der Sprecher di« am ver gangenen Montag erfolgte, inzwischen schon wieder zum großen Theil beseitigte Arbeitseinstellung von etwa 500 Maurern für verfrüht und als ein einseitiges Manöver erklärten, so wollt« man auch absolut von einer Unterstützung der dabei gemaßregrlte» resp. nicht wieder in Arbeit genommenen Maurer nicht» wissen, wie den» überhaupt der Grundsatz „Jeder ist sich selbst der Nächste" im Vordergründe der dreistündigen Debatte stand. Da» Verlangen nach Einführung einer zehnstündigen Arbeitszeit ließ mau ganz fallen, will aber auf der Forderung eine» MinimalstuudenlvhneS von 3b Pfennigen möglichst beharre«. Das Resultat der erst Nacht» 12 Uhr beendeten Ver sammlung war eine einstimmig beschlossene Resolution de» Inhalt», auf jedem Ban einen oder zwei Delrgirte zu wähle», die sich mit der Lohncommisfion in Verbindung setzen uud mit derselben auf Grund einer straffen Organisation gemeinschaftlich über eine in Zu kunft etwa nöthig werdende Arbeitseinstellung berathe« sollen. — Eine Art Lynchjustiz vollzog«« vorgestern Abend in der kleinen Frohu- gaffe am Eingänge nach der Moritzstraße mehrere Personen au «ine« Manne, der eben sein Kind, ein etwa 12jähriges Mädchen, au» un bekannten Gründen derart über den Kops schlug, daß die Mißhandelt« jämmerlich aufschrie. Erbittert über diesen aufregende« Vorgang be arbeiteten nun mehrere Straßenpaffanten den unbarmherzigen Mann mit Faustschlägen und zwar so heftig, daß die mißhandelte Tochter selbst nm Schonung sür ihren allzustreugen Vater bat, der sodann unter dem Hohugelächter der Menge nach der Badergaffe retirirte. L—. Leipzig, 9. April. Vor dem Schwurgericht stand heut«, wegen Morde» angellagt, die ledige Dienstmagd Weideuhammer au» Bayreuth, 2b Jahre alt, zweimal wegen geringfügigen Diebstahls vor bestraft und bereit» zweimal außerehelich entbunden. Zuletzt diente sie auf einem Guie in Prödel bei Gaschwitz. Am 9 December v. I. verließ die W. das Gnt, angeblich um ihr« Niederkunft in Burkers dorf bei de» Eltern ihres Geliebte» abznwarten; sie ging aber nach Leipzig und wurde am 15. December im Trier schen Institut von einem Knaben entbunden, am 24. December wieder entlassen. Nach ihrem Geständnisse war nun die W. nach Prödel gegangen und hatte hier das Kind, nachdem sie e» entkleidet, in den dort vorüberfließen- deu Floßgrabeu geworfen. Sie ging daun Wiede» nach Leipzig, vermiethet« sich wieder für 1. Januar nach Altheu, ehe sie jedoch ihren Dienst antrat, erfolgte ihre Verhaftung. Nach ausgedehnter Zeugenvernehmung motivirte der Staatsanwalt den Antrag aus Be strafung wegen Mordes, während die Verlheidigung auSführte, daß nur Todtschlag vorliege, nnd die Zubilligung mildernder Umstände be antragte. Die Geschworenen sprachen die Angeklagte des Todtschlag« schuldig uud verurtheilten sie unter Ausschluß mildernder Umstände zu 8 Jahre» Zuchthaus und zehnjährigem Verlust der Ehrenrechte. — Leipzig, 9. April. Auf einem Grundstück der Glocken straße war gestern Nachmittag ein 17jähriger Schornsteinfegerlehrling in eine zum Einfahren nicht geeignete Esse hineingerutscht und drinnen stecken geblieben. Unverzüglich wurden zwei Maurer herbeigeholt und an der Stelle, wo Klagelaute sich bemerklich machten, Löcher in den Schornstein eingeschlagen und durch die erstandene Oeffnung der Lehrling, der bereit» bewußtlos war, herauSgrholt, worauf er bald wieder zu sich kam. Der arme Bursche hatte »/« Stunde in der traurigsten Lage zugebracht. — In der Wohnung eines Kauf manns in der Gerberstraße erschien gestern Vormittag ein Lands mann, ein Bahnarbeiter aus Großheringen, welcher nach vorange gangener freundschaftlicher Begrüßung um die Erlaubniß bat, einige Zeit, um auSzuruhrn, in der Wohnung verweilen zu dürfen. Der Kaufmann wie» darauf seinem Besuche eine Kammer an; der Bahn arbeiter ließ sich aber bis in die späte NachmittagSstunde nicht wieder sehen, weshalb sein Wirth nach ihm sah. Da fand er zu seinem nicht geringen Schrecken seinen Landsmann entseelt darin vor. Der Unglückliche hatte, wie ein bei ihm Vorgefundener Zettel dar- that, wegen mangelnder Arbeit und aus Nahrungssorgen sich erhängt. Er war 40 Jahre alt. Dieser Selbstmord ist seit Anfang d. I. der 22te, seit Anfang des April der 8te, der sich in Leipzig ereignet hat, abgesehen von einer fast gleichen Anzahl Todesfälle, bei denen es zweifelhaft war, ob Unglücksfall oder Selbstmord vorlag. — Aus dem Elsterfluffe wurde heute Morgen durch einen hiesigen Fischer ein weiblicher Leichnam au» dem Wasser gezogen. Er wurde nachmal» als der eines hiesigen, 19 Jahre alten Dienstmädchen» au» Schotterei bei Lauchstädt, da» seit 28. vor. MtS. spurlos verschwunden war, erkannt. — Borna, 8. April. Heute Vormittag gelang es den Bemühungen eines schnell herbeigeeilten Mannes, eine junge Hand« arbeiterS-Ehefrau, die sich im Wehrtümpel ertränken wollte, noch lebend dem Wasser zu entreißen. Die Unglückliche soll in keinem guten Einvernehmen mit ihren Angehörigen gelebt haben und die» >ie Ursache sein, daß sie den Tod, dem sie schon nahe war, gesucht hat. — Wurzen. Donnerstag Nacht gegen 11 Uhr brach in unserem Nachbarorte Attenbach Feuer au» uud wurden trotz ange- treugtester Hilfe di, den Gutsbesitzer« Engelmann und Schmidt gehörigen 2 Bauerngüter ein Raub der Flammen. — Die Vorar beiten zur Errichtung einer Herberge zur Heimath in unserer Stadt nehmen rrfrenlicheu Fortgang. eS ist zu hoffen, da» dieses segunng»- reiche Unternehmen recht bald verwirklicht wird. — Penig. I» die erledigte Stell« de» Direktor» der hiesige« Volksschule ist am 6. d. M. in einstimmig erfolgter Wahl der 10. Oberlehrer am fürstl. Schönburgischen Seminar zu Waldenburg» I ! (Mi,-,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite