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Tage blatt. «ÄtSblatt LeSKgl. B^iLksgerichtS zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und Ler Stadträthe zu Freiberg u. Brand. M135. Erscheint jeden Wochentag Ab. 8 U. für den and. Tag, Inserat« werden bi» B, l1 U. für nächste Nr. angen, Donnerstag, den 15. Juni Prei» vierteljährl. 20 Ngr. Jiiserat« werden die gespaltene Zeil« »btr der«n Rau« M S Pf. bttchntt. ! 1871. Tagesgeschichte. Dresden, 13. Juni. Morgen trifft Prinz Georg köngl. Hoh. hier ein und begiebt sich übermorgen mit dem Kronprinzen nach Berlin zum Truppeneinzuge. Berlin, 12. Juni. Die Ausschmückung der Straßen und Plätze, welche bei den bevorstehenden Einzugsfeierlichkeiten in Be tracht kommen, schreitet rüstig fort und läßt den decorativen Plan bereits in seinen Hauptzügen deutlich erkennen. Die Aufstellung der Truppen wird auf dem Tempelhofer Felde stattfiuden, der Ein marsch zwischen 11 und 12 Uhr beginnen und die Königgrätzer Straße entlang durch das Brandenburger Thor und die Linden promenade erfolgen. Se. Maj. der Kaiser und König werden da selbst an der Blücherstatue den Vorbeimarsch der Truppen abneh men. Der über den Einmarsch ergangenen kaiserlichen Cabinets- ordre entnehmen wir folgende Einzelnheiten: Zum Tragen der hier befindlichen erbeuteten 81 französischen Adler, Fahnen und Standarten commandirt da» eombinirte Bataillon 12 Unteroffiziere, darunter 1 bayerschen, 1 sächsischen, 1 württembergischen, 1 badenschen und 1 hessischen, die sonst erforderlichen Unteroffiziere hat da» Gardecorvs zu stellen und angemessen zu vertheilen. Der Einmarsch selbst, welcher die Küniggrätzerstraße entlang durch da- Brandenburger Thor und die Lindenpromenade erfolgt, eröffnen, geführt vom Generalfeldmarschall Grasen Wrangel (bei dessen etwaiger Behinderung vom Gouverneur, General der Infanterie Frhrn. v. Canstein) alle nicht mobil gewesenen Generäle und Stabsoffiziere, welche sich aus dem rechten Flügel der Aufstellung befanden. Es folgen demnächst in Abständen von etwa 10 Schritten: Die Offiziere des KriegSministeriums und des Generalstabes des großen Hauptquartiers und der Armeeobercommandos, an deren Töte die Generäle v. Blumenthal, v. PodbielSkh, v. Stosch und v. Stiehlt. Die Adjutanten der HSHern Commandostäbe (ObereommandoS, General« inspectionen), welchen die consultirenden Chirurgen und Armeegeneral ärzte, der Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege und die Arweedelegirten des Johanniter« und Malteserordens fich anschließen können. Die Adjutanten der königlichen Prinzen und anwesenden Fürsten. Ferner: Die hier anwesenden mobilen resp. mobil gewesenen Generäle und Stabsoffiziere, soweit ihnen nicht besondere Plätze ange« wiesen worden. Die Generaladjutanten, Generäle » la 8»ite und Flügeladjutanten Gr. Majestät. Die Generalgouverneure: Feldmarschall Herwarth von Bittenseld, General der Infanterie Bogel von Falkenstein, General der Infanterie von Bonin, Generallieutenant v. Rosenberg-Gru-zczynski, Generallieuten. v. Fabrice. Die hier anwesenden commandirenden Generäle nnd Generalinspec- teure: Prinz Georg von Sachsen, königliche Hoheit, Generale der In« santerie v. Hinderst«, v. Zastrow, v. Manstein, General der Infanterie v. Hartmann, General der Infanterie v. Kirchbach, General der In fanterie v. Werder, Generallieutenant v. Kamele. Die hier anwesenden Oberbefehlshaber: Großherzog von Mecklen burg-Schwerin königl. Hoh., Kronprinz von Sachsen königl. Hoh., Feldmarschall v. Steinutetz, General der Cavalerie Frhr. v. Manteuffel. Unmittelbar vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige: Reichs kanzler Fürst Bismarck, Chef des Generalstabes der Armee Gtneral der Infanterie Graf v. Moltke, Kriegsminister General der Infanterie v. Roon. Zunächst hinter Sr. Majestät: die Feldmarschälle Kronprinz des deutschen Reiche- und Kronprinz von Preußen kais. und königl. Hoheit und Prinz Friedrich Karl von Preußen königl. Hoheit. < Hinter diesen die-Prinzen des königl. Himses und dir fürstlichen Gäste Sr. Majestät, dahinter der Generaladjutant und Flügeladjutant vom Dienst. — Der Kaffer wird nach dem Schlüffe der Festlichkeiten auf einen Tag zum Besuchende« Kaisers und der Kaiserin vonRuß- land nach EmS gehen. — Wie man aus Wien telegraphirt, wird der Feldzeugmeister Freiherr ». Gablenz dem deutschen Kaiser'anläßlich de»'Feier der Enthüllung des Königsdenkmals ein eigenhändiges Glückwunsch schreiben des Kaisers überbringen. — 13. Juni. Der Reichstag nahm in seiner heutigen Sitz ung das Militär-Pensionsgesetz definitiv an. Die erste Beritthung des Gesetzentwurfes, betreffend die Beihilfe der Angehörigen der Reserve und Landwehr, fand hiernach statt- Der Anttag Hennig'S auf Verweisung des Entwurfes an eine Lommisfiou ward abgelehnt, eS findet somit Plenarvorberathungi statt. Die erste Berathung de« Dotationsgesetzes ward ebensalls vorgenommen. Das Gesetz ward an sine Commission, aus 14 Mitgliedern bestehend, verwie-' sen, die sich heute noch constituiren und womöglich sofort iu Btta- thung treten soll. — Unter den Heerführern, welchen eine Dotation zugedacht ist, werden neben Moltke, Manteuffel- Werder und Göben auch Gene ral v. Kirchbach, sowie ein sächsischer und mehrere füvdeutschel Ge nerale genannt. — Der „Reichs-Anzeiger" publicirt das Gesetz, betreffend die Bereinigung von Elsaß und Lothringen Mit dem deutschen Reiche. — Der hiesige AuSführungS-Comitö des Ausschusses des Con- greffeS deutscher Landwirthe macht bekannt, daß von ihm für die nothleidenden Landwirthe in Elsaß-Lothringen im Ganzen bis jetzt 17,000 Thlr. abgesendet worden sind. Eingegangen sind bis zum 5. Juni in Summa circa 22,000 Thlr.; fernere Gaben stehen noch in Aussicht. — Die Clerikalen fangen schon wieder an zu Hetzen. So le sen wir im Münchener Volksboten zu einer Notiz über die Frank furter Verhandlungen zur Ausführung des FriedeusverttageS die Bemerkung: „Preußen braucht Geld zum Krieg gegen Oesterreich." Auch die Zustände im Elsaß werden von den Clerikalen sehr schwarz gemalt. — Der Handelsminister hat einem GrüuduugSMuSschuffefür Legung einer Eisenbahn von Frankfurt a. d. O. nach Leipzig die Genehmigung zur Ausführung der allgemeinen Vorarbeiten ertheilt. BreSlau, 13. Juni. Seit 18 Uhr steht das Stadttheater in vollen Flammen. ' Näheres noch unbekannt. München, 12. Juni. Indem von den vor Pfingsten hier versammelten altkatholischen Gelehrten Deutschlands beschlossenen, von Döllinger verfaßten Aufrufe an die deutschen Katholiken heißt eS wie folgt: 1) Wir beharren in der Verwerfung der vatikanischen Dogmen, welche trotz aller Abläugnung feiten der Bischöfe dem Papste persönliche Unfehlbarkeit, absolute Gewalt in der Kirche einräumen. 2) Wir beharren in der sestgegründeten Ueberzeugung, daß die vatikanischen Dekrete eine ernste Gefahr für den Staat und die Ge sellschaft bilden, als» unvereinbar find mit den Gesetzen und Einrichtungen der gegenwärtigen Staaten, und daß wir durch die Annahme derselben in unlösbaren Zwiespalt mit unsern politischen Pflichten gerathen. 8) Die deutschen Bischöfe selbst zeige« durch die ungleichen, fich widersprechenden Deutungen der vatikanischen Dogmen, daß fie die Neu heit derselben sehr gut kennen und fich derselben schämen. Wir beklagen darum solchen Gebrauch de- bischöflichen Lehramtes und beklagen, daß die dentschrn »iM« sich nicht gescheut, in dm jüngst erlassenen Hirten»