Volltext Seite (XML)
VoiglliinWer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zn Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DremiWebenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plane«. Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwochs, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher AbonnemeutSprel«, welcher ruuck«» zu enMchltN ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag« 11 Uhr eingeheu, werden in die Tag« darmrf erscheinende Nummer ausgenommen, sp iter eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpud-Zeit« berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. GerrchtSämter und Stadträthe, für welche der Boigtländifche Anzeiger Amtsblatt ist, bestehe» die Geschäftsstellen in Pausa bet Herrn Bürgermeister rchmann, in Elsterberg ber Herrn E. Ä. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard M yer, in Mühltroff bei Herrn Ehauffeegelder-Einuehmer Holzmüller. Donnerstag. 16. Januar 1862. Die Baumwollenfrage wird nicht nur für Weber, Fabrikanten und Spinner, sondern für die ganze gebildete Welt immer brennender. Wohl ist die Besorgniß eine- Krieges zwischen England und dem Nordbunde Amerita'S beseitigt und somit eine im Allgemeinen höchst wohlthätige Lösung der verwickelten ,.Trent- Affaire" herbeigeführt; allein die gesammte Baumwollen-Industrie wird dadurch für'S Erste sehr empfindlich berührt, nicht nur, weil daS wiederkehrende Vertrauen den Werth des Rohmaterials, der Baumwolle selbst, auf eine fast noch nie ge kannte Höhe treiben wird, sondern auch, weil nunmehr der amerikanische Nord bund, da er Europa gegenüber nachgegeben hat und von hier aus sicher ist, seinen festen Entschluß kund giebt, den Krieg gegen den Südbund mit der äußersten Anstrengung fortzuführen, wenn er die dazu nöthige ausdauernde Kraft gewinnt. Die ausgefeimte Bosheit und Grausamkeit, mit welcher der Nordbund gegen den Südbund verfährt — Beweis dafür ist die Versenkung von 28 mit Granit quadern belasteten Schiffen in den Hafen von Charlestown, wodurch derselbe für immer ruinirt wird — gefährdet den Anbau und die Zucht der Baumwolle wahrscheinlich für lange Zeit. Die Spinner im amerikanischen Nordbunde hegen jedeSfallS diese Ansicht, da sie zu enorm hohen Preisen Baumwolle in Neuyork kaufen, ja sogar aus Liverpool in England die Baumwolle schiffsladungenweise zurück beziehen. Dazu kommt noch, daß eine Menge Spinner in England durch den augenblicklichen Preisgewinn sich haben verlocken lasten, einen großen Theil ihrer Baumwollenvorräthe loSzuschlagen. Am 31. Dezember 186 l waren in Liverpool noch 90,000 Ballen mehr vorräthig, als die wöchentlichen UebersichtS- tabellen erwarten ließen; aber die Spinner waren um so viel ärmer, sind that- sächlich gegenwärtig schwach gedeckt und müssen zu einem täglich theucrerem Material greifen. Der Verlust beim Spinnen ist daher groß, der Verlust auf Webestoffe (Garne) noch größer, und so muß die Arbeitszeit immer mehr ein geschränkt werden, soweit es nur immer möglich ist. Viele Fabriken in England stehen bereits ganz still, andere werden und müssen nachfolgen. In Liverpool herrscht natürlich sehr große Aufregung. Schon als man überzeugt war, daß die „Trent-Affaire" einen friedlichen Verlauf nehmen werde, steigerten sich die Baumwollenpreise. Am 8. Januar wurden die Preise für ostindische (schlechte, Surate) Baumwolle um 1 Pence (8 Pf.), für amerikanische Sorten um 1'/i Pence für'S Pfund hinauf getrieben, und trotz dieser ansehnlichen Steigerung 25,000 Ballen abgesetzt. Eine noch höhere Steigerung wird erwartet, theils weil wirklich Mangel an Baumwolle, theils der zusammenschmelzende Vorrath von amerikanischen Baumwollen nur in wenigen Händen ist, diese aber um so fester auf Preise halten können, als bei der großen Geschäftsstockung Geld in Ueberfluß da, der Geldwerth niedrig ist, und die Bank von England am 8. Januar den Discont auf 2'/^o/o für das Jahr ermäßigt hat. Eine vergleichende Uebersicht über den Baumwollenmarkt in Liverpool mag gegenwärtiges Lamento schließen. Eingefahren wurden vom 1.— 9. Januar 1861 in Liverpool rund 67,000 Ballen, 1862 in derselben Zeit rund 4500 Ballen. Verkauft an Spinner voriges Jahr in dieser Zeit 66,000 B., dieses Jahr 58,000 B.; an Spekulanten vorm Jahre 10,000 B., Heuer 90,000 B., zur Ausfuhr vorm Jahre 5500 B., Heuer 20,500 B. — Die Preise standen vorm Jahre für Georgia ordinär 5'/^—6^/4 Pence fürs Pfund, Heuer 9'/-—12'/, Pence; für feine Georgia vorm Jahre 8'/, — S Pence, gegenwärtig 14'^ — 15'/, Pence. Wie dieß Zenden soll, daS zu sagen geht über unsere Kraft; wunder» aber darf sich bei solcher Lage der Sache Niemand, wenn Spinner, Weber und Fabrikanten auch bei uns unter solche« Zuständen leiden, und die Arbeit auch die Hälfte eingeschränkt werden muß. Gott bessere es! — ——. Jeitwnqe«. Sachfen. Unter den Nachrichten über den Erdstoß vom 9. Jan. ist noch folgender Bericht des „Dr. I." auS Elster von Interesse: Eine nicht un wesentliche Veränderung gewahrte man an den hiesigen Mineralquellen. Sammt- liche zeigen seitdem eme auffallend vermehrte Entwickelung von Kohlensäure. Besonders aber ist es die Königsquelle und die Marienquelle, bei welchen die Gasaufsteigung am lebhaftesten ist. Bei ersterer ist dieselbe so bedeutend ge worden, daß sie diejenige des Sprudels zu Franzens bad bei weitem überragt, indem die emporgetriebenen Kohlensäureblasen den Spiegel deö Wassers min desten- '/^> Fuß über seine gewohnte Höhe emporschleuveru. Ob diese Erschei nung bleibend sein werde, mnß freilich erst die Zukunft lehren. Leipzig, 14. Jan. Se. Maj. der König wird am 2V. Jan. hier eiu- treffen, um am 21. und 22. Januar die alljährlichen um diese Zeit auf dem Ehrenberger Revier stattfindenden Jagden abzuhalten. Der Aufenthalt de- Königs wirv sich bis zum 23. Jan. erstrecken; derselbe wird jedoch nicht i« dem Palais am obern Part absteigen, da dieses zur Zeit noch nicht vollständig eingerichtet ist. — Die Z,hl der Bewohner der Dörfer innerhalb einer Meile vom Marktplatze Leipzigs betrug im Jahre 1834 nur 13332, sie stieg im Jahre 1858 auf 34961 und dürfte jetzt wohl ca. 40000 betragen. — Am frühen Morgen des vorigen Donnerstag war ein hiesiger Hausmann damit be schäftigt, in Gemeinschaft mit seiner Ehefrau auf der Straße Schnee vom Trottoir wegzufchaufeln. Die beiden Leute hatten vor ihrem Weggange da- Lcgis verschlossen, ihr viertehalbjährigeS Kmv darin allein zurückgelassen und, damit es sich nicht fürchte, das Licht nicht auSgelöscht. DaS Kind war bald nach der Entfernung der Aeltern in die Kammer gegangen, hatte das brennende Licht mitgenommen und darauf unglücklicherweise so nahe an sich heran auf den Fußboden gesetzt, daß die Kleider Feuer gefangen hatten. Gänzlich rathlos hat das arme Würmchen das Feuer fortbrennen lassen müssen. Als die Aeltern später in das Legis znrückgekommen, haben sie ihr Kind zwar noch lebend, aber sonst in einem herzzerreißenden Zustande angetroffen. Es war schrecklich ver brannt und hatte förmliche Löcher am Körper! Es konnte kaum den Aeltern den Vorgang erzählen. Nach Verlauf von 21 Stunden, die eS unter Gewimmer hingebracht, hat es seinen Geist aufgegeben. Preußen. Berlin, 14. Januar, Nachm. 2 Uhr. Soeben hat die feiert che Eröffnung des Landtags durch Se. Majestät den König stattgefunden. Die Thronrede erwähnt die Krönungsfeier in Königsberg, daS Badener Attentat und beklagt den Tod deS Prinz-Gemahls. Die Lage deS Lande- findet sie in» Allgemeinen befriedigend. „Die vorzulegenden Gesetzentwürfe", sagte der König, „werden beweisen, daß Ich, Meinen Grundsätzen getreu, den Aufbau der Ver fassung vor Augen habe." Der Staat-haushalt-etat ergebe eine Einnahme» steigerung und gewähre dadurch die Mittel, den durch die HeereSreform bedingte« Zuschuß zu vermindern. Die Thronrede erwähnt die glücklich beseitigte englisch- amerikanische Verwickelung. Die Begegnung Sr. Majestät mit drin Kaiser der Franzosen habe dazu beigetragen, bestehende freundnachbarliche Beziehungen noch günstiger zu gestalte». Die Verhandlungen über bie BerkehrSverhältmffe zwische»