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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter IÄ., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf. durch die Post 1 M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. 55 Pf. —H Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. —-— WMlWlMnMM Rmts^att ^är die ^önig^len und ^ädti^en Menörden zu Vro^en^ain. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Rr. 37. Dienstag, -e« 26. März 188S. 77. Jahrgang. Bekanntmachung, Bauerlaubnißgcsuchc betr. Die bei uns eingehenden Bauerlaubnißgesuche werden vielfach nicht von dem Bauunter nehmer selbst, sondern von dem betreffenden Baugewerken angebracht, und entstehen dabei nicht selten Jrrthümer insofern, als der Name des Bauunternehmers nicht richtig angegeben wird, wie dies namentlich dann häufig vorkommt, wenn das Grundstück nicht im Besitze des Ehemanns, sondern der Ehefrau sich befindet. Um solchen Jrrthümern zu begegnen, sind daher von jetzt ab alle bei uns einzureichende Gauerlaubnißgesuche von dem in dem Grund- und Hypothekenbuche eingetragenen Besitzer des bei dem Baue i« Frage stehende», Grundstücks, beziehentlich dem gesetzlichen Vertreter desselben, auzubringen «nd eigenhändig z« unterschreibe». Gesuche, welche dieser Anforderung nicht entsprechen, werden ohne Weiteres zurück gegeben werden. Großenhain, am 25. März 1889. Der Kt-dtrAth. Herrmann. Bekanntmachung. Der L Termin der städtische« Anlagen ist am IS. Februar L88S fällig gewesen und bis längstens den 36. März 188S an die Stadthauptkasse zu bezahlen. Dtr S1LdtvLth. Großenhain, am 18. März 1889. Lehman«, Stadtr. Oeffentliche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, den 27. Marz L88S, Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung: 1) Feuerlöschordnung. 2) Bürgerhospital. Großenhain, am 25. März 1889. Keysielitz. Bekanntmachung. In Niederau wird am 1. April eine Postagentur eröffnet werden. Die neue Post- anstalt, deren Besteükreis die Ortschaften bez. Abbauten Niederau, Oberau, GohliS, Tunuelhäuser, Radeland, Bnschmühle und das Forsthans Oberau umfaßt, wird ihre Verbindung durch die Bahnposten der Linien Leipzig-Riesa-Dresden und Berlin-Röderau- Dresden erhalten. Dresden Ältst., 22. März 1889. Der Kaiserliche Höer-Uostdirector Halle. Schnlprüfungen. Mädchenschule. Donnerstag, 28. März. 8 Uhr: 1. Kl., 1. Schule. Herr Nicke. Religion. Rechnen. Deutsch. 9 Uhr: 1. Kl., 2. Schule. Herr Grünberg und Herr Müller I. Geographie. Rechnen. Singen. 10 Uhr: 2. Kl., 1. Schule. Herr Jordan. Naturkunde. Deutsch. 11 Uhr: 2. Kl., 2. Schule. Herr Fritzsche. Geschichte. Deutsch. Singen. Freitag, 29. März. 8 Uhr: 3. Kl., 1. Schule. Herr Zschimmer. Religion. Deutsch. 9 Uhr: 3. Kl., 2. Schule. Herr Bader. Geographie. Deutsch. 9^ Uhr: 6. Kl., 1. Schule. Frl. Hartmann. Heimatskunde. Rechnen. UR/z Uhr: 6. Kl., 2. Schule. Herr Lorenz. Heimatskunde. Deutsch. 11^4 Uhr: 5. Kl., 3. Schule. Herr Seidel. Bibl. Geschichte. Lesen. Tagesnachrichten. Deutsches Reich. Der Reichstag genehmigte am Donners tag den Nachtragsetat in zweiter Lesung und am Sonnabend definitiv unverändert nach den Commissionsbeschlüssen und unter Vornahme nur unwesentlicher Abstriche. Mit der raschen und glatten Erledigung dieser dem Parlamente erst im letzten Theile seiner Session zugegangenen Vorlage hat der Reichs tag den Wünschen der Regierung vollständig entsprochen, der es vor Allem darauf ankam, den wichtigsten Theil des Nach tragsetats, die Neuorganisation und Vermehrung der deutschen Feldarttllerie, möglichst bald erledigt zu sehen. Mit einer fast an Einstimmigkeit streifenden Mehrheit sind denn auch vom Parlamente die bezüglichen Forderungen in wenigen Tagen bewilligt worden und bewiesen die parlamentarischen Vertreter der Nation hierdurch, daß sie von der Dringlichkeit und Noth wendigkeit der vorgeschlagenen neuen militärischen Maßregeln vollkommen überzeugt sind. Auch die zweite Hauptpofition des Nachtragsetats, die Forderung für die Zweitheilung der obersten Marinebehörde, ist vom Reichstage mit sehr großer Mehrheit genehmigt worden, denn nur die Freisinnigen, Socialdemokraten und einige Centrumsmitglieder stimmten dagegen. Das Gros der Centrumspartei, welches anfänglich ebenfalls Stellung gegen die Neuorganisation der Marineleitung genommen hatte, ließ bei der zweiten Lesung nach den überzeugenden Darstel lungen, welche der Reichskanzler von der zwingenden Noth wendigkeit dieser Maßregel für eine gesunde und gedeihliche Fortentwickelung unserer Marine gab, seinen Widerspruch fallen uno nur der Führer des Freisinns, Abg. Richter, verharrte ungeachtet der Erklärungen des Fürsten Bismarck und der fachmännisch-technischen Erläuterungen des Marinevertreters, Contre - Admirals v. HäuSuer, bei seiner Opposition. Ueber diese ist nun der Reichstag zur Tagesordnung übergegangen und der Abgeordnete Richter wird sich mit der recht zweifel haften Genugthuung begnügen müssen, daß vom Reichstage wieder einmal eine wichtige Entscheidung ohne die Zustimmung der freisinnigen Partei getroffen worden ist. Dem Bundesrathe ist am Sonnabend ein Antrag Preußens, betreffend die Abänderung von Bestimmungen des Strafgesetz buches und des Preßgesetzes, zugegangen. Ueber die Samoafrage ist dem deutschen Reichstage eine Reihe weiterer Actenstücke vorgelegt worden. Dieselben be ziehen sich sämmtlich auf die Streitigkeiten der deutschen Ver treter auf den Samoa-Jnseln mit denen Englands und Nord- Amerikas, wie solche durch die Erklärung des „Kriegszustandes" auf Samoa seitens des deutschen Consuls Knappe hervor gerufen worden waren. Aus den Actenstücken geht hervor, daß dieses Vorgehen entweder auf eigener Willkür Knappe's, der inzwischen bekanntlich durch den General-Consul 1>r. Stübel ersetzt worden ist, oder auf einem schwer erklärlichen Jrrthume beruhte, denn Knappe hatte zu seiner „Kriegserklärung" keines wegs die Ermächtigung Ler kaiserlichen Regierung erhalten. Fürst Bismarck verurtheilt auch in einem an vr. Stübel ge richteten Erlaß scharf das eigenthümliche und schroffe Ver halten des bisherigen deutschen Regierungsvertreters auf Samoa und weist er schließlich den neuen Geueralconsul Stübel au, von allen Verhandlungen künftig Abstand zu nehmen und alle weiteren Instructionen von Berlin abzuwarten. Die französische Regierung gedenkt bei der deutschen Re gierung die Genehmigung zur Ueberführung der in deutscher Erde ruhenden irdischen Ueberreste der Generäle Carnot und Marceau nach Frankreich behufs ihrer Beisetzung im Pantheon zu Paris nachzusuchen. General Lazare Carnot, der Groß vater des jetzigen Staatsoberhauptes Frankreichs, zeichnete sich in den französischen Revolutionskriegen aus und ging nach der Rückkehr der Bourbonen nach Frankreich 1815 ins Exil Deutschland; er nahm seinen Wohnsitz in Magdeburg, wo er auch begraben liegt. General Marceau wurde in dem am 19. September 1796 stattgefundenen Gefecht von Altenkirchen im Rheinland, zwischen den Oesterreichern und der fran zösischen Rheinarmee, tödtlich verwundet und starb nach vier Tagen; er liegt in Altenkirchen begraben. Oesterreich - Ungar«. Das Abgeordnetenhaus hat am Freitag in namentlicher Abstimmung die Etatsposition für die Centralleitung des Unterrichts mit 153 gegen 89 Stimmen angenommen; dafür stimmte die gesammte Rechte mit Aus nahme der Jungczechen. Gegenüber den Mitteilungen über die angebliche Er richtung eines neuen Armeecorps in Galizien wird von com- petenter Seite erklärt, daß es sich nicht um die Neuschaffung eines Armeecorps und nicht um die Neuformation von Trup pen und Anstalten, also nicht um eine Verstärkung der Wehr macht, sondern einfach darum handelt, daß entsprechend dem erhöhten Truppenstande in Galizien auch in Mittelgalizien ein Corpscommando ftationirt werde; demnach soll das Com- mando des 10. Corps von Brünn nach Przemysl verlegt werden. Der Finanzminister bereitet einen Gesetzentwurf vor, be treffend das Verbot des Promessenspiels, sowie die Aufhebung des kleinen Lottos und Ersetzung desselben durch eine Klaffen- Lotterie nach preußischem Muster. Ihre Majestät die Kaiserin hat die Reise nach Wiesbaden aufgegeben. — König Milan ist am Sonnabend früh von Wien wieder nach Belgrad abgereist. Ultramontane Blätter verlangen, der im April stattfindende allgemeine österreichische Katholikentag solle die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes „mit allem Nachdruck for dern und gegen die Vergewaltigung des Papstthums durch die Männer Neu-Italiens entschiedensten Protest erheben." Die tumultuarischen Vorgänge in der ungarischen Haupt stadt anläßlich der Wehrgesetzverhandlungen des Abgeordneten hauses scheinen nachgerade auf ihrem Gipfelpunkte angelangt zu sein. Das letztere ist jetzt Tag für Tag der Schauplatz widriger und häßlicher Scenen, hervorgerufen durch das unqualificirbare Verhalten der Opposition, und außerhalb des Parlamentes sucht der Straßenpöbel, mit dem die Linke ja so gern kokettirt, seinen politischen Anschauungen in immer bedenklicheren Ementen Luft zu machen. Der Ministerpräsident Tisza selbst wurde dieser Tage auf der Straße von einer randalirenden Menge thällich angegriffen und nur durch das rechtzeitige Eingreifen berittener Schutzleute entging der Leiter des ungarischen Staatswesens dem Schicksal, von einer toben den Rotte zum Mindesten durchgeprügelt zu werden. Aller dings wurden am Donnerstag in Pest nicht weniger als 94 Verhaftungen vorgenommen, welche meist Arbeiter und Hand werker betrafen, aber es ist sehr fraglich, ob hierdurch der Straßenpöbel eingeschüchtert werden wird, vermuthlich muß das Ministerium Tisza noch zu ganz anderen Maßregeln greifen, um der Regierungsautorität endlich Geltung zu ver schaffen. Soeben hat sich übrigens eine theilweise Umgestaltung des Ministeriums vollzogen; das amtliche Blatt veröffentlicht nämlich ein königliches Handschreiben, in welchem die nach gesuchte Demission des Justizministers von Fabiny in Berück sichtigung seiner geschwächten Gesundheit genehmigt, derselbe jedoch beauftragt wird, bis zu weiterer Entschließung die Ge schäfte fortzuführen; ferner wird Orczy der provisorischen Leitung des Ministeriums des Innern enthoben und Baroß an seiner Stelle mit derselben betraut. Ein Zugeständniß an die Straßen-Emeuten und ihre Urheber ist in diesen Ver änderungen kaum zu erblicken; es heißt im Gegentheil, daß der neue Minister des Innern gegen die Excedenten nach drücklicher einschreiten werde als sein Vorgänger. Tisza selbst ist in seiner Stellung an der Spitze der Staatsgeschäfte durch aus nicht erschüttert. Bei der Audienz, die Tisza am 21. d. M. beim Kaiser hatte, nahm dieser Anlaß, angesichts der Stein würfe des Mob auf den Wagen des Minister-Präsidenten Letzteren seines vollsten Vertrauens zu versichern und ihn zu bitten, auf seinem Posten auszuharren. Gleichzeitig drang aber der Monarch darauf, daß im Interesse der Herstellung der öffentlichen Ruhe die strengsten Maßnahmen angewendet würden. Italien. Der französische Botschafter beim Vatican soll auf seine Beschwerde über die Unterstützung Boulanger's von kirchlicher Seite vom Papste die Antwort erhalten haben, daß er nicht in der Lage sei, auf die Geistlichkeit in Frankreich in dieser Beziehung Einfluß zu üben. Kürzlich vereinigte der Ministerpräsident Crispi die re gierungsfreundlichen Deputirten um sich und erklärte, die Regierung werde Alles thun, um ohne neue Steuern daS Gleichgewicht der Finanzen herzustellen. Die Richtung der Politik des Cabinets werde weder nach außen noch nach innen irgend welche Aenderung erleiden; im Innern wolle daS Cabinet die Freiheit im Rahmen der Gesetze, nach außen sichere Allianzen, welche Italien die Wohlthaten des Frieden- gewähren und vor gefährlichen Abenteuern bewahren. Die aus Heidelberg in Rom eingetroffenen Professoren und Studenten besuchten am 23. März die Universität und wurden beim Erscheinen mit dem Rufe: „Es lebe Deutschland, es lebe Kaiser Wilhelm!" empfangen. Die Studenten ant worteten mit einem Hoch auf Italien und den König Humbert. Später wohnten dieselben einer Vorlesung des ProfessorS Linema bei. Die römischen Commilitonen gaben ihnen alsdann das Geleit nach dem Bahnhof. Gegen Mitte April gedenken die Heidelberger Studenten wieder in Rom einzutreffen und wird dann ihnen zu Ehren ein Banket veranstaltet werden. Frankreich. Der boulangistische Deputirte Laur, welcher in der Kammer die Vorgänge, welche zum Kupferkrach und zum Zusammenbruch des Comptoir d'Escompte führten, zum Gegenstände einer Interpellation gemacht hatte, durch welche