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VoigllänWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmeiruWebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabend«. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher präoawei-aocko zu entricht« ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer aufgenomm«, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Hömql. Gcrichtsämter und Stadträthc, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Pieper, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 4* Mai 1861. .... . _ Zeitungen. Sachsen. Dresden, 1. Mai. (Landtag.) In der Ersten Kammer wurde heute der Deputationsantrag auf Enbloc-Annahme des Entwurfs des neuen Civilgesetzbuchs mit 26 gegen 9 Stimmen genehmigt. Plauen. Hauptverhandlung den 6. Mai 1861 Vorm. 9 Uhr wider Franz Eduard Köhler aus Oelsnitz wegen Diebstahls. Zwickau, 28. April. Die westphälischen Kohlen haben bekanntlich in folge der ihnen vom Norddeutschen Eisenbahnverband gewährten Frachtermä ßigung auf 1 Pfennig pro Centner und Meile ihren Absatzkreis nach östlicher Richtung verdoppelt und treten unter dieser Begünstigung mit den Zwickauer Kohlen auf Plätzen in Concurrenz, welche bei gleichem Frachtsatz von unsern Kohlen den westphälischen gegenüber ausschließlich behauptet werden wür den. Vor einigen Tagen ist nun auch den oberschlesischen Kohlen derselbe Tarif uno noch dazu ohne die für die Bahnen des Norddeutschen Verbandes zur Zeit nock geltenden lästigen Bedingungen, also frei von jeder Beschränkung für alle diefseit Breslaus in ganzen Wagenladungen gehende Kohlen, bewilligt worden, und es lastet demnach gegenwärtig nur noch auf den Kohlen des Königreichs Sachsen, des verhältnißmäßig am meisten davon producireuden deutschen Landes, der Druck theuerer Transportkosten. Die Verwaltung der sächsischen Staats eisenbahnen glaubt mit dem jetzigen Frachtsatz von 14 Ngr. per Lowry von 90 Ctrn. auf die Meile das äußerste Maß der Billigkeit erreicht zu haben, wogegen auf vorhin erwähnten Bahnen, abgesehen von der für jeden Wagen zu entrich tenden Expeditionsgebühr, nur 7 Ngr. 6 Pf., also um einige Pfennige über die Hälfte des sächsischen Tarifs entrichtet, durch diese Wohlfeilheit aber nun auch unser Export aufs Empfindlichste benachthciligt wird. Die hochwichtige Nolle, welche die Kohle nicht nur überhaupt im Gewcrbsleben und im Haushalt der Völker, sondern speciett gerade im hiesigen Grubenrevier spielt, rechtfertigt dem nach auch den Anklang, den die gegenwärtig im Gange befindliche Agitation für allgemeine Einführung des Einpfenuigtarifs findet. Auch unsere städtischen Be hörden haben sich den desfallsigen Bestrebungen angeschlossen und werden sich mittels Petition an die Staatsregierung wenden. Die Vertreter der hiesigen Gruben haben sich für den Fall der Gewährung dieses Tarifs einestheils bereits zur Ermäßigung ihrer Werksbahnfrachten um 33*/z Proc. verbindlich gemacht. Oesterreich. Wien, 1. Mai. Unter dem Geläute der Glocken und dem Donner des Geschützes fand heute die feierliche Eröffnung des Neichsraths durch Se. Maj. den Kaiser statt. Folgendes ist der wesentliche Inhalt der kaiserl. Thronrede: Ich halte fest an der Ueberzeugung, daß freie Institutionen und die Gleichberechtigung aller Nationen heilsam für die Gesammtmonarchie sein werden. Die staatsrechtliche Gestaltung derselben ist auf die Grundlage der mit der Einheit und Machtstellung des Reiches verträglichen Selbstständigkeit der einzelnen Kronländer gestellt. Die Anwendung erprobter constitutioneller Formen ist sanctionirt. Die Landtage sind eine vollendete Thatsache, und diese Thatsache wird von Jahr zu Jahr wachsende Bekräftigung durch die regel mäßigen Versammlungen der Landtage erlangen ; die Landtage werden Gesetze schaffen, welche den Bedürfnissen und Wünschen der Völker entsprechen. Die jüngste Vertagung derselben wurde dadurch bedingt, daß der Reichsrath an seine Aufgaben zu gehen hat, die ungeachtet der politischen, nationalen und Archlichen Verschiedenheiten bei gegenseitiger Billigkeit und versöhnlicher Stim mung und Duldsamkeit nicht ungelöst bleiben werde«. Wo jede Nationalität geschützt wird, wird keine der Entwickelung entbehren, und werden alle zusam men eine imposante Macht entfalten, welche im Innern befriedigt, weil sie auf Freiheit beruht, und nach außen keinerlei Besorgniß einflößen darf, weil sie ihrer Natur nach jede Aggression vermeidet. Es darf im Vertrauen auf die Gerechtigkeit der Sache und die Einsicht der Völker erwartet werden, daß auch die Frage wegen der Vertretung Ungarns, Kroatiens, Slavoniens und Sieben bürgens im Reichsrath bald eine günstig- Lösung erlangen und die Vertretung der Monarckie sonach vollständig sein werde. Wir können so hoffen, uns der Segnungen des Friedens ungestört zu erfreuen. Europa hat das Gefühl, des selben zu bedürfen, und die Allgemeinheit dieses Gefühls legt den Mächten die Pflicht auf, dieses kostbare Gut keiner Gefahr auszusetzen. Oesterreich erkennt die Solidarität dieser Pflicht an und ist überzeugt, daß sie auch von den an deren Mächten anerkannt wird. Um so erfolgreicher werden die Arbeiten zur Begründung einer neuen Epoche der Staatöwohlfahrt sein. Die nächstliegenden sind: Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalte durch Einführung der Landes-, Kreis- und Gemeinde - Autonomie wie durch Verminderung des Auf wandes für das Heer, Regelung des Verhältnisses zwischen dem Staate und der Nationalbank; Modifikationen in der Besteuerung so wie andere wichtige Gesetze. Unsere Aufgabe ist, Oesterreich über seinen schwierigste« Wendepunkt hinüber zu leiten; sie muß gelöst werden, welche Opfer es auch kosten möge. Die Vertreter des Reiches werden mit der von jeher in den schwierigsten La gen am glänzendsten erprobten Treue uud Opferfähigkeit aller Stämme der Monarchie beistehen. Sie haben in den Adressen ihrer Landtage ausgesprochen, daß die Bedingungen des Verbandes aller Länder des Kaiserreiches aufrecht erhalten werden müssen. Es ist meine feierlich übernommene Regentenpflicht, die mit den Gnundgesetzen vom 26. Februar gegebene Gesammtverfassung als Fundament eines einigen und untheilbaren Kaiserreichs mit aller Macht zu schützen und jeden Angriff auf dieselbe nachdrücklich zurückzuweisen. — Die Rede wurde oftmals durch begeisterte Zurufe unterbrochen. Der ungarische Hofkanzler Vay war unter den Ministern anwesend. Die vereinigten Häuser des Neichsraths brachten dem Kaiser ein dreimaliges begeistertes Lebehoch. Wien, 30. April. Infolge der immer mehr an Ausdehnung zunehmen den Typhusepidemie mußten wegen Ueberfüllung der Spitäler auch gestern Pa tienten in das Spital von Kloster-Neuburg transportirt werden. Rußland. Nach einer der „Schles. Ztg." zugegangenen Nachricht hat in Kaminiec Podolski ein Trauergottesdienst für die in Warschau Gefallenen unter großer Theilnahme stattgefunden. Der Gouverneur von Pödolien hat in Folge dessen viele der Theilnehmer verhaften und in die Kasematten von Kiew abführen lasten. Italien. Turin, 29. April. In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer legte der Finanzminister einen Gesetzentwurf betreffs der zu machenden Anleihe von 500 Mill. Francs vor. Das Deficit beträgt 3l4 Mill. DaS Blatt „L'Italie" meldet, daß der Kaiser von Marokko das König reich Italien anerkannt hat. Spanien. Madrid, 27. April. Der Berkaus der geistlichen Güter in Spanien, nach den DeSamortisationS-Gesetzen, hat in seinen Resultaten alle Erwartungen Überboten; denn derselbe ergab statt 500 Mill. Franken nicht weniger als eine Milliarde. Einstweilen hat man di« Anlage eines groß«