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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180614018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918061401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918061401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-14
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Morgen-Ausgabe »1« - slr L»t»zl, »nd Borort» r»«Ima! tä-Il» Bezugspreis.!»« »--» ,<dr°cht m-»-«»» «?. ^.o«. »t,r1«iILbrUch M. S.0U: für Äbhol»r »»natllch M. I.7S; d»rch »«s«rc «»«wSrllgkn ^Iliolen tnl Ha»1 gebracht monatlich M. 2L5. viertel- tehrlich M. SLV: durch di« Post Innerhalb Dentschland» Gelamt-Lntaad« »ona! U» M. 225, vierlellährllch M. V7L; Moraen-Aa«-»b« M. IHL 4ib«»d-Ao«aade M. Ü.gv. Sonntaat-Zlargad- M. VLO monatlich (aublchlletzlich PostdrsteUgebühr). Hauptschriftlelter: Dr. Erich Everkh, Leipzig. Amtsblatt des Rates urr- des potuetamtes -er Stadt Leipzig 112. Jahrgang Anzeigenpreis: '» M Laietaea ». Lehörda» im «mtl. leit di« KolonelzeU« 80 Pt^ ». «»»» VS Pf.; klein» Anzeige» di« Kolanelzetl« Uli Pf.. autmSrtd 3L Pf^ SeschSsttanzeigen mit Pla>»,rs«rift«n im Preise «rhdht. Beilagen: Sesamlauiiag« M. 7.— Sa« Lausend ausschl- Postgebühr glnzeinamm«. lv Ds. — Son»- und Aestta»« lö Pf. g»r»s,r»ch.A»schl»d «r. «S«. ,««9» a»b — Postscheckko»«» 72 a Schristl«lt»»g u»d Delchüfttftel«: 3odannidgass« Ar. 8. Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig. 1S18 Nr. 2S8 Freitag, den 14. 3rmi Schwere Sorgen des Vielverbandes Dee Sturm auf Mareuil vtd. Berl! a, 13. 3ani abends. (Amtlich.) An den Kampffronten ist die Lage unverändert. Oert- tiche Kämpfe südlich Mern, südwestlich Noyon und südlich der Alsne. Berlin, 13. Juni. (Drahtberichl.) Gury war genommen. Schrittweise wurde der zähe Gegner zurückgedrückt. Cs gelingt, eine be sonders lästige 75-Millimeter-Batlerie 500 Meter südlich Gary in der flanke zu fasten. Ein Geschütz war schon durch Volltreffer erledigt. Unter dem Feuer der Schützen verlosten die Kanoniere eiligst die Ge- schütze. Einer Protze glückt «S, an ein seikwäris stehendes Geschütz heraazukommen und aufzoprotzen. Schon ist säst der schützende Hang er reicht, da wirft unsere Maschinengewehrgarbe die gesamte Bespannung zu Boden. Auch rechts und links der Strohe werden zahlreiche voll ständig intakte Geschütze erbeutet. Aus einem Hohlweg feuern noch immer schwere Geschütze. Plötzlich sind die Ilnsern in der Batterie. WaS sich wehrt, wird niedergemachl. Vier Steilfeuergeschütze schwersten Kalibers sind erbeutet, eines davon ist noch geladen, ringsum liegt Munition in Menge. 3n Mareuil bersten unaufhörlich schwere Geschäfte unserer Mörser. Die feindliche Artillerie baut ab. 3hrs Gegenwirkung hat merklich abgenommen. Von rechts und links dringen die Truppen durch den Wald. Zahlreiche Gefangene werden nach rückwärts ab geschoben. Um 5 Uhr nachmittags ist Mareuil in unserer Hand. Gegenangriffe der Franzosen, in denen sie sich vergeblich bemühen, vnS die errungenen Erfolge wieder zu entreihen, haben erschreckend viel französisches Blut gekostet. Rach der Erstürmung des Ricquebourg- RückenS flüchtete der Franzose durch den Wald. Die wenigen für die Flucht verbleibenden Schneisen wurden von dem VerfolguimSfeuer der deutschen Artillerie so sicher gesagt, bah den Franzosen der Rückzug abgeschnilten und die fliehenden Trümmer fast gänzlich vernichtet wurden. Den ganzen Bergkamm entlang liegen französische Pferde, nieder gebrochene oder im Stich gelassene MunitionSwaqen, neben ihnen vom Luftdruck inS Dickicht geschleuderte Tote, die den Weg über die Matz nicht mehr erreichten. 3m Südteil des Ricquebourg-WaldeS entdeckten deutsche Grenadiere den wohl eingerichteten Unterstand deS den Ab schnitt befehligenden französischen Generals. Ans ihren Deckungen kamen mit erhobenen Händen die Franzosen und wurden noch rückwärts abgeschoben. Bereits um die Mittagsstunde des zweiten AngriffStageS war di« deutsche Beherrschung der Matz stchergestelll. Zur Aufnahme der Trümmer seiner unter dem Sloh des deutschen Angriffs zerschlagenen Divisionen hotte der Franzose bis dahin vier neue Divisionen eingesetzt. Sie vermochten nicht die Erkämpfung der Matz-Niederung aufzuhallen und gerieten mit in den Wirbel der französischen Niederlage. Roch am Abend vollendete eia Regiment den Erfolg auch gegen Osten, indem eS zu einer Zeit, da der Franzose noch nördlich davon auf dem Westuser der Oise Widerstand leistete, in verwegenem Stoße dicht vor Lambronne lüs an die Oise vorsprang und in überraschendem Sturme Ribecoart nahm. Der dritte Kampstag hat nun die erwarteten von unserer Luftaufklärung tagSzuoor mit wertvoller Genauigkeit qnge- saglcn großen feindlichen Gegenangriffs gebracht. Sie legten, wie an genommen. den Schwerpunkt gegen den äuheren rechten deutschen An- griffSflügel im Raume von Avencourt bis südlich Mery. Unter starkem Artillerieaufwand und Einsatz von Tankgeschwadern brandete der Franzose gegen die neue deulfch« Linie an. Acht feindliche Tanks wurden an einer Stelle erbeutet. Auch gegenüber der neuen deutschen Linie südlich der Matz versuchte der Franzose unter Einsatz starker frischer Kräfte das Schlachtenglück nachträglich noch zu wenden. Auch hier zerschellten seine Angriffe durch die prächtige Hal- tung unserer Truppen. Noch bitterer erging eS ihm im Ostteil deS Matz-AbschnilkeS. Hier wurde der in breiten Linien aus dsm Wald« nördlich Viller sur Voudoa angesehts französische Gegenangriff mit Erreichen deS Waldrandes schlagartig von d«r in Lauerstellung har renden deutschen Artillerie gefaßt und zerschlagen. Rur Trümmer retteten sich in wilder Panik in den Wald zurück. Die im Mahgrunde dem Feinde bislang noch überlassene Ortschaft Cheviu- «onrt wurde unter konzentrisches Feuer genommen. LS erfolgte «ine hastvolle Räumung. Der Gewinn deS Höhengeländes Hal sich am dritten Kampftag« be reits dahin auSgereift, daß der Franzose auf dem Ostufer der Oise gegenüber Royou den ganzen Wald von Earlepont und den südlich anschließenden Bärenforst restlos räumen mußte. Der von Osten her angeschte deutsche Druck stieß in die letzten dieser RänmungS- bewegungen. Mit der AuSschüttelung dieses durch den rrsolgreichen Stoß gegen die Matz meisterhaft zugeschnitteuen Sackes von Nouon ist unS neben der Gefangenen- und Materialbente eine willkommene Front verkürzung und Festigung unserer Stellung gegen Süden zugefallen. Nach seiner schweren Niederlage vom 11. 3uni griff am nächsten Tage der Gegner wiederum mit starken, tiefgegliederlen Kräften, unter stützt durch Tanks, unsere Stellungen beiderseits d«r Liller Straße an. 3n hartem Kampfe wurde er auch diesmal unter schwersten Verlusten abgewehrt. Ein gegen 2 Uhr mittags gegen unsere Linie bei An- lheuil einsehender weiterer Angriff wurde durch unser Vernichtungs feuer zerschlagen und kam nicht zur Entwicklung. Die nutzlos ver laufenen Angriffe der Franzosen haben nur die Blutopfer in er schreckender Weise vermehrt. Der 10. und 11. 3uni gehören mit zu den verlustreichsten Tagen deS Feindes seil dem 21. März. Hin.zu kommt, daß der Feind auch am 12. 3uni allein über 3500 neue Gefangene an uns verlor. Der Ernst der militärischen Lage Lloyd Georges Ilnlerhavsrede verschoben. — Foch kettel persönlich die Verteidigung Lompiegnes. — Repington über den bevorstehenden Rückzug. Rotterdam. 13. 3uni. (Eig. Draht bericht.) «Daily News' meldet: Infolge deS Ernstes der militärischen Laz« in Frankreich ist Lloyd Georges Red« im Unterhaus vertagt worden. Die Arbeiterpartei hat in die Vertagung eingewilligt. ^tzumanile" schreibt, daß ein vorübergehender Ernst der Lage in Paris zugegeben werde. Die Lage werde ober höchstens Frontkerrek- turen, aber niemals ernstere Folgen nach sich ziehen. Eine Besie gung Frankreichs, das sich aus unbeschränkte englische und ame rikanische Hilfsmittel stützt, sei ausgeschlossen. Genf, 13. 3uni. (C i g. D ra h t b e r i ch t.) Auf den französischen Bahnstc-cuen ist seit Sonnabend eine erhebliche Einschrän kung des Zugverkehrs eingetreten. Aus Lyon wird berichtet, daß von den von und noch Poris verkehrenden Zügen mehr als 20 Pro zent bis auf weiteres auSfallen. Der Militärkritiker des «Malin' erachte! die Lage bet Lompiegn« nicht mehr für unbedenklich, wenn den Deutschen ein neuer Raumgewinn in den bevorstehenden neuen Kämpfen beschiedeu fein sollte. Das Blatt meldet, daß General Foch persönlich die Verteidi- gungSmahnahmen zur Sicherung EompidgneS leitet. Haag. 13. 3um. (Eigener Drahtbericht.) Rleuw« Bureau meldet aus London: Oberst Repington bereitet auf den be vorstehende« Rückzag der Alliierten folgendermaßen vor: Der Grundsatz, auf dem der Feldzug der Alliierte» m 3ahre 1918 basierte, ist: aosharren, bis die starken amerikanischen und englischen Reserven in die Schlacht geworfen werden Können and bis di« 3nttiatlve, die den Verbündeten verlorengegangen ist, ihnen wieder gehört. Wir haben nicht die Absicht, unsere Armee wegen ber Rettung eines Hafens — und sei dieser Hafen noch so vorteilhaft und noch so bedeutend — zu zersplittern. Wenn «S nicht die Politik er- fordert und wir nicht gezwungen werden, eine Strategie zu oefolgen, die mit den von uns unbedingt aufrecht za erhaltenen Prinzipien unverein bar ist, ist uns der Endsieg sicher. Aber unsere Kinder und Kindes kinder wurden es uns niemals verzeihe», wenn wir in dieser kritischen Stunde von diesem Grundsatz abwichen m»d di« Einheit nnserer Arme« zersplittert würde, um eine Nebensache za rette«. Französischer Heeresbericht vom 12. 3uni abends. (Verspätet ein getroffen.) Zwischen Montdidier und Oise erneuerte der Feind im Laufe deS TageS seinen Druck auf unseren linken Flügel. Auf unserem rechten Flügel erneuerten die Deutschen ihre Angriffe an der Matz. Nach mehreren Versuchen, die ihnen starke Verluste kosteten, konnten sie auf dem Südufer im Dorfe Melicocq, auf den Höhen von Croix Richard und östlich der Oise Fuß fassen. Unsere Truppen zogen sich vorgestern nacht unter dem Schuhe von Deckungsabteilungen, die unsere Bewegung dem Feinde verschleierten, auf die Linie BaMy—Tracy le Val westlich Lampcel zurück. 3n der Gegend von Hautedraye schlugen wir einen feindlichen Angriff zurück und machten Gefängene. Südlich der Aisne spielten sich heftige Kämpfe ab, die bis zum Handgemenge führten, zwischen dem Flufte und dem Walde von Villers-Cokterets ab. Unsere Truppen setzten den Angriffen deS Feindes, der auf der Hoch fläche westlich der Dörfer Dommiers und Cukry leichte Fortschritte machte, lebhaften Widerstand entgegen. s« Erzelmir der Verl»« BtsMchuWll Wie«, 13. 3uni. (Drahlbericht unseres Sonder berichterstatters.) Der Berliner Korresponbent der «Reuen Freien Presse" meldet: Graf B « rian erklärte sich von dem Ergebnis seiner Berliner Reis« für befriedigt. Das Ergebnis sei zwar un fertig, aber eS befriedige doch, fügt« er lächelnd hinzu. Man war in diesen Tagen sehr fleißig und ist ziemlich weit vorwärts gekommen, lieber die vorhandenen Differenzen sei im Geiste gegenseitigen Vertrauens, wie eS zwischen den Bundesgenossen herrscht, verhandelt worden. Eine definitive Regelung sei zwar nicht erzielt, doch sei bestimmt z« hoffen, daß diese im Laufe der Verhandlungen ge lingen werd«. Wien, 13. Juni. (Drahtbericht unseres Sonder berichterstatters.) Der Berliner Korrespondent der «Neuen Freien Presse" erfährt von unterrichteter Seite: Die Berliner Verhandlungen haben zu einer weiteren Einigung zwischen den beiden verhandelnden Tellen geführt. Es bestehen zwar noch Differenzen, doch ist Aussicht auf baldige Eini gung vorhanden. Es war deutlich die Absicht beider Teile er kennbar, Laß eine Einigung erfolgen muß, und zwar bald er- folgen muß. Graf Hertling hat zugesagt, noch im Verlaufe des Juni zu weiteren Verhandlungen nach Wien zu kommen. In der Po len frage hat während der Berliner Verhandlungen die österreichisch-ungarische Regierung auf ihrem Standpunkt verharrt, der bekanntlich von dem der deutschen Regierung ab weicht; es ist jedoch anzunehmen, daß bei gegenseitigen Zugeständ nissen auch in dieser Frage eine Einigung zu erzielen ist. Budapest, 13. 3uni. ^sDrahtberichk.) Der deutsche Botschafter in Wien, Graf Wedel, sagte in einer Unterredung mit dem Mit arbeiter des .Az Lst' über die Versteifung des Bündnisses zwischen den Mittelmächten und über die Stellung Ungarns in dem neuen Bündnisse u. a. folgendes: Das Bündnis zwischen der Monarchie und dem Deutschen Reiche ist kein Gelegenhetksbün-nlS wie die Entente, sondern auf dauernder Freundschaft gegründet. ES habe unter Innehaltung jedes Angriffsgedankens nur die Verteidigung und Sicherheit des Besitzes und der 3ntereften der Verbündeten zum Ziele. Die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der verbündeten Staaten wür den auch im Rahmen deS neuen Bündnisses unberührt bleiben. Die politische Einsicht der Ungarn, die immer Freunde der Deutschen ge- wesen seien, werde bald erkennen, daß die ungarische Nation in diesem Bündnisse keine Verkürzung erfahre, sondern bei völliger Wahrung ihrer Selbständigkeit ohne die geringste Einschränkung der bewährten alten Traditionen viel mehr auf diese Weise die beste dauerhafteste Sicher- Helt der wahrhaften 3nlereften finden werde. Wien» 13. Juni. (Drahlbericht a»f«r«S Sonder berichterstatters.) Ueber de« gestrige« Minister«»! erfähr! die «Reichspofi': Die Beschlüsse des MiaisterralS sind znrzei! noch nicht bekannt, da sie erst am Freftag ber Krone z»r Genehmigung vorgelegt werden dürften. Es verlautet jedoch, daß sich die Regierung verpflichte! habe, bis znm 15. 3»ni den Parteien, mtt denen sie wegen der Einbenrfang des ParlamenlS verhandel! hol, Arttwort z» geben. Dies« soll am Sonnabend in einer Kundgebung der Regierung an die Oeffenllichkei! erfolge«, in der sie über di« Bemühangen der Regierung, noch eine Sommertagung des Parlaments herbelzuführen sowie über die Ursachen des Mißlingens dieser Absicht Aufklärung geben will. Man hält in «aterrichteten Kreisen «in vorheriges Rück- lrittSangebo! des gesamte« Kabinetts Seidler für möglich, doch dürft« eia solches vom Kaiser nicht angenommen werd«« und hätte somit nur eia« rein formell« Bedeutung. Gerüchte über den Rücktritt einzelner Mitglieder des Kabinetts entbehre« derzeit jeglicher Begründ«»-. Deutscher Reichstag (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i ft l e i k u n g.) 174. Sitzung. S Berlin, 13. 3uni. Am Tische des Bundesrats: v. Stein. Vizepräsident Dove eröffnet die Sitzung um 1,15 Uhr. Heeresetat Die Aussprache wird fortgesetzt. 3nzwischen sind eine Reihe von Entschließungen eingegangen. Eine Entschließung des Zen trums fordert baldige Auszahlung der in Aussicht genommenen Löh- uunqs zutage, Vereinfachung des Verfahrens bei Beurlau bungen nud Zurück st ellungen, Berücksichtigung der Familien- Verhältnisse bei der Zurückstellung, sorgfältig« Untersuchung bei der Feststellung der Kriegsvcrwendbarkeit, baldige Entlassung -er Dienst untauglichen, Ermäßigung der Gehälter von Offizieren und höheren Beamten in den besetzten Gebieten im Osten. Eine fortschrittliche Ent schließung stellt ähnliche Forderungen und verlangt weiter, daß die militärischen Vorgesetzten jede Einwirkung auf die poli tische Gesinnung ihrer Untergebenen unterlassen, daß schriftstellerische Arbeiten von Militärpersonen nicht vor der Ver- öffentlickung zur Genehmigung eingereicht werden müssen, und daß be währte Unteroffiziere, die nach -er Ansicht ihrer Vorgesetzten sich zum Offizier eignen, auch ohne Berechtigung zum einjährigen Dienst zu Offizieren befördert werden. Line konservative Ent schließung fordert Zuführung aller zur Zucht geeigneten Stuten bei der Demobilmachung an die Züchter und Landwirte, ferner Erleichterungen und Verbilligung des Lastenverkchrs im Lande. Eine sozialdemokra tische Entschließung regt an, jedem Entlassenen eine brauchbare Uniform und ein Paar gute Stiefel kostenlos zu überlasten, Anrechnung der Dien st zeit auch für die Kriegsgefangenen, Erhöhung der Entschädigung -er auf Selbstverpflegung angewiesenen Mannschaften, Erhöhung der Bezüge -er militärischen Friedenspensionäre. Abg. Dr. Mrth (Ztr.) bestreitet, allgemeine Vorwürfe gegen die Schwestern erhoben zu Haden. 3n Wirklichkeit habe er die Schwestern gegen schwere Angriffe von anderer Seite in Schutz nehmen wollen. Sächsischer Mllttärbeoollmächtigler Generalleutnant Leuckark von Weis-orf erwidert auf die Angriffe deS Abg. Ryfsel und bestreitet, daß die sächsische Militärverwaltung irgendwie parteiisch vorgehe. Wenn den Mannschaften die .Leipziger Neuesten Nachrich ten' geliefert worden seien, so deshalb, weil sie das am meisten ge- lesene Organ seien. (Widerspruch bei den Unabhängigen Sozialdemo kraten.) Ein Zwang auf die Bestellung dieses Blattes ist nicht auS- geübk worden. Wenn gegen die .Leipziger Volkszeitung' von den Militärbehörden vorgegangen wird, so geschieht dieS wegen der scharfen Richtung dieses Blattes. Die Haltung dieser Zeitung ist derart, daß die Franzosen die Artikel dieses Blattes in Patronen hülsen verborgen in unsere Stellungen herüberschießen. (Hört, hört.) Die sächsische Militärverwaltung ist allen Klagen der an- abhängigen Sozialdemokraten nachgegangen, und immer hat sich die Haltlosigkeit dieser Anklagen ergeben. Abg. Hauß (Els.) bringt Klagen der elsässisch-lothringischen Be- völkerung vor. Die Bestimmungen über UrlaubSerkeilungen scheinen für die elsässisch-lothringischen Soldaten nicht zu gelten. Dielen Soldaten, die seit Kriegsbeginn an der Front stehen, ist überhaupt noch kein Hei- . matsurlaub erteilt worden. Den Briefen der Elsässer wendet die Zensur besondere Aufmerksamkeit zu. Es geht nicht an, die Gesamtheit für die Verfehlungen einzelner verantwortlich zu machen. Abg. Schirmer (Ztr.): Die Verpflegung der Soldaten läßt Zu wünschen übrig. Die Vermischung der verschiedenen Landsmannschaften ist zu begrüßen; aber sie sollte nicht bloß der Sprachwissenschaft halber vorgenommen werden. Die Zurückstellung der GewerkschoftSbeamten vom Heeresdienst ist berechtigt; denn sie wirken vielfach auch durch Auf klärungsarbeit. Oberstleutnant o. Fransecki erklärt, daß alle Lieferungen möglichst bald be.zahlt werden sollen. Das gilt besonders für die Forderungen der Handwerker. Für die heimkehrenden Kriegsgefangenen aus Rußland sind an allen Äustauschstellen die notwendigen Vorkehrungen getroffen worden. Nur anfangs, als die Leute scharenweise unangemeldet ein trafen, reichten die Vorbereitungen nicht aus. Der zurückgekehrte Kriegsgefangene soll erkennen, daß die dankbare Heimat ihn mit offenen Armen emp fängt. Auch die Kriegsgefangenen haben ihre Pflicht getan. Deutsch land ist stolz auf die Treue und das mutige Ertragen aller Beschwerden durch die Kriegsgefangenen. Ueber den Transport gefangener feind licher Offiziere sind klare Bestimmungen getroffen, so daß jedes Aerger- nis vermieden wird. 3n keinem Lande ist die Behandlung der Kriegs gefangenen so menschlich wie bei uns. Wie Schlimmes haben unsere Brüder in feindlicher Gefangenschaft zu erdulden. Manchem Wacht- monn bei uns mag ja die Galle einmal Überläufen, wenn er immer wieder passiven Widerstand findet. Redner dankt dem schwedische« Roten Kreuz für seine Mitarbeit. Wenn auf andere Weise nichts zu erreichen war, sind wir auch vor Gcqenmaßregeln nicht zurückgeschreckk. Wir werden für unsere braven Soldaten, die das Unglück hatten, in Feindeshand zu fallen, immer entschieden eintreten. Heute hat uns die russisch- Regierung zugesagt, daß sie jeden Fall hetzerischer Propaganda gegen deutsche Kriegsgefangene strafrechtlich verfolgen werde. Abg. Böhl« (Soz.) fordert Entlassung des Jahrganges 1870 und be gründet die sozialdemokratische Entschließung. Der Redner führt Be schwerde über di« Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Elsaß- Lothringer. , Ein Zusammenstoß mit dem Kriegsminister Abg. Müller-Meiningen (Fortschr. Vpt ): Mik schönen Worten der Bewunderung lockt man keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Der deutsche Soldat will Taten sehen. An der Front ist manches bester geworden, aber in der Etappe und in der Heimat werden immer noch dieselben Klagen laut. Der Beschluß über die Entlastung der ältesten 3ahrgänge ist draußen mit Freude ausgenommen worden. Er sollte aber bald in die Tat umgeseht werden. An der ganzen Front herrscht der Glaube, daß noch Zehntausendr von K.-v.-Leutcn trotz aller Weisungen des Kriegsministeriums in den Schreibstuben herumsitzen. Viel böses Blut macht es auch, wie unser gutes Soldatenmalerial oft verwendet wird. Redner gedenkt der Verdienste der ArmierungStruppen un verlangt bessere Bezahlung der Krankenschwestern. Das Einjährigen privileg muß abgeschafft werden. Bedenklich lst die Zurücksetzung der Offiziere deS Benrloudtenstandes gegenüber den aktivsn Offizieren. Es soll ein Geheimerlaß ergangen sein, daß aktive Offiziere ntttz»kchfi «eck
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