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Wochenblatt für. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. AbonnemeniSprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montag« u. Donnerstag« bi» Mittag 12 Uhr. fiir die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreinn-vierzigste* Bahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnementsprei» erteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Rr. 7S. Dienstag, den 2. Oktober 1883 Bekanntmachung, Bezug der Standesregister und Formulare für die Standesämter betr. Damit die Bestellung und Lieferung der für das Jahr 1884 auf Staatskosten zu beschaffenden Standesregister und sonstigen For mulare rechtzeitig erfolgen kann, werden die Herren Standesbeamten des hiesigen Bezirks veranlaßt, ihren etwaigen Bedarf an solchen For mularen längstens bis zum 30. Oktober dieses Jahres anher anzuzeigen. Meißen, am 25. September 1883. Königliche Amtshauptmannschast daselbst. I. V.: Gilbert, Bez.-Ass. SteÄbrief. Gegen den unten beschriebenen bis Mitte Juli dieses Jahres in Röhrsdorf bei Wilsdruff aufhältlich gewesenen Handarbeiter Carl Draugott Wauer aus Seifers-orf bei Zittau, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Hausfriedensbruchs und Erregung ruhestörenden Lärmes verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das hiesige Amtsgerichtsgefängniß abzuUefern. Wilsdruff, am 27. September 1883. Der Königliche Amtsanwalt. LuvAK, Ref. Beschreibung: Alter: 37 Jahre. Statur: übermittel. Größe: 1,72 in. Haare: braun. Stirn: hoch. Nase: lang. Zähne: vollständig. Gesicht: länglich. Bart: rasirt. Augen: blau. Muud: gewöhnlich. Gesichtsfarbe: gesund. Wegen Reinigung der Lokalitäten bleibt das hiesige Kgl. Amtsgericht Sonnabend den 6. Oktober dies. Js. geschlossen. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 1. Oktober 1883. vr. LianAlM. Hauptübung der städtischen und freiwilligen Feuerwehr. Nächsten Sonntag, den 7. ds. Mts., Vormittags 11 Uhr, soll auf der hiesigen Schießwiese eine der im § 51 des hiesigen Feuerlösch-Regulativs vorgeschriebenen Hauptübungen der Feuerwehren abgehalten werden und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben, Abtheilungsführer und Mannschaften, unter Anlegung ihrer Dienst abzeichen pp. bei Vermeidung der im ß 52 des gedachten Feuerlösch-Regulativs angedrohten Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Die Versammlung sindet an der hiesigen Kirche Vormittags >^11 Uhr statt. Etwaige Entschuldigungen sind nur schriftlich bei den betreffenden Abtheilungsführern anzubringen. Wilsdruff, am I. Oktober 1883. Der Stadtrath. . Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Eine erhebende nationale Feier verlieh der verstossenen Woche einen besonderen Glanz und bildete zugleich den effektvollen Hinter grund für die am Mittwoch beendeten Kaisermanöver bei Homburg — die Enthüllung und Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald. Am Freitag hat dieser bedeutungsvolle Akt in Gegenwart des Kaisers, der königlichen Prinzen, der am Hof lager zu Homburg zugegen gewesenen deutschen Souveraine, der Ver treter der anderen deutschen Fürsten und anderer Fürstlichkeiten statt gefunden; außerdem wohnten der Feier die kommandirenden Generäle sämmtlicher Armeekorps, der Gesammtvorstand des Reichstages, eine große Anzahl sonstiger Notabilitäten, zahlreiche Deputationen der deutschen Militär- und Krieger-Vereine bei, ganz abgesehen von den sonstigen nach vielen Tausenden zählenden fremden Gästen. Unter solchen Umständen gestaltete sich die Einweihung des großartigen Na tionaldenkmals zu einem ergreifenden nationalen Moment, der nicht nur im Herzen aller derer, welche persönlich an der Feier theilnahmen, sondern auch im ganzen übrigen Deutschland noch lange nachzittern wird. So schaut denn nun die Kolossalfigur der Germauia als ein ehernes Sinnbild der wiedererstandenen deutschen Einigkeit, emporra gend im deutschen Walde, herab auf den „deutschesten Strom" und auf die lieblichen Gefilde, welche der Vater Rhein hier durchfluthet und als eine in Stein und Erz verkörperte Mahnung für die Stämme Deutschlands, die unter heißen Kämpfen errungene Einheit sich stets zu bewahren und immer mit vereinten Kräften einzustehen für das Wohl des großen Vaterlandes! Mittags 12 Uhr traf der Kaiser aus Wiesbaden in Rüdesheim ein, jubelnd begrüßt von vielen Tausenden. Die Fahrt nach dem Nieder wald fand unter dem Geläute der Kirchenglockeu, den Klängen der Nationalhymne und enthusiastischen Hochrufen der Bevölkerung statt. Veim Herannahen des kaiserlichen Wagens zu der Höhe des Nieder waldes erscholl eine Fanfare der Kapelle des Königshusarenregiments. Auf dem Festplatz angelangt, verließ der Kaiser alsbald den Wagen und wurde am Kaiserzelt von dem geschäftsführenden Ausschuß, den anwesenden deutschen Fürsten, den Prinzen und Prinzessinnen begrüßt. Nachdem der Kaiser sodann die Vorstellung des Denkmalkomitees ent gegengenommen hatte, wurde Se. Majestät von den Ehrenjungfrauen begrüßt. Der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses erbat nun die Genehmigung des Kaisers zum Beginn der Enthüllung mit fol gender Anrede: „Als Ew. Majestät vor 6 Jahren diesen Platz ver ließen, riefen Alle: Auf Wiedersehen! und heute rufen Alle, Alle: Willkommen! Das Denkmal steht vollendet und verwirklicht; was Ew. Majestät bei der Grundsteinlegung Sinn und Bedeutung des Ganzen erklärten „den Gefallenen widmen wir die Palmen, Kränze den Lebenden nnd den künftigen Geschlechtern zeigt die Germania das hochzuhaltende Kleinod, des Reiches Krone". Wir übergeben das Denkmal dem deutschen Reiche und bitten Ew. Majestät, dieses Zeichen der Dankbarkeit des deutschen Volkes in Schutz nehmen zu wollen und zu gestatten, daß die Enthüllungsfeier beginne". Hierauf hielt der Vorsitzende des Festausschusses, Staatsminister Graf zu Eulenburg, die Festrede. Nach derselben hielt der Kaiser folgende Rede: „Wenn die Vorsehung ihren Willen zu mächtigen Ereignissen auf Erden kund geben will, so wählt sie dazu die Zeit, die Länder und die Werkzeuge, um diesen Willen zu vollbringen. Die Jahre 1870/71 waren eine Zeit, in welcher ein solcher Wille geahnt wurde. Das bedrohte Deutsch land erhob sich in Vaterlandsliebe wie ein Mann und bas Werkzeug war das deutsche Volk in Waffen nnd seine Fürsten an der Spitze. Der Allmächtige führte diese Waffen nach blutigen Kämpfen von Sieg zu Sieg nnd Deutschland steht in Einheit in der Weltgeschichte da. Millionen Herzen haben ihr Gebet zu Goti erhoben und ihm für diese Gnade ihren demüthigen Dank dargebracht und ihn gepriesen, daß er uns für würdig befand, seinen Willen zu vollziehen. Aber für die spätesten Zeiten will Deutschland diesem Dank einen bleibenden Aus-