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Dresdner Journal : 16.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-16
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 16.03.1887
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Mittwoch, de« 16. März, abends. 1887. Ui* Reick«, tritt ko.t- ui>6 ^Mrliel»; L U»r^ b0 I 5 g^Epsl,u«elü»L iü»ru. Lioisiv« tiamw«rn: 10 kr. *2k«iiaixn»x»xvk«dreil, k'Sr 6 «2 R»um einer ^sepkltensn Teil« kleiner Lokriit SV?k. Unter ..Lin<k«»»o6t" äi« 2«i1« bv kt. Lei n. LiL«rn»»t» «uttpr. Lr»«deln«», IN-lick mit ^llinLtun« äar 8oim- unä ?si«rt»8* »d«llä^ ^nnndw« ro» Ln«Li»äI»ui»U»u »uivLrt» DresdnerIoumal L«tx^»! Lranci^etter, LommiliollLr ä» i)re«ill«r L«od«rss - L«rli» Vt.o - l,«tp»tU >»».I-«r«^»»-«r»llIltllr» «. H : Äaaeenetein ^vA/er, L.rUn -Vl.L-LZMtdarH- riAU-l.«tp»tt-rr»»kkaX «. N.-NHLek«o: Aid. Ako««,- k«rt. L»»ä<»>-L.rU» rr«nktllrt » N - »t«ttU»rt: Ha-t« <e t?o 0«rU»: /nvattckextianL, Nr«w«o: L §c?rtott«, Lr.^.n: §ta»-e»'» Li^ea^ <Lm»t üürUt». ^ac-i/otAer/ S^mor.r: O. SÄS«ior,' L«U» ». ».! Lar«t <S Oa. Für die Gesamtleitung verantwortlich; Dtto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. ll«r»n»x«k«r r Ullisl. Lrpeäition 6s» l)rs»6o«r /onrvlllt, Dr«»äs», LMiv^sritr»«« Uo >0. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Postillone Christian Gottlieb Biering in Chemnitz da» Allge meine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Pari«, IS. März. sW. T. B.) Wie die Abendblätter melden, wäre vor Absendung der Einladungen zu der Weltausstellung im Jahre 188V an die Mächte bei allen Staaten wegen ihrer etwaigen Beteiligung unter der Hand ange fragt worden. Den eingegangenrn Informationen zufolge würden sämtliche Staaten Amerika« und de« äußersten Orient« aunehmen; wahrscheinlich würden auch die meisten europäischen Staaten vertreten sein. Österreich, Rußland und Deutsch land würden, wenn sie keinen Generalkommissar ernennen sollten, doch ihren Industriellen gestatten, sich zusammenzuthun. In jedem Kalle würden sich dieselben an der Beschickung der Abteilung für Wissenschaft, Litteratur und schöne Künste be teiligen. Pari«, 16. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Blätter sprechen ihre Mißbilligung au«, daß Gene ral Boulanger seinen Brief an die Militärkom- Mission, worin er die Aufhebung der polytechnischen Tckule al« Militärschule fordert, veröffentlichte, ohne ihn vorher den übrigen Ministern mitzuteilen. London, 15. März. (W. T. B.) IM Unter- Hause sprach sich der Generalsekretär für Irland, Balfour, völlig zustimmend über den von dem Kapitän Plunkett gegebenen Befehl au«, einem Angriff auf die Polizei in Irland energisch, im Notfälle mit den Waffen zu begegnen. St. Petersburg, 16. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „RegierungSaureiger" bringt fol gende Mitteilungen: Am 13. März gegen 11 Uhr vormittag« wurden auf dem Rew«ki-Prospekt drei Studenten der Tt. Prter-bvrger Universität ver haftet, bei welchen Sprengstoffe gefunden wurden. Die Verhafteten gestandm zu, einer geheimen ver brecherischen Verbindung anzugehören. Die ihnen abgenommenen Geschosse erwiesen sich bei einer Prüfung durch Sachverständige al« mit Dynamit und Bleikugeln geladen, welche letzteren mit Strych nin versehen waren. St. Petersburg, 16. März, mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die sechs (?) verhafteten Studenten waren, alS ihre Verhaftung erfolgte, in drei Gruppen der Straße entlangt verteilt. Bei jeder Gruppe fand man eine Bombe. An zeichen für eine größere Verbreitung de« KomplotS liegen bisher nicht vor. Der Kaiser und die Kai serin kamen gestern vormittag aus Gatschina nach St. Petersburg, nahmen am Rout bei dem Groß fürsten Wladimir teil und kehrten abends nach Gatschina zurück. Der unlängst auS der Krim hier eingetroffene Großfürst Konstantin Nikola- jewisch ist gestern dorthin zurückgereist. Der „K. Ztg." wird unter d. 15 d. MtS. gemeldet: Die Aufregung über den Anschlag auf den Zaren ist hier ungeheuer groß. Bis jetzt find 48 Nihilisten verhaftet, darunter S, welche Bomben bei sich trugen. Dresden, l6. März. Die Vertagung des italienischen Parlaments. Die bereits vorgestern in dieser Zeitung mitaeteilte Nachricht von der Vertagung des italienischen Parla ments darf als ein geeignetes Auskunstsmittel bettach tel werden, um die Verlegenheiten des Augenblickes zu beseitigen. Depretis gewinnt Zeit zur Heranziehung geeigneter Kräfte in sein Kabinett, während die Oppo sition wohl etwas zur Besinnung kommt. König Humbert ist, allen eingehenden Nachrichten zufolge, nicht geneigt, aus Depretis und den Grafty Robilant »u verzichten, so daß man als wahrscheinlich annimmt, oaß — im Falle eine längere, etwas über Ostern dauernde Vertagung kein günstiges Ergebnis liefert, die Regierung zur Auflösung der Kammern schreiten und Neuwahlen anordnen wird. Die Opposition sehnt sich nach einem Ministerium Crispi. Allein auch hier zeigt sich, sobald man der Sache aus den Grund geht, daß ein Kabinett Crispi ebenso wenig von Einfluß, ja noch ohnmächtiger sein wird, als das gegenwärtige. Die ,,Neue freie Presse" erörtert vom österreichischen Standpunkte aus die Aussichten, welche sich den verschiedenen Parteien bieten und ge- langt zu dem Ergebnis, daß die Lage durch ein Mini sterium Crispi nicht wesentlich gebessert würde. „Ein Ministerium", sagt das Blatt, „würde Crispi ohne Zweifel rasch beisammen haben, aber wo bliebe die Majorität? Daß von den 214 Abgeordneten, welche am Freitag gegen Crispi gestimmt haben, auch nur ein Dutzend zu ihm überginge, wenn er an der Spitze der Regierung stände, ist nicht sehr wahrscheinlich, und selbst in diesem Falle hätte er nicht etwa eine Mehr heit von vier Stimmen, die ihm jedenfalls viel zu dürftig erscheinen würde, sondern er befände sich noch immer bei jeder wichtigen Abstimmung in der Mino rität. Die 194 Abgeordneten, welche Freitag mit ihm gingen, bilden keine unerschütterliche Phalanx, sondern drei getrennte Schaaren. Von ihrer Gesamtzahl muß man erstens die zehn Abgeordneten der Rechten, dann die ganze äußerste Linke abziehen. Die Ersteren fron- dieren wohl Depretis gegenüber, würden aber unter keiner Bedingung einem Ministerium Crispi Heer» folge leisten; die letztere gehorcht stets dem bekannten Grundsätze: „Ich kenne die Absichten der Regierung nicht, aber ich mißbillige sie" Eie hat Crispi be kämpft, al» er Minister war; sie würde e» ganz ge wiß wieder thun. Wie viel Anhänger würde er dem nach haben? Kaum 160." „Dies einfache Rechenexempel zeigt, daß der An sturm der Opposition und die Forderung, Crispi müsse der künftige Premier sein, ni! t so berechtigt sind, als es den Anschein hat. Crispi könnte nur unter der Bedingung die Leitung der Geschäfte antreten, wenn der König in die Auflösung der Kammer willigte. Vielleicht würden die Neuwahlen die Opposition in die Mehrheit verwandeln. Vielleicht! Das Ergebnis von Wahlen ist in einem freien Lande, wo es nicht von der Willkür des jeweiligen Ministeriums abhängt, sich eine willfährige Majorität zu schaffen, eine unbekannte Größe. D s haben Lord Beaconsfield im April 1880 und Gladstone im vorigen Sommer zu ihrer eigenen großen Überraschung erfahren. Wenn aber das ita lienische Parlament schon aufgelöst werden soll, so ist eS einfacher, wenn die gegenwärtige, als wenn eine neue Regierung diese Maßrege ergreift. Nach den Wahlen wird die Bildung eine» Kabinetts jedenfalls ungleich leichter sein, denn die Meinung des Landes wird sich in ihnen unzweideutig kundgeben." „Diese Ansicht scheint auch in Rom vorzuwalten. ES ist sehr bezeichnend, daß der „Popolo Romano" Depretis den Rat erteilt, die Session zu schließen und, wenn die Bemühungen, ein neues Kabinet zu bilden, abermals fruchtlos bleiben sollten, die Kammer auf zulösen. Der „Popolo Romano" ist das anerkannte Leiborgan des Ministerpräsidenten, und wenn es dem letztern einen Schritt anrät, so bedeutet das so viel, daß ür. Depretis sich für den betreffenden Schritt schon halb entschlossen hat und nur noch hören will, wie er von der öffentlichen Meinung ausgenommen würde. AuS der Äußerung des „Popolo Romano" darf man daher schließen, daß die Auflösung wahr scheinlich erfolgen wird, wenn es nicht in den nächsten Wochen Hrn. Depretis gelingt, einige neue Minister zu gewinnen. Die Suche nach ihnen hat er ohne Zweifel fchon begonnen " „Kehrt der greise Staatsmann mit leeren Händen zurück und kann er dem Lande nicht ein neues oder wenigstens ein sorgfältig ausgebessertes Kabinett als Ostergeschenk darbieten, so werden Neuwahlen wirklich notwendig sein. Dann können wir nur wünschen, daß sie Depretis keine Enttäuschung bringen, daß die ita lienischen Wähler sich nicht gegen ihn aussprechen. Wäre die Lage Europas eine vollkommen beruhigende, so würde es für uns in Österreich vollständig gleich- giltig sein, ob Depretis sich behauptet oder Crispi an seine Stelle tritt. Wir halten den ersteren nicht für das Ideal eines Staatsmannes und den letzteren für einen fähigen und energischen Politiker, der seinen Radikalismus genau so wie zur Zeit seiner ersten Ministerschaft im Vorzimmer vergessen wird, wenn er wieder zur Macht gelangt. Wir wiederholen auch, was wir schon öfter sagten, daß wir keineswegs der Meinung sind, der Sturz des Kabinetts Depretis würde einen völligen Umschwung in der auswärtigen Politik Italiens herbeiführen und sein herzliches Ver hältnis zu Deutschland und Österreich zerstören. Crispi ist kein Mann, der Interessen opfert, um Gefühlen nachzuhängen, und von der Naivetät des wackeren Cai roli, der sich von Frankreich aus lauter Sympathie ür die republikanische Regierungsform in der tunesi- chen Angelegenheit so arg täuschen ließ, sehr weit ent- ernt. Aber wir können nicht die bestimmte Über zeugung Kegen, daß die Stellung Italiens zu den Kaisermäcyten genau die bisherige bleiben würde, wenn ein Kabinett Crispi das Ministerum Depretis ablöste." ES ist deshalb natürlich, daß wir die Krise mit Auf» merksamkeit verfolgen uud eine Lösung derselben wün schen müssen, welche jeden Zweifel über die Fortdauer der innigen Beziehungen Italien» zu Österreich und Deutschland ausschließt Eine solche wird erfolgen, wenn entweder Depretis am Ruder bleibt oder aus Neuwahlen ein Ministerium der Rechten hervorgeht. Unsere allgemeinen politischen Anschauungen — das möchten wir den fortwährenden Angriffen der italie nischen Oppositionsblätter gegenüber bemerken — haben mit dem Standpunkte, von welchem wir die Minister krise in Rom beurteilen, nichts zu thun. Es ist eine große Lächerlichkeit, uns der Verleugnung freiheitlicher Ideen anzuklagen, weil wir nicht für die italienische Opposition schwärmen. Auswärtige Politik nach Partei grundsätzen zu treiben, dünkt uns an sich nicht ge raten. und wir würden einen stark konservativen Mi nister, der die Freundschaft und das Bündnis mit Österreich sucht, unbedingt dem begeisterten Fortschritts» manne vorziehen, der begehrliche Blicke nach öster reichischem Gebiete richtete — was man hoffentlich auch in Italien begreifen wird. Aber in dem kon kreten Falle, um den es sich handelt, steht die Sache anders. Die Herren Crispi und Depretis trennt kein schroffer politischer Gegensatz, sondern kleinlicher Streit. Als Liberale bettachten wir beide für Gesinnungs genossen, als Österreicher geben wir Hrn. Depretis, gegen dessen auswärtige Politik wir nicht das leiseste Mißtrauen hegen, den Vorzug." Lagrsgeschichte. Dresden, 16. März. Ihre Majestäten der König und die Königin werden Sich mit Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen Georg, dem Prinzen Friedrich August und der Prinzessin Mathilde zur Beglückwünschung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, Königs von Preußen, aus Anlaß Allerhöchst» dessen bevorstehenden Geburtsfestes am Montag, den 21. d. Mts., nach Berlin begeben. Dresden, 16. März. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 3. Stück vom Jahre 1887 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 5) Verordnung vom 11. Februar d. I, die Expropriation von Grund» eigenthum zu Erweiterung der Stationsanlage auf der Station Lauter an der Schwarzenberg - Zwickauer Eisenbahnlinie betreffend; Nr. 6) Verordnung vom 18. Februar d. I., eine Ernennung für die I. Kammer der Ständeverjammlung betreffend (abaedruckt in Nr. 46 des „Dresdn. Journ."); Nr. 7) Verordnung vom 1. März d. I., die Anmeldung zur Anstellungs prüfung für den niedern Staatsforstdienst betreffend; Nr. 8) Bekanntmachung vom 3. März d. I. die Übersichten und Rechnungsabschlüsse der Krankenkassen betreffend; Nr. 9) Landtagsabschied vom 5. März d.J. für die außerordentliche Ständeversammlung betreffend (abgedruckt in Nr. 53 des „Dresdn. Journ."); Nr. 10) Verordnung vom 8. März d. I , die Heran ziehung von Militärpersonen zu örtlichen Abgaben be treffend. * Berlin, 15. März. An seinem 90. Geburts tage wird Se. Majestät der Kaiser von nicht weniger als fünfundachtzig Mitgliedern souveräner Häuser umgeben sein, die preußische Königsfamilie natürlich einbegriffen. Es entspricht diese einzig da stehende zahlreiche persönliche Teilnahme fürstlicher Personen an der Feier des 90. KaisergeburtStage» nur dem einzigartigen Charakter dieses Festes selbst, das in der Weltgeschichte bis jetzt ohne Gleichen da steht. Auch das Gefolge der in« und ausländischen Herrschaften ist ein entsprechend großes, da et etwa 350 Personen umfassen dürfte. Von Fürstlichkeiten, welche gestern und heute be reits hier eingetroffen sind, erwähnen wir Ihre Königl. und Großherzogl. Hoheiten den Großherzog und den Erbgroßherzog von Meck lenburg-Strelitz, den Großherzog und die Erbgroßherzogin von Baden, sowie den Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden. Aus dem neuesten amtlichen Verzeichnisse der Be vollmächtigten znm Bundesrate ist ersichtlich, daß diese Körperschaft in letzter Zeit mannichfache Änderungen erfahren hat. Nach Ernennung de» Unterstaatssekretärs im Ministerium für Handel und Gewerbe, Magdeburg, zum Bevollmächtigten ist der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amte, Graf v. Berchem, wieder in die Reihe der Stellvertreter zurückgetreten, da sonst die Preußen zustehende Zahl von 17 Mitgliedern überschritten worden wäre. Unter die preußischen Stellvertreter ist neu berufen der Direktor im Auswärtigen Amte, Reichardt, so daß jetzt außer dem bevollmächtigtea Staatssekretär Grafen H. v. Bismarck der Unterstaatssekretär, die beiden Direktoren und der die Personalien bearbeitende wirkl. Geh. Legationsrat Humbert aus dem aus wärtigen Amte dem Bundesrate angehören. Neuerdings ist auch der Generalmajor, Direktor im Krieg-Ministerium Blume zum stellvertretenden Bundesratsbevollmäcbtig- ten für Preußen ernannt. In dem Verzeichnisse fehlt jetzt der Geh. Oberregierungsrat Körte vom ReichS- Elsenbahnamt, welcher vor ungefähr 9 Jahren zum Stell vertreter ernannt wurde, als das Reichseisenbahngefetz und andere Eisenbahnfragen im Vordergründe stan- Fenilltton. Dre-den, 15. März. In der gestrigen unter Vorsitz Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg statt gehabten Sitzung des Königl. Sächsischen Alter tumsverein», mit welcher der Verein in ein neues VeremSjahr einttat, gedachte zunächst der erste Direk tor, Generallieutenant v. Carlowitz, der im Lause des Vorjahre» verstorbenen Mitglieder. Nach Erledigung einiger anderen geschäftlichen Angelegenheiten, unter denen nur der Beschluß, mit dem Museo national in Rio de Janeiro auf dessen Anttag in Schriften- austausch zu treten, hier erwähnt werden möge, be richtete Prof, vr Steche über die durch Tischlermeister Brunner hierselbst sehr geschickt auSgeführte Reparatur der Predella des aus der Stolpener Schloßkapelle stammenden, jetzt im VereinSmuseum befindlichen AltarwerkS, sowie über die Schritte, welche der Ver ein beim evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium be hufs fernerweiter Erhaltung der früher in der Petti- kirche zu Bautzen befindlichen Grabplatte des hoch verdienten Dresdner Chronisten Anton Weck gethan hat. Ferner teilte er mit, daß der dem Vereine ae- schenkie Portalaufsav des vormals Rennerschen Hauses (Altmarkt Nr. 9) einstweilen, Dank der Gefälligkeit de» Hrn. Hofbaumeister» Dunger, auf dem Werkplatze de» Hofbauamt» (Stallsttaße) untergebracht worden sei, da bei der vermutlich bevorstehenden Übersiedelung de» Bereia»museumS in da» frühere Zeughau» eine Ausstellung in den bi»herigen Sammlungsräumen nicht ratsam schien. Der von dem Hrn. Kassierer vor ¬ gelegte Voranschlag für das Geschäftsjahr 1887)88 wurde in allen Teilen genehmigt. In das Direk torium wurden die bisherigen Mitglieder desselben mit allen gegen ihre eigenen Stimmen wiedergewählt. — Den Hauptvorttag hielt vr. pbil. Berling über den kursächsischen Hofmaler Heinrich Goeding. Beginnend mit einer historisch-ästhetischen Charakten- stik der sächsischen Malerschule nach Lukas Cranach, gab der Vortragende, gestützt auf eingehende archiva lische Studien, ein knappes Lebensbild des 1531 zu Braunschweig geborenen Heinrich Goeding (de- Alte ren). AuS seiner früheren Jugend wissen wir nichts; erst, nachdem er Ende der fünfziger Jahre nach Sachsen gelangt war, begegnen wir Spuren seiner Thätigkeit. Ansänglich war dieselbe wohl eine mehr handwerks mäßige: aber Kurfürst August wurde bald auf ihn aufmerksam, und so erhielt er größere Aufträge. Seine erste selbständige Arbeit, die 1566 unternommene Übermalung der beiden Flügel und der Predella des AltarwerkS in der Schloßkapelle zu Stolpen, befindet sich gegenwärtig im VereinSmuseum. Im Jahre 1570 wurde Goeding mit Ausführung sämtlicher Maler arbeiten auf der Augustusburg beauftragt. Von dem, was er hier im Lause mehrerer Jahre geschaffen, ist fast gar nichts erhalten Nur au» älteren Beschrei bungen können wir un» eine Vorstellung davon machen. Ebenso sind nur wenige Reste von seinen Arbeiten für die Kapelle im Schlosse Freudenstein (Freiberg) vorhanden. Al» Lohn erhielt er eine Mühle im Müglitzthale; dieser Umstand erklärte e», daß hier und da im Amte Pirna Arbeiten von ihm getroffen wer den, so 4 Epitaphien in der Hauptkirche zu Pirna und da» beschädigte und jetzt sehr ungenügend unttrgebrachte al» Hauptwerk zum ersten Male die siebente Sympho nie A. Bruckners. Sie ist die bedeutendste unter dessen Symphonien durch Größe, Kühnheit und poeti schen Inhalt der Ideen, Reichtum der Erfindung, kunstvoller Durcharbeitung und eigenartiger schöner, orchestraler Kombinationen. Der Einfluß Wagner» auf den Komponisten tritt uns zwar ganz entschieden entgegen, aber nicht in bloßer Nachahmung, sondern in selbstständiger Dichtung und zu eigener Art um gebildet. Die Vorführung dieses Werkes war um so mehr dankbar anzuerkennen, da sie bei den ungemeinen Schwierigkeiten desselben und mit einem für die Blas instrumente mit sehr verschiedenartigen Kräften ver stärktem Orchester nur durch die außerordentlichsteu Mühen und die direktionelle Begabung Hrn. Nicod^S in so musikalisch befriedigender und gelingender Weise hergestellt werden konnte. Der dafür sich hingebende Eifer der Spieler erschien höchst lobenswert. Altarwerk in der Kirche zu Lohmen. Daneben arbeitete er fortwährend für den Kurfürsten. So befindet sich im herzogl. Kunstkabinett zu Gotha ein kleines, von Goeding mit 13 Miniaturbildern geziertes Brevier, welches Kurfürst August l579 dem Herzog von Mecklenburg geschenkt zu haben scheint. Die Königl. Bibliothek enthält einen Band mit 55 sauber auf Pergament gemalte^lquarellen, welche die vom Kurfürsten August bei verschiedenen Hoffestlichkeiten mitgemachten Turniere darftellen und nach Ausweis der Akten um 1584 entstanden sind; der Vortragende legte den Band vor. Goedings Hauptwerk aber war tue male rische Ausschmückung des Stallhofes zu Dresden; die Bilder im 2. Gefchoß desselben, in welchem gegen wärtig die Gewehrgallerie sich befindet, sind bis heute ziemlich unversehrt erhalten. Alle diese Werke und mehrere andere beschrieb der Vortragende eingehend, während er auf die Kupferstiche, die Goeding ge- fchaffen, auS Mangel an Zeit nichr näher einging. Er schloß mit dem Hinweise auf einen Ausspruch des Kam« mersekretärs Jenitz, der in einem an den Kurfürsten gerichteten Schreiben aus dem Jahre 1570 Heinrich Goeding und den Italiener Benedict de Thola als die einzigen denkenden Maler, die damals im Kur fürstentum Sachsen thätig waren, bezeichnet. Noch bemerken wir, daß eins der nächsten Hefte des „Neuen Archivs für Sächsische Geschichte" eine eingehende Ar beit de» l)r. Berling über Goeding bringen wird - -Iu Der Eindruck der Symphonie bleibt ein durchau» gemischter, unbefriedigender. Das Werk scheint fast mit der Willkür und dem Zufall täglich wechselnder Stimmung und Laune zusammengesetzt. Dem großen Talent Bruckners fehlt die geistige Beherrfchung seiner Gedankenfülle, die Logik, der Zusammenhang und da» rechte Maß in ihrer Gestaltung, das Vermögen, die Motive zu ihrer höchsten Bedeutung fließend ver bunden, einheitlich und plastisch klar in der Form durchzuführen. Ihm mangelt nicht künstlerische Technik, nicht Kenntnis der Form, aber Geschmack, Maßhalttu und Schönheitsgefühl für die Form. Wo aber diese Schwächen vor freier Inspiration, vor dem unmittel» Dienstag, den 15. März fand im Saale de» Ge- Schwächen vor freier Inspiration, vor dem unmittel» werbe Haufe» da» sechste philharmonische Konzert unter baren glücklichen Erauß seiner Produktionskraft zurück» Leitung ve» Hrn I. L. Ricodö statt. Er brachte treten, da entfaltet seine Mufik nicht bloß an einzelne«;
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