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Wöchoinü^ Irschemm drei Nummern. Pränumerauon» Preis 22j Sgr. (j Thi-.) vierteljährlich, 3 Thlr. für ha» ganze Jahr, ohne Er HSHung, in allen Theilen her Preußischen Monarchie. für die Man pränumeriri aus diele« Beiblatt der Mlg. Pr. Traars Zcuuna in Berlin in der Er-cdiiion sFricdrichS TrraSe Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslände tei den Wodlläbl. Poll- Aemrern. Literatur des Auslandes. 62 Berlin, Freitag den 24. Mai 1839. Italien. Wissenschaftliches aus Rom. Das 23ste Heft der -LuuuU ilelle Leionre lioligiu-iv (für März und April l83Sl, red. vom Abbaie Ani. de Luca, stil ausgegeben worden. Das Diario <li lium» (Nr. 23) giebl über den Inhalt desselben folgenden charakteristischen Bericht: I) enthalt dies Heft eine sehr wichtige Widerlegung der vom Dl Strauß in seinem schändlichen finhuno) Buch: „Leben Jesu", vorgebrachien Gotteslästerungen. Seil Langem hat die Deutsche Presse kein Werk hervorgehen lassen, das ketzerischer wäre als dieses, nicht sowohl, weil Strauß gegen die Gottheit Christi neue und »och nicht widerlegte Einwürfe machte, vielmehr weil er mit böser List seine Täuschungen verhüllt und unter philo logischen Untersuchungen, verdrießlicher Gegeneinanderhaltung von Stellen aus Len verschiedenen biblischen Büchern und sophistischer Deutung Hebräischer oder sonst orientalischer Wör ter versteckt; daher denn geschieht, daß nur wenige Leser den Sitz des Betruges zu entdecken vermögen. Der Protestantismus, längst nichts weiter als ein reiner Deismus des Verstandes, hat in Deutschland die Gemüiher für so anstößige Lehren empfäng lich gsmachi Daher haben die Schaaren der Ungläubigen und Freigeister alsbald begonnen, das Werk ihres schamlosen Banner trägers zum Himmel zu erheben. Und deshalb haben anderer seits mehr denn zwanzig Schriftsteller sich zu dessen Bekämpfung erhoben, und ein norddeutscher Fürst Hai genehm gefunden, auf die beste Widerlegung einen ansehnliche» Preis zu setzen. Unsere Italienischen Leser werden nun schon abnehmen können, wie dies Buch nur durch Lüg« und Charlaianismns eine Wichtigkeit, die es nicht verdient, erlangen konnte, und die wahren Gläubi gen werden sich freuen, wieder zu erfahren, daß die Feinde des Christenthums doch immer nur dieselben abgestumpften Waffen von neuem führen. Die Angriffe des Siraußschen Buche«, welche der gedachte Artikel zurückweist, richten sich gegen die Geschichte der Verkündigung und Geburt des Täufer» Johannes, die scheinbaren Widersprüche zwischen den Evangelien des Matthäus und Lucas u. s. w. Der Artikel ist von einem unge nannten, aber in der orientalischen Philosophie sehr gelehrten Engländer verfaßt und vom Abbaie de Luca aus einem Eng« lischen Journal übersetzt. 2) Der Ehrw. Pater Olivieri vom Predigerorden giebt die Fortsetzung seiner gelehrten Untersuchungen über des Engländer« Tilstone Beke neues System der biblischen Geographie, in wel chem unter anderen Paradoxen sich auch die Behauptung findet, daß da» Aegypten der Profangeschichle keineswegs da» Land sey, in welchem das Volk Go«e» von den Pharaonen bedrückt wurde. 3) Ein in Frankreich erschienenes schönes Buch des Herrn Abbö Fröre über die Philosophie der Geschichte wird angezeigl. Nach Entwickelung der verschiedenen Systeme von Kan«, Con- dorcei, Lessing, Michele«, Herder und Hegel wird deren Unhalt- barkeit erwiese» und von den großen Verdiensten S>. Augustin'» und Bossuel's, welche die wahren Schöpfer dieser erhabenen Wissenschaft sind, gehandelt. Sodann erhalten auch de Maistre und Fr- Schlegel, al» welche der christliche« Theorie einer Philo sophie der Geschichte die weitere Ausbildung gegeben, ihr ver dientes Lob. Zuletzt wird das System Fröre'» übersichtlich dar gestellt und gezeigt, daß diesem der Ruhm gebühr«, alle Theile dieser grandiosen Doktrin zu einem wohl di«ponirien Ganzen zu sammengeordnet zu haben. 4) Ein langer und sehr gelehrter Lateinischer Brief de» Herrn Abbaie Brunati an Ambr. Firmin Dido« in Bezug aus dessen Plan, eine neue Polyglotte der heiligen Schrift heraus« rugeben. Der gelehrte Verfasser entwickelt die bei diesem Rie senwerk nothwendig anzuwendende Methode und giebl beispiels weise «ine synoplische Tabelle für die Veriheilung de» Texte« und der 43 Versionen. 5) Lin« Rede des Ehrw- Paier Giov. Batt. Pianciani von ^n/'üchaf« Jesu, über die der Stadt Rom durch die heili gen Märtyrer zu Theil gewordene Herrlichkeit (xlori-), gehalten am vorjährigen Geburt»,age der Stadt. Ls wird gesagt, wie die Kraft und Standhafiigkeit der christlichen Heroen jene der alten Welieroberer überrage, da diese nur dem Antriebe ihrer maßlosen Ehrsucht gefolgt, jene aber auf Venheidigung der Tugendlehren und des Glaubens, welcher der Welt Licht war und ist, ausgegange» seycn. 6) Eine Reihe von Bemerkungen desselben Autors über das neu erschienene Werk von Sismondi: „Geschichte des Un terganges des Römischen Reichs", zeigt die Unzuverlässigkeit die ses Werkes in Allem, was die Religion, die Kirche und die Männer der Kirche angehi. Herr Sismondi sucht die alien Ein wendungen Dodwell's und Gibbon s gegen die Anzahl der alten , Märtyrer wieder hervor und beschuldigt viele heilige Bischöfe und andere kirchliche Personen ungercchler Weise der Grausam keit in Verfolgung der Götzendiener Paier Pianciani erweist aufs augenscheinlichste die Falschheit und Ungerechtigkeit solcher Behauptungen. Den Beschluß machen: das letzte Dekret der heil. Congrega- iwn des Index (der verbotenen Bücher), ein Nekrolog des Schweizerischen Predigers Cutlat und die bibliographischen No tizen über neue in Italien, Frankreich, Deutschland, England, Belgien und Nord-Amerika erschienene Bücher religiösen Inhalt». Frankreich. Die sieben Saiten der Lyra. Dramatisches Gedicht von George Sand. (Fortsetzung.) S i e b e n i e S c e n c- Mephistopheles, der Kapellmeister, der Dichter, der Maler, der Kritiker, Helene. M ep h. (beistil im Httilmrttknj. Nun, meine Bürschchen, wen» Ihr »ich, die Leier zerbrechet, verstümmelt und in den Koth irr tet, so verstehe ich mich nicht mehr auf Raubgesindel und Van dalen. (Laut, indem er sich tief vor ihnen verbeugt.! Tretet näher, edle Herren! Hier herein, berühmte Meister! Möchten doch Ew. Gna den einen gütigen Blick auf dieses Wunderwerk der Kunst wer fen, ohne deshalb (aus Helenen zeigend lind mit leiserer Stimmet diese» Meisterwerk der Naiur zu übersehen. Hel. Welche unangenehme Personen! In ihre Hände soll also der Schatz meine» Baiers übergehen. Ich mag dem Han del nicht beiwohnen. Es würde mich zu sehr schmerzen! lsi« geht hinau«.> Der Kapellmeister. Vor allen Dingen will ich diese» nnvergleichliche Jnstrumem versuchen. Es soll einen ganz wun derbaren Ton haben. Ich gedenke es in der Kapelle Sr. Majestät einzuführen, und ich habe schon ein besonderes Solo dafür in meiner v äur-Symphonie angebracht. Maler. Ich befürchte sehr, daß man Luch in dieser Hin sicht geiäuschl hat. So viel ich weiß, ha« noch Niemand den Ton dieser Lyra gehört, weil der Ligemhümer sie von Keinem berühren ließ; aber mein Freund Lottemvald Hai mir von den elfenbeinernen Figürchen erzählt, womit das Instrument verziert sey und welche die herrlichsten Sirenen-Statuetten seyn sollen, die man irgendwo sehen kann. Der Dichter. Louenwald versteht sich darauf! Was mich beiriffi, ich gedenke die phantastische Legende, die sich an Adels« freit'« Lyra knüpf«, poensch zu behandeln. Meister Jonathas, Ihr sollt allein, wie ich höre, den wakren Hergang der Sache kennen. Es soll eine sehr merkwürdige Sage seyn, die der verstorbene Meinbacher nur seinen besten Freunde» umer dem Siegel der tief sten Verschwiegenheit erzählte. Ich wähnie, als Hofdichier, hin reichenden Anspruch an seine Werchschätzung zu haben, um daß er mir die wunderbare Begebenheit mittheile, doch wollte er sich nie dazu verstehen. Der Maler. Weil Ihr sie alsdann dem ganzen Publikum unter dem Siegel eines unverbrüchlichen Stillschweigens zu erzäh len gedacht«!.... Ick würde weniger von ihm verlangt haben. Ich h仫 nur gewünscht, die kleinen Figuren zu kopiren, um die Rahmen der Kaiserlichen Familien-Portraits damit zu verzieren. Seine Majestät würden dieser Erfindung Beifall gezollt haben; Sie lieben vorzüglich die Rahmen der Gemälde; man möchte fast sagen, Sie geruhten, diese den Gemälden selbst vorzuziehen. Daher berücksichtige ich diese auch ganz besonders bei-dem Kauf der Bilder, die ich für Höchstihre Galerie answähle.