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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.10.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101010016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910101001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910101001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-10
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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Lu-eiqen-Peei» Mr S-Mr-tr «r Lrchrt, nn» U«,«»», M» «M-valtrne « »w »M«M Pekrtzetl, L dt, 74 »M d«tM >»0«»M«U» t »E ,»I»4»« i» a»o«»M» l.» «G« VraSrNr» tW «richatrranzeiqen mtt PaAoorlchNN« «M t» d« >d«nd«»»aad» >m Pretl« ertzth! ckadatl »ach Lari«. Beilagegebübr b ». raulenb exL. V-ttgrdüchr. »trNrrtetlt» Nuititt«« kt»»«a nicht znrSL- rrzogr» wrrde». stttr d«4 >trichrtne» «, brmmwrru Legen »»» vlitzra wrr» lri», Sara»»» über«»Win««. Lnzetgen.»»»»»,-!«! L»H»»»»pt4H «, M> Itwtltchr» gtllalr» ». »Leo Rnao«»»- «xpidttt»»«» »«» I» »»» >»»ia»d«4. H»u,r.Stlt«l« vrrkt»: Tarl Duockrr, Her»»««, vnqr. d»tldlllitg, Lützmoftial« IL (Telervoa VI, Air. 4Mtj>. -«tU>t-FUt«le vntdeor SrelkLd« 4. l (letrph»» 4SNi1 Nr. 280. 104. Jahrgang Montag, üen l0. Oktober ISlO. Vas kvichtiglte. * Am Sonntagmorgen ist in Gaschwitz der frei konservative Landtaqsabgeordnete Berlagsbuch- händler Diirr plötzlich gestorben. (S. Leitart.) * Auch auf den Stettiner Werften wird die Arbeit am Montag wieder ausge nommen, da die zur Fortsetzung des Streiks er forderliche Dreiviertelmajorität unter den Werft arbeitern nicht erreicht wurde. (S Letzte Dep.) * Deutsches Eigentum ist bei der Um wälzung in Lissabon nicht zuschaden gekommen. Zwei Deutsche find leicht verletzt. Nach Lissabonner Depeschen hat man sich im ganzen Lande mit der Neuordnung der Dinge abgesunden. Die Ausweisung der Mönche und Nonnen hat bereits begonnen. (S. d. des. Art. u. letzte Dep.) * Den Prix du Tonseil Municpal (100 000 Fr.) gewann am Sonntag in Paris- Longchamps Baron M. Rothschilds „Ossi an unter Barat. (S. Sport.) Lanütagsadgeurüneter Dürr -s- Wie wir bereits gestern vormittag durch Aushang mitteilen konnten, ist am Eonntagmorgen der frei konservative Landtagsabgeordnete, Verlagsbuchhänd- ler Johannes Friedrich Dürr, plötzlich ver- srorben. In unterrichteten Kreisen war es schon längere Zeit bekannt, Latz der allseitig geachtete Mann seit Jahren an hochgradiger Nervosität litt. Die aufreibende Tätigkeit in geschäftlicher und poli tischer Beziehung war an ihm nicht spurlos vorüber gegangen, um so weniger, als er sich trotz der Bitten seiner Angehörigen nicht die so dringend nötige Er holung und Schonung in ausreichendem Mähe gönnte. In dar letzten Zeit hat sich dieser bedauerliche Zu stand nervöser Ueberreizung derartig verschlimmert, oatz Dürr am Sonntagmorgen in seiner Billa in Gaschwitz seinem Leben selbst ein Ende bereitete. In »eiten Kreisen wird das rasche, plötzliche End« Dürrs lebhaftes Bedauern auslösen, und allgemeine Teilnahme in den schwergeprüften Hinterbliebenen sicher. Dürr hat nur ein Alter von knapp 43 Jahren er reicht. Er entstammt einer alten, hochangesehenen Leipziger Buchhändlerfamilie und wurde am 20. No vember 1867 in Leipzig geboren. Seit dem am 12. Januar 1905 erfolgten Tode seines Vaters Otto Dürr war er alleiniger Inhaber der weitbekannten Dürrschen Buchhandlung in Leipzig, die in ihren Anfängen auf Christian Lellarius, also bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts, zurückreicht. Sein Geschäft hat Dürr mit seltener Energie, mit er staunlicher Schaffensfreudigkeit und ausgezeichnetem Erfolge geleitet. Dürrs Name hatte in Buchhändler kreisen einen sehr guten Klang, aber darüber hinaus war der Verstorbene auch durch seine umfangreiche politische Tätigkeit hekannt geworden. Seit 1905 gehörte Dürr der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages als Vertreter des 23. ländlichen Wahlkreises an. Er hatte sich dort zunächst der konservativen Fraktion ange schlossen, konnte sich aber mit dem darin vorherrschen den agrarischen Geist nicht befreunden, so daß es nur zu erklärlich war, daß er in der Landtags session 1907/08 mit einigen anderen Abgeordneten aus dieser Fraktion ausschied. In der neukcmstituier- ten freikonseroativen Fraktion bekleidete Dürr das Amt eines Schriftführers. Die Lebens dauer dieser neuen Parteigruppe im Landtage währte nicht allzulange; die meisten Freikonserva tiven schlossen sich im Laufe der Zeit wieder näher an den alten konservativen Stamm an; nur der Ab geordnete Dürr wahrte seine von der Fraktions meinung sehr häufig abweichende Ansicht in konse quenter Weise. Das kam am deutlichsten bei wich tigen Abstimmungen zum Ausdruck, denn dann gab Dürr in der Regel sein Votum in demselben Sinne wie die Nationalliberalen ab. Cs konnte daher nach der Neuwahl des Landtages im vorigen Jahre auch gar nicht weiter verwunderlich erscheinen, das, sich der Abgeordnete Dürr, um als Freikonservativer nicht allein zu stehen, der nationalliberalen Fraktion zuzählen lieg, mit der er ja auch eine ganze Reihe von Berührungspunkten in seiner politischen An schauung besah. Während der Landtagsperiode 1909/10 gehörte Dürr der Finanzdeputation P an, die ihn zum Schriftführer wählte. Im Landtage war Dürr bei allen Fraktionen als freundlicher, konzilianter Abgeordneter und als rastloser, gewissenhafter Arbeiter geschätzt. Der Wünsche seines Wahlkreises wie seiner Vaterstadt Leipzig nahm er sich mit Eifer an und vertrat sie mit allem Nachdruck. Die von ihm verfahten De putationsberichte — es sei beispielsweise an den auch von uns ausführlich im Auszug wiedergegebe nen Bericht über den Umbau der Leipziger Bahn höfe erinnert — zeichneten sich durch Klarheit und Uebersichtlichkeit in der Darstellung aus. Mit ganz besonderer Vorliebe beschäftigte sich der Verstorbene mit Schulfragen. Bereits im vorletzten Land tage tat er sich bei Beratung der auf die Reform der Dolksschulgesetzgebung abzielenden Anträge Hettner und Günther rühmlich hervor, uird der da mals vom früheren Lbg. Dr. Schill verfaßt« Depu- tationsbcricht läßt gut erkennen, dah Dürr nach einer wirklich freiheitlichen Umgestaltung unsere» Dolksschulgesetzes mit aller Kraft strebte. Um so schmerzlicher wird es alle Freunde der Schulreform berühren, dah sie von nun an diesen bewährten Mann im Landtage missen sollen. Die politische Tätigkeit Dürrs, die sich übrigens auch über den Landtag hinaus erstreckte, war von kurzer Dauer, äußerst vielseitig und von gutem Erfolge begleitet. Von den Staatsbürgern, die am öffentlichen Leben regen Anteil nehmen, wird der Name Johann Friedrich Dürr nicht leicht vergessen werden, und alle, die dem Verstorbenen persönlich näher getreten waren, werden ihm darüber hinaus auch wegen seiner sympathischen Charaktereigen schaften ein dauerndes Gedächtnis bewahren. Sus üer Republik Portugal. Die provisorische Regierung hat nunmehr fast allen fremden Regierungen die Proklamation der portugiesischen Republik angezeiat. Eine An erkennung konnte durch die Mächte natürlich bis jetzt noch nicht erfolgen, da die neue Regierung nur provisorisch ist und die fremden Regierungen erst eine in aller Form von den dazu berufenen Organen proklamierte Republik anerkennen werden. Im übrigen haben die neuen Männer inzwischen Dekrete und Amnestien erlassen und Bestimmungen über das Vermögen des königlichen Hauses. Die Unruhen gegen den Klerus gewinnen an Ausdehnung. Die ersten Taten der neuen Regierung. Lissabon, 8. Oktober. lTel.) Die Regierung wird noch vor Montag außer dem bereits angckündigten Dekret über die Freilassung von Per sonen, die wegen Zugehörigkeit zu geheimen Gesellschaften verhaftet sind, Verfügungen er lassen über: eine Amnestie für wegen Preßvcr- gehcn, politischer und gemeiner Vergehen Verurteilte; Wiederherstellung des Pressegesetzes des frühe ren Ministers Darjona Freitas; Aenderung der Eidesformel bei der Uebernahme eines Amtes; Ersetzung des Wortes königlich durch republi kanisch in den Protokollen; sowie über Verlänge rung zurzeit schwebender Prozesse um zehn Tage Die neue Regierung und die königliche Familie. Lissabon, 9. Oktober. (Telegramm.) Die Regie rung gedenkt eine eigene Kommission zur Tilgung der Schulden des ermordeten Königs Carlos ein zusetzen. Erst nachdem die Kommission die Arbeiten beendet haben wird, soll die Familie Braganza den aus dem Verkauf der Krondomänen ver bleibenden Rest erhalten. Gibraltar, 9. Oktober. (Telegramm.> Es heißt, dah die Kgl. Jacht „Amelia" heute nach Lissabon in See geht, da sie Eigentum Les portugiesischen Staates ist. König Manuel sowie die Köni gin-Witwe und die Königin-Mutter wer den Gäste des Gouverneurs sein. Die Bewegung gegen den Klerus. Lissabon, 9. Oktober. (Telegramm.) Hier sind noch mehrere Nachrichten über Angriffe auf Ordensniederlassungen eingelaufen. Da man befürchtet, dah sich diese Angriffe verallgemeinern werden, sind Sicherheitsmahregeln an geordnet worden; ein Zwischenfall ereignete sich nicht. Die Personen waren abwesend, das Eigentum wurde respektiert. Rom, 9. Oktober. (Telegramm.) Der Pater Pro- vincial der jesuitischen Gregorius-Universität erklärt die Nachricht, dah die Jesuitenväter Bomben ge schleudert haben, für tendenziöse Erfin dung. Pater Cassiano, Sekretär des Jesuiten generals, sagte, es sei die Nachricht eingetroffen von der Verhaftung der Iesuitenoäter von Tampolide an der Ermordung einiger Jesuiten. Der Orden habe keinerlei Schuld an den Aufständen, da er sich nicht mit Politik befasse. Die Notifizierung der Republik im Auslande. Paris, 9. Oktober. (Tel.) Die hiesige portu giesische Gesandtschaft wurde von der provisorischen Regierung beauftragt, der französischen Regierung die Nachricht von der Proklamierung der Republik bekanntzugeben. Nach einer offiziösen Meldung hat sich infolge der Erkrankung des Ge sandten Graf de Souza Rosa der erste Sekretär der Gesandtschaft als Geschäftsträger heute dieses Auftrages entledigt. Rom, 9. Oktober. (Tel.) Der portugiesische Ge schäftsträger machte heute dem Minister des Aeuhern in der Consulta von der Proklamierung der Republik und der Konstituierung der neuen Regierung in Portugal Mitteilung. Der Minister erklärte, ihm augenblicklich noch keine Antwort geben zu können. Genf, 9. Oktober. (Tel.) Das hiesige portugie sische Konsulat wurde durch die portugiesische Ge sandtschaft in Bern van der Proklamierung der Republik unterrichtet und lieh in Erwar tung weiterer Instruktionen das Konsulats wappen entfernen. Madrid, 9. Oktober. (Tel.) Die hiesige Regie rung ist erstaunt darüber, dah sie noch nicht dre offizielle Notifikation von der Proklamierung der Republik in Portugal erhalten hat. DeuMes Reich. Leipzig, 10. Oktober. * Fortschrittliche Voltspartei in Sachien. Der Vorstand des Landesverbandes der Fortschrittlichen Volkspurtei im Königreich Sachsen tagte am Sonn tag im Palmengarten zu Dresden unter Vorsitz des Reichstags- und Landtagsabaeordneten Eünrher (Plauen i. V ). Es wurde bekannt gegeben, dah dem treubewährten Mitarbeiter im Landesoerbande Lehrer Eihner in Leipzig die herzlichsten Glück wünsche zur Silbernen Hochzeit übermittelt worden sind. Auf Antrag von Prof. Dr. Rahn (Dresden) wurde beschlossen, eine „Korrespondenz der Fort schrittlichen Volkspartei in Sachsen" herauszugeben Auf weiteren Antrag wurde genehmigt, dah das Hauptsekretariat unter Leitung des Parteisekretärs Hofmann demnächst nach Dresden verlegt werden soll, mährend das zweite Parteisekretariat des Herrn Ehrich in Leipzig verbleiben soll, Ueber das Ver hältnis zu den anderen Parteien fanden längere Ver handlungen statt. Einstimmig fand schließlich folgende Resolution Annahme: »1) Den Parteimitgliedern wird empfohlen, überall da, wo eine entsprechende Organisation dies zuläßt, für die nächsten Reichstagswahlen Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei auf zustellen. 2) Zur Vermeidung von liberalen Doppelkan didaturen soll von der Aufstellung eigener Kandi daten dann abgesehen werden, wenn die national liberale Parteileitung eine dahingehende Ver ständigung gesucht und der Vorstand des Landes oerbandes der Fortschrittlichen Volkspartei in Sachsen den betreffenden örtlichen Organisationen anheimgegeben hat, dem zu entsprechen." - Fertigstellung des Entwurfs des Schutztruppen gesetzes. Wie der Inf." mitgeteilt wird, ist der Entwurf der Abänderung des Schutztruppenaesetzes. der auch Bestimmungen über die Wehrpflicht und Militärgerichtsbarkeit in den Kolonien enthält, im Reichskolonialamt nunmehr fertiggestellt worden. Er dürfte demnächst Gegenstand kommissarischer Bera tungen zwischen den zuständigen Reichsressort, wer den, so dah dre Aussicht besieht, dah eine entsprechende Vorlage dem Reichstage rn der nächsten Session zu gehe« kann. Vorgesehen ist, dah in sämtlichen afrika nischen Schutzgebieten Las militärische Kontrollwesen und für Südwestafrika speziell auch die Wehrordnun« eine Neuordnung erfahren soll. Für Deutschsirdwest sind Vorschriften über die Bildung eines Beurlaub tenstandes sowohl für Offiziere, Sanitätsoffiziere und Militärbeamte des Reichsheeres und der Marine wie für Mannschaften und Unteroffiziere ausgearbeitet worden. Die Ableistung der Hebungen wird voraus- ichtlich sowohl im Schutzgebiet wie in der Heimat ge- chehen können. Die Neuordnung des Kontrollwesens. >ie für alle afrikanischen Kolonien gültig sein soll, wird erforderlich, da gegenwärtig eine Bestimmung nicht besteht, nach der sich Wehrpflichtige in der Kolonie anmelden müssen. Da die afrikanischen Kolonien als Ausland gelten, unterstehen die sich ad- meldenden Personen des Soldatenstandes in Deutsch land dem Bezirkskommando IV in Berlin. In Aussicht genommen ist. dah sich die Wehrpflichtigen in den Kolonien in Zukunft bei dem Bezirkskom mando in Deutschsüdwestafrika bezüglich bei den sonstigen zuständigen Behörden der anderen Kolonien anzumelLen haben. * Landwirtschaftlicher Wettbewerb unter Sol daten. Wie der „Inf." geschrieben wird, fand vor nicht langer Zeit ein landwirtschaftlicher Wett bewerb unter Soldaten statt, der sowohl seitens der Veranstalter wie der Beteiligten zur vollen Zu friedenheit ausfisl und den Wunsch rege werden läht, dah derartige Einrichtungen auch an anderen Orten, in denen oder in deren Nähe landwirtschast- licherÜnterricht für die Mannschaften stattfindet,sich ein bürgern, da sie sicher dazu beitragen werden, den jungen Leuten die Liebe zur ländlichen Heimat zu erhalten. Im vorliegenden Falle hatte die Provinzialabtei- luna Ostpreußen des Deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege auf dem Besitz des Rittergutsbesitzers Weller-Metgethen einen Wett bewerb veranstaltet, an dem über 100 Soldaten und Offiziere (als Zuschauer) teilnahmen. Es handelte sich u. a. um Wettmähen und Wettpflügen. Die Theater. Leipzig, 10. Oktober. Msnon. (Oper von Jules Massenel.) Ls war in jener Zeit, da die Kunst allein den Genuh befriedigen, die Sitrenlebre das Vergnügen teigern sollte und die Sinnlichkert zu einem System ausgebildet wurde. Auf schöngeistigem Gebiete waren Prüoost und der jüngere Lröbillon dre Ver treter dieser Prinzipien, gefolgt von Geistern wie de Sade und Choderlos de la Clos. Die Literatur gab in Frankreich den Ton an. Sie beherrschte da mals das Leben, die öffentlichen und privaten Zu- itände und hals am meisten die Revolution vor bereiten, die allem Greuel ein Ende machte. Prevosts Roman „Manon Lescaut und Chevalier des Grieux" spiegelt, als Teil einer Autobiographie, jene Zeiten, ihre Sitten und Anschauungen treu wieder. Und Jules M ass« ne t bemächtigte sich 1884 des Stoffes, da er Witterung bekam von Liebe und Weib, di« darin die einzige und allein maß- gebende Rolle spielen. Massenel, Mitarbeiter Meichac und Gille haben aus Prevosts Roman ein fade» Opernbuch nach alter Schablone zurechtgemacht. Sie benutzten allein di« äußeren Konturen der Erzählung und veräußerlichten damit zugleich da« Ganze. Ja, sie brachten es sogar in manchen Einzelheiten dahin, daß -wischen ihrem Text und jenem berühmten der Derdtschen Travlata manche auffallende Sehnlichkeiten entstanden. Sie richteten einen Tert alter Schule her und trachteten nur danach, dem Tonsetzer eine genügende Anzahl lyrischer Momente zu schaffen, ohne sich auch nur im geringsten etwa um dre psychologisch wahre Ent wickelung der Charaktere und das vernünftige Fort schreiten der Handlung zu bekümmern. So zerfällt unter ihren Händen alles in vereinzelte Bilder und Situationen, die allein vom Scheinlichte der Theater lampen. nicht aber von den glänzenden Strahlen der Lebenssonne beleuchtet, geschweige gar etwa durch wärmt werden. Und um das 1?. st.'. Publikum der md rn dem Operntexte alle wirklichen Affekte aus- icmerzt, alle Vergehen auf ein relativ bescheidenes >. Auch Kokotten müssen So erleidet denn Manon Sie ersingt sich in dem ... „mildernde Umstände". Die Zu- ^en darauf eilend ins nächste Kaffee tieren, daß es „doch" sehr schön und vor allem recht rührend gewesen sei . . . Wie die Tertfabrikanten, so der Komponist» dessen musikalischer Weikrauchstil redlich das Seinige bei- trägt zur Glorifikation der chönen Sünderin, ohne damit eine wirkliche Veredelung des Typus zu schaffen. Massenel vermag sch unglaublich für die Plattheit und das flach« Gefühl zum innerlich un bedeutend Sentimentalen zu oegeistern. Ohne Zwei fel hätte eine großzügig«, von echter Leidenschaft ge tragene Musik eine Manon-Tragödie schaffen können. Aber Massenets Kunst ist und bleibt hier immer nur eine multiplizierte musikalische Kleinheit, die jede vibrierende, leuchtende Bewegung, jede seeftsche Expansion ausschließt und nur auf der Oberfläche des Empfindens einige hell schimmernde Blasen treibt. Das Ganze entspringt den denklich stärksten, sinnlichen Trieben, aber Massenets Feder ist zu Opöra Lomique nicht zu irritieren und aufzuregen. sind in dem Operntexte alle wirklichen Affekte aus- acmerzt, alle Vergehen aus Maß zurückgeführt worden endlich einmal sterben. C auch ernen schönen Liebestod. rührenden Finale ,,mildernd schauer aber geh« s Haus und konstatieren, daß vor allem rei musikalischer Weibrauchstil trägt zur Glorifikation der " schaffen. Massenel vermag sch unglaublich "fs Plattheit und das flach« Gefühl zum innerlb schwach, um diese gewaltige, zwei Menschenleben mordende Sinnlichkeit mir realistischer und das Ge müt packender Glaubhaftigkeit zu schildern. Massenet parfümiert die, aus dem Sujet aufstergenden Miasmen einer Welt, wie sie in ihrer Sünde und Verworfenheit nun einmal ist, er sagt, gefällig eine lügenhafte Dezenz vorspiegclnd, alles im Stile des Salons und umschnörkelt, ein begabter, ja geborner Melodiker, auch die tiefsten Empsrndungen mit zier lichen Fiorituren. Voltaire sagte einmal von einer neuen Tragödie: „Das Werk enthält manches Neue und manches Gute; leider aber ist das Gute nicht neu und das Neue nicht gut." Er könnte es auch von Massenets „Manon" gesagt haben. Zu den besten Stellen der Partitur gehören die musikalischen Kleinigkeiten, z. B. die (unsinnigerweise nntten auf der Promenade Lours-la Reine veranstalteten) Tänze, die Szenen in dem Gasthofe von Amiens, ferner jene im Sprechzimmer von St. Sulyice und Manons Tod. Auch in den tumultuarischen Spiel szenen erbebt sich die Musik endlich zu einer gewissen dramatischen Energie. Aber im übrigen gibt Masse net doch eben nur ein musikalisches Stück in Stücken. Die gestrige Erstaufführung der Oper, die von dem übliichen Sonntags-Berfall begleitet war, stand auf sehr respektabler Höhe. Fräulein Sanden bot die Hauptrolle in feinster gesanglicher und musika lischer Ausgestaltung. Ihre Manon liebt Des Grieux genau zwölf Tage lang, ist von Vergnügungs sucht behext und steht das Geld nur als Mittel an, sich neu« Amüsements zu schaffen. Die Künstlerin gab im Anschluß an den Text eine sehr zarte Gestalt, während das Original Prevosts auch üoer stärkere Gefühlsakzente verfügt. Diese letzteren brach,e der Des Grieux des Herrn Jäger in die Aufführung. Gesanglich vortrefflich, war dies ein leidenschaftlicher Liebhaber, mehr schwach als bösartig, einer, der zu kurzen Freuden und langen Leiden geboren ist und sein Unglück auf sich zukommen steht, ohne ihm aus dem Wege zu gehen. Alle anderen Gestalten der Oper werden zu Chargen, die gestern ebenfalls aufs beste vertreten waren, so z. B. der Cousin Lescaut des Herrn Klinghammer, die Konkurrenz- Liebhaber der Herren Marion und Stauden- meyer, der Vater Des Grieux des Herrn LLip pe rtz als Träger der Moral, die anstandshalber nicht auszuschalten war, und der eifrige Wm des Herrn Dlabal. Ein reizendes Grisettentrio bil deten die schmucken Damen Merrem, Bartsch und Stadtegger. Geschmackvoll hatte Frl. Grondona die Tänze des dritten Aktes arrangiert. Das Werk, dessen Partitur übrigens bei Ad. Fürst- ner in Berlin erschienen ist, stellt an das Orchester keine eigentlich großen Anforderungen, verlangt aber infolge des vorherrschenden Details das peinlich genaueste Ensemble, das auch durch Herrn Kapell meister Pollak eifriges Bemühen aufs beste hergcstellt ward. Ab und zu darf das Orchester noch weitere Dämpfung recht wohl erfahren. S.hr subtil ausgearbeitet war der Vortrag der zierlichen Tänze, durchaus zurückhaltend wiedergeaeben der musikalische Teil in den melodramatisch geformten Stellen, die. von Massenet mit Vorliebe angebracht, doch ein ordentliches Rezitativ keineswegs ersetzen. Mit künstlerischer Umsicht verfuhr die Regie de» Herrn Dr. Loewenfeld in den mannigfach wechselnden Szenen. In jener des Jahrmarkts nahm sich der Trubel der Menge etwas dürftig au». Um so gelungener war die Schlußszene: die Landschaft
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