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Erscheint seit dem Jahre 4844. Oa« »VMdmfter Tageblatt' erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends 6 llhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich rv Pfg., monatlich 70 Pfg., vierteljährlich 2,10 Mi.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 pfg., vierteljährlich 2,40 Ml.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Zufteftungegebühr. Aste Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nebmcn jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Faste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Lloyd George spricht von einer „Notlage'; aus allen Gegenden werden Hilfstruppen zusammengetrommelt, erfleht, erpreßt. Kanada, Australien, Neuseeland, Amerika, sollen schleunigst helfen; in England drohen die Maschinisten, also die gehobenen Arbeiter, mit dem Streik, falls di« englische Regierung noch weiter ihre Reihen nach Wehr fähigen „auskämmt' Die bitterste Not zwingt England in diesem Kampfe, um Frankreichs Hilfe zu betteln, das britische Heer hält sich nur durch den französischen Poilu. Und doch hatte Lloyd Georg« prahlerisch gerufen, England sei Frankreich zu Hilfe geeilt, und Albions Heer schütze die französische Hauptstadt. Jetzt? „Wie anders, Gretchen . . .' Verhallt sind die Triumphgesänge britischer Hetzblätter, und die Vorspiegelung, Sir Haig und andere englische Heerführer seien niemals besiegt worden und daher Hindenburg über legen, ist zerflattert. Jetzt beugt fick England unter Frankreich. Sir Haig, geschlagen, wird dem französischen Generalissimus Foch untergeordnet, Englands Truppen fechten ihren letzten Kampf unter dem Befehl eines Mannes, der nicht ihre Sprache redet. Dieser Einheitsgeneralissimus Foch ist ein Produkt der Niederlage Englands und ein Eingeständnis, daß der britische Leu, aus tausend Wunden blutend, nicht mehr die Kraft fühlt, den deutschen Stoß zu parieren. Noch vor kurzer Zeit hatten englische Blätter sehr energisch die Forde rung eines Einheitsgeneralissimus abgelehnt. Zwar drückte Amerika auf England, um Frankreichs willen nur einen Franzosen als Höchstkommandierenden durchzusetzen, aber jeder Brite mit etwas Selbstgefühl sträubte sich, unter dieses Joch zu gehen. Es galt Englands Führung im Raubverband! Wird Foch oder irgendein anderer Franzose jemals in der Lage sein, so wandte man ein. dem besonderen Geist der englischen Armee gerecht zu werden? Unlustig würden die britischen Tommies unter einem volksfremden Ober befehlshaber kämpfen. Die Kritik würde nie schweigen und zersetzend wirken, es gäbe also Reibungen innerhalb der Heeresmacht, die die Gefechtskraft des Ganzen lähmen und schließlich den Erfolg in Frage stellen würden. Haig aber wurde geschlagen, und zwar gründlich. England in höchsten Nöten unterwarf sich also der Kur, die Amerika und Frankreich verordneten, und der britische Leu muß jetzt die bittere Pille eines französischen Ober befehlshabers hinnehmen. Haig, der geschlagene Hiob, hatte vorher den ganzen Heerbann seiner Getreuen in englischen Redaktionen aufgeboten, die auf Holzpapier wacker gegen einen französischen Oberbefehlshaber Lanzen brachen. Jetzt begrüßt Haig die Ernennung Fochs „herz lichst', wie Reuter meldet, und Lloyd George wickelt die bittere Pille in die schönen Redensarten einer Erklärung, die nur schlecht verhüllt Englands militärische Ohnmacht zugeben. Dieser Generalissimus Foch ist das äußere Zeichen dafür, daß nicht nur militärisch, sondern auch politisch das Britenreich die Führung im Verbände verlor. Was Foch zu leisten vermag, wird sich bald zeigen. Er gilt als nicht gerade überzeugter französischer Republikaner, und Frankreichs Radikale baden ihn, genau wie ehemals Jof're und Castelnau verdächtigt, für Wiedererrichtung einer französischen Monarchie zu sein. Er mag geschickt sein der Herr Foch, aber es scheint ausgeschlossen, daß er das verlorene Spiel der Entente zu gewinnen vermag. Wenn er aber das Spiel verliert, und wenn dieser letzte Stab von Hindenburg zerbrochen wird, wird das auch politisch sich zwischen Frankreich and Amerika einerseits und England andererseits stellen und die gegenseitigen Vorwürfe, die sich seit langem in spitzen Bemerkungen zeigen, werden zu einer allgemeinen Katzbalgerei aus arten. Noch ist es nicht so weit, aber die Ereignisse zeigen deutlich, daß nicht Foch, sondern Hindenburg die Lage be herrscht und den Lauf der Ereignisse bestimmt. Und der britische Leu wird vergeblich die bittere Medizin genommen haben, zu der er sich nur beauemte, weil er sie für. das letzte Mittel hielt, daS ihn vor dem Tode retten könnte. Französisch-englische Besorgnisse. Rückzug bis zur Seine? In dem Pariser Blatte .Paris' führt der Hauptmann Vidal, der selbst den ersten Teil des Krieges mit gemacht hat, aus, daß es setzt sehr unvorsichtig wäre, immer wieder Truppen und Material in eine verlorene Schlacht zu werfen. Es wäre besser, bis zur Seine zurückzuweichen und gestützt auf diesen Fluß eine selbständige Offensive weiter östlich durchzutübren. In dem gleichen Sinne äußert, sich das „Journal des Debats'. Wie stark der Eindruck ist, den die deutschen Fortschritte an den Re gierungsstellen in Frankreich machen, zeigt am besten die Tatsache, daß der Feldpostverkehr — mit Ausnahme der Sendungen nach Saloniki — eingestellt worden ist. Die teilweise Räumung von Paris. Die Pariser Blätter besprechen weiter die Wirkungen des Fernbombardements. „Homme libre' verlangt, daß die Theaterdirektoren zum Weiterspielen von der Regierung aufgefordert werden. Der Gemeinderat nahm einen Antrag Deville an, der tatsächlich auf die teilweise Räumung der Stadt hinausläuft Allen Frauen, Kindern und Greisen soll die Möglichkeit gegeben werden, die Stadt zu ver- lasien. Unbemittelten soll die Reise aus öffentlichen Mitteln vergütet werden. England hofft auf Amerikas Hilfe. In einer amtlichen Bekanntmachung Lloyd Georges heißt es u. a.: Die Regierung unseres großen Alliierten im Westen wird während der kommenden gefährlichen Monate nicht nur eine große Anzahl amerikanischer Bataillone nach Europa senden, sondern hat auch darein ge willigt, daß amerikanische Regimenter, welche nicht in amerika nischen Divisionen verwendet werden können, mit französischen and englischen Truppenteilen zu Brigaden vereinigt werden können, so lange die dringende Notwendigkeit dazu besteht. Auf diese Weise können Truppen, die noch nicht genügend lusgebildet sind, um als Divisionen und Armeekorps zu kämpfen, einen Teil von oollausgebildeten Divisionen bilden, so lange, bis sie ihre Kriegsausbildung vollendet haben und General Pershing sie zum Aufbau einer ameri kanischen Armee heranzuziehen wünscht. Die Vorkehrungen für die Überführung dieser hinzukommenden Streitkräfte werden jetzt vollendet. Englische Furcht vor einer deutschen Truppenlandung. In der „Morningpost' gibt Oberst Repington die Möglichkeit einer Landung deutscher Truppen in England zu. Sie könnte zweifellos unter Mitwirkung der deutschen Flotte ausgefi hrt werden. Repington verweist deshalb aus die Notwendigkeit, ein englisches Heimatheer zu mobilisieren und alle Reserven zur Verteidigung des Heimatbodens bereit zu stellen. Schlechte Moral der englischen Truppen. Ein von den Deutschen erbeuteter englischer Divisions befehl beginnt mit den Worten: „Der kommandierende General befiehlt mir, Ihre Aufmerksamkeit auf die große Anzahl von Fällen der Selbstverstümmelung zu lenken, die bei der Division noch vorkommen.' Da schwere Be fürchtungen für eine weitere Verschlechterung der Truppen moral bestünden, wird dann befohlen, Selbstverstümme lungen der englischen Soldaten mit allen Mitteln tunlichst zu verhindern. * Wilson gegen alle Deutschen. In einem Briefe an den Methodistenbischof erklärte Präsident Wilson, seine Ansicht bleibe, daß die Deutschen eine Nation feien, mit der kein ehrlicher Frieden ge schloffen werden könne und die vernichtet werden müsse. (!) Amerikas unabweisbare Pflicht sei es, den Krieg zu ge winnen, und nichts würde es von seinem Ziele abbringen. Wilson sagt dann, daß man sich über die Friedenswünsche des Feindes ab und zu unterrichten müsse, aber solange diese Wünsche nicht den Stempel aufrichtiger ehrlicher Friedensliebe tragen, könne man nicht darauf eingehen, und hierfür liegen vorläufig nicht die geringsten Anzeichen vor. Diele Ansicht W'lsons soll in allen Methodisten- Urchen Amerikas von den Kanzeln verlesen werden. Fagdslkeger und Schlachtflieger. Über die Organisation unserer Flieger wird von zu ständiger Seite berichtet: Unsere Luftstreitkräfte sind ein» geteilt in Jagdflieger und Schlachtflieger. Die Jagd flieger sind eingerichtet für den Kampf in der Luft, also für den eigentlichen Luftkampf. Sie fahren Einsitzer, die mit zwei festeingebauten Maschinengewehren bewaffnet sind. In der Hauptsache haben sie feindliche Flugzeuge und Ballone zum Kampfziel; nur ausnahmsweise dürfen sie sich Erdzielen widmen. Im Gegensatz zu ihnen stehen die Schlachtflieger, die in Verbänden operieren. Ihre besondere Aufgabe ist es, Erdzielen nachzugehen. Sie sind mit einem festen und einem beweglichen Maschinengewehr ausgerüstet und führen Wurfminen, Handgranaten und Bomben mit sich. In diesem Flugzeug befindet ficv außer dem Flugzeugführer ein Beobachter: letzterem fällt die Hauptaufgabe des Kampfes gegen die Erdziele zu. Unsere Schlachtflieger haben bei der Durchbruchsschlacht im Westen die Infanterie wesentlich unterstützt. Sie sind für diese Aufgabe eingehend geschult worden und haben in der Schlacht bewiesen, daß sie ihrer Aulgabe voll gewar' n waren. * Der U-Boot-Krieg. Nach einer Meldung der „Berlmgske T'dende' aus Cbristmnia fit ein Handelsgeleitzug von 19 Sännen aus der Reise von England nach Norwegen von deutschen U-Booten angegriffen und, obgleich er von Torpedo jägern und Torpedobooten begleitet war, 8 Seemeilen von der norwegischen Küste entfernt mit Torpedos beschossen worden. Einer davon traf den norwegischen Dampier „Vafoß", der sofort unter heftiger Explosion sank, wobei vier Heizer getötet wurden; 14 Mann wurden von einem nor wegischen Torpedoboot ausgenommen. Auch ein englischer Hilfskreuzer wurde versenkt, von dessen Besatzung viele umkamen. Von den 19 Schiffen des Geleitzuges waren b aus Norwegen, die übrigen aus Schweden. Die Gchlachilage in Nor-frankreich. Großer Geländegewinn — Vergeblicher Angriff der fran zösischen Reserven — Der Avreabschnitt überwunden Richtung Amiens — Französische Stimmungsmache. Berlin, 2. April. Mit dem Vortreiben des Frontteiles der Armee Hutrer auf Montdidier waren die Operationen im Brennpunkt der großen Schlacht im Westen am Karfreitag stehengeblieben. Wie von maßgebender Stelle festgestellt wird, hatte sich ein verhältnismäßig großer Geländegewinn gerade in der Gegend erzielen lassen, wo die französische und englische Front zusammenstieben. Das war besonders wichtig. Am 28. und 29. März wurde dieser Gelände gewinn nach beiden Seiten bis in die Gegend der Somme ausgebaut und dadurch eine breitere Front geschaffen. Am 29. fanden nur kleine örtliche Kämpfe statt, die zum Aus bau eines kleinen Frontbogens in der Gegend von Mezwres und Beaucourt führte. Am 30. und 31. konnten wir unsere Linien weiter nach Westen verschieben, während gleichzeitig am 30. ein Angriff der Reservearmee des Generals Foch aus Süden bzw. Süd-Südwesien stärker wurde. Diese Bewegung der neu herangeführten Armeekorps, die offensichtlich aus den paralellaufenden Eisenbahnlinien von St. Just und Com- pisgne herantransportiert waren, wurde von uns recht zeitig erkannt und es gelang uns, diese sehr erheblichen Kräfte schon im Aufmarsch zu fassen und zurückzuwerfen und dabei auch nach Süden zu Gelände zu ge winnen. Stellenweise auf 4 bis 5 Kilometer, so daß unsere Front nunmehr von Noyon im allgemeinen in west licher Richtung bis südlich von Montdidier läuft. Es war vorauszusehen, daß die Franzosen gegen diesen Front abschnitt neue Gegenangriffe richten und immer neue Kräfte heranwerfen würden. Zu einem Gegenangriff großen Maßstabes ist es aber seit dem geplanten Angriff der Franzosen vom 30. nicht mehr gekommen. Während dieser Vorgänge im Süden ist es uns gelungen, den Aore-Abschnitt kämpfend zu überwinden, und auch dort nach Westen zu Gelände zu gewinnen, insbesondere durch die Erstürmung des Waldes von Arrachis. Unsere Front hat sich nun auf dem westlichen Avre-Ufer verbreitet und unsere Stellung ist dort gegen feindliche Gegen angriffe gefestigter geworden. Ebenso wichtig ist das Vorschieben unserer Front in der Richtung auf Amiens, in dem Raume zwischen Luce-Bach und Avre. Nördlich der Somme scheint ein gewisser Stillstand ein getreten zu sein, wahrscheinlich deshalb, weil dort zur Deckung von Amiens entweder alte oder in aller Eile neuausgebaute Stellungen vorhanden sind. Um io wichtiger ist das Vorspringen der Südfront, das natürlich auch öen nördlich anschließenden Teil bedroht. Unser Vorstoß auf der Straße gegen Arras am 28. und das gleichzeitige Vorrücken im Süden haben den erwarteten Erwlg gehutt, nämlich die Engländer mit zweifellos starken Kräften dort zu binden und von dem Orte der hauptsächlichen Ent scheidung abzuziehen. Die Pause, die sich in den beiden letzten Tagen fühl bar macht, hat nichts bedenkliches. Es wiederholt sich offenbar die Ersahrung der Kämpfe am Jsonzo bezw. Tagliamento. Es ist notwendig, und bei dem letzt ein getretenen Regen natürlich auch schwierig, den Nachschub zu organisieren, die rückwärtigen Verbindungen zu sichern, die Artillerie wieder aufmarschieren zu lassen usw. Be sonders muß darauf binaewiejen werden, wie die fran-