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MOmffcrÄgM« Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Has .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Wcrkiagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monallich 2,— RM. frei Haus, bei Paschestellung l.8v SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern I» Bpsg. Alle Postanstallcn und Post boten, unsere Austräger u. . ... er. II —Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen rnl- Wochenblatt fUk Wilsdruff U. UMgkgeNV gegen. Im Falle höherer «emalt.Kricgad.sonstiger —— - Bciriebsstörungcn besteh, kein Anspruch aus Lieierung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandicr Schriftstücke ersolgi nur, wenn Rückporto deiliegl. I alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ouflicgendem Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Npsg. — Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen- Annahme' bis vormittags W Uhr. . . c, ' . ..ec d,e Richtigkeit der durch Fernruf übermii- k k N k k Ü) 6 k AlNl 'elren Anzeigen übernehm Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 123 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.r „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 28. Mai 1935 Ausgabe und Sinn der 2. Reichs nährstands-Ausstellung. Von de Marees van Swinderen, Die Aufgabenstellung und Zielsetzung der Aus stellungen und Schauen des nationalsozialistischen Deutschland sind grundsätzlich andere als die der Aus stellung und Messen des Deutschland der Vorkriegszeit und des überwundenen Systems. Früher waren die Ausstellungen beherrscht von dem unbedingten Willen der Veranstalter und Aussteller, die Ausstellung zum Schauplatz stärkster egoistischer Wirtschaftskämpfe zu machen, über ihrer Arbeit stand niemals ein gemein sames Ziel staats- und volkspolitischer Verpflichtung, sondern einzig und allein der Gedanke, daß eine Aus stellung benutzt werden müsse, nm einen möglichst großen geschäftlichen Vorteil herauszuschlagen. Daß all diese Ausstellungen damit einen ausgesprochenen standes- oder klassenbetonten Charakter annahmen, war kein Wunder. Anders die Ausstellungen des national sozialistischen Deutschland. Wie alle Arbeit nur darauf ausgcrichtet ist, dem Volksgauzcn zu dienen, so muß auch jede Ausstellung im Dienst dieser hohen und verantwortungsreichen Aufgabe stehen. Diese Wandlung in der Aufgabenstellung der Ausstellungen ist bei den Schauen des Reichsnährstandes besonders deutlich zutage getreten. Wenn das deutsche Bauerntum und die deutsche Ernährungswirtschaft heute in einer großen Schau von ihrer Arbeit Zeugnis ablegen, dann geschieht das nicht kn irgendeinem abgezirkelten Sonderinteresse, sondern einzig und allein in dem Willen, d.em deutschen Volke diese Aufgaben klarzumachen und zu zeigen, wie das deutsche Bauerntum und die deutsche Ernäh- rungswirtschaft im Gesamtleben des Volkes wurzeln und verankert sind. Noch stärker als auf der ersten Reichsnährstandsschau in Erfurt werden diesmal in Hamburg die allgemeinen politischen Aufgaben des deutschen Bauerntums und der deutschen Ernährungswirtschaft hcrausgestellt. Die Schau beschränkt sich nicht darauf, den Bauern mit seinen volks wirtschaftlichen, insbesondere seinen agrartechnischen Aufgaben vertraut zu machen. So werden in einer Sonderschau, dem „Haus des Reichsnährstan des", die Grundlagen und Voraussetzungen der nationalsozialistischen Agrarpolitik gezeigt. Kern- gedanke dieser Sonderschau ist, die Entwicklung des deutschen Bauerntums durch die Jahr tausende zu zeigen, mit all den Kämpfen, die das Bauerntum um seine Eigenart und sein arteigenes Recht zu führen gezwungen war. Dann wird in erster Linie die Abteilung „Vom Odalsrecht zum Reichserbhofgesetz" interessieren, die den Beweis dafür bringt, daß das nationalsozialistische Reichserbhof recht nichts anderes ist, als die Wiederherstellung ger manischen Bodenrechtes, selbstverständlich unter Berück sichtigung der Notwendigkeiten unserer heutigen Zeit. Das „Haus des Reichsnährstandes" ist in Wirklichkeit eine Ehrenhalle des deutschen Bauern tums, die die Größe seiner Geschichte und seine Bedeu tung für das gesamtdeutsche Leben darstellt. Wirtschaftspolitische Bedeutung haben die Sonder schauen „DaS Haus der Hanse" und „Das Haus der Marktordnung", in denen der Beweis dafür erbracht wird, daß die wirtschaftspolitizchen Maßnahmen des Reichsnährstandes, in erster Linie die Marktord- Mingsgesetze, eine zwangsläufige Folge der sozialistischen Ausrichtung nationalsozialistischen Wollens sind. Selbstverständliche gibt die zweite Reichsuährstands- ausstellung darüber hinaus auch ein umfassendes Bild bon der p r a k t i s ch e n Arbeit des deutschen Bauern tums. Diese Seite der Ausstellung zeigt, daß es dem Reichsnährstand ernst darum zu tun ist, das Hand werk des Bauern zu einer Vollkommenheit der landwirtschaftlichen Betriebsführung zu entwickeln, die jeder Notwendigkeit der deutschen Volkswirtschaft ge nügen kann. In ihren Erzeugungswettbewerben und in ihren Leistungsprüfungen wird die Hamburger Schau den Beweis dafür erbringen, daß das deutsche Bauern tum mit aller Kraft daran arbeitet, das deutsche Wirt schaftsleben auf eine möglichst gesunde und ausgeglichene Grundlage zu stellen. Daß in diesem Rahmen der Er zeugungsschlacht ein besonders großer Raum ge widmet ist, ist selbstverständlich. Stehen doch die Maß nahmen des deutschen Bauerntums und der deutschen Ernährungswirtschaft zur Erringung der deutschen Nah rungsfreiheit im Mittelpunkt des Interesses aller Volks genossen. So wtro in Hamburg besonders deutlich, wie eng berbunden die Arbeit des Bauerntums mit dem L-eben des ganzen Volkes ist. Die zweite Reichsnährstands- ausstellung in Hamburg richtet sich darum nicht einseitig an einen bestimmten Stand, an das deutsche Bauerntum oder die deutsche Ernährungswirtschaft, sondern andas ganze deutsche Volk. kaldwin Wer den Völkerbund. Vie cuMMtpolltilk Oer esgl. Negierung In der Albert-Hall in London sprach Baldwin zur Verteidigung der Luftsahrtpolitik der Regierung und er klärte gegenüber den Angriffen der Opposition, daß die Regierung die große Mehrheit des Landes hinter sich habe. Baldwin befaßte sich dann mit dem Völkerbund. Wir haben niemals eine solchen Völkerbund gehabt, wie er denen vorschwebte, die ihn geschaffen haben. Der erste große Schlag, der dem Völkerbund versetzt wurde, war die Weigerung der Vereinigten Staaten, Mitglied dieses Völkerbundes zu werden. So begann der Völkerbund ohne die Hilfe der Vereinigten Staaten, ohne die Hilfe Ruß lands und ohne die Hilfe Deutschlands, der drei Mächte, die zu den größten Mächten der Welt zu zählen sind. Heute haben wir Sowjetrußlaud im Völkerbund, wir haben hingegen Deutschland verloren, hoffentlich nur für kurze Zeit. Die Vereinigten Staaten stehen noch immer außerhalb. Japan hat den Völkerbund verlassen, und ich sehe auch keine Aussicht, daß es bald zurückkehren wird. So ist der Völkerbund verkrüppelt, und wir Völkerbündler haben nicht die Stärke, mit der wir so viel hätten er reichen können. Die Lage ist aus zweierlei Tatsachen entstanden: die ganze Zeit hindurch hat sich Frankreichs Sorge zuerst und zuletzt um seine eigene Sicherheit gedreht, um die Sicherheit, die es bedroht sah, als die einfache Garantie sich nicht verwirklichte. Vor verhältnismäßig kurzer Zeit sah es aus, als ob wir der Grundlage für ein Ueber- einkommen nähergekommen sein. Aber da zogen sich die Deutschen vom Völkerbund zurück, und die gesamte Lage änderte sich durch die Machtübernahme Hitlers. Die Gefühle, die in Deutschland verborgen gewesen waren, nahmen offenere Gestalt an. Angesichts des Spannungs zustandes, in dem sich Europa seit langer Zeit befand, rief die Tatsache allein, daß irgend etwas im Geheimen getan wurde, Mißtrauen hervor, und so hat es die un natürliche Erscheinung gegeben, daß alles, was getan wurde, tausendfach übertrieben wurde. Wir wissen sehr Wohl, daß eine Abrüstung, wie wir sie gewünscht und erhofft haben, in naher Zukunft nicht kommen wird. Ich glaube, es gibt nur noch wenige, die eine einseitige Abrüstung unter stützen würden, d. h. eine Abrüstung durch uns allein. Großbritannien hat es zn einem Grundsatz seiner Ver teidigungspolitik gemacht, daß es seine Küsten und die Kanäle, die England vom Festland und von Irland tren nen, zn verteidigen habe. Das ist der Grund, warum Jahrhunderte hindurch die Aufrechterhaltung und die aus reichende Stärke der Flotte jedem Engländer ins Herz gebrannt worden war. Heute aber haben wir nicht nur die Kanäle zu verteidigen, um unsere Sicherheit aufrecht- znerhalten, wir müssen vielmehr auch unter die Oberfläche der Meere und über sie hinaus nach oben gehen. Keine Regierung in Großbritannien könnte auch nur einen Tag am Leben bleiben, die sich damit zufrieden geben würde, daß unser Land eine moderne Luftstrcitmacht be säße, die irgendeiner anderen Luftstreitmacht in erreich-, barer Nähe unterlegen wäre. England für beschleunigten Abschluß eines Lustabkommens. Die Hitler-Rede als englisches „Weiß buch"?—Führende Politiker zu Hitlers Friedensprogram m. In etwa einer Woche glaubt man in London den Um bau des englische» Kabinetts vollzogen zu haben. Bis dahin sollen die Verhandlungen über die Rückfragen zur Hitler-Rede zum Abschluß gebracht werden. Auf Nutrag konservativerNnterhausmitglicdcr solldicRede gleichzeitig mit der Antwort auf die sieben Fragen der englischen Regierung als „Weißbuch" gedruckt und allen Abgeordneten zngeftellt werden, wofür das Rede- rxeinplar, das der englischen Botschaft in Berlin ausge händigt wurde, als Grundlage dienen soll. Jin übrigen ist, wie „Daily Telegraph" berichtet, die englische Regierung entschlossen, diesmal die Gelegenheit sofort zu benuken und ohne Zeitverlust den Abschluß des Luftpaktes in Angriff zu nehmen. Man stimmt auch in England mit der Ansicht Hitlers überein, daß es prak tischer sei, etappenweise Men europäischen Frieden zu festigen. Die französische Regierung ist um ihre Zustimmung ersucht worden, Italien soll bereits zugcstimmt haben. Welche Wichtigkeit der Rede Hitlers beigemessen wird, ergibt sich aus weiteren Stellungnahmen führender Männer während des Wochenendes. So bezeichnet L o r d Snowden im „Sunday Dispatch" die Rede als einen Markstein auf dem Wege zum europäischen Frieden. Es wäre ein Verbrechen, sie als Bluff zu bezeichnen, und Hitler habe sich auch in diplomatischer Hinsicht als Führer, und zwar als Führer zu einem neuen Europa erwiesen. Sogar Winston Churchill, der sonst nicht sehr deutschfreundlich ist, sieht in der Rede einen Weg, der zu einem neuen Völkerbund des Friedens führen könne. Be sonders zustimmend aber äußert sich Lloyd George in der in Millionenauflage verbreiteten Sonntags-Bilder zeitung „Sunday Pictorial". Lloyd George, der im neuen Kabinett eine nicht unwesentliche Rolle spielen wird, be zeichnet dort unter der Überschrift Hitler öffnet die Tür!" die Rede als h ist o r i s ch e s Ereignis von unabseh baren Wirkungen. Die Rede bedeute eine ebenso mutige wie staatsmännische Führung. Es gebe nicht einen ein zigen Gesichtspunkt, zu dem die englische Regierung ihren Standpunkt erläutert habe, auf dem Hitler nicht bereit sei, aufrichtig England mehr als die Hälfte des Weges ent gegenzukommen. Die einzige Ausnahme bedeute dir allgemeine Wehrpflicht in Deutschland. Aber dieses stehende Heer werde nur eine einjährige Dienstzeit haben, gegenüber einer Dienstzeit von 24 oder 18 Monaten in Frankreich oder Italien oder den anderen großen europäischen Staaten. Um die Notwendigkeit der deutschen Armee zu beweisen, weist Lloyd George darauf hin, daß ein „strategischer Pfeil", den Frankreich jederzeir absenden könnte, wenig mehr als 300 Kilometer zu fliegen hätte, um über Mannheim-Mainz zur Tschechoslowakei hinüber Novddeutschland von Süddeutschland abzutrennen. Die Tschechoslowakei sei heute die We st flanke der russischen Kommunisten geworden, und es sei offensichtlich, daß diese strategische Stellung Deutschlands eine entsprechende Gegenwehr rechtfertige. D^r fran zösische Festungsgürtel im Westen aber mache jeden Einbruch in Frankreich unmöglich, woraus sich schon mit voller Deutlichkeit seststellen lasse, daß die deutsche Armee nicht dem Angriff, sondern nur der Vertei digung diene. M Lustpatt-Ansrage im Unterhaus. Im englischen Unterhaus wurde der Ministerpräsident gefragt, ob er die sofortige Ein berufung einer Konferenz zur Erörterung des von Hitler gemachten Vorschlages zur Begrenzung der Luft rüstungen plane oder welche Schritte die britische Regierung sonst zu tun gedenke, um die internationale Spannung zu mindern. An Stelle des Ministerpräsidenten antwortete der Außenminister SirJohnSimon, daß die britische Regierung, die schon immer auf die Bedeu tung eines Zustandekommens derartiger Abmachungen hingewieseu habe, seit einiger Zeit mit den anderen inter essierten Regierungen hinsichtlich der Möglichket von Ver handlungen zwischen den fünfim LondonerPro- tokoll erwähnten Mächten über einen Luftpakt und ein Luftbegrenzungsabkommen in Fühlung'stehe. Was den zweiten Teil der Frage angehe, so sei es nicht not wendig zu versichern, daß die britische Regierung ihre ernstesten Bemühungen auf das Zustandekommen einerallgemeinen Regelung richte, die für alle au den jetzt schwebenden internationalen Fragen inter essierten Parteien annehmbar sei. * A u ß e n m i ni st e r Simon wurde am Montag im Unterhaus gefragt, ob den Mitgliedern des Unterhauses der volle und genaue Wortlaut der Hitlerrede zur Ver fügung gestellt werden könne. Simon dankte dem Frage steller für seine Anregung und erklärte, daß er Vor kehrungen für eine ü b e r s e tz u n g d i e s e r R e d e treffe, die dann in der Bücherei des Unterhauses zur Verfügung stehen werde. Aus dieser Antwort geht hervor, daß die Regierung nicht die Absicht hat, die Rede Hitlers dem Parlament als Weißbuch zu überreichen. fragen der Finanz- und NMschaffspoM Reichsfinanzminister Graf Schwerin von Krosigk sprach inHannover vor einem sehr zahl reichen Hörerkreis über das Thema „Fragen der Finanz- und Wirtschaftspolitik". Der Minister gab in großen Umrissen einen überblick über die Finanzen der Nachkriegszeit, schilderte die Maßnahmen der Reichsregierung zur Wiederbelebung der Wirtschaft und betonte, es sei der große Erfolg des Führers, daß er die einheitliche Arbeit, die geschlossene Willenskraft von Hand- und Geistesarbeit, wiederhergestellt habe.