Volltext Seite (XML)
Sächsische Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Alle Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten an: Robert Weniger, Leipzig, Hohestr. 48. — Nachdruck von Original-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer Quellenangabe »Sächsische Rad- u. Motorfahrer- Zeitung" gestattet. — O Anzeigen-Preis: die viergespaltene Petitzeile 50 Pfg., bei größeren Auf trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Schluß der Schriftleitung: 8 Tage vor Erscheinungstag. Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 5. Leipzig, den 15. März 1919. XXVIII. Jahrgang. Sportliche Ziele und Hufgaben unseres Bundes für 1919, zugleich eine Anregung für den außerordentlichen Bundestag in Dresden, am 30. März d. J. Unsere werten Mitglieder, sofern sie im Weltkriege Heeresdienst zu leisten hatten, sind fast restlos in die Heimat zurückgekehrt und sehnsüchtig wartet gewiß ein jeder auf den Ruf des Bundesvorstandes zu einem Bundestag. Auf dem letzten Bezirksvertretertag in Leipzig .wurde dem 1. Bimdesvorsitzenden die Er mächtigung erteilt, eine außerordentliche Tagung des Bundes einzuberufen, wenn er es für dringend geboten halte. Wie die umstehende Einladung zeigt, ist dieser Termin auf den 30. März festgelegt worden, und zwar nach dem herrlichen Dresden sind Sachsens Radler zur gemeinsamen Arbeit geladen. Wir erwarten, daß ein jeder Sachsenbündler das Gebot der Stunde versteht und die Wichtigkeit der Tagung begreift, gilt es doch den Wiederaufbau des Bundes vorzunehmen und über seinen Weiterausbau zu beraten. Recht willkommen werden uns dabei die ehemalig feldgrauen Bundes kameraden sein, von deren Erfahrung wir reiche Be fruchtung für unseren Verband im besonderen und den Radfahrsport im allgemeinen erwarten. In nachstehendem bitten wir alle Mitglieder, männ liche und weibliche. Erwachsene und .Tugendliche, uns für den außerordentlichen Bundestag zahlreiche wert volle Anregungen schriftlich oder mündlich zu über mitteln. Um es aber jedem leicht und bequem zu machen, wollen wir selbst auf manche Fragen hinweisen, die den Vereinen und Bezirken als verwendbare Bausteine zur Wiederaufrichtung ihres Hauses dienen können. Wir greifen hier in unsere reiche sportliche Erfahrung hinein, ohne unsere Gedanken den Bundeskameraden auf dringen zu wollen, wir meinen: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen!“ Zunächst gilt es die Vereine und Bezirke wieder zu neuem Leben erwachen zu lassen, das geschieht am besten durch gesellige Zusammenkünfte, wobei man in geschickter Rede auf den gesundheitlichen und erzieh lichen Wert des Radfahrens und die Segnungen einer festen Organisation hinweise. Der Radfahrer wird seine gerechten Forderungen nur durchzusetzen wissen, wenn er sich einem großen Verbände als Mitglied an schließt. Allein schafft er nichts, vereint alles. Die Vor stände mögen auch nicht versäumen, sich ein reiches Adressenmaterial radfahrender Personen ihres Ortes zu verschaffen, und nichts unversucht lassen, diese für unseren Verband zu gewinnen. -Äußerst wichtig ist die Besetzung der Vorstandsämter mit passenden Personen. Vorsteher werde der, der das meiste Vertrauen der Mit glieder genießt, zur rechten Zeit das rechte Wort zu sprechen vermag und zu repräsentieren versteht. Der Vorsitzende bilde aus dem jungen Nachwuchs einen Stab von tüchtigen Mitarbeitern heran, die gegebenen falls eine im Vorstand entstehende Lücke voll auszu füllenvermögen. Ganz besonders achte man auf günstige Kassenverhältnisse, sie sind das Rückgrat eines Vereins und verhüten oft seine Auflösung. Größten Weit lege man auch auf die Wahl des Fahrwartes. Nicht der schneidigste und stärkste, der die meisten Kilo meter in rasendem Tempo zu fahren versteht, eignet sich dazu, sondern der erfahrenste, vernünftigste und besonnenste Sportsmann sei es. Bei Beginn der schönen Jahreszeit wird nun die Lust zum Fahren besonders geweckt. Diesem Drange gebe jeder Verein und Bezirk weit gehend nach. Nichts hält die Mitglieder mehr zusammen als regelmäßige Ausfahrten, in Vereinen wöchentlich, in Bezirken vielleicht monatlich. Ist noch nicht ge nügend preiswerte Gummibereifung vorhanden, so ver suche man es zunächst mit Ersatzbereifung, fehlt auch diese, so werden Wanderungen zu Fuß ausgeführt, die immer noch besser sind als gar keine. Man versäume ja nicht bei Beginn des Frühjahres ein gut ausgearbeitetes Tourenprogramm aufzustellen, von dessen Innehaltung man nur in Ausnahmefällen abweichen darf. An Sechsstundenkontrolltouren des Bundes, an Zuverlässigkeitsfahrten, größeren Distanz fahrten (Zittau-Leipzig, rund um die Lausitz, rund ums Vogtland, Rund dureh Sachsen) beteilige man sich eifrig, auch Bergfahren, sowie Langsamfahren wird der Pflege angelegentlich empfohlen. Das Fahren über welliges Gelände, Querfeldeinfahren und Hindernis fahren muß mehr in Aufnahme kommen und die Er fahrungen im Weltkriege sollen hierbei reichlich Be achtung finden. Mancher Bundeskamerad wird wohl als Invalid aus dem Felde zurückgekehrt sein, als ein beinig oder einarmig.!Ihm muß der Bund ganz besonders seine Aufmerksamkeit zuwenden. Es wäre angebracht, wenn man hierzu einen besonderen Ausschuß aus Sach verständigen bildete, der im Auftrage des Bundes sich mit Vertretern der Fahrradindustrie in Verbindung setzt, um durch Umbau oder Neubau von Rädern den Wünschen dieser Kriegsbeschädigten gerecht zu werden. Diese braven Invaliden sind doch gewiß die aufgewandte Zeit und einige Geldopfer unsererseits wert. Auch auf die Bildung und Weiterentwicklung von Jugendabteilungen in allen Bezirken und größeren Vereinen nehme man weitgehend Rücksicht. Wer den hohen gesundheitlichen Wert des Radfahrens am eigenen Leibe kennen und schätzen gelernt hat, der wird nicht versäumen, auch seine Kinder diesem Gesundbrunnen zuzuführen. Das Ende des Krieges hat uns gewiß