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Mntglich Sächsischer Staatsanzerger. - Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- «nd Mittelbehördeu. Nr. 208. » Beauftragt mit der Verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeSin Dresden. Mittwoch, 8. September 1909. vesugrprei»: Beim Bezüge durch die Expedition, «roße Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint, Werktag» nachmittag». — Fernsprecher, Expedition Rr. 12SÜ, Nedaktton Nr. 457». Ankündigungen: Die Zeile kl.Schrift derSmal gespalt-Ankündigung-seite 25 Ps., die Zeile grkßerer Schrift od. deren Naum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. TeUe 60 Pf., unter dem RedakttonSstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäfttanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ministerialdirektor im Finanzministerium Geh. Rat vr. jur. Schroeder das Komturkreuz l. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Die Verbrennung der in den Terminen 30. Juni 1907 bis mit 30. Juni 1909 in Staatsschuldbuchforderungen umgewandelten Staatsschuldverschreibungen über 3pro- zentige jährliche Renten im Nennwerte von 11 948700 M. nebst Zubehör sowie einer Anzahl eingetauschter oder sonst wertlos gewordener Staatspapiere findet Mittwoch, den 15. dieses Monats, vormittag 10 Uhr im staatlichen Fernheiz- und Elektrizitätswerke hierselbst statt. Jedermann darf, soweit der Platz dies zuläßt, der Verbrennung beiwohnen. Der Eintritt ist durch die nach Süden zugekehrte Tür des Fernheizwerkes zu nehmen. Dresden, den 7. September 1909. 5991 Der LandtagsavSschutz zu Verwaltung der Staatsschulden. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministeri««» de» AultwS «nd öffentliche« Unterricht». Zu besetzen: Die erste Lehrerstelle zu Seid au. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Mindestgehalt und Amtswohnung. Bewerber im Alter von über 30 Jahren werden zunächst in Rücksicht gezogen. Bewerbungen sind bis 16. d. M. bei dem König!. Bezirksschulinspektor zu Bautzen ein zureichen. Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 8. September. Aus Stuttgart wird gemeldet: Se. Majestät der König ist am 6. September fahrplanmäßig hier eingetroffen und wurde am Bahn hofe von Sr. König!. Hoheit dem Herzog Albrecht von Württemberg empfanaen und nach dem König!. Schlosse geleitet. Se. Majestät begab Sich von hier als bald nach dem Theater, um die dort versammelten Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften zu begrüßen. Am Dienstag, den 7. September früh, vor der Parade, begrüßte Se. Majestät der König Allerhöchst- fein Infanterieregiment „Alt-Württemberg" (3. Württb.) Nr. 12! und nahm sodann an der vor Sr. Majestät dem Kaiser stattfindenden Parade de» XIII. (König!. Württb.) Armeekorps teU. Heute hatte Sich Se. Majestät zum Besuche der Frau verw. Fürstin von Hohenzollern nach Sig maringen begeben und wird am Freitag 6 Uhr 7 Min. vormittags wieder in Niedersedlitz bez. Pillnitz eintreffen. Deutsches Reich. Katsermanöver ln Württemberg. (W. T. B.) Stuttgart, 7.September. Se. Majestät der Kaiser verlieh dem Herzog Wilhelür von Urach, ä I» ouits de- Tragonerregiment» „Königin Olga", den Schwarzen Adlerorden, dem Fürsten Karl von Urach das Großkreuz des Roten Adlerordens und viele andere Orden-- au-zeichnungen. Stuttgart, 7. September. Um H7 Uhr fand im König!. Residenzschlosse die Paradetafel statt. Während de» Mahle» brachte der König von Württemberg einen Trinkspruch au», in dem er im Namen seines Armeekorps und des ganzen Lande- dem Kaiserpaar den herzlichsten Dank für den Besuch und die Hoffnung au-- sprach, daß der Kaiser au- den Leistungen de- Parade- tag-die Überzeugung gewonnen habe, daß die Schwaben nicht nur auf dem Paradefelde, sondern auch im Ernst fälle, wenn e» gelte, Blut und Leben für Kaiser und Vaterland hinzugeben, nicht hinter den anderen Volks stämmen zurückstehen würden. Der Kaiser antwortete mit folgender Rede: „Ew. Majestät bitte Ich, zugleich im Namen der Kaiserin, auS tiefstem Herzen den warmen Dank entgegenzunehmen für die gütige Einladung nach Stuttgart, für den herzlichen Empfang der Bevölkerung und für den schönen Tag in militärischer Be ziehung, den Wir heute erlebt haben. ES ist Mir eine besondere Freude gewesen, wiederum auf Wunsch Ew. Majestät Meine Schritte in Ihre gastliche Hauptstadt zu lenken. Die Beziehungen zwischen Ew. Majestät und Mir datieren weit zurück. Ew. Ma jestät waren der Zeuge der ersten militärischen Schule Meiner Kindheit, als Ich mit zehn Jahren den ersten Parademarsch beim 1. Garderegiment übte. Seither ist es Mir wiederholt ver gönnt gewesen, freudige und ernste Tage an Ew Majestät Seite hier in Stuttgart zu verleben. Am heutigen Tage hat das 13. König!. Württembergische Armeekorps eine ganz hervorragende Haltung und Leistung aufzuweisen gehabt. Ich möchte nochmals Ew. Majestät die aufrichtige Befriedigung und herzlichen Glück wunsch zu diesem Erfolge, einem Ergebnis intensiver, hingebender, treuer Pflichterfüllung und Arbeit, au-sprechen. Ich würde aber eine Pflicht der Dankbarkeit verfäumen und Meiner Bewunderung für Württemberg nicht voll gerecht werden, wenn Ich nicht auch an dieser Stelle seines berühmten SohneS gedächte, des Grafen Zeppelin, dem eS vom Himmel vergönnt war, für unser Volk und Vaterland so Schöne» zu vollbringen, und dem wir es zu danken haben, daß sich das deutsche Volk wieder einmal in einem großen patriotischen Ge danken zusammengefunden hat. Und dafür möchte Ich ihm als Kaiser noch besonders danken. Ew. Majestät! Ich bin gern hier wieder eingekehrt an diese Stätten, von deren Höhen die Türme Meine» Stammschlosses herabgrüßen. Die Wurzeln Meiner Familie senken sich schon in grauer Vorzeit in diesen Boden. Hier ist auch die deutsche Kaiseridee und die deutsche Neichsidee lebendig. Das sieht man an den Gesichtern, das sieht man an der ganzen Haltung des Volkes. Diese Idee wird gehegt und gepflegt werden, sie trage immer neue schöne Blüten. Möge dieses herrliche Land, möge dieses kerndeutsche Volk unter der gesegneten Regierung Tw. Majestät blühen und gedeihen. Möge über Ew. Majestät, dem ganzen Königl. Hause und dem württem- bergischen Volke der Schutz und Schirm Gottes auch fernerhin walten. Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin Hurra! Hurra! Hurra!" Abends ZH8 Uhr fand hier großer Zapfenstreich der Musikkorps und Spielleute des 13. Armee- korps statt, bei dem etwa 1000 Mann mitwirkten. Während des Zapfenstreichs wurden rings um Stuttgart Höhenfeuer abgebrannt. Der Kaiser reiste abends 11 Uhr nach Jglau in Mähren ab. Stuttgart, 8. September. Um 8 Uhr 25 Min. ist Se. Majestät der König von Sachsen nach herzlicher Ver abschiedung vom Königspaar zum Besuche deS fürstlich Hohenzollernschen Hofes nach Sigmaringen abgereist, von wo Er Sich heute abend nach Friedrichshafen be geben wird. Reichstagsersatzwahl. (W. T. B.) Schneeberg, 7. September. Bei der heutigen ReichstagSersatzwah! im 19. sächsischen Wahlkreise wurden für Vorwerk (nationalliberal) 9436 und für Schöpflin (Sozialdemokrat) 21133 Stimmen abgegeben. Aus zwei Orten steht das Ergebnis noch aus. Doch ist die Wahl Schöpflins gesichert. Ausland. Zur Teilnahme des Deutschen Kaisers an ven öster reichischen »anövern. Das Wiener „Fremdenblatt" schreibt: Zum zweitenmal in diesem Jahre dürfen wir den Deutschen Kaiser auf österreichischem Boden begrüßen. Die Teil- nähme des Deutschen Kaisers an unseren Manöver« be deutet für unsere Armee nicht nur die neuerliche Be kundung der Waffenbrüderschaft, in der sie dem deutschen Reich-Heere verbunden ist, sondern die Bestätigung, daß Kaiser Wilhelm mit seinem Herzen ebenso wie mit seinem Namen ihr angehört. Diese innerliche Zusammengehörig, keit wird dem Deutschen Kaiser in unserer Armee gedankt, die seine Soldatenlugenden bewundert. Als da» Vorbild de» modernen Militär» steht ja die glanzvolle Persönlich- keit Kaiser Wilhelm» auch für denjenigen da, der andere Seiten feiner reichen Begabung mit weniger Verständnis erfaßt. Wie er den alten ritterlichen Geist mit der Be- geisterung für den technischen Fortschritt verbindet, darin zeigt sich am klarsten seine Eigenart. Es ist eben diese Art, die den inneren Beruf zum Soldaten hat. So sieht unsere Armee, da Kaiser Wilhelm an der Seite de- Kaisers Franz Joseph den Manöern in Mähren beiwohnt, neben ihrem obersten Kriegsherrn und besten Kenner nicht nur dessen treuen Bundesgenossen, sondern vor allem auch einen hohen Kritiker, dessen maßgebendes Urteil sie schätzt. Das Blatt erinnert dann an die Fortschritte, welche die österreichisch - ungarische Armee in den letzten zwölf Jahren, seitdem Kaiser Wilhelm den großen Flußmanövern bei Totis beigewohnt hat, gemacht hat, und schließt: Die Armee, die in diesen Tagen in Mähren ihre große Schlußprüfung ablegen wird, darf von sich sagen, daß sie, wenn ihr der Ernstfall erfpart bliebe, in den Monaten und Wochen, in denen sie dem Ernstfälle entgegensah, gezeigt hat, welcher Geist in ihr lebt. Diese Armee in Bereitschaft der Waffen und der Herzen freut sich, den Deutschen Kaiser in ihrer Mitte zu sehen. Sie ist dank der Weisheit des Kaisers Franz Joseph seit einem vollen Menschenalter ein In strument des Friedens. Aber sie weiß wohl, daß der Friedenskredit, den die Politik Osterreich-Ungarns genießt, auf dem baren blanken Golde seiner Wehrmacht beruht und auf der Möglichkeit, diesen Barschatz in jedem Stogenblicke zu mobilisieren. Sie weiß, daß dasselbe Gefühl auch da- bundesbrüderliche deutsche Reichsheer beseelt und daß der starke Träger dieses Gefühls Kaiser Wilhelm ist, der Förderer des Friedens und das Vorbild des Soldaten. (W. T. B.) Jglau, 8. September. Dem Aufrufe des Bürgermeisters, dem Deutschen Kaiser, dem Freund der Monarchie, einen würdigen Empfang zu bereiten, ist die Bevölkerung willig gefolgt. Alle Häuser tragen Flaggenfchmuck und sind mit Tannengrün geschmückt. Vom Stadtbahnhofe bis zur Stadtarenze verzeichnen hohe Masten, vorwiegend in reichsdeutschen Farben gehalten, die Feststraßen. Eine turmartig überdachte, reichdekorierte Ehrenpforte erhebt sich am Eingang der Prager Straße. Sie trägt das reichsdeulsche Wappen neben dem öfter- reichischen. Eine hohe Ehrenpforte bildet den Abschluß des Festweges am Eingang der Brünner Straße. Das Wetter ist prachtvoll. Die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden ist in großer Zahl nach der Stadt gekommen, um den Deutschen Kaiser willkommen zu heißen. England. (W. T. B.) London, 7. September. Unterhaus. Byles (liberal) richtete an Premierminister Asquith die An frage, ob er das erneute Interesse bemerkt habe, das in Deutschland der Möglichkeit eines deutsch-englischen Abkommens über die Rüstungen zur See ent gegengebracht werde, und ob er in der Lage wäre, irgendwie die Hoffnung aufrechtzuerhalten, daß von der englischen Regierung neue Anstrengungen gemacht werden würden, um auf die Grundlage eines Einverständnisses irgendwelcher Art zu gelangen, das den Völkern beider Länder die Last ihrer Flottenausgaben erleichtern könnte. Allen Baker (liberal) fragte den Minister gleichfalls, ob die von Hrn. v. Holleben und anderen cm politischen Leben Deutschlands hervorragenden Männern unter zeichnete Erklärung zugunsten einer Rüstungseinschränkung seine Aufmerksamkeit hervorgerufen habe, und ob er mit Rücksicht auf diese Erklärung sowohl als auch auf seine eigene Feststellung, daß die britische Regierung um die Erlangung eines Übereinkommens mit anderen Mächten besorgt sei, die Gelegenheit wahrnehmen wolle, der deutschen Regierung weitere Vorstellungen zu machen, um zu einem Abkommen über die Begrenzung der Rüstungen zur See zu gelangen. In Beantwortung dieser beiden Anfragen erklärte Asquith: Sie dürfen versichert fein, daß jede Andeutung, daß die deutsche Regierung ein solches Übereinkommen zu treffen wünscht, wie eS hier in Be tracht gezogen wurde, das herzlichste Entgegenkommen der britischen Regierung finden wird. Es muß nach den öffentlichen Erklärungen, die von den verantwortlichen Ministern der Krone bereits abgegeben sind, ganz klar fein, daß keinerlei Vorstellungen der britischen Regierung er forderlich find, um zu beweisen, daß dies der Fall ist. Byles richtete darauf die weitere Anfrage an den Minister, ob eS mit Rücksicht auf die ungeheuren natio nalen Interessen, die dabei in Frage kämen, nicht mög lich wäre, daß britischerseits die Initiative ergriffen würde. Darauf antwortete Asquith: Wir haben die Initiative ergriffen. «utzland. (W.T.B.) Peterhof, 7. September. Der Kaiser und die Kaiserin find heute abend ^11 Uhr mit ihren Kindern nach der Krim abgereist. l«. r. B.) Athen, 7. September. DaS Amtsblatt veröffentlicht heute die Dekrete, durch die dem Prinzen Christoph