Volltext Seite (XML)
dir. 23. Weißerih-Deitung Dienstag. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. 22. März 1870. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Amt». Md Mchk-Ml der Kömglichen Gerichls-Ämter Md SIÄIrjlhe M KixPoldlswalde md /ra«t,stei«. IlkrsntMrtlichkr «edmlkur: Lari Zehne in SippolLirwslde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 21. März. Die seit dem 18. März 1865 bestehende hiesige freiwillige Feuer wehr feierte gestern in einfacher, aber höchst heiterer Weise ihr Stiftungsfest im Schießhause. Vorher, von Nachmittags ^/s5 Uhr an, hatte auf dem Rath hause eine Hauptversammlung derselben, verbunden mit einer Revision der AuSrüstungsgegenstände, bestehend in Blusen, Helmen, Gurten, Steiger- und Rettungs leinen, Aexten, Laternen re., stattgefunden. Aus dem bei der Versammlung vorgetragenen Berichte über das 5. Vereinsjahr heben wir heraus, daß das jetzt aus 88 Mann (22 Mann mehr als 1869) bestehende Corps gegenwärtig in 6 Sectionen, nämlich I Steiger-, 3 Spritzen-, 1 Rettungs- und 1 Hhdranten-Sectionen ein- getheilt wird und zur Bedienung 1 größere und 1 kleinere Karreuspritze überwiesen erhalten hat. An He bungen sind 6 gewöhnliche und 2 Hauptübungen, sowie noch mehrere Specialübungen mit einzelnen Sectionen und den Führern gehalten worden. Nur einmal hat ein Theil des Corps (17 Mann) bei der Löschung eines Zimmerbrandes thätig sein können. Zur Berathung feiner innern Angelegenheiten sind 2 Hauptversamm lungen und 13 Ausschußsitzungen gehalten, auch an 4 Kneipabenden Besprechungen über Corpsangelegenheiten gepflogen worden. Der Gewitterwachtdienft wird auch im folgenden Jahre, wie im vorigen, von der frei willigen Feuerwehr, gegen die gewährte Entschädigung von 25 Thlrn., besorgt werden. Wünschen wir der Wackern Schaar auch im neuen Vereinsjahre Ausdauer und treues Festhalten an den Vereinszwecken, auch wenn ihr zur Ausübung ihrer eigentlichen Thätigkeit keine Gelegenheit geboten werden sollte. — Wie wir hören, soll nächsten Charfreitag, Nachmittags 2 Uhr, ein liturgischer Gottesdienst, und zwar in der theilweise restaurirten Begräbniß- kirche St. Nicolai, abgehalten werden. Dieser Gottes dienst wird nur aus Vorlesen von Schriftstellen, welche sich auf die Bedeutung des Tages beziehen, sowie aus eingewebten, von der Gemeinde zu singenden Liederversen, endlich aus dem Segen bestehen. Es liegt in einem derartigen Gottesdienste ein eigenthümlich erbauliches Moment, und möchten wir wünschen, daß der zu er wartende recht zahlreich besucht würde. — Im weiteren Verlaufe des Nachmittags sollen sodann in der Stadt kirche durch die vereinigten Gesangskräfte mit ver stärktem Orchester „die sieben Worte," CharfreitagS- musik von Haydn, zur Aufführung kommen. * Altenberg, den 20. März. Der Frühling hat heute mit dem schönsten Wetter begonnen, wiewohl die Luft, von Osten kommend, beim Steigen der Sonne sehr empfindlich streicht. — Heute haben wir zwei Theater, was wohl selten meinem so kleinen Städtchen der Fall ist. Es wird im Casino gespielt und auch die Zirkel'sche Schauspielergesellschast giebt Vorstellung. Die letztere hat bis jetzt wenig Zuspruch gehabt, obwohl die Truppe gediegene Kräfte auszuweisen hat. Doch steht zu »erhoffen, daß derselbe sich jetzt mehren dürft«, da die Winter-Vergnügungen, mit welchen unser Alten berg überhäuft gewesen, nun endlich ihr Ende erreicht haben. — Unser Kronprinz, welcher den 19. d. Mts. zur Jagd nach ZaunhauS gekommen war, hat unver richteter Sache in die Residenz zurückkehren müssen, da der große Hirsch, auf den die Jagd abgesehen war, kurz vorher abgelegt hatte. Dresden. Am 17. März starb hier im 82. Lebens jahre der Minister v. Zeschau. Unter dem Ministerium Könneritz leitete der Verstorbene bis zum Jahre 1848 das Ministerium der Finanzen und zwar unter bewährter, anerkannter Tüchtigkeit. Nachdem er iw genannten Jahr vom Ressort der Finanzen abgetreten, ernannte ihn Se. Maj. der König zum Hausminister, welches Amt er vor nicht langer Zeit den Händen des Herrn Staatsministers von Nostitz-Wallwitz übergab. — Am 18. März starb auch hier im 73. Jahre der Wirkl. Geh. Rath Nostitz und Jänkendorf, der seit 1864 aus dem Staatsdienst getreten war. — In Langhennersdorf bei Freiberg sind seit dem 29. Januar d. I. fünf Kinder aus einer Familie, und zwar in dem Alter von 24, 21, 18, 14^/, Jahren und ziemlich 1 Jahr das jüngste, an den Blattern gestorben. Berlin. An die kgl. preußischen Eisenbahn-Di- rectionen ist die Verfügung ergangen, daß Schulkinder zum Zwecke des Schulbesuchs auf den Bahnen eine Ermäßigung der Presie um 50°/o genießen sollen. Wien. Die Arbeitseinstellung der S etze r ist hier so ziemlich, in Pest jedoch gänzlich beendet, zum Nach- theil der Arbeiter; auch die sonstigen durch die große Theuerung veranlaßten Agitationen unter den Arbeitern haben sich jetzt verlaufen, nachdem einer der Haupt führer Raspe aus Preußen von der Regierung über die Grenze geschickt worden ist. Der Umstand, daß derselbe große Furcht vor Auslieferung nach Preußen gezeigt hat, wird den Verdacht beseitigt haben, der bei der Verhaftung der Wiener Arbeiterführers Oberwinder zum Vorschein kam und nach welchem die Wühler preußische Sendlinge sein sollten.