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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.07.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191807078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180707
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-07
- Tag 1918-07-07
-
Monat
1918-07
-
Jahr
1918
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tt ISIS e. Liaorueit» »s Vvrkrntt»- «»ckrar- kuot u» vm> <lar Lftcktt», Lv Slauar »reo »ds«- «I 2Lotu»du»a. 1» «» ruxer Ürröck- ««too. " » ^imodduE » vtettt «o» ft»«0S ft. V. t^etsUt. vt» rsgü» «d»«o?«- dotro^e» setuvidM^s» lS7 (1118»t) 8«vtLUot»eo vorxstrag«. ' Vert»ümis. klAirlm^ 6K> en äs» Wav- bLUmss« Mr ^srb«1t itder- l 2,16 (1,59) t) dM. Vl-u-t, UL. Jahrgang Sonntags-Ausgabe der Stadt Leipzig —... »^ für L«l»zlg »nd Bor»N« »avch VEHUgSPrELS. u» H-°« ,«dr«chl monotll» Pl. SM. »»itiWi Ni M. IM; ttr Wholtk monatttch M. I.7S; d«ch «»!««« «»»»«»«»» FUlalia I»« H»a1 a«dr«cht mooattlch M. 2 2S. »t«rKl- t^rUch SK.as0; Ssrch bl« poft tnnirhald Drvlschland« <Srsam<.A><aad« WMMtllch M. L2S. »I«r1«1tthrttch M. 8.75; M»rg«n Äoigad« M. IF» «boS-AoS^d« M. 0,90, S»nntaa4-A»4,ade M. 0,50 monatlich (aallchllehllch PolrdtfieUgedadk). Haoptschriftleiter: Dr. Erich Everlh, Leipzig. AnzeigEVPrEis. g. .«« .«, « « vf., «,.»»u P,.r S»i«la«» l« «mkl. I«Il »I« »ol«n-l,ell« SV Pf. ». «»«» m Pf!; ti«»» Ani«»^» »t« X»lo»iIZ«ll« so Pf, «o«»4rtt sr, Pf^ »«!chLst»anj<«,«» »N PlatznakfchnM«« tm Prell« «rtz»bl- ««lla^n: Drlomla-fla,« M. 7.— b«« lanf«,» oaofchl. 1>»fe^dStzr. El»»«l»»»««r t« Pf. — San» rnb F«ftta,< >5 Pf. S-r«^r«ch.Ä>>,chI», «». KE. ,4«» an» >4—.- Pa»,ch«ch»«N° 7U» Sch«lftt«ll„, nn» glefchSsltfi«!«: SatzaM>l4^ff« «r. S. Verlag: Dr. Reinhold L To.. Leipzig. Rr. 841 Sonntag, den 7. 3uli 1V18 UM Ser deWe Gesagte in MW ermordet lieke X 2 - i klsksriKen > such 8 3 n- isa uur rum ohnkaussr». KI erliültljeli j« bslrugsn ll^potti«iien. i koriZsseiÄ tere 8e- r uadsksuts ren ^Urtica 2 a v s- 1 im .Vmi.-- IM - it unä I t-l. ?.r. 1,8 39 8 207 2» 7 ^37 2ö-r> 31 7 ri o 23 7 23 7 31,7 2 w 9 7 13 3 ldrn haben, lese in den oteta ibn n Kopf und Bruder des .ücken. !l auch hier krjebekrieden :icht in dcn cstört. Be- >ersonen der rheiksha'bcr Verkehr an- >rnd Regen- der -Wasser- zeigte der der Geru ch fallend:« )sen >ar der auf ähren. Die Hahne zu sic und ein ankcnhauS. offnung be- nfabrik be- öctrieb be- Tod auf ^d« gestrichen. >«n im Orello- elin-Aurgleick: d«r: im Preis i: Zndus, Lin- rno; im Preis ,«t an Praisen K autgestallel. greis v. Wied log den Bei n«r Äennbad» pelwoch« nun. «rem Älbstond ur irs 1,10 mil 77 8«0 Ul. Aennflall In > tzoppegarlen Harjborg za« intaa Warft. LF. t»r: Mn« VII: Ul tun«. : V..V. 4>u,uftln. chasp«r»»«. Udr; V.-V.cl. lchs«4»«l. Da« ««»«. SlaS^Pr.» Ihr: 0. Ich«m4»«l. c«»b«,« elt». Graf Mirbach -f vtb. Berljn, 6. Juli. (Amtlich.) Heule oormittaoersuchten .zwei Herren den kaiserlichen Gesandten in Moskau um eine Unterredung, die ihnen vom Grafen Mirbach im Beisein von Leaationsrat Riester und einem im Zimmer anwesenden deut schen Offizier bewilligt wurde. Die beiden Unbekannten zogen Revolver und schossen ans den Kaiserlichen Gesandten, wobei sie ihn leicht am Kopf verletzten. Ehe sie daran verhindert wer den konnten, warfen sie hieraus ein paar Handgranaten und retteten sich durch Sprung aus dem Fenster auf die Straße. Graf Mirbach, der schwer verletzt wurde, ist ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, kurz darauf verschie den. Die beiden anderen Herren blieben unverletzt. Sofort nach Bekanntwerden dieser Untat trafen die Ksmmissare für die aus- wörkigen Angelegenheiten Tschitscherin und Karrachan in der Gesaichtschaft ein und sprachen dem Lcgationsrot Riezler die Em pörung und das Bedauern der Sowjetrcgierung über den erschütternden Borfall aus. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, die Verbrecher zu ent decken und festzunehmen. Das bisherige Ergebnis dec jofori an- gestellten Untersuchung lätzl die Vermutung zu, dotz es sich um im Dienste der Entente stehende Agenten handelt. O Graf M i r b a ch - H a r f, der so jäh aus dem Leben und Wirken Gerissene, hat ein Alter von knapp 47 Zähren erreicht. 1889 war er Legationssckretär geworden, >,nl als solcher zunächst in London, dann im Haag und schließlich in Budapest gewirkt. Von 1903 bis 1900 war er von neuem in London, dann bis 1908 zweiter Sekretär in Paris und bis 1911 erster Sekretär in Petersburg, von 1911 bis 1914 weilte Graf MO'bach als Vortragender Rat in der Zentrale im Auswärtigen Anu in Berlin, 1910 ging er für kurze Zeit naoy Stuttgart, dann nach Athen, wo er bis zum Ab bruch der diplomatischen Beziehungen blieb und außerordentlich RützlicheS geleistet hat. Später wurde er der politischen Abtei lung der Militärverwaltung Rumäniens beigegeben, bis er dann Ende 1917 nach Petersburg ging, um den Gefangenenaustausch zu regeln. Ende April ging er nach Moskau als Leiter unserer dortigen diplomatisä>en Mission. Ein etwas kühler, peinlich kor rekter Monn ist mit ihm aus dem Leben geriffen worden, aber zugleich ein vortrefflicher Beamter und ein Mensch von lauterer vornehmer Sinnesart. Die Geschäfte der Mission führt einst weilen der Geheime LcgationSrar Riezler, der heute Zeuge der schrecklichen Tat war und nur wie durch ein Wunder der Er mordung entgangen ist. D Berlin, 6. Juli. (Drahtbericht unserer Ber liner Schristleitung.) Die grause Bluttat, der in der Frühe deS heutigen Sonnabend unser Geschäftsträger in Moskau zum Opfer gefallen ist, bedeutet einen neuen Schritt auf dem Wege, den die Ententediplomatie in diesem Krieg gegangen ist, einen neuen und einstweilen den abscheulichsten. Erpressungen und Vergewaltigungen aller Art sind ihr ja nachgerade zu all täglichen Kampfmitteln geworden. Aber zum Meuchelmord hat sie nachweislich bislang doch nicht gegriffen. Der eine Fall des sehr ehrenwerten Herrn, der noch immer England in Norwegen ver tritt, ist bis zur Stunde ja nicht genügend aufgeklärt. 3n Mos kau ober liegen die Maschen deS Gewebes doch wohl schon ziem lich klar zutage. Man braucht hier nur die alte Frage zu stellen: Wem nützte dieser brutale Mord, oder richtiger, wem sollte er nützen? Unsere Beziehungen zur Sowjekre gierung sind gut. Eie Die estlSndifche Ritter- und Landschaft an den Kaiser Berlin, 6. Juli. (Drahtbericht.) Bei S. M. dem Kaiser und König ist am 2. 3uli folgendes Telegramm eingegangen: Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser! Allerdurchlrvchti zktcr, allergnädigster Kaii .r und König i Mit dem Gefühle tiefster Ehrfurcht naht sich die zum ordentlichen Landtage in Reval nersammelte e ft land' ch e Ritter- uud Landschaft dem kaiserlichen Throne, un Eurer Majestät ihren heihempfuudenen Dark auszudrücken für »ne huldreiche Ent- gegennahme der Beschlüße des Nv-estländischen Landesrale« und die der Delegation des Landesrgtes zuteil gewordene Antwort. In unerschütterlichem Vertrauen auf die Gnade des Allmächügen sieht die efilän-ische Ritter- und Landschaft in froher Zuversicht der 'Zukunft entgegen, die uns die Verwirklich«ig unseres -Znmüti-en tzerzensnmnsches, den Anschluß an das mäch'ig« Dentsche Reich unter Ew. Majestät erhabenem Szepter bringen wird. Di« ovn der Vorsehung uns übertragene Macht an der Nordmurk der deutschen Kultur wird vou nun ab vom ganzen deutschen Volk« ge- halten, und deutsche Art und deutsche Sitte werden in unserer Hei mat ungefährdet sich zu voller Blüte entfalten können. Gott segne m»d erhalte Cure Majestät und unser deutsches Vaterland. Euer Majestät treuuntertänigfie estländisch« Ritter- und Land schaft und i, ihrem Ramen Ritterschaftshauptmann aez. von Oellingshausen. Die Antwort des Kaisers Großes Hauptquartier, 4. Juli. Rifterschaftshnuptmann von OellongsHausen, Reval. Den Treugruh der estländischen Ritter- und Landschaft hab« ich mit Freud »und Dank entgegengenommen. Es ist mir eine hohe Genugtuung, im alten deutschen Kulturlande wieder deutscher Art und deutscher Sitte zu kraftvoller Entfaltung geholfen zu haben. Gott wird dem deutschen Daterland« di« Kraft geben, sich siegreich zu behaupte« und di« ihm aavertrauten Glieder ia siche- reu Schutz zu nahmen. Wilhelm, I. st. Vertreter de» deutsche« Landwirtschaftsrates fahren nach Kurland G> BerÜ», S. 3oli. (DrahtbertchtvnsererBertiner SchriftleitvUg.) Mit Denedmlgvno des Oberbefehlshabers waren in diesen Tagen sogar belfer denn je. Die gestern vom Petersburger Drak'l verbreitete Aeußerung der „Islwestija" ist durchaus als offiziös anzusprechen. Es ist in der Tat so, daß die Sowjctregierung im Begriff war, eine engere Annäherung an das Deutsche Reich zu suchen, in dem sic den Retter sah aus -er KriegSnot, in die die Entcntcmächie das noch aus tausend Wunden blutende Großrußland von neuem zu stürzen drohte. In diesem kritischen Moment hat die Entente durch einen Nichtsnutzigen Meuchelmord die Verbindung zwischen Deutsch land und dem bolschewistischen Rußland zu stören versucht. Sie haben offenbar grme'nt, in der allgemeinen Verwirrung, die die Moskauer Bluttat erregen würde, müßten Zorn, Abscheu und Verachtung sich gegen die Sowjelrcgierung richten und die kaum geknüpften Bande dann abgebrochen werden. In Deutschland wird man kühleres Blut bewahren, nicht auS erster Erregung heraus urteilen und den Verdacht gegen Leute kehren, die, wie die Dinge liegen, an diesem Mord nicht das geringste Interesse haben. Die Leiter der auswärtigen Politik der Rätcregierung haben heute auch der deutschen Gesandtschaft in Moskau er schüttert ihr Beileid ausgesprochen. Sie haben sicher keinen Teil an dein Verbrechen. Auch wenn es nicht gelingen sollte, der beiden ge dungenen Mordbuben habhaft zu werden, wird man über Ur sprung und Ziel dcs Attentats kaum mehr im Zweifel zu sein brauchen. * * * Diese Drahtung unserer Berliner Schristleitung spiegelt ossenoar die Berliner amtlichen Auffassungen wider. Erfreulich daran, wie auch an der amtlichen Meldung, erscheint daS deutliche Bestreben beider Regierungen, der deutschen wie der russischen, dcn Vorfall nicht zum Vorwande für etwaige Konfliktsneigungen zu benützen. LS wird sich natürlich schwer feststellen lasten, wie weit die Machenschaften der Entente im Spiele sind. Vielleicht tut man aber nicht einmal klug, von vornherein alles nur auf diese Karte zu sehen und die Blicke ganz von der Möglichkeit ab zulenken, daß deutschfeindliche Strömungen in der russischen Be völkerung beteiligt sein könnten. Wie wir aus guter Quelle zu wissen glauben, haben in den letzten Wochen fast täglich vvr der Wohnung deS ernwrdcten Geschäftsführers drohende VolkS- onsammlungen stattgefunden, die von der Roten Garde abgewehrt werden mußten. Daß unsere Beziehungen zu der russischen Re gierung in letzter Zeit nicht schlecht waren, bleibt trotzdem richtig, aber die Regierung ist freilich nicht daS ganze Volk. Anderseits ist natürlich ihre eigene Stellungnahme von der größten Bedeu tung. Wenn die Entente die Hand im Spiele hat, dann hat sie cs natürlich nicht auf die Persönlichkeit eines einzelnen deutschen Diplomaten abgesehen, sondern daraus, neue Schwierigkeiten zwischen dem Deutschen Reich und der Russischen Republik zu schaffen. Es scheint, wie gesagt, nicht, daß es ihr gelingen wird. Denkbar ist immerhin, daß das Ereignis Lum Engagement deut scher Machtfaktoren in Rußland führen könnte, ohne daß zwischen den beiderseitigen Regierungen ein Zerwürfnis entstünde. Es wäre sogar denkbar, daß der Vorfall erst recht zu einer An näherung zwischen beiden Regierungen führte, von der in den letzten Tagen die Rede war. Dann hätte die Entente das Gegen- lcil ihrer Absichten erreicht, und übrig bliebe nur daS beklagens werte Schicksal eines deutschen Diplomaten, der aus seinem Posten für daS Vaterland gefallen ist. Die unmittelbar Schuldigen werden ja hoffentlich ergriffen werden, so daß die Bluttat ihre Sühne findet. Ost und im Einvernehmen und mit Unterstützung des Chefs der Militärverwaltung Kurland und des Oberkommandierenden der 8. Armee werden in den nächsten Tagen Vertreter deS deutschen LandwirtschaftSrateS nach Kur-, Liv- und Estland fahren, um mit angesehenen Vertretern der dor tigen Landwirtschaft in Verbindung zu treten. An der Fahrt nimmt unter anderem auck Wirklicher Geheimer Rat Dr. Mehnert teil. Auch Freiherr von Wangenheim und Dr. Dathc, der Haupl- schristsührer des deutschen LandwirtschaftSrateS, werden sich an der Fahrt beteiligen. Die Abreise erfolgt am 10. Juli. Gras Schwerin, der Präsident dcs deutschen LandwirtschoslSrakes, ist leider verhindert mitzufahren. Lloyd George im amerikanischen Hauptquartier Haag, 6. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Aus London wird gemeldet: Lloyd George hielt im amerikanischen Haupt quartier an die amerikanischen Truppen eine Ansprache. Darin führte er u. a. aus, Deutschland würde morgen früh mit den Vereinigten Staaten, England und Frankreich Frieden haben, wenn es diejenigen Bedingungen annehmen würde, die Präsident Wilson proklamiert habe. Der Kaiser un- seine Berater hätten aber nicht zu erkennen gegeben, daß sie die Bedingungen Wilsons annehmen wollten. 1V18 das verluftrslchste 3ahr für England Genf, si. Juli. (E i g. Drahtbericht.) Der Sozialist Longa « t schildert in der Lyoner Presse die Lage England« nach seinem Eindruck während der Londoner Konferenz. Di« Stimmung deS Volte« sei infolge der Vorgänge an der Westfront gedrückt. Niemals er litt England so grotz« Verlust« wie im Frühjahr 1918. Trotzdem wünscht die Mehrheit der Sozialisten die Fortsetzung d«S -kriege«. Kühlmann reist ins Hauptquartter D Berlin, 6. Juli. (Drahtbericht unserer Ber liner Schriftleitung.) Halbamtlich wird mitgeteilt: Staatssekretär von Kahlmann begibt sich heute abend ins Große Hauptquartter. Abendberlcht * tt>. Berlin, 6. Inü, abends. (Amlüch.) s^rftick« Kämpfe westlich von Ehalean-Lhierri». Politisierung der Schule Politisierung der Schule von ihrer höchsten Spitze bis hinab zur letzten Dorfschule, das ist jetzt das Fcldgeschrei in den Parteien von der äußersten Rechten bis zur ärrßersten Linken. Jeder wird sich darunter etwas anderes vorstelicn. Der eine wird dcn Einfluß der Schule überschätzen und halbfertigc Parteimänncr erwarten; der andere wird meinen, daß die Schule im besten Falle nur Bau steine hcrzutrugen, entscheidende Richtung aber nimmermehr geben könne. ES werden wohl beide irren, auch der Verfechter der letzteren Ansicht. Denn eS ist ein psychologisch-' Gesetz, daß die ersten Eindrücke nachhaltig wirken und bei späterer Charakter bildung, wenn auch unbcwußl, einen Einfluß mehr oder weniger auSübcn. ES kommt darauf an, mit welcher Intensität eine Sache ausgenommen wurde. Die Bedeutung der Schularbeit an den Seelen der Kinder geht weit hinaus über das Beibringen von Lesen, Schreiben und Rechnen und allerlei nützlichen Kenntnissen. Ein Pädagoge, der daS Interesse an seine Stosse hängt und sie damit durchtränkt, der mit frischen Farben matt, männlich un warm urteilt, seine Liebe und seinen Zorn, seine ethische Gesinnung nm Gegenstand frei ausströmen läßt, wird Einwirkungen schaffen, die fürs Leben anhalten. Parkeipolitik gehört nicht in die Schule, darüber dürften alle im klaren sein. In der Hauptsache wird es sich um allgemein gültige politische Tatsachen handeln und um Wahrheiten, die unser gesamtes Wirtschaftsleben gewaltig beeinflussen und jeden ein zelnen berühren. ES ist notwendig, die Zeit und die politischen Grundfragen schon in der Schule vorzuftthren. Die Schüler müssen den Wert deS Staates begreifen, der soviel materielle, geistige und sittliche Schätze birgt und zusammcnhält; sie müssen ein Verständnis gewinnen für seine Gröhe, für die Wurzeln seiner Kraft, für seine Nöte und für seine politischen Noiwendigkeiten. Das ist unabweisbare Forderung. DaS ist die Ausgabe der nationalen Schule. Auf die Dauer läßt sich eine gute und große Politik nur von einem Volke treiben, dos daS Verständnis und geistige Rüstzeug dafür besitzt. DaS erfordert große Gesichtspunkte bei Aufstellung deS neuen LehrvlaneS; das fordert die deutsche Eigenart, das gesunde Gefühl für das auf strebende Leben der Gegenwart zu pflegen un- die uns allen gemein samen nationaley Güter in den Mittelpunkt,pr stellen; zu erhalten. waS Deutschland groß gemacht hat und was geeignet ist, ein tüch tiges Geschlecht für die deutsche Zukunft zu bilden. Wer daS nun zu erreichen sucht durch einen getrennten Kursus in staatsbürgerlicher Erziehung mit systematischer Anordnung un trockenen Begriffserklärungen, dem kann daS Unzulängliche seiner Bemühung vorausgesagt werden. ES kann sich nur handeln um eine innige, grundsätzliche Verknüpfung aller Unterrichtsfächer mit ihren vielerlei Themen, so oft und so tief es nur angeht, mit dem großen Leben der Gegenwart. Je inniger die Verknüvsunq der individuellen und gesellschaftlichen Interessen ist, desto höher ist die Stufe einer Nation. Innig aber ist die Verknüpfung nur, wenn wir das alles nicht nur theoretisch erörtern, sondern durch die Kunst der Methode schauen losten. Leben, Erleben, Durchleben. WirkttchkcitSgefühl, daS zur Betätigung drängt. Lebendigmachen dcs historischen Sinnes: das allein führt zum Ziele. Schleiermacher sagte einmal: .Die Lösung einer großen poli tischen Aufgabe liegt in nichts anderem, als in der richtigen Organisation der Erziehung.' Politik und Pädagogik müssen enger ineinandergreifen. Die Schulpädagogik mich sich zur Volkc- pädagogik erweitern. Die deutsche Lehrerschaft ist auf dem Wege dazu und erbittet und erwartet tatkräftigen Beistand von den Par lamenten und der Presse. Besondere Aufgaben zur Erreichung des Zieles fallen dem Unterrichte in Geschichte und Geographie zu. ES gilt, unbarmherzig abzuschneidcn, was zu den lebendigen Fragen der Gegenwart qar keinen Beziehungswert mehr hat. Große Gesichtspunkte! Ranm für freie Bewegung! Die starre Maste des Stofflichen, das Aus- ruhcn auf veraltetem Besitz, daS buntscheckige Vielerlei, der Wechsel von Stückchen und Stückchen, der verirrte Trieb nack Vollständigkeit und Systematik verträgt sich nicht mit der neuen Weise. Die Zeit erfordert warmblütig miterlebtes Wissen. Der englische Arbeiter hat trotz seiner geringeren Schulbildung ein richtiges Empfinden für Meltpolitik, die Absatzgebiete für seine Erzeugnisse schafft und dadurch Ueberproduktion und Lohnherab- sehung verhindert. Einem großen Teile unseres Volkes fehlt nach immer die politische Einsicht zur wahren Arbeiterpolitik. Das neue Ziel lautet: Nationale Erziehung mit einem Fernblicke in die Weltweite- Es handelt sich um deutsche Zukunft, um cm HinauSgreifen des deutschen Wirtschaftslebens und Geisteslebens. Der neue Unterricht muß mehr einen weltgeschichtlichen Charakter tragen, muß mit Hilf« der Wirtschaftsgeographie über die Grenz pfähle hinübersehen und den gegenseitigen Wechselwirkungen nach spüren. Man wird selten in der Welt so naive Anschauungen über Volks- und Finanzwirtschaft selbst bei Gebildeten finden wie in Deutschland. Und das ist eine natürliche Folge unserer allzu abstrakt wissenschaftlichen, rein theoretischen Erziehung. Dcn Mangel nimmt er dann mit ins Ausland und muß teures Lehr geld zahlen, weil ihm Binsenwahrheiten der Volkswirtsclxftt, die jedes Schulkind verstehen und behalten kann, unbekannt waren. Durch unsere Schule geht ein erblicher Zug deS Unpraktischen. Wirtschaftliche Neife und Einsicht in allen Schichten deS Volkes, das ist eine Vorbedingung zu politischer Machtentwicklung. Der Engländer steht überall fest auf der Erde und weiß, was er will, und bezwingt auch ferner liegende Materien mit sicherem Blick. Er ist sicher nicht durch die Fülle des Wissens verbildet, und gerade hierin, daß er nicht pedantisch mit dem Maßstabe der Regel vvr Verwickelungen stehen bleibt, ist er ein Vorbild. Und gerade die Kenntnisse über Einfuhr und Ausfuhr, Rohprodukt, fertige Ware; Betrachtungen aus der Geschichte von Handel und Verkehr, aus der Geschichte des deutschen Gewerbes und der deutschen Er findungen; Belehrungen über die Stellung Deutschlands im Welt verkehr sind die besten Lektionen für nationales Selbstbewusstsein und nationale Selbstbestimmung. Namentlich muß auch dar künftige Unterricht m der Mutter sprache hier helfend etnsprinqen Sie muß «in klarer Spiegel der
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