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VoigllimWcr Anzeiger. I Amtsblatt » I für das Königliche Be^irssgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu ° I Plauen, Pansa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. I ZmeiMdstebeiiziMer Jahrgang. n W Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue«. t I I Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSprei», welcher zu entrichte* ! ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die dis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, R später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ansnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Lch- mann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehauffeegelder-Einaehmer Holzmüller. I Donnerstag. 08« 22. August 1861. e I In Sachen der Plauen-Gger'schen Gisenbahn. I Die erst jetzt uns zu Gesicht gekommenen Mittheilungen über die Verhand lungen des Landtages in Eisenbahnangelegenheiten zwingen uns zu einer noch- I maligen, hoffentlich letzten Entgegnung. Der Vicepräsident der 2. Kammer nämlich, Herr Oehmichen, äußerte, wenn man annehme, wie diese (voigtl.-böhm. ! I Eisenbahn-) Angelegenheit in der voigtländischen Presse behandelt werde, I so könne man sich nicht hingezogen fühlen, für Plauen zu stimmen, wenn nicht I die dringendste Nothwendigkeit vorliege; denn was von Plauen aus, namentlich bezüglich des Deputationsberichtes und über zwei Deputations-Mitglieder ge schrieben werde, könne wenigstens keine besondere Anregung geben, sich für Plauen zu erklären. Der angeregte Artikel sei mit großer Gereiztheit und ziemlich verletzend geschrieben, es heiße darin unter andern, daß man nur der Stadt die Bahn nicht gönne. Wolle sich die Deputation auf den Parteistand punkt stellen und auf dergleichen Anfeindungen Rücksicht nehmen, so könnte man erst recht nicht für Plauen stimmen. Er müsse sich deshalb gegen das, was man von Plauen aus schreibe, verwahren. Die Deputation habe sich weder durch äußere Einflüsse bestimmen lassen, noch sei in ihr absichtlich eine Trennung I herbeigeführt worden, um das fragliche Project unausführbar zu machen, wie das in dem bercgten Artikel gesagt werde. Habe der Verfasser jenes Artikels der Deputation solche Beweggründe zutrauen können, so müsse er (der Redner) annehmen, daß der Artikelverfasser selbst nicht von den edelsten Beweggründen geleitet sein könne, sonst würde er nicht der Deputation solche miserable Be weggründe unterlegen. Bei ihm (dem Artikelverfasier) dürfte wohl das Sprüch- wort zutressen: „Man sucht Niemanden hinter dem Strauche, man habe denn I - selbst dahinter gesteckt." — Abg. 0r. Hertel sprach sich im Ganzen in dem selben Sinne aus, hielt es aber nicht für nöthig, gegen solche der Deputation untergelegte Beweggründe zu protestiren, sondern die Sache nur einer Rüge Werth. Wer die conftitutionelle Freiheit liebe, müsse auch die Meinungeu An derer achten und ehren, dürfe sie aber nicht verdächtigen rc. — Dies waren wohl in der Hauptsache die in der Kammer gefallenen Aeußerungen, und wir glauben nicht, etwas Wesentliches davon übergangen zu haben. Diese vorstehenden Aeußerungen zweier geehrter Herren Stände können unmöglich eiu anderes voigtl. Blatt treffen wollen, als uns, den B. An;., da unseres Wissens kein anderes voigtl. Blatt die Fahne Plauen-Eger so hoch gehalten und so entschieden verfochten hat, als wir, und wir daher auch die Ehre und das Verdienst dafür allein in Anspruch nehmen müssen. Unter allen den zahlreichen Artikeln, die wir in dieser Angelegenheit veröffentlichten und um so bestimmter zu halten Anlaß hatten, als es sich dabei eben nicht um ein örtliches, sondern um ein klar erkanntes und warm erfaßtes va terländisches Interesse handelte (von einem persönlichen kann nicht im Ent ferntesten die Rede sein, daher auch das Sprüchwort vom Suchen hinter dem Busche ganz unglücklich angebracht ist) scheint weiter keiner den gedachten, ge ehrten zwei Herren Ständen zu Gesichte gebracht worden zu sein, oder doch ihr Mißfallen erregt zu haben, als der in Nr. 82 d. Bl., welcher das Depu tationsgutachten der 2. Kammer in dieser Angelegenheit einer Beurtheilung unterzog. Das Recht der Beurtheilung eines Deputations-Gutachtens überhaupt wird wohl Niemand einem vaterländischen Blatte bestreiten wollen, und so müßte denn der Tadel in unserem Urtheil, das dahin ging, „ein wunderlicheres Deputations - Gutachten dürfte wohl lange Zeit nicht abgegeben worden sein," die geehrten Herren unangenehm berührt haben. Indeß sollten wir meinen, daß es nicht unangemessen sei, ein Deputations-Gutachten formell wunderlich zu finden, das in einer Eisenbahnfrage, da es sich um die Interessen nicht einer Stadt, nicht einmal in erster Linie einer Provinz, sondern des ganzen sächsischen Vaterlandes handelt, das dadurch in eine internationale, voraussichtlich höchst rentable Schienenverbindung gebracht werden soll — sich nicht blos in ein Mehr- und Minderheitsgutachten spaltet, sondern sogar vierth eilt, mit Er- laubniß zu reden, fast ganz auseinandergeht! Materiell aber mußte aus den selben Gründen das Deputations-Gutachten um so wunderlicher erscheinen, al- die Deputation die ungemeine Wichtigkeit der Linie Plauen-Eger als einen in ternationalen, die Gefahr, daß ein Stück Weltverkehr Sachsen umgehen könnte, die Vortheile, daß dadurch unsere Staatsbahnen mit dem großen Eisenbahn systeme Süddeutschlands in Verbindung gebracht, rentabel erhalten, mit neuem Verkehrszugange belebt werden würden rc., recht wohl begriffen hatte, trotz alledem aber nur eine Sackbahn bis Grün genehmigte, den eben ausge sprochenen Grundsatz verließ und die internationale Bahn zu einer Lokalbahn für Auerbach rc. machen wollte, weil durch den Lokalverkehr dreier ostvoigtlän- discher Städtchen, deren Verkehrsbewegung einschließlich Lengenfcld's nach den kühnsten Berechnungen ihrer eigenen Gönner jährlich nur 70,000 Centner be trägt, die als international von der Regierung und der Deputation erkannte Linie — eine der vorzüglichsten in Sachsen zu werden verspreche! (Zwischen Falkenau, Asch und Franzensbrunn verkehren täglich mehr als 300 Wagen allein mit Braunkohle, wie viele Wagen vermitteln zur Zeit den Verkehr Fal- kenstein-Auerbach-Treuen-Herlasgrün?) Dazu hatte unsere Regierung, gestützt auf die technischen Messungen unserer Ingenieure, die ihr Fach nicht erst seit gestern betreiben, die drei Meilen Verlängerung und doppelte und verlorene Steigerung, den wesentlich erschwerten und vertheuerten Betrieb rc. auf der Linie Herlasgrün im Decrete vom 24. Juni ausdrücklich hervorgehoben, und trotzdem blieb die Deputation bei der Befürwortung dieser Linie stehen! Die gute Absicht der Deputation, die internationale Bahn mit dem Interesse jener drei Städtchen zu verbinden, mag man wohl zugestehen, darf aber mit dieser guten Absicht weder das Verlassen eines als richtig erkannten Grundsatzes, noch die von dem Paralysiren desselben unzertrennlichen nachtheiligen Folgen entschul digen oder rechtfertigen wollen, zumal laut königl. Decrets dem Lokalbedürfniffe des östlichen Voigtlandes überreich durch eine besondere Bahn abgeholfen wer den sollte, die als solche den einzelnen Orten viel näher gebracht werden könnte, folglich viel erwünschter sein müßte, als eine Hauptbahn, deren Mündungspunkte eine halbe Stunde und noch weiter entfernt zu liegen kommen müssen. Indeß scheinen die zwei geehrten Herren Stände weniger Gewicht auf unser abfällige- Urtheil über das Deputations-Gutachten, als über unsere Behauptung, welche die geehrten Herren aus unserem Artikel herausgelesen haben wollen, sich erbost zu haben, über die Behauptung uämlich, „die Deputation habe sich durch äußere Einflüsse bestimmen lassen, und eine Trennung in ihr sei absichtlich herbeigeführt . worden, um das fragliche Projekt (Plauen-Eger) unausführbar zu machen." Wir hätten der Deputation demnach „miserable Beweggründe untergelegt." —- Hätten die geehrten Herren unsern Artikel in Nr. 82, namentlich den Schloß, desselben, einer genaueren Ansicht gewürdigt, so würden sie leicht gefunden ha ben, daß unsere Klagen über die Erfolge des VLviäs «t impvra nicht der De putation, sondern den Wettrennern nach Lokalbahnen, ganz besonder- im Voigt-