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Rr. 58, Weißeritz-Zeitung Freitag. ' Erscheint Dienstag undtz Freitag«. Zu beziehen durch all» Postanstal- ten. Preis pro Quart. 10 Ngr. 27. Juli 185S. Ins««»« wende« mit 8 Pf. fiir die Arik« berechnet ^und. in allen Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Altenberg, Mitte Juli. Ueber den Stand un serer Feldfrüchte lauten die Nrtheile im Allgemeinen sehr günstig; Alles steht im üppigsten Wüchse, und hoffen wir nur sehnlichst .auf baldige gute trockene Witterung, damit das Getreide seiner Reife entgegen gehen, und da- Heu eingebracht werden könne. Die Kartoffeln, auf welche wir Alle mit großer Hoff nung blicken, stehen bis jetzt allhier ebenfalls gut, und wollen nur wünschen, daß die so verderbliche Kartoffellrankheit in diesem Jahre wo möglich gan; verschwinden möge, zeigte sich dieselbe doch schon voriges Jahr in Abnehmen. Es ist schon so Vieles über diese Krankheit geschrieben, manches Verfahren zur Aus- rottung derselben von berühmten und erfahrenen Oe- conomen, auch von den Regierungen, anempfohlen worden,—doch scheint mir keines so zweckmäßig zu sem, als daö, welches das Großherz. Weimar'fche StaatS- ministerium, Departement des Innern, den größeren Gutsbesitzern des Landes zur versuchsweisen Anwen dungdringend anempfohlen hat, und dürfte eS gewiß als segenbringend betrachtet werden, wenn dieses Verfahren zur allgemeinen Kenntniß des größeren Publikums durch Veröffentlichung in diesem Blatte gebracht werde. Ich sende Ihnen daher die darüber geschriebene Ab handlung mit der Bitte um deren Aufnahme. Mittel »nd Verfahren zur Vertilgung der Kar« toffelkrankheit. Nur zu bekannt ist es, welch' »achthriliqen Einfluß die Kartoffelkrankheit besonder» auf die armen Elasten Europa'« übte; »«na leider benachrichtigen nn» oft Aufrufe au» den Zei tungen von der Noth, welcher seit dem ersten Auftreten dieser verheerenden Seuche unsere Mitmenschen, besonder» in den ge birgigen Theilea Deutschlands, bet nahendem Winter au-ge setzt wäre«; leider find un» oft di« traurigsten Bllder vorge- fuhrt worden, welche die fast jährlich wiederkehrend« Hungers- uoth in Irland hervorbringt, seit diesem Laude die Hauptnah rung durch die Kartoffklkraukheit entzogen wurde. Hoffnung möge die Armuth aufrecht erhalten; denn ich bin fest überzeugt, folgt man meiner Anleitung, so wird schon die Nächste Kartoffelernte keine Spur der Krankheit mehr zeigen, und besonder« der Arme, welche nur wenig Kartoffeln auslegt und deshalb mit mehr Sorgfalt seinen Samen behandeln kann, wird mit dem ersten Jahre schon dir Krankheit auf so lange vertilgt haben, bl« wieder ein Jahr kommt, welche» ans» Neu» dubch seine Witterungsverhältniffe di« Krankheit erzeugt; doch witd diese Befürchtung wohl nicht so bald nöthig sein, da seit Einführung tiefer Frucht dieser Fall erst nach mehr al- LS7 Iahten eintrat. Wohl möglich, daß Bebauer größerer Flüchen, welche ihren Sqmen nicht so sorgfältig behandeln könne», bxi der ersten Ernte noch hie und da eine kranke Kartoffel finden; bei fort, gesetzter Bemühung wird aber schon im zweiten Jahr« jedr Spur auch hie, verschwunden sein. Um jede Weltiäustigkeit zu vermeiden, übergehe ich die verschiedenen Versuche und die darau« gewonnenen Erfahrun gen um di« Kartoffeikrankheit nicht »ur zu ergründen, sondern auch zu vrrhüten; e» genüge die Berficherung, daß ich die festeste Ueberzeugung habe, daß, wenn man gewissenhaft nach dem hier nirdcrgeschriedenen Verfahren verfährt, dir Krankheit gänzlich verschwinden wird; eine firbenjährlge Erfahrung und ganz be sonder» da» vergangene nasse Jahr spreche» dafür. In keinem Jahre sprach sich di« Entstehung der Krankheit deutlicher au«, al- in diesem ; wa« sonst nur durch da» Mikroskop, konnte ich mit bloßen Augen beobachten und nicht nur ganz deutlich de» Pilz sehen, sondern auch bemerken, wenn derselbe weggewischt wurde, «nd wenn man dir Kartoffel drückte, wie «r fich Ein gang in dieselbr verschaffte. Urderall da, wo der Pilz ge« seffen, drang bei einigem Druck Saft heraus. Ich wurde abrr auch noch mehr in meinem Heilung-verfahren dadurch bef«stigt, daß Kartoffeln, welche schon viele Pilze auf fich hatte», die an warmen Tagen auf dem Wege vom Felde bl» In meine Wohnung ziemlich verirocknrten, der Sonne und Luft »»«ge setzt, ganz gesund blieben und jetzt »och in mei»»m Zimmer liegen. Ferner find in der ganzen Umgegend im vergangen«« Jahre höchsten» die Samrnkartoffrln wieder geedntrt worden, während bei mir, trotz der anhaltende» Nässe »ad tratz der sehr maugelhgsten Bearbeitung (indem vom Lki^ Lull « d« Feld nicht mehr betreten werde» konnte), da, wo ich da« Was ser abzuleiten vermochte, pr. Morgen 75 Scheffel und dnrch- schnltNich, da ich auch große Flächen hatte, wo da« Wasser 14 Tage bl» 4 Wochen die Furchen anSfülkt« und hier gar keine Kartoffeln waren, 5S Scheffel ganz gesunde Kartoffeln erntete. Um nun auf die Krankheit der Kartoffeln zu kommen, so erlaube ich mir meine Anficht dahin au«zusprechen, daß dieselbe von einem Pilze herrührt, welcher seine Wurzeln «dir fich selbst nach und nach in der Kartoffel verbreitet und hier die Pssanz«- fasern zerstört, mit deren Zerstörung dann die Fäulniß eintritt; treten Umstände rin, welche bei noch nicht zu weit vorgeschrit tener Krankheit den Pilz zum Vertrocknen bringe», daN» ffeht diese still und e» entsteht dir sogenannte Trockenfäule. Um also die Krankheit zu vernichten, müssen wir den Pilz zu tödten suchen, der mit der Sameukartoffel in die Erde ge bracht, je nachdem die Witterung sein Wachsen begünstigt oder verhindert, fich den jungen Kartoffeln mitthellt und so dir Krank heit fortpflaozt. Wie begünstigend eine unterdrückte Ausdünstung und hier durch entstehende feuchte Wärme <tuf da- Wach»th»m und die Fortpflanzung de« Pilze« riuwirkt, zeigte mir ein Versuch im Jahre 1848 Da ich in diesem Jahre schon nur gesunde Kar toffeln erutetr, so ließ ich 6 besondere Haufen, 3' hoch u«d S im Durchmesser haltend, aufschütten, legte nach gehöriger Au«- dünstung in jeden Haufen zwei kranke Kartoffeln und deckte die selben ganz mit Stroh und Erde zu. Dir Untersuchung bet Nr. 1 nach S Wochen ergab, das in einem Durchmesser von 6" um die krank« Kartoffel herum, jedoch mehr öber- al« unterhalb derselben, eine Ansteckung statt gefunden hatte; 3 Wochen später uutersuchte ich Nr. L und, fand schon völlig eingrtretenr tzäulutß in de« Näh» der kranke» Kartoffel; die Ansteckung war in einem Durchmesser von N>V> gefähr 18" vorgeschritten, Nr. 3 war 3 Woche» später bi« auf weuige Ausnahmen thell« angehend krank, thril- vrisarell, die übrigen Haufen nach folgenden 3 Wochen fast gü»zltch durch die Fäulnis zerstört. ; . S» ist nun die Aufgabe, den Pilz al- di« Ursache der Krankheit zu zerstören und da« Feld so z» behänd«*» , daß dieser Pli, nicht wieder zUm Borschet» kumm». Beide Aufgaben glaube ich mit «estimmthtit gelöst ,» , haben und bin außerdem überzeugt, daß auch »och durch mei» Verfahren im Felde die Ernte sehr vervirlfillttgt werde» kau« In Nachfelgendem sei mein Verfahren mitgethrilt: