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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188605069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860506
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-06
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.05.1886
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MWWWWW WWHM HQ8 —«.JMM». AbonuemeutSprci«: Der «nvattkiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum de- folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Länder. Anzeiger mit HeiblSttern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4683.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbuch (Beihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Donnerstag. 6. Mai 188L JnserttonSpreiS: Raum einer schmalm KorpuSzeile 18 Pfg.z - Reklame (Ispaltige Peti,zeile)30Pfg.— BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man ^ ge» Matter: ^Tägliches UnterhaUungsblatt^ und hnmnstisch Wrirtes Souutagsblatt ^Lustiges Bilderbuchs. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für den Stadtbezirk de- Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2882 dl» Firma Dyckerhoff u. Widmann in Mdmann in Carlsruhe Inhaber der Firma find- Chemnitz, am S. Mai 1886. Königlicher Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über da» Vermögen des Kaufmannes Lorenz Robert Thmielorz in Firma: Robert Ehmielorz in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung de» Verwalter», zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Verlheilung zu berücksichtigenden Forder ungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren BermögenSstück« der Schlußtermin auf den 31. Mai 1886 Vormittag» 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, ven 4. Mai 1886. Königlicher Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute auf Folium 2347 verlautbart, daß die Firma U. Pornitz vorm. Flortan/Liebelt u. Co. in Chemnitz künftig U. Pornitz sirmirt und daß dem Kaufmann Herrn Max Harnisch daselbst für diese Firma Prokura ertheilt worden ist. Chemnitz, am 3. Mai 1886. Königliche» Amtsgericht. Ueber das Vermögen des Tischlermeisters Gustav Otto Teubner in Chemnitz wird heute am 3. Mai 1886 Nachmittags 6 Uhr das ConcurSversahren er öffnet. Der Rechtsanwalt Jrmscher in Chemnitz wird zum Concursverwalter ernannt. ConcurSforderungen sind bis zum 7. Juni 1886 bei dem Ge richte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Concursordnung bezeichnet«» Gegenstände auf den 22. Mai 1886 Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldetcn Forderungen aus den 28. Juni 1886 Vormittag- 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Loncursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Be friedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 8. Juni 1886 Anzeige zu machen. Königliche- Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Stachrichterr. Vom 4. Mai. Meiningen. Line hier unter Vorsitz de» Oberbürgermeisters Schalle» tagende Versammlung nahm nach einem Vortrag« des preußischen Landtagsabgeordneten v. Scheuckendorff auf Antrag des RcichltagSabgeordneteu Zeitz einstimmig folgend« Resolution an: »Unser heutige» öffentliches Erziehung-Wesen in Deutschland bedarf hinsichtlich der UnterrichtSgegenstäude einer Erweiterung dahin, daß di« geistige Ausbildung durch practisch« Beschäftigungen, im erziehlichen Sinne ouSgeübt, und daß gleichzeitig der körperliche« Durchbildung der deutschen Jugend eine größere Berücksichtigung als seither zu Theil werde. Ein« solche Reform ist nicht allein eine Schule, sonder» zu gleich auch eine sociale Frage von hervorragender Bedeutung und verdient die voll« Beachtung der weitesten Kreise der deutschen Volke». Die Versammlung begrüßt daher lebhaft die Absicht des für jene Angelegenheit bestehenden Centraleomitee»» einen dentsch-nationalen Verein zur Förderung dieser Zwecke demnächst in da» Leben zu rufen.* Basel. Die hier verstorbene WIttwe Christoph Meria« setzte in ihrem Testamente die Stadt Basel zur Erbin ihres Gesamwtver- lnögeuS im Bettage von ca. 20 Millionen Francs ein. Paris. Der „TempS* melde«, die Vertreter der fünf Groß «ächte hätten über Aenderungen berochen, di« in der Antwort-Not« Delyanni»' gemacht werden sollen, um sie annehmbar zu machen. Die Einschiffung der Vertreter de, Großmächte würde heute um 8 Uhr Abend» stattfinden. Der englische Gesandte hat bereits seine Reisevorbereitungrn getroffen. Dagegen hat der russische Vertreter, welcher noch zögert, um neue Instructionen telegraphirt. GS ist da» Gerücht verbreitet, Deutschland und Oesterreich hätten vorgeschlagen, der Türkei da» Mandat zu geben, nun Griechenland zur Abrüstung zu zwingen. Diese Mächte würden den Kampf begrenzen und etwaige Ausstände auf türkischem Gebiete verhindern. Dieser Plan sei von dem Fürsten Bismarck am 21. April vorgeschlagen worden, England wünscht dagegen nur eiue Blocade der griechischen Häfen. London. Alle Journale betrachten die Lage in Griechenland mit großer Besorgniß, hoffe« jedoch, daß eine friedliche Lösung in der letzten Stunde noch möglich sein werde. Petersburg. Gestern Nachmittag gab eine junge Dame, an geblich eine Französin, in der Galeerrufiraße an» einem Revolver mehrere Fehlschüsse ans die an» dem SenatSgebäude kommenden Be amte» ab. Die Attentäter!» wurde verhaftet. Athen. Der „Agence HavaS* zufolge verlautet gerüchtweise, daß die Vertreter der fünf Mächte Vorbereitungen treffen, um sich einzuschiffe«. Dieselben würden an Bord neue Instructionen ihrer Regierungen abwarteu. Um 12'/, Uhr Mittag» traten sie zu einer Berathuug zusammen. Alle Versuche, Delyanni» zu Eoucesfio««» zu bewegen, sind endgültig gescheitert. Nrw-Aork. Der Streik der Arbeiter der Miffonri-Paeific- Eiseubahu ist beigelegt. — AuS Chicago wird vom gestrige« Tage gemeldet, daß die streikenden Arbeiter ein« Fabrik angriffen; er kam zwischen der die Fabrik vertheidigende» Polizeimaunschaft und den Streikenden zu einem Zusammenstoß, bei welchem 5 Arbeiter und 4 Polizisten durch Schußwunde« verletzt wurden. Dev Abschluß -er Colonialverhandlitnge«. Chemnitz, den 5. Mai. Der .Deutsche ReichLanzeiger* hat soeben den Vertrag zwischen Großbritannien und Deutschland über di« Abgrenzung der beider seitigen Colonialgebiete im westlichen Stillen Ocean publicirt. Da mit dürfen die Colonialverhandlungen mit anderen Staaten in der Hauptsache als zum Abschluß gebracht angesesehen werden. Es schweben nur noch die Grenzberichtigungen in Ostafrika, wo e» sich um die genaue Feststellung de» Gebiete» des Sultanate» Zanzibar und der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft handelt. Irgendwelche Schwierigkeiten können aber dort nicht mehr entstehen, da die Ent scheidung in die Hände einer englisch-französisch-deutschen Commission gelegt ist, und die Beschlüsse derselben endgiltig sein solle«, so daß sich also auch Sultan Said Bargasch von Zanzibar denselben anzu schließen haben wird. , ^ Die Staaten, zu welchen wir durch die Cololonialpolitik in uähere Berührung gebracht wurden, waren Großbritannien, Frankreich und Spanien. Wegen der Erwerbungen in Wcstafrika war eS zwischen Berlin und London bekanntlich zu recht gereiztem Notenwechsel ge kommen und an scharfen Worten hat es nicht gefehlt, bi» Gladstone und Lord Granville in London einlenkte» und der Ausgleich stattsand. England überließ Deutschland da» Kamerungebiet, Deutschland ver zichtete auf allen Besitz im Nigergebiet und behielt Angra Pequena mit Nachbar- und Hinterländern. Die Besitzverhältniffe in der Südsee find durch den eingangs erwähnten Vertrag nnnmehr ebenfalls geordnet, nachdem die Landstreitigkeiten auf den Fidschiinseln schon früher geschlichtet waren. Deutschland hat zwar noch mit den Samoa-Inseln seinen besonderen Handel auszumachen, indessen kann der kaum zu internationalen Zwistigkeiten führen, da unserer seits ja nicht die geringste Absicht, die Samoaiuseln zu annectiren, besteht. Mit England find wir also in Ordnung, nicht minder mit Frankreich und Spanien. Allerdings hat der Vertrag mit Frankeich uu» das thatsächlich werthvolle Kabitai-Gebiet in Nordwestafrika gekostet, wofür eine kleine Abtretung im Togo- Gebiet nur eine schwache Entschädigung ist. Die Verhandlungen mit Spanien sind bekannt. Spanien behielt die Karolinen-Juseln, Deutschland annectirte ohne Widerspruch die Marschall-Jnseln. Somit find also die Colonialstreitigkeiten, die manche» unerquickliche Blatt aufweisen, zum Abschluß, und so weit wir übersehen können, zum definitiven Abschluß gelangt. Wie steht es nun in den Colonien? Mau ist allenthalben da mit beschäftigt, den Beweis vom Werthe des neuen BesitzthumeS zu bringen, und wir werden die Resultate der eiugeleiteten Bemühungen abzuwarteu haben. Im Kamerun- und Togo-Gebiet scheint die Ver waltung unter der Oberleitung des Gouverneurs von Soden ja regel mäßig zu functioniren, dagegen ist über größere Colonisationspläne noch nichts Bestimmtes in die Oeffentlichkeit gedrungen. Es hieß vor längerer Zeit, eS solle mit der Anlage von Plantagen begonnen werden; Genaueres ist darüber bisher nicht verlautet, auch liegt noch kein Specialbericht de» Gouverneurs über das Gebiet vor. - Aus Angra Pequena ist der Reichseomwissar Göhring zur Berichterstattung nach Deutschland gekommen. Daß Angra Pequena selbst wenig oder keinen Werth hat, steht fest, dagegen soll sich vr. Göhring sehr zu Gunsten des benachbarten DamaralandeS ausgesprochen haben. Hoffentlich werden wir bald Weiteres hören. Die übrigen Colonien stehen nicht unter Leitung des Reiches. Was zunächst die Dinge in Ostafrika anbetrifft, wo die ostasrikanische Gesellschaft und die sog. Witu-Gesellschaft (Gebr. Denhardt) arbeiten, so ist mit der Anlage von Handels- und landwirthschastlichen Stationen hegounen worden. Die Berichte darüber sind bisher noch lückenhaft, die Zeit, die seit der Gründung der Stationen verstrichen, auch noch kurz; erläßt sich also kein entscheidendes Urtheil fällen. Besonders der ostafrikanischen Gesellschaft wird eS allerdings nicht leicht werden, die Kulturarbeit durchzuführen. Ihr Gebiet ist enorm groß, und sie wird daher nicht sehr schnell Vorgehen können. Nach den Besitzungen der Neu Guinea-Compagnie in der Südsce ist der Landeshauptmann der Ge sellschaft, Admiral von Schleinitz, unterwegs. In Kaiser Wilhelms land auf Neu-Guinea ist ebenfalls mit der Anlage von Stationen begonnen; über diese find die Berichte aber erst recht lückenhaft und es läßt sich in keiner Weise etwas Zuverlässiges sagen. Wir werden also warten müssen, wahrscheinlich sogar noch längere Zeit, bis sich ein einigermaßen sicheres Urtheil fällen läßt. Politische Run-schau. Chemnitz, den 5. Mai. Deutsches Reich. In Ausführung des K 100s der ReichS- gewerbeorduung hat Fürst Bismarck in seiner Eigenschaft als Minister für Handel und Gewerbe hinsichtlich deSLehrliugSwesenS durch eine« Erlaß folgende Normen aufgestellt: 1. Was zunächst die organischen, im Statut vorzuseheuden Einrichtungen der Innung be trifft, so werden dieselben eine Sicherheit dafür bieten müssen, daß die JnnungSmeister selbst sich im Besitz derjenigen Kenntnisse und Fähigkeiten befinden, welche dem EutwickeluugSz«stand de» betreffenden Handwerks entsprechen. Ls wird daher gut sein, daß da» JnuungS- statut eine diese Sicherheit bietend« Meisterprüfung als Aufnahme bedingung vorschrnbt. Ebenso wird eine Innung auf dem Gebiete des LehrlingSwesenS «ur dan« sich bewähren könne», wenn das Statut derselben Fürsorge dafür trifft, daß die Lehrlinge bei den JnnnngS- meifiern eine dem Stande der Handwerks entsprechende Ausbildung erhalten, und wenn daflelbe z« diesem Zweck Festsetzungen über die Däner der Lehrzeit, die Form nud den Inhalt de» Lehrvertrage» enthält, durch welche die wesentlichsten Selten de» LehrverhältniffeS befriedigend geregelt werden. Dahin gehört namentlich, daß a. eine ordnungsmäßige, technische und gewerbliche Ausbildung gesichert, b. auch für die sittliche Zucht der Lehrlinge Sorg« getragen, o. den Lehr- herren di« Verpflichtung anserlegt wird, ihre Lehrlinge zu dem Besuche bestehender Fach- oder Fortbildungsschulen, mögen dieselben von der Innung selbst, oder von anderer Seite errichtet sein, anzuhalten. Endlich wird da» Statut Vorschriften über die Prüfung, welche die Lehrzeit abznschließen hat, nnd di« Ertheilung eine» Lehrbriefe» «nt- falten müssen. 2. Die Innung wird durch die Zahl und die Tüchtig keit ihrer Mitglieder die Sicherheit bieten müssen, daß ihr neben de« Willen auch die Kraft innrwohut, das gesammte LehrlingSwesen ihres Gewerbes in dem Bezirke z« leiten. Anträge« auf Gewährung der Rechte au» 8 100s der ReichSgewcrbeordnung (deS Lehrling«Privi legiums) wird deshalb kein« Folge gegeben werden können, wenn die Innung eine« verhältnißmäßlg zu geringen Personalbestand hat, oder wenn die Absicht zu Tage tritt, durch Entziehung des Rechts, Lehr linge zu halten, solche Gewerbtreibende zu schädigen» für welche der Eintritt in die Innung aus irgend welchen Gründen nnthnnlich ist. Selbstverständlich muß die Innung bereit» erkennbare Erfolg« aufzn- weisen haben, welche zu dem Urtheile berechtige», daß sie sich auf dem Gebiete der LehrlingSwesenS bewährt habe. 3. Bei der Be grenzung der Befugnisse, welche den Innungen durch di« ans Grund de» 8 100s zn treffenden Anordnungen beigelegt werden, wird in jedem einzelnen Falle Vorsorge getroffen «erden müssen, daß die Aus bildung von Lehrlingen oder ein« zweckmäßig« Regelung des Lehr- Verhältnisses solche« größere« Betrieben nicht unmöglich gemacht werden, welche zwar demselben Gewerbe angrhören, deren Unternehmer aber nach Lage der gewerblichen Verhältnisse ihre» Betriebe-, ohne der natürlichen Regelung de« letzteren Zwaug anzuthun, nicht füglich ge- uöthigt werden können, Mitglieder der Innung zu werden. — Da» preußische Abgeordnetenhaus nahm am Dienstag bei dicht besetzte« Tribünen seine Arbeiten nach den Osterferien mit der Berathuug der nenen Kirchenvorlage wieder auf. Fürst Bismarck war ebenfalls zngegeu und empfahl die unveränderte Annahme der Vorlage. Nach sehr umfangreicher Debatte ward die Weiterberathnng auf Mittwoch vertagt. — Während da» prenßische Abgeordnetenhaus seine Arbeite» mit der Berathuug der Kircheuvorlag, bereit» wieder aufgeuommen hat, steckt de« Reichstag noch tief im Ferienschlummer. Die Er« vrterung über di« neu« Branntweiusteuervorlage dauert inzwischen mit ungeschmächten Kräften, wenn auch mit etwa» weniger Erregung al bet der Monopvlvörlage, fort, so daß also der Reichstag bet seinem Wiederzusawmentritt bereit» «ine umfassende Kritik der neuen Gesetze vorfinden wird. — Amtlich wird bekannt gegeben, daß der Papst nunmehr alle prenßische» Bischöfe angewiesen hat, die sofortig« Wiedrrbesetzuug vakanter Pfarreien und di« Namen der Pfarrer nnd Pfarrkandidateu der Regierung auzuzeigeu. Damit ist also die Auzeigepflicht in Kraft getreten, die nach der weiteren Revision der Maigesetz« bekanntlich dauernd werden soll. — Oberbürgermeister Miquel ist aus dem Präsidium des deutschen Tolouialverein» anSgeschirden; an seine Stell« ist Graf Frankenberg- Tillowitz getreten. — Die Verhältnisse haben sich in München änßerst unbehaglich gestaltet Nachdem in den letzten Tagen der vorigen Woche starke Aussicht vorhanden war, die Misöre der königlichen Labinetskaffe, di« ««bedingt zu einer Entscheidung drängt, durch «ine Staatsanleihe zn beseitigen, deren Zinsen aus der königlichen Tivilliste gedeckt werden sollten, ist diese Hoffnung wieder stark gesunken. Ein großer Theil der Mitglieder des bairischen Abgeordnetenhauses will nicht ohne Be dingungen in dies« Regelung willigen, ebeuso selbstverständlich ist aber, daß der König Ludwig sich auf Bedingungen, noch dazu auf den ver blümt geforderten Ministerwrchsel, nicht einlaffen wird. Einzelne Meldungen aus München lassen immer noch die Möglichkeit eiue» Regierungswechsel» oder doch da» Eintreten einer Regentschaft durch- blicken Wir glauben, man läßt dabei den festen Wille» de» König- äußer Acht. So schnell wird sich der König nicht bequemen, die Regierung au» de» Händen zu legen. BemerkenSwerth ist übrigen» die Ungeuirtheit, mit der man in der bairischen Hauptstadt von der ganzen Sache spricht, die sehr deutlich au allen Biertischen verhandelt wird. Man meint in der Bevölkerung allgemein, eine Lösung müsse kommen, und zwar sehr bald, aber über da» „Wie?* weiß auch Niemand AuSknuft. — Di« auch von un» mitgethrilte Nachricht de» amerikanischen Blätter, daß in diese» Jahre die sozialistischen Abgeordneten Lieb knecht nnd Bebel zum Zweck« einer Agitation»« und VortragStour die Vereinigten Staaten besuchen würden, ist nur zum Theil richtig. Bebel hat alle Aufforderungen, nach Amerika zu kommen, in Rück sicht auf seine erschütterte Gesundheit abgelehnt; Liebknecht dagegen wird wahrscheinlich im September di« Reise anttete«. Oesterreich-Ungar«. Die Pest« Regierung verkündet trlumphirend, daß sie im ersten Quartal d. I. gegen 4 Millionen Gulden gegenüber dem Vorjahre profitirt habe. Wir wollen erst 'mal abwarteu, ob dies« Summe in den noch auSstehendeu drei Quartalen nicht wieder verwirthschaftet wird. Frmrkreich. Ministerpräsident Freycinet empfindet augeficht» der Wendung in der griechische» Frage, die einem Ausschlüsse Frankreichs au» dem europäischen Einvernehmen gleichkommt, da» Bedürsaiß, seine Politik zu rechtfertigen und bereitet ein Gelbbnch vor. — Mit der am Sonntag «folgten Wahl de- radikalen Schrift steller» Gaulier au Stelle Rochrfort'S zum Pariser Deputirten ist der Wahllärm nun endlich vorüber. Die Radikalen triumphiren nud die besiegten Kommunisten schimpfen noch ein paar Tage und daun ist Alle» wieder in'» gehörige Gleis. Euglaud. Daß Gladstone ei« Schlaukopf ist, beweist er wieder durch da» Manifest, welche» er soeben an seine Wähler gerichtet hat und in welchem er seine irische Politik als unbedingt uothweudig vertheidigt. In Wahrheit richtet sich das Schriftstück gegen Gladstone'» Gegner, die der alt« Herr dadurch zu blamiren sucht, daß « auf >ie verschiedenen Ursachen aufmerksam macht, au» welchen gegen die rischen Vorlagen Protest erhoben wird. Er meint, auf Gegner, die unter sich selbst nicht einig seine«, sei nichts zu geben. Gladstone'» Zuversicht ist sehr, sehr groß. Die nahe bevorstehenden entscheidende« Verhandlungen werde« zeigen, wie weit sie berechtigt war. — Bo» London an» wird triumphirend auf «ine thatsächlich stattgehabt« Besserung der egyptischen StaatSfiuanze« hingewirseu. Diese Besserung rührt aber keineswegs von den englischen Finauzküusteu her, sondern von Ersparnissen, zu welchen di« internationale Ainanzcommisfiou in Kairo gedrängt hat. Rußland. Die russische Marine stellt auch in diesem Frühling eine verhältnißmäßig große Zahl von Schiffen zu UrbnngSzwecken in Dienst, wenn die Zahl auch nicht so groß ist wie im vorigen Jahre, wo in Anlaß des drohende« Kriege» mit England wegen der afgha nischen Grenzfrage fast sämmtliche seetüchtige Schiffe und Fahrzeug« mobil gemacht wurden. Es ist nicht zu verkennen, daß in der rnsfischen Marine eine große Regsamkeit herrscht nnd daß groß« Mittel für die Verwendung de» schwimmenden Materials zum Ver brauche gelangen. Auf allen Wersten herrscht eiue ganz ungewöhn liche Thätigkeit nud namentlich wird die Zahl der Torpedofahrzeuge fortwährend vermehrt, obgleich bereit» gegen 170 größer« und kleiner« Torpedoboote vorhanden find. Orient. Durch königliche Ordre find die während de» Kriege» mit Bulgarien nnd Serbien angeordnet gewesenen AuSuahmemaßregeln (Belagerungszustand rc.) wieder aufgehoben worden. — Die griechische Frage ist «och nicht entschieden, wenigstens liegt zur Stunde «och keine definitive Nachricht vor. Montag waren die Vertreter der Rächte nochmal» zu ein« Tonferenz znsammengetreten. Sächsisches. — In Sachsen sind im Jahre 188b für ra. 50.000 Mark Obst zur Weinbereitnng verwerthet worden. — Di« Obstpacht, gelber auf den fiskalischen Straßen, die 1882 87,844 Mark be trugen, find im Jahre 1885 auf 114,000 Mark gestiegen. — Dresden, 4 Mai. In den Bürgenwiesen-Anlagen hat sich gestern gegen Abend «in junger Mann» etwa 20 bi- 22 Jahre alt, mit einem Terzrrol «schossen. Derselbe war anständig gekleidet W W D ' ^
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