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Mutzener M Nachrichten. Verordnungsblatt der Sreishauptmannschaft Bautzen als Sonsistorialbehörde der Oberlaufitz. Amlsbtall der NmtShauptmannschasteu Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauptzollamts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga« der Handels- «nd Gewerbekammer zu Zittau. Grfchetuumg«weiset Täglich abend« mit Ausnahme der Soun- mU> Feierlage. Gchrtftleituug und Geschäftsstelle : Bautzen, Inner« Lauenskech« 4 Fernsprecher: Nr. 51. — Drahtnachricht: Amtsblatt, Bautze». »e»«g«vrei»r Monatlich 1 Marl. Einzelpreis: 10 Pfennig«. Anzeigenpreis: Die kgespaltene PeiitM« oder d«r«n Raum 1b Pfennig«, tu gretgneten Füllen Ermäßigung. Schwieriger Satz «»«sprechend trnr«r. ReNamen: Di« ^gespalten« PtNtzeile 50 Pfennige «r'.VU den LS März ISIS, «Needs. 12V. Jahrgang. WM" Der Osterfeiertage wegen erscheint die nächste Nr. der „Bautzener Nachrichten" erst Dienstag abend "WU WMAMgWMWWMWMWWWWWWWWWWWMWWWWWWWWMWWWWgWMWWWWWWWWWWMWWMWWWlWiWWWWWIWWWIWWWWIWMWWMWIWIIWWWlWGWM Ml Tas Wichtigste vom Tage. * Allen Zeitungsbehauptungen entgegen beharrt Baden in Sachen der Schiffahrtsabgaben bei seiner Stellung aus feiten Sachsens. * Die französische Kammer hat das Gesetz, be treffend die Ausschließung der strafrechtlich Verurteilten aus der Armee des Mutterlandes, angenommen. * Der König von Italien hat laut „Eiornale d'Jtalia" Zuzzatti mit der Bildung des neuen Kabi netts beauftragt. * Ein hestiger Lavaausbruch des Aetna die Stadt Catania und Umgebung in großen recken versetzt. Die Einwohner fluchten. * Die Union schließt mit der westafrikanischen Neger-Republik „Liberi a" einen Anleihevertrag ab behufs Befriedigung der Gläubiger Liberias und unter Gewährung verschiedener Garantien seitens Liberias, dar unter der Errichtung einer nordamerikanischen Kohlen- station. * Wetteraussicht für Sonntag: Aufheiternd, kühl, kein erheblicher Niederschlag. ' Ausführliches siehe an anderer Grelle. Politische Wochenschau. Nun sind die Volksvertreter glücklich alle wieder da heim, um über die Osterfeiertage auszuruhen von ihren Taten. Sie werden froh, sein, und wir sind's nicht minder. Denn allmählich geraten unsere Volksvertretun gen in eine Stimmung und einen Ton hinein, daß alle guten Geister sich nur mehr danach sehnen können: nichts mehr hören davon! Was war das nun schon wieder eine Sache mit dem Junker von Oldenburg? Die Linke fiel über ihn her wie eine Herde hungriger Geier, ihn mit Schimpf und Schande übergießend, obwohl er dazu wahr lich kaum einen hinreichenden Anlaß gegeben hatte. Denn was zwischen ihm und dem bayerischen Kriegs minister vorging, ging doch wahrlich die Welt nichts an! Nun ist Herr von Oldenburg so: er wehrt sich seiner Haut. Dabei fiel ein Wort, das — im eigentlichen Sinne sachlich richtig — doch beleidigend wirken mußte. Und dann brach der Sturm los. Man glaube doch nirgends, daß man mit wüsten Angriffen diesem forschen Manne er folgreich beikommt. Die Wähler im Kreise Elbing werden wohl seinen Gegnern die Antwort geben! Aber daß der Ton im deutschen Reichstag einmal derart werden würde, das hat vermutlich der große Altreichskanzler nie ge dacht .... Sein vierter Nachfahre, Herr v. BethmannHoll- weg, weilt in Rom, um sich endlich auch dem Bundes genossen jenseits der Alpen vorzustellen. Der Besuch ver lief natürlich, wie derartige Besuche verlaufen, und der Kanzler bringt einen großen Orden mit nach Hause. Eigen artig war's daß das italienische Ministerium gerade in dem Augenblick über eine innere Frage purzelte, als Herr von Bethmann nach Rom unterwegs war. Einen Einfluß auf die Lage im Dreibund hat der Ministerwechsel aber nicht, und so kann er uns kühl lassen. Unser anderer Verbündeter, Herr v. Aehrcnthal in der Kaiserstadt an der Donau, hat einen Erfolg erzielt. Sein neues Einvernehmen mit Rußland ist ab geschlossen, und zwar ohne daß Wien es nötig gehabt hätte, sich von der Seite des Deutschen Reiches abdrängen zu lassen. Im Innern Oesterreichs freilich drohen neue Schwierigkeiten: nach Ostern soll die leidige Sache mit der italienischen Rechtsfakultät in Triest zur Behandlung kommen, die von den Italienern mit riesiger Zähigkeit be gehrt wird. — Eine schlimme Keilerei gab es imungari- schen Abgeordnetenhaus. Von den Zuständen dort könnte man selbst augenblicklich in deutschen Volksver tretungen immer noch lernen. Da wurden die Minister blutig geschlagen, als Graf Khuen-Hedervary die Auf lösung des Hauses verkündete. Die Ungarn wollen näm lich nichts von der allgemeinen Wahl wissen, die ihnen der Ministerpräsident bringen will; denn sie fürch ten, es bekommen sonst die bisher so stramm unterdrückten Völkerschaften, wie Deutsche, Ruthenen, Rumänen, Slo waken und Serben, Oberwasser. Es gibt auch noch andere Gründe genug für ihr rüdes Treiben, die aber bewahre nicht etwa schöner sind. Jetzt geht den schlagfertigen Ab geordneten der Staatsanwalt zu Leibe. Damit ist aber nichts gedient. Wenn man sich in Wien den Nachkommen der Hunnen gegenüber nicht einmal ordentlich aufrafft, kann der nächste österreichische Kaiser an seiner Stephans- krone etwas erleben! Ein paar österreichische Armeekorps hätten nach Pest gehört, um die wackeren Ungarn zu be ruhigen und ihnen alle Lust zu nehmen zu weiteren Selbst ständigkeitsgelüsten! Im übrigen bot die Woche, wo wir Hinblicken, Skan dale, Unterschlagungsfkandale und andere. In Frank reich kam man auf weitere große Spitzbübereien mit Klostergut, in Dänemark sind die Alters- und Znvali- denversicherungskassen in staunenswerter Weise durch un getreue Beamte geplündert, wie sich bei einer Revision herausstellte: in Rußland hat man wieder einmal der Militärintendantur zu tief in die Töpfe geschaut, in denen man etwas — hätte vorfinden sollen. Nun, „Väterchen Zar" hatte diesmal noch nicht Zeit, sich mit der Sache zu befassen: denn der große König PeterKarageorgie- vitsch aus Belgrad ist bei ihm zu Besuch. Da gab's herz liche Tafelreden und Verbrüderungsfeiern. In der west lichen Welt wurden sie ohne erhebliche Beuruhigung an gehört. Ganz ähnlich, wie man auch den Besuch des neuen ZarenvonBulgarien beiin Sultan in K o n st a n - tnopel genügend gewürdigt hat, wenn man ihn als Kuriosität betrachtet. Was allerdings die Anerkennung nicht verhindern darf, daß sich der Sultan „sehr sein be nommen" hat, auch gegenüber der Landesdame von Bul garien. Er ist ersichtlich ein Mann von guter Erziehung. Die Franzosen freuen sich im übrigen riesig, daß sie den Sultan von Marokko, M u l a y H a f i d, durch die ihm aufgezwungene Anleihe vollends am Schnürchen haben. Die DelcassSsche „Depeche Toulouse" stiehlt in Gedanken schon Aepfel in den Sultansgärten von Marrakesch und Fez. Die Engländer würgen an ihrer ungesunden parlamentarischen Lage, bei der die Hüh- und die Hott kräfte ungefähr gleich stark sind. Daneben streitet man sich herum um die Rechte des Oberhauses. Wahrscheinlich wird man damit noch nicht fertig sein, bis wir wieder be richten, und deshalb können wir's uns versagen, jetzt näher darauf einzugehen. Interessieren darf uns die Versiche rung des Ministerpräsidenten, daß zwischen Frankreich und England ein Marineabkommen für den Kriegsfall nicht be stehe. Im übrigen gab's auf einem englischen Kriegsschiffe eine kleine Meuterei, was den Herren Briten recht unan genehm sein wird. Denn man kann aus solchen Vorfällen immer verschiedene Schlüsse auf die Wehrfähigkeit eines Landes ziehen. Und England weiß nicht, wie bald es vielleicht seine Wehrkraft benötigt. Zwar nicht gegen den gehaßten und gefürchteten „deutschen Vetter", aber gegen seine Hindu in Indien, die mehr und mehr Miene machen, wieder einmal zu einer großen Empörung gegen die englische Herrschast^Lberzugehen. Es ist ja fraglich, ob es soweit kommt: denn schon manch ein Brand ist im Ent stehen wieder verflackert. Aber das eine wird doch von Tag zu Tage sicherer: die Tage der englischen Herrschaft über Indien sind gezählt. Insbesondere wird auch der neuer wachende Fanatismus im Islam zur Beunruhigung im fernen Osten beitragen. Nun: je mehr England an außereuropäischen Sorgen hat, desto sicherer steht für uns derFriede. Der Friede, den jetzt die Osterglocken wieder verkünden, uns heraus- reißend aus dem täglichen Schaffen in sinnbetörender Hast und uns hinaufhebend in die reine Höhe, in der die echten Lebensgedanken quellen. Da wollen wir schöpfen und trinken, daß uns das Osterfest zur Freude und zum Segen wird. Darum: Fröhliche Osterfeiertage allerwege! Politische Nachrichten. Deutsches Reich. „Leipziger Zeitung" und „Dresdner Journal". Die Finanzdeputation^der Zweiten Kommer beschäf tigte sich kürzlich mit den Etats der „Leipziger Zeitung" und des „Dresdner Journals". Mit Ausnahme der So zialdemokraten, die ein Blatt für die Publikation der Regierungsmaßregeln für ausreichend erachteten und daher die Ausgaben für die beiden genannten Zeitungen ablehn ten, wurden von den Mitgliedern der Deputation beide Etats bewilligt. Die „Leipziger Zeitung", die bekanntlich eine der ältesten deutschen Tageszeitung ist und kürzlich auf ein 250jähriges Bestehen zurückblicken konnte, darf mit der ihr im allgemeinen in der Deputation gewordenen Beur teilung zufrieden sein. Es wurde konstatiert, daß sich das Blatt besonders in Leipzig als gutes zuverlässiges Blatt einer gewissen Beliebtheit erfreut, wenn auch sein Leser kreis freilich immer ein eingeschränkter ist und wohl blei ben dürfte, weil es als Regierungsblatt keinerlei Reklame hetreiben kann und niemals eine Zeitung für sensations liebende Leser gewesen ist. Es besteht aber trotzdem für die Deputation kein Zweifel, daß die „Leipziger Zeitung" manches Interessante bietet. Für wünschenswert erklärte es die Deputation, daß die „Leipziger Zeitung" immer wie bisher an dem ruhigen und vornehmen Ton festhält. Aus alledem geht hervor, daß sich im national- liberalen Lager und bei den Freisinnigen gegen früher die Meinung über die „Leipziger Zeitung" gebessert hat: die Zeit, wo man von dieser Seite den Tod des Blattes wünschte, liegt noch gar nicht weit zurück. Das „Dresdner Journal" erntete weder Lob noch Tadel. Damit ist das glänzendste Zeugnis für die durch den Charakrer dieser offiziellen Zeitung der sächsischen Staatsregierung gebo^ tene Objektivität des Inhalts gegeben. Weniger gut er ging es aber der den beiden Regierungsblättern beiliegen den „Landtagsbeilage", die auf dem Konto „Landtags lüsten" im Staatshaushalt verschrieben wird. Man klagte, wie dies auch schon im Plenum der Kammer zum Ausdruck gekommen, darüber, daß häufig die Hauptmomente in den Reden der Landtagsabgeordneten nur in abgeschwächter Forin wiedergegeben oder ganz weggelassen würden, und sprach den dringenden Wunsch nach einer selbstverständlich nicht wortgetreuen, aber doch möglichst ausführlichen und vor allein vollständig unparteiischen Wiedergabe der Reden aus. Gegenwärtig könnten die Berichte dem Lande kaum ein richtiges, wahres Bild über die Vorgänge im Land tage bieten. Die Regierung antwortete hierauf in der Deputation zunächst nichts, sie wird aber bei der Plenar beratung über dieses Moment sich noch äußern. Gegenüber verschiedenen Klagen über das sogenannte Zwangsabonne ment auf das „Dresdner Journal" erklärte die Regierung, daß diese Maßnahme in mildester Form durchgeführt wird. Zuin Abschluß der Voranschläge beider Zeitungen ist als interessant mitzuteilen, daß die „Leipziger Zeitung" mit einer Einnahme und Ausgabe von jährlich 225 1)00 Mark erstmalig keinen Zuschuß erfordert und daß das „Dresdner Journal" mit jährlich 159 558 -st Ausgaben nur einen auf za. 15 090 .st verminderten Staatszuschuß nötig macht. Baden und die Schiffahrtsabgaben. Durch die Presse ging dieser Tage die Meldung, daß Baden mit Preußen in der Frage der Schiffahrtsabgaben Frieden gemacht habe, also umgefallen sei. Demgegenüber stellt die „Frankfurter Zeitung" fest, daß Baden nach wie vor mit Sachsen ge treulich Hand in Hand gehe. Bürgermeister auf Lebenszeit. Herr vr. Hübschmann wurde in der Chemnitzer Stadtverordnetensitzung am Mittwoch abend auf Lebenszeit zum Bürgermeister der Stadt Chemnitz gewählt. Zum Fall Langhammer schreibt der Chemnitzer „Allg. Ztg." Rechtsanwalt Brecht in Leipzig: „Zn Ihrer ge schätzten Zeitung hat Herr Langhammer eine Erklärung veröffentlicht, in der er u. a. meinen Sozius, Herrn Rechts anwalt vr. Zöphel, persönlich angreift. Damit nun nicht falsche Schlußfolgerungen aus einem Schweigen des Herrn Or. Zöphel gezogen werden, gestatte ich mir, Sie da von zu unterrichten, daß Herr vr. Zöphel zurzeit im Aus lande weilt und erst in vier Wochen zurückkehren wird. Herr vr. Zöphel wird jedenfalls auf den Artikel des Herrn Langhammer eine Erwiderung geben." Der nationalliberaleVer ein für Leipzig und Umgebung hat beschlossen, in Bezug auf den Fall Langhammer von weiteren öffentlichen Entgegnungen ab zusehen. Kommunales aus Plauen. Die Stadtverordneten zu Plauen genehmigten die Aenderung der Schulordnung und erklärten sich damit zur Errichtung von 14 Zeichenunter- richtsstundcn an den allgemeinen Fortbildungsschulen ein verstanden. Die hiesige Biersteuer-Ordnung ist infolge der neuen Brausteuer geändert worden. Die Stadt verordneten genehmigten 54 000 Mark für den Anschluß der Landgemeinde Syrau an das Elektrizitätswerk Plauen und zum Ankauf von Teilen des dortigen Elektrizi tätswerkes. Für die lleberlandzentrale bewilligten die Stadtverordneten weitere 84 601,25 Mark, die hauptsächlich für Beschaffung von Zählern, Prüfklemmen und Zähler bretter Verwendung finden sollen. Die hiesige Stadtver waltung beschäftigt sich zur Zeit mit der Frage der Errich tung eines Siechenhauses. Die Baukosten berechnet man auf za. 800 OM Mark. Aufklärungsschriften. Besonderes Interesse bean spruchen die kürzlich erschienenen Aufklärungsschriften des Reichsdeutschen Verbandes (Sitz Leipzig, Härtelstr. 25), betitelt: „Die Erziehung des deutschen Volks zum Reichs bewußtsein als praktischer Weg zur Förderung der Inter essen des Reichs und seiner einzelnen Berufsstände"