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Sonuabeud. 18. März 1911. ürttr ^000 rrtiriitt Itmntn Nr.-4. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. __ v«, «chvMW ,»r di, Inserat, verantwortlich: ff. Ulalter klr»v». Sprechstunde der Redaktion mit Narnahm« der Sonntag, nachmittag, von st—» vhr. — Lelegrannn-Ndreff, i Lageblatt kiueerzgebirg». — Lernst? rech er »». A,, LqgH. Beide in Aue t. Er,geb. Für unverlangt «ingesandt. Manuskript« kam» Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei in» Hau, monatlich »o0fg. Bei der Geschäftsstelle abgebalt monatlich sto pfg. und wöchentlich >o Pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich j.Lo Mk., monatlich so pfg.— Durch den Briefträger frei in» Haus vierteljährlich <.92 Mk., monatlich «st pfa. — Einzelne Nummer so Pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mU Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. 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Jahrestag der Proklamation der Einheit Italien« ist gestern im ganzen Lande unter patrio tischen Kundgebungen gefeiert worden. (S. d. bes. Artikel.) Die Lage Muley Haftd « hat sich noch weiter ver- schlimmert; seine Truppen find von a l l«n Setten .ingeschlossen. (G. Tel.) Di« türkische Kam mer beschloß, di» Juwelen de« früheren Sultans Abdul Hamid zu verkaufen und den Erlös zur Bezahlung der in Deutsch land gekauften beiden Kreuzer zu venoenden. Der russisch-chinesische Konflikt. * Der letzt« militärische Spaziergang liegt in Rußland noch jedermann in den Gliedern. Nun steht ein neuer bevor. Er soll den Mißerfolg des ersteren wieder gut machen, Rußland» Prestige in Wen wiederherstellen. Denn Rußland ist die erste astatische Bormacht. Allzu pessimistisch steht man dem.neuen Un. terfangen nicht entgegen, denn die chinesischen Bannerträger find noch lange nicht dieselbe Mavke, iwto die japanische Infanterie; aber es können sich.Komplikation en ergeben, an die man nicht gleich gedacht hat. Ob das Kritische Dorrücken nach T i - bet mit den russischen Absichten in Uebereinstimmung gebracht worden ist und auf russischer-britischer Abmachung beruht, ist noch nicht festzustellen; in informierten Kreisen behauptet man Die Rotzullo-Höhle. St« amerikanisch« Geschichte von Friedrich s. Wvwke«. (Schluß.) <«»«»»--« Ich erwachte durch «in lebhafte» Schmerzgefühl. Mein Kopf war schwer und schien unter der Wirkung genossener Opiate zu leiden. Da mein Begriffsvermögen sich nach und nach klärte, gelang es mir, die Fuß- und Handgelenke al, den Ort meiner Schmerzen festzustellen. Ich versuchte, di« recht« Hand zu heben, fand aber, daß sie unbeweglich war. Die linke Hand sowie beide Füße be fanden sich in demselben Zustande. Einige Augenblicke lag ich über die Gründe meiner Hilflosigkeit nachdenkend, da. War ich vielleicht vom Schlag« getroffen? Der Gedanke durchzuckte meine Nerven wie ein Blitzstrahl, und unter der Wirkung dies«. Schreck gefühl,, da, meine Sinne von den letzten Spuren nebelhafter Un klarheit befreite, versuchte ich, mich aufzurichten. Unfähig, dies zu tun, verdreht« ich meinen Kopf nach allen Seilen, um meinen Körper genau betrachten zu können, und sah nun, daß man mich mit «irrem Dutzend Bohuco-Ranken, di« so fest und biegsam wie Hanfstrick« sind, gebunden hatte. Ich wand und streckte mich, bi, di« mir in da« Fleisch schneidend«» Ranken mich zwangen, stillzultegen. Di« blassen, rosigen Tön« de» anbrechenden Mor gen, verwandelten sich in silbern« Farben. Di« letzten Schatt«» der Nacht wurden durchsichtig und lösten sich in den Dunstwölkchen der herabhängenden Zweige der Urwaldrtesen auf. Und plötzlich erhob sich ein« feuerstrahlende Fackel; di« Sonne war hinter den Ruinen von llxmal aufgegangen. Di« Papageien schrien, die Affen schwatzten, die Dögel trillerten ihr Morgenlied. Ich rief laut um Hilf«. Au, unmittelbarer NÄH« antwortete mir va«. quez mit ruhiger Stimm«: Ich Lin hier, Senor. Den Kopf zu ihm wendend, sah ich meinen Führe, am Feuer fitzen. Er kochte da» Frühstück, und sein Gesicht trug «in« solch» Gleichgültigkeit zur Schau, dah ich geträumt zu haben, ja noch zu träumen glaubt«. Unwillkürlich versucht« ich, mich aLermal» zu bewegen; doch «in schneidender Schmerz an den Fuß- und Handgelenken überzeugte mich nur zu schnell davon, daß ich wach da» Gegenteil, wie denn überhaupt di« Tripelentente.hinsicht lich Erotzbritaniens überhaupt und Tibet« im besonderen nicht recht klappen will. Vielmehr scheint «in« automatische Folge der Erscheinungen vopzultegen; zieht Rußland sein, Truppen zu- rück, so tut e» auch Vrotzbrttcmien; rückt Rußland in Fulbscha «in, so marschiert -der Brite nach Lhassa. Vielleicht witd die Vereinbarung noch folgen: mir den Turkestan, .dir Tibet, ohne Pufferstaat dazwischen. Di« britischen Truppen find längst vorbereitet. Bon den russischen kann man da« nicht sagen. Wohl ist dopFveitr Turkestanische Armeekorps (AschaSad) für persische Fragen mobil gemacht worden, aber für da». Jli-Göbiet kommt in erster Linie die 8. T-urkestan-Schützenbrigade in Werny in Frag«. Da, 3. weststbirtsche SchützenLataillon in Dsharkent steht zum Einrücken in chinesisches Gebiet bereit; aber das 2. und 4. Bataillon in Werny haben eine tüchtige Wegstrecke bi» zur chinesischen Grenze zurückzulegen; da« zur Grenze vorgeschobene 5. Bataillon in Ko- pal (südöstlich vom Balkaschsee), soll wie schon mitgeteilt, un- tevweg» bereit» gemeuert haben, da es völlig unvorbereitet auf unmöglichen Wegen in eine unwirtliche Gegend rücken mußte. Da» 1. Bataillon in Satssansk im Ssemipalatysker Gebiet hat einen noch schwierigeren Weg vor sich, die Teile de, ersten Armee korps im Kessel de» Forghanagebietr kommen zur Zeit kaum in Betracht, eher die um Taschkent, von denen ein Teil bereit, vor gerückt ist. Di« ForghanaLruppen werden für Kaschgar und Jarkent bereit gehalten. Mit Eintritt de, wärmer»n Wet ter» wird der Spaziergang weniger bedenklich. Auf diese« ist auch gewartet worden. Die chinesische Antwort auf da» russische Ultimatum hatte in Petersburg natürlich sehr verstimmt. Trotzdem wukde gute Miene -um bösen Spiel ge macht und nach dem chinesischen Beispiele verfahren. Da» russi. sche Preßbureau de« Außenministerium» versicherte, der Konflikt sei beigelegt, die chinesische Antwort habe vollauf befriedigt, e, seien nur noch einige Bagatellen zu erledigen. Di« inspirierte Presse.begann von einer Kriegsgefahr im nahen Orient zu spr«. chen — China wurde ganz vergessen. Doch der gut Informiert« wußte zu melden, daß die Oeffentltchkett vom russischen Preß bureau chinesisch behandelt worden sei, daß man in Petersburg über die diplomatischen Praktiken de« Waiwupu sehr entrüstet sei, daß man.von einer Niederlage der russischen Diplomatie ^u spre- chen beginne und daß man in Peking sich nicht beirren lasse, da man dort den innerenFeind mehr fürchte als den äußeren. Die zweite Antwort China, sagt klar uckd deutlich, daß an «in Nachg«ben hinsichtlich de« Konsulat« in Kobdo und de« zoll freien russischen Handels mit informiertem chinesischen Tee ntchtzudenkensei. Rußland verlangt au ßerver trag- war. „Vasquez, was soll das bedeuten? Wer hat mich geses- seit?- „Ich, Senor," erwiderte der Führer, ohne mich eine» Blik- km zu würdigen. „Dul" rief ich ärgerlich. .Soll da» «in Scher sein oder bist du verrückt? Binde mich augenblicklich lo," „E, soll kein Scherz sein, Senor; ich bin am- nicht verrückt; noch viel cwentger aber werde ich Et« loebtnden," entgegnet« er mit äußerster Ruhe und immer noch, ohne mich anzublicken. Er be gann ruhig zu «firn. „Welchen Gewinn versprichst du dir von dieser Niederträchtigkeit?" fragte ich, meine Wüt bezähmend. Vasquez beendete sein Frühstück und rollte sich dann «in« Ziga- rette ehe er sich zu antworten herab ließ: „Welchen Gewinn ich mir davon verspreche, Tenor? Ersten« habe ich hier diese wert volle Uhr," und er zog meinen Repeater au» seiner Tasche, fer ner hab» ich dich« Börse hier, die nach meiner Berechnung etwa tausend Dollar, in amertkanffchemj Geld« enthält. Und endlich werde ich «ine höchst amüsant« Rach« grnteßen. Sie bilden sich doch nicht ein" — und jetzt stand er auf — ,St« bilden sich doch nicht «in, daß ich mir di« Püffe und Fußtritt, di« St» mir — mir, dem Vasquez — zu verabreichen wagten, gefallen lassen werd«, ohne mich dafür zu rächen?" .Du Schurke I" -schrie ich wütend, „du wetßt doch recht gut, daß Ich dich nur deshalb schlug und trat, weil du mich berauben wolltest." „O, well," entgegnete er, sich ein« zweit« Zigarette anzündend, „ich Lin nicht Philosoph genug, um so Pin« UntrrMed« machen zu können. Ich wünscht« Ihr« Uhr und Ihr G«L zu besitzen, und Sie Hinderten mich daran. Sie schlugen mich und »ersetzten mir Fußtritte, und jetzt, Senor, da ich gerade nicht« Bessere« zu tun habe, werde ich mich damit amüsieren, Sie umzuLrtngen." Mein verschwinden wird be kannt werden," rief ich «inen letzten versuch machend, den Bttben «tnzuschüchtern. Man wird sich daran erinnern, dich du mein Führer warst, und du wirst an den Galgen kommen." „Da. vor fürcht« ich mich nicht," entgegnet« er, eine Dampfwolk, in di« Lust blasend. „Denn Ihr« Regierung ist dafür bekannt, daß st« die Interessen ihrer Bürger in fremden «ändern nicht mit Schon, deren» Eifer wahrnimmt. Wären Sie «in Engländer, Franzos« oder nur «in kleiner Italiener, dann-würde ich einig« Besorgnis fühle«; ab« «in Eingeborener der vereinigte« Staate« de« Ror. Iich, dah ihm wie den.vereinigten Staaten zugegeben «erd«, daß China in China keinen Monopolhandel unternehmen dürfe. Die Diplomaten sprachen der ersten russischen Note den Charakter «tnq, Ultimatum» ab. Jetzt erfolgt da» wirklicheUltima. tum, mit der Drohung der Wiederbesetzung Kuldscha». Hoffent» lich läuft die Geschichte schnell ui» glücklich ab. Im «ntgegeng«. setzten Fall« läßt die Mißstimmung im Innern Rußland» viel befürchten. Japan nimmt die Gelegenheit wahr und verstLrkt seinen TruppenLestand in der Mandschurei. Ueber die fremden, feindliche Stimmung in China gibt r» täglich Alarmnachrtchten. Zusammenstöße zwischen Chinesen und Japanern.find an der Tage»oÄmung. Und doch soll auch Japan Rußland Übel «ollen. Russisch, Iwintermanöver an de, chinesischen Grenze. Im Gebiete von Jennintschensk findet gegenwärtig eineProde Mobilmachung statt. Die dort stehenden Trup pen sind bereits in Dsarkent an der chinesischen Grenze zu sammen gezogen worden, Truppenteil« au« Taschkent werden dort hin dirigiert. Au» den Berichten der Kommandierenden de» tur« kestanischen Militärbezirk» sowie de« Korpskommandeur» und de» Echelonchef» ist ersichtlich, daß sich die mobltsterten Truppenteile in vorzüglichem Zustand« und in «ollster Ordnung ungeachtet der schwierigen örtlichen Verhältnisse den Marsch erfolgreich und sogar schneller al» erwartet, -urückgelegt haben. Die italienische Jubelfeier. Die vv. Wiederkehr de, Jahrestage» der Ausrichtung de» Königreiche» Italien wurde gestern in Turin durch «in« glän zend« Versammlung der Bürger meister — etwa 300 — aller Gemeinwesen de» ehemaligen Königreiche» Sardinien festlich Le. gangen. Nach einem feierlichen Empfang, tm Rathause »egaben sich di« Bürgermeister in einem Festzuge nach Mole Antonelliana. Zn Gegenwart der Prinzessin Lätttia, de» Herzog» von Genua, de, Ftnanzinmnister» al» Vertreter der Regierung, sowie der Vertreter von Rom und Florenz wurde «ine Gedächtnis feier abgehalten. Sodann vereinigte «in große« Bankett auf dem Gelände der Ausstellung 1V11 die Bürgermeister und die Spitzen der Behörden. Auch in Mailand, Bologna, Genua und anderen Städten wurde der Tag festlich begangen. In der Deputiertenkommer wurde ebenfäll, gestern au» dem Hause angeregt, daß der Stadt Turin au» Anlaß der 50. Wiederkehr de» Jahrestage, der Aufrichtung de» Königrei che, Italien der Gruß de» Hause» entboten werde. Präsident Marvora erklärt« sich bereit, der Dolmetsch der Gefühl« lebhaft tester Dankbarkeit und Zuneigung zu sein, die da. Hau« für die ehemalige Hauptstadt beseelten. Ministerpräsident Luzzatti den, — pahl Sie wissen recht gut, dah zehntausend der Ihrigen in den Straßen Irgendeiner fremden Stadt niedergeschlagen wer. den können, ohne daß Ihre Regierung auch nur nach der Ursache fragt. Glauben Sie, daß sie sich um da, Schicksal «in«, Bürger» kümmern wird, der in den Tiefen de» -entral-amerikanischen Ur walde« verschwunden ist?" Ich schwieg, da ich nicht wußte, wa« ich antworten sollt«. ,Menn du noch einig« Reste menschlichen Ge fühl, in dir -ast," bemerkte ich endlich, ,^so sage mir wenigsten,, wa, du mit mir anfangen willst." „Ich könnte fast Mitleid mit dir armen Narren haben," erwiderte er. „Ich füttert« dich mit der Frucht, di« dir di« Besinnung nahm. Während du im Schlum- mer lagst, Land ich dich mit BohucoBlanken fest." ,Du hast mir aber noch immer nicht gesagt, wa, du mit mir beginnen willst," sagt« ich, immer noch hoffend, daß seine Drohungen nur Prahle- reien seien. ,Du erinnerst dich ohne Zweifel an jene Nvyullo» Höhle," antwortet« er. „well, ich LeaWchtig« dich, gefesselt, wie du bist, dort hinetnzuwerftn — in die Mitt« dieser unglücklichen Genttemen — und mich dann an dem Schauspiel zu weiden." Für Men Augenblick konnte ich di« gräßlich, Vedeutung dieser Wort« nicht fass«,. Dann aber, ab» fi« mir aufdämmert«, demütigt« ich mich vor ihm. Ich bat ihn um Gnad«, — nicht um mein Leben, aber um «inen schnellen, schmerzlosen Lod. „Erschieß« mich, varquez," stöhnte ich, „wenn du noch «ine Spur von Mensch lichkeit in dir hast." Aber ich sah, daß mein Flehen sein Lestiali- sch«, Vergnügen nur noch erhöhte. Den Köpf auf «in, Seit, gesenkt, hörte er mich an, wie man den TSnen einschmeichelnder Musik lauscht. Ich Lat nicht mehr, sondern versuchte, mein Schick, kal pr tragen. Schließlich wirkt« ja der MH eine» Noyullo fast so geschwind, wie «in« di« Schläfe durchbohrend« Kugel. „Un ternimm da, Aergste, du feiger Halunke," sagt« ich, ihm ruhig in di, Augen blickend. „Ich fürcht« mich nicht vor dir." Ohne zu antworten, packte er mich beim Rockkragen und zerrte mich an di« NoyullochSbl, heran. Ich erwartet«, im nächsten Augenblick -ineingeworfen zu werden, fühlt« ab« ,u meinem Erstaunen, wie ich auf den Stamm der PuccwPalm» hinaufgetragen, in der Mitt« nigdergelegt und mit Bohne»- Ranken feftgebunden wurde. Mein Kopf lag leicht erhöht auf