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Dresdner Journal : 08.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189606088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-08
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 08.06.1896
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BezniSpret«: HürDDreSden vierteljShrlich 2 Mart SV Ps, bet den Kaiser- lich d^unchin !: u!. i vierteljährlich 3 Mark; außer- halb de» Deutschen Reiches Post- und Stempelzuschtag. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends Fernspr-Anschluß: Nr12V5 Dresdner Journal. «ntünHiGungogebühre» r Für den Naum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf Bei Tabellen- und Ziffcmsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber. Königliche Expedition deS Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nr1LS5. 130.Montag, den 8. Juni, abends. 1836. Ämtlicher Teil. Erntvnunfttu, Versetzullgen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Hochbau- Verwaltung ist ernannt worden: Friedrich Arno Schuricht, zeither technischer Hilfsarbeiter, als Vauastislent bei dem Land bauamte Dresden lll. Departement des Nnlnis «nd össentlichrn Unterrichts. I. Gymnasien Dresden-Neustadl, vr. pbil. Johannes Paul Belter und vr.pdU. Johannes Paul Gerhard Hornosf, bisher nichrständige wissenschaftliche Lehrer, als außeretatmäßige ständige Lehrer. Dresden (Kreuz-und Wettiner-Gymnasium.) Otto Richard Eichler, bisher Bezirksschullehrer hier, als stän diger Gesanglehrer. Leipzig. (Königliches.) vr. pbil. Waller Karl Theodor Ruge, bisher außeretatmäßiger ständiger Lehrer, als ständiger Lehrer mit dem Titel ,Oberlehrer", vr pbil Johannes Teufcr und vr. pdil. Ferdinand Rudolf Gasch, bisher nichtständige wissenschaftliche Lehrer, als außeretatmäßige ständige Lehrer. Planen, vr pbil Karl Ernst Günther, bisher nichtständiger wissenschaftlicher Lehrer, als außeretat mäßiger ständiger Lehrer. Schneeberg Ernst Theodor Mäschel, bisher außeretatmäßiger stündiger Lehrer, als ständiger Lehrer mit dem Titel .Oberlehrer". II. Realgymnasien Leipzig. Vr. pbil. Friedrich Zöllner nnd Vr. pbil. Eugen Adolf Platen, bisher wissen schaftliche Hilfslehrer, als ständige Lehrer. Zwickau, vr pbil. Karl Bögler, bisher ständiger Lehrer an der Realschule in Stollberg, als ständiger Lehrer. III. Realschulen. Bautzen vr. plril. Paul Maximilian Sahlender, bisher Vikar, als ständiger Lehrer Chemnitz, vr. plril. Friedrich Wilhelm Lorenz und vr. plril. Fritz Eugen Irmer, bisher nichtständige wissenschaftliche Lehrer, als ständige Lehrer. Crimmitschau vr. plril. Clemens Johannes Babick, bisher nichtständiger wissenschaftlicher Lehrer, als ständiger Lehrer. Dresden-Friedrichstadt. Max Julins Friedrich, bisher Bizcdirektor. als Direktor. Glauchau, vr pliil. Friedrich Alban Schlesinger, bisher nichtständiger wissenschaftlicher Lehrer, als ständiger Lehrer. Großen hain Bernhard Balduin Böttcher, bisher Sprachlehrer an der Handelsschule zu Reichenbach, als ständiger L-Hrer. Meerane. Georg Paul Fischer, bisher nichtständiger wissen schaftlicher Lehrer, als ständiger Lehrer Oschatz, vr. plril. Ernst Julius Martin Lange, bisher Oberlehrer an der Großen Stadtschule zu Wismar, als ständiger Oberlehrer nnd interimistischer Leiter, Paul Barth, bisher Oberlehrer an der Realschule zu Stollberg und Ernst Erich Berlet, bisher Ober lehrer an der Realschule zu Mittweida, in gleicher Eigenschaft, Hartwig Georg Heinrich Lierow, bisher Oberlehrer an der Bürgerschule in Oschatz, als ständiger Lehrer mit dem Titel „Oberlehnr", Karl Robert Nicklitzsch, bisher Bürgerschullehrer in Oschatz, als ständiger Lehrer. Plauen Franz Graupner, bisher Lehrer an der Berner Kanlomchule- zu Pruutrut, als ständiger Lehrer mit dem Titel .Oberlehrer" Reichenbach. Vr. plril. Hermann Paul Dietel, bisher prosiforischer Lehrer, als ständiger Lehrer mit dem Titel „Oberlehrer". Stüllherg. Heinrich Maximilian Scheumann und vr. plril. Paul Felix Atenstädt, bisher nichtständige w'ssenschaftliche Lehrer, als ständige Lehrer. IV. Seminare. Annaberg. Ernst Hermann Hugo John, bisher Hilfslehrer, als ständiger Lehrer. Bautzen — evang. — Ernst Paul Johannes Kühnel, bisher Hilfslehrer am Seminar in Borna, als ständiger Lehrer Friedrich Schmalz, bisher Vikar, als ständiger Lehrer. Bautzen — kalh. — Heinrich Pischel, bisher Domschullehrer in Bautzen, als ständiger Lehrer, Georg Dold, bisher Hilfslehrer, als ständiger Lehrer. Dresden-Friedrichstadt Vr. Theodor Klahr, bisher Bürgerschullehrer in Dresden, als ständiger Lehrer. Grimma. Emil A.bin Bormann, bisher ständiger Lehrer am Seminar in Annaberg, als Oberlehrer Löbau. Ernst Konrad Sieber, bisher Hilfslehrer am Seminar in Schneeberg, als ständiger Lehrer. Plauen b. Dresden Vr. Karl Hermann Günther, vr. Alwin Fritsche, Franz Rudolf Lenk, Ernst Otto Händler, Karl Heinrich Richter, vr. Karl Emil Hözel und Heinrich Dreßler, bisher Ober lehrer am Seminar in Dresden Friedrichstadt, in gleicher Eigen schaft, vr. Gustav Richard Fritzsche, bisher Oberlehrer am Seminar in Oschatz, in gleicher Eigenschaft, Gustav Emil Böhme, bisher Oberlehrer am Seminar in Dresden-Friedrich stadt, in gleicher Eigenschaft, vr. Johannes Emil Schmidt, bisher ständiger Lehrer an der Realschule in Großenhain, als ständigir Lehrer, Theodor Armin Görschen, bisher ständiger Lehrer am Seminar in Löbau in gleicher Eigenschaft, Karl Alexander Elßner, bisher ständiger Lehrer am Seminar in Waldenburg, in gleicher Eigenschaft, Max Moritz Fickenwirth, bisher Hilfslehrer am Seminar in Dresden-Friedrichstadt, als ständiger Lehrer, vr. Otto Reinhard Weidenmüller, bisher Bürgerschullehrer in Leipzig, als ständiger Lehrer. Rochlitz. Ewald Moritz Friedrich, bisher Vikar, als ständiger Lehrer, Heinrich Bergsträßer, bisher Hilsslehrer am Seminar in Plauen i. V, als ständiger Lehier V. Taubstummen-Anstalten Leipzig. Karl Robert 'Voigt, bisher Oberlehrer, als Direktor, Franz Kaiser, bisher ständiger Lehrer, als zweiter Oberlehrer. Hierüber ist dem ständigen Lehrer Alfred Max Donner an der Thomasschule in Leipzig, dem ständigen Zeichenlehrer Alexander Friedrich Gustav Mühlbach am Realgymnasium in Leipzig, dem Oberturnlehrer Lorenz Nikolaus Held, am Real gymnasium zu Zittau, dem ständigen Fachlehrer Franz H rmann Rndors an der Realschule zu Grimma, den ständigen Lehrern Ve Hermann Kurt William Vollhardt, Goltsrud Friedr ch Eduard Otto Keutel, Ferdinand Oskar Emil Schramm au der 2 Realschule zu Leipzig, Onuck. rev. min. vr Moritz Arthur Burckhardt, Vr. Johann Georg Schönherr an der.'> Real schule daselbst, Karl Franz Schäfer an der Realschule zu Meißen und Oskar Arno Leißner an der Realschule zu Stoll berg das Prädikat „Oberlehrer" verliehen worden nichtamtlicher Teil. Ans der Iusel Kreta ist eine wesentliche Veränderung der Situation roch nicht eingetreten. Es wird noch immer geplündert und gemordet; einmal sind es die Griechen, dann wieder die Türken, die sich gegenseitig die Ortschaften in Brand stecken und die leidenschaftlichen Krctenser werden sich sicherlich nicht eher beruhigen lassen, bis man nicht in Pfortenkreisen ernstlich Mie-e macht, die der Insel im Vertrage von Halepa zugestandenen Privilegien auch thatsächlich zu gewähren. Mittlerweile fehlt es natürlich nicht an Ratschlägen der Botschafter. Für diese hat man zwar auf der hohen Pforte scheinbar Gehör, in Wahrheit aber läßt man die Dinge doch beim Alten. Übrigens fehlt es der Türkei auch an sonstigen Sorgen nicht. Tenn auch im Innern gärt es gewaltig Zwischen Armeniern und Jnngtürkeu besteht eine Jdeengemein- schaft, sie verfolgen ein gemeinschaftliches Ziel, welches darin besteht, den unhaltbar gewordenen Zuständen so bald als möglich ein Ende zu machen. Je mehr man hier durch Massenverhaftungen einzuschüchtern glaubt, desto zahlreicher werden die Anhänger der Ümsturzpartei, von der täglich Überraschungen zu ge wärtigen sind. Nachdem man erst kürzlich wieder eine Anzahl Milirärschüler verhaket hat, weit sie angeb lich jungtürkische Propaganda trieben, hat man auch aus der medizinischen Schule dreißig junge Leute unter demselben Verdachte in den Kerker geholt, und in diesen Tagen sind plötzlich auch alle Telegraph, n- beamten armenischerNationalität verhaftet worden. Jnwie weit alle diese Leute thatsächlich kompromittiert sind, ist schwer festzustellcn. In den Augen der Palast- kamarilla sind sie es jedenfalls und diese ist vorläufig allmächtig und gebietet über Leben und Tod. Davon weiß auch der Eigentümer einer in Konstantinopel er scheinenden Zeitung, des „Moniteur oriental", zu er zähle». Als kürzlich ein Mord dem andern folgte, durften die Blätter davon nichts erwähnen. Als obiges Blatt die Vorfälle doch veröffentlichte, wollte man sich d.s Eigentümers des Blattes kurzweg entledigen und ließ ihn vergiften, weil er gedroht hatte, er werde die skandalösen Zustände im Anslande zur Kenntnis bringen. Er verdankt sein Leben nur dem Zufalle, daß die Milch, in der ihm das Gist beigebracht wurde, die Wirkung abschwächtc und ärztliche Hilfe zur Haud war. Es gärt an allen Ecken und Enden. In Anatolien werden die Christen nach wie vor niedergemacht, weil die Pforte ganz gut weiß, daß sich jetzt keine europäische Macht ernstlich einmengeu wird und daher den Dingen gleichgiltig zusicht. Der Sultau ist einmal der er klärte Gegner von Reformen, weil er damit die Türken sich zu Gegnern zu machen fürchtet, nnd weck er anderseits auch in dem Glauben erhalten wird, die Zugeständnisse an die Christen würden stets weitere im Gefolge haben und zur Zerbröckelung des Reiches führen. Dazu gärt es auch wieder in Syrien, an dessen Küste vorläufig mehrere türkische Schisse kreuzen, in Pemen — dem Vcrbannungsorte für miß liebige Würdenträger — gab cs ebenfalls Unruhen und Erhebungen der Türken gegen die Behörden. Die Lage kann unter solchen Umständen von heute aus morgen eine veränderte Gestalt an nehmen, denn Überraschungen sind hier an der Tagesordnung, gegen die den Sultan auch seine „slawischen Freunde" nicht schützen werden. Nach dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien kommt jetzt Fürst Nikolaus von Montenegro zu mehrtägigem Aufent halte in Konstantinopel an und steigt in einem bc sonderen Palaste ab, den er vom Sultan zum Ge schenke erhalten hat. Unter der zielbewußten Hand des russischen Botschafters v. Nelidow wird dann der rcugescbafsene Balkanbund jedenfalls noch besonders besiegelt werden Tages geschuhte. Dresden, 8. Juni. In der Nummer 155 der „Dresdner Nachrichten" vom ft. Juni sind über das Befinden Sr. Majestät des Königs ungünstige Mit teilungen verbreitet worden, die, wie uns von zu ständiger Seite behufs Veröffentlichung bekannt gc geben wird, der Begründung entbehien Se. Majestät waren allerdings vor einiger Zeit unpäßlich, jedoch ist das Unwohlsein gegenwärtig vollständig gehoben. Allerhöchstderselbe erfreuen Sich des besten Wohl befindens und verbringen täglich mehrere Stunden auf der Jagd in den Sibyllenorter Revieren. Die ursprünglich geplante Reise nach England »nd der Aufenthalt in einem Seebade ist deshalb aufgegeben, weil es für Ihre Majestät die Königin vorteilhafter erscheint, einen anderen Kurort aufzusuchen. Der König! Leibarzt ist nicht wiederholt nach Sibyllenort berufen worden, sondern nur einmal zur Konsultation Sr. Majestät daselbst gewesen. Nach den zur Zeit getroffenen Dispositionen ge denken Se. Majestät der König nächsten Sonnabend, den lll. Juni, vormittags 9 Uhr .",0 Min. Sibyllen ort zu verlassen und nachmittags in Dresden einzu treffe», nur die König!. Villa Strehlen zu beziehe». Nach eine»! mehrtägigen Aufenthalte in Strehlen er folgt sodann die Verlegung des Königl. Hoflagers nach dem Lustschlosse Pillnitz; doch steht der Tag der Eröffnung der Königl. Sommerresidenz noch nicht fest. Ihre Majestät die Königin beabsichtigen bereits am Freitag, den 12. Juni, von Sibyllenort abzureisen und Sich am genannten Tage abends 9 Uhr 57 Min. von Breslau aus über Oderberg, Brünn, Tischnowitz nach Morawetz zu begeben, woselbst die Ankunft am 13. Juni vormittags gegen 9 Uhr erfolgen wird. Ihre Majestät gedenken bis zum 14. Juni abends in Morawetz zu verbleiben und tags danach vormittags 9 Uhr 50 Min. in Dresden Strehlen einzutreffen. Im Allerhöchsten Gefolge ans dieser Reise werden sich befinden: Hofdame Gräfin Einsiedel und Oberhof- meister v Malortie. Dresden, 8. Juni. Gestern nachmittag '-4 Uhr fand bei Sr. Königl Hoheit dem Prinzen Georg in Villa Hosterwitz Familientafel statt, an welcher Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August, Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde teilnahmen. Deutsches Reich. Berlin Der „Neichsanzeiger" wendet sich an hervor ragender Stelle gegen einen in mehreren Blättern verbreiteten Bericht über die Beratung der Budgetkommission vom 5 Juni, betreffend die Militärvorlage, wonach der Kriegs minister auf eine Anfrage des Abg. Richter wegen der Militärstrafgerichtsordnung erwivert haben sollte: „Wenn der Hr Reichskanzler sich für die Öffentlichkeit ausgesprochen hat, wird auch jeder Kriegsminister dieselbe Erwartung hegen " Tas amtliche Blatt stellt fest, daß auf die Frage des Abg Richter: „Ob auch der KriegS- minister die von dem Hrn. Reichskanzler ausgesprochene Erwartung bestimmt hege, daß dem Reichstag im Herbst dieses Jahres der Entwurf einer neuen Militärstraf- gcrichtsordnung zugehen werde", der Kriegs Minister kurz erwidert hat: „Wenn der Hr. Reichskanzler diese Erwartung ausgesprochen hat, wird auch jeder Kriegs minister sie hegen dürfen." — Der Zweck der Auslastung des „Reichsanzeigers" ist also, sestzustellen, daß der Kriegsminister in keiner Weise sich über die Einführung der Öffentlichkeit des Verfahrens ausgesprochen habe. — In der Budgetkommission des Reichstags wurde am Sonnabend die Beratung des Nachtragsetats fortgesetzt. 350O00 M. wurden für Kasernenbauten in Königsberg i Pr. bewilligt Ferner wurde genehmigt die Forderung von 900000 M. (erste Rate 200000 M> zur Erwerbung von Exerzierplätzen in den aus Anlaß der Uniformierung der vierten Bataillone zu schaffenden neuen Jnfanteriegarnisonen Bewilligt wurden sodann auch die geforderten neuen Garnisonbauten für Münster i. E, Mutzig, Weißenburg, Bitsch und St. Avold. Demnächst werden auch die Forderungen für das sächsische Kontingent genehmigt, sowie die Nachtragsetats für das württem- bergische Kontingent, der Marine und der Postverwaltung Hierauf wird der Nachtragsetat des Auswärtigen Amts beraten und die Forderung von 250000 M. zur Be streitung der Kosten des Reichs bei den Krönungsfeierlich keiten in Moskau bewilligt. Die Beratung der Forderungen für die Kolonialverwaltung wurde auf Mittwoch, den lO. Juni, vertagt — Eine interessante Rechtsfrage ist durch das Reichsgericht am Sonnabend entschieden worden Das Reichsgericht verwarf die Revision in Sachen des Zimmer manns Höhne, welcher vom Landgericht Dessau wegen Unterschlagung und strafbaren Eigennutzes zu Gefängnis verurteilt worden war Höhne hatte geltend gemacht, der Gnadenerlaß des Herzogs von Anhalt vom 22 Mai müsse die "Niederschlagung des Prozesses zur Folge haben, und hat demgemäß Einstellung des Verfahrens beantragt. TaS Reichsgericht war der Ansicht, daß ein derartiges Nieder- schlagungsrecht die Erledigung eines beim ReichSaericht anhängigen Prozesses nicht hindern könne, da das Reichs gericht nicht im Namen des Herzogs von Anhalt, sondern in dem des Reichs Recht spreche Das "Niederschlagungs recht des Herzogs von Anhalt finde seine natürlichen Schranken innerhalb der Grenzen von Anhalt — Die beiden nach Nanking beorderten deutschen Kriegsschiffe haben ihren Bestimmungsort bereits er reicht und sind bei Ehiakwang vor Anker gegangen. An Bord des Kreuzers „Prinzeß Wilhelm" und des Kanonen bootes „Iltis" befinden sich der „Post" zufolge, gegen 430 Mann Mit Unterstützung des deutschen Geschäfts trägers in Nanking wird Korvettenkapitän v Holtzendorff als ältester anwesender Offizier die Verhandlungen wegen der Ausschreitungen gegen die deutschen Militärinstrukteure führen Das dritte nach dem Orte entsandte deutsche Kriegssahrzeug ist einstweilen noch in Shanghai an der Küste zurückgelasten worden, es kann jedoch innerhalb 24 Stunden zu den beiden andern Fahrzeugen stoßen, falls dies nötig werden sollte — Das amtlich festgestellte Resultat der Stichwahl im Reichstagswahlkreise Ruppin-Templin besagt, daß von 18 457 abgegebenen Stimmen Lessing (freis. Volksp) 9764 und v Arnim (kons) 8648 erhalten hat — Bei der Stichwahl im Reichstagswahlkreise Ans bach-Schwabach, welche am Sonnabend stattgefunden hat, erhielten Conrad xd. Volksp.) 7232, Hufnagel (kons.) 5721 Stimmen — Auch hier hat also die enge Verbrüderung des Freisinns und der Sozialdemokratie zu einer Niederlage des Kandidaten der staatserhaltenden Parteien geführt Kunst und Wissenschaft. * Von der internationalen Kunstausstellung in Berlin. Über die Österreicher aus der Ausstellung schreibt Adolf Rosenberg („Post"): Mit der Ankunft der Werke österreichischer Kunstler, die wegen der Ausstellung im Wiener Künstlerhause um vier Wochen verzögert werden mußte, ist die große Bilderschau im Berliner Ausstellungs park nicht nur äußerlich vollständig geworden, sondern sic hat auch eine sehr wesentliche Bereicherung erfahren Die österreichische Abteilung gewährt uns ein Bild friedlicher und edler Harmonie. Der finstere, lebensmüde, farben feindliche Naturalismus, der in anderen Ländern, jetzt am meisten in Belgien, Holland und Norwegen, prächtig blüht, findet bei den lebensfrohen Österreichern, zumal bei den Wienern, keinen Anklang Daß die in Wien lebenden und schaffenden Künstler sich auch zur Lösung ernster Auf gaben emporzuschwingen vermögen, zeigen nicht wenige Bilder der österreichischen Abteilung, die übrigens so zu sommengestellt ist, daß sie die österreichische Kunst von der vorteilhaftesten Seite zeigt, ohne daß man jedoch behaupten darf, daß das aus diese Weise erreichte Gesamtbild dem Durchschnittsniveau der Kunst in Österreich nicht ent spräche. Ein so tiefsinniges und geistvoll durchgeführtes Bild wie die Erlösung AhaSverS von Adolf Hirsch! hat auf der ganzen Ausstellung nicht seines gleichen Wir blicken auf die vereiste Erde, auf der da» letzte Lebewesen — ein jugendschöncS Mädchen — zwischen Eisschollen seinen Untergang gefunden hat Nur einer irrt ruhelos über das Eisfeld — „der ewige Jude" Da giebt der Engel de« Herrn, der da« Strafgericht vollendet hat, da« er mit der Vertreibung au« dem Paradiese be ginnt, dem Tode einen mitleidigen Wink, und der Schnitter erbarmt sich des „letzten Menschen". Hirschl ist auch ein vortrefflicher "Marinemaler, wofür er in einem „Brandung" betitelten Strandbilde ein glänzendes Zeugnis ablegt Den Anfang des Drama«, dessen Schlußkatastrophe Hirschl dargestellt hat, schildert ein nicht weniger eigenartig erfundenes, jedenfalls von der Überlieferung abweichendes Bild von Eduard KaSparides: „Das verlorene Paradies". Wir sehen im Vordergründe, am User eines stillen, sich weit ausdehnenden Gewässers das erste Menschenpaar: Eva in tiefer Zerknirschung auf den Boden geworfen, Adam zusammengekauert, finster vor sich hinbrütend. Jenseits des Wasser« liegt das verlorene Paradies, über dem sich der Wolkenhimmel lichtet und den Sündern — zum letzten Male — eine Vision enthüllt: in der Mitte der Engel mit dem flammenden Schwert und um ihn herum die himmlischen Heerscharen Ein von gleichem Ernste erfülltes Bild großen Stils sind die „Drei Nornen" von Alois Delug Der Maler stammt aus Tirol, hat sich aber nicht in Wien, sondern in München ausgebildet Trotzdem glauben wir, in diesen großartig aufgefaßten drei Gestalten, die sich in plastischer Monumentalität vom Abendhimmel abhebcn und in marmorner Ruhe ihr über Götter- und Menschcnschicksale entscheidendes Werk ver richten, eher einen Nachhall der Kunst Anselm Feuerbachs, als de« Münchener Naturalismus zu entdecken Ter talent vollste Schüler Feuerbachs ist A. D Goltz, ein Künstler, der ebenso hervorragend al« Bildnis- wie als Genremalrr ist. Von den gedämpften Tönen seines Meisters hat er nur soviel beibehalten, als ihm für die Stimmung er forderlich erscheint, die er jedoch niemals in das Melan cholische und Krankhafte steigert, höchstens in da« Elegische, wie auf dem feinen Genrebild „Herbstklänge", das in einer idyllischen Feldeinsamkeit uns junge Frauen und Mädchen vorführt, die den Weisen einer Sängerin und der diese begleitenden Geigenspielerin lauschen Ta« Bildni« einer jungen blonden Dame in Schwarz, die sich, in einem Lehnsessel im Empirestil sitzend, von einem blaßgrünen Vorhang abhedt, ist ein Kleinod der Bildnismalerei, und die« will viel in einem Saale sagen, der mehrere, geradezu vollkommene Meisterwerke der Porträtmalerei enthält. Es ist schwer zu entscheiden, wem die Palme gebührt: dem Polen Casimir Pochwalski mit seinem zu der Höhe Raffaelischer Objektivität herausgearbeiteten Bildnis des früheren Ministers v Dunajewski oder dem Ungarn Leopold Horowitz mit dem Bildnis einer alten Dame, das in der Porträtgalerie des Pleisters einen Ehrenplatz verdient; daneben kommen noch Siegmund LAllemand — mit dem Bildnis des Ministers v Gautsch — und H. v Angeli — mit dem allzu hart gemalten Bildnis einer Dame mit grauem Haar und auffallend jugendlichem Teint — als ernsthafte Mitbewerber in Betracht; auch ein Bild von Julius v Blaas, das den Erzherzog Otto zu Pferde vor der Front der ihm unterstellten Husaren zogt, gehört in diese Gruppe Gleichwie in allen Abteilungen unserer Ausstellung nehmen auch in der österreichischen Genre- und Landschastsmalerei den breitesten Raum ein, freilich mit einer Berechtigung, die säst durch jedes einzelne Bild begründet wird Bei vielen Bildern ist es unmöglich, zu bestimmen, ob sie mit mehr Recht dem Genre oder mit mehr Recht der Landschaft zuzuweisen sind Es giebt so gar Bilder, für die man eine eigene Klassifizierung er finden müßte, wenn die Propheten der neuen Kunst sich nicht so dreist mit ihren Forderungen geberden wollten, daß ein richtiger Maler überhaupt alles malen, daß die Sonderung der Künste in verschiedene Fächer schleunigst durch einen Beschluß der „radikalen internationalen Künstlergcnossenschasten aller Länder" aufgehoben werden muß Da dieser Beschluß einstweilen noch nicht gefaßt worden ist, werden wir uns noch mit den alten Unter - scheivungSmitteln begnügen müßen. Porträt-, Genre- und Architekturmalerei zugleich sind die beiden Bildhauerwerk- stätten von Victor Tilgner und Rudolf Weyr, die Han« Temple gemalt hat Es find zwei Meisterstücke der Hell- malcrei, weil e« sich um zwei Helle Räume handelt, in denen man nichts al« riesige GipSklötze, Thonmodelle, leichte Wände u s w sieht Aber die Figuren bringen Farbe hinein, und mit großer "Meisterschaft hat der Künstler die beiden prächtigen Kopse der genialen Bildhauer aus der weißgrauen Umgebung koloristisch herausgehoben. Eine vollkommen geschlossene Vereinigung von Genre bild und Architekturstück hat auch Eduard Veith in dem Bilde „Jungbrunnen" geschaffen, das wir leider nicht im einzelnen deuten können, weil es sich anscheinend um eine böhmische Sage handelt Das PariSurteil von Adalbert Hy na iS fesselt nicht so sehr durch eine neue Auffassung des oft bearbeiteten Stoffes als durch den Reiz der waldigen Berglandfchast, die sich im Abendgold vor den Augen des Beschauers auS- dehnl Tie drei Göttinnen haben durchaus das Gepräge moderner Wiener und Prager Schönheiten; in noch höherem Maße gilt dies von der Charitas von Julius Schmid in Wien, einem in üppiger Jugendfülle prangenden Weibe, das von drei Kindern umgeben auf einer Rasenbank im sommerlichen Walde sitzt. Aus einen ernsteren Ton ge stimmt ist die junge Mutter mit ihrem Kind, die an einem Herbstabende aus einer Bank an der Landstraße Rast hält, hinter sich ein freies ebenes Feld. Der Künstler, Han« Tichy, hat dieses Bild nur ganz unbestimmt „Am Abend" betitelt Es liegt aber nach dessen früheren Arbeiten die Vermutung nahe, daß er uns die Madonna mit dcm Kinde in moderner Auffassung hat vorführen wollen, freilich nicht in der freudlosen Manier eines Uhde Selbst den Naturalismus wissen die Wiener zu adeln, wie z B da« anmutige Liebesidyck „Genesen" — eine gute Sonnenlichtstudie von M Kurzweil — und die „Maria mit dem Kinde im Garten" von Joh Victor Krämer beweisen Ein Geschichtsbild, das durch seine ernste Auf fassung und scharfe Charakteristik in hohem Grade die Auf merksamkeit fesselt und zugleich von gründlichen kultur geschichtlichen Studien zcugr, hatRudolsvon Ottenfeld in einer Episode aus den Kämpfen der Österreicher gegen di« französische ReoolutionSarmee zu Ende des vorigen Jahr hunderts geschaffen. „Erzherzog Karl läßt die Leiche de«
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