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Sk. sss RS.Jahrg. Ftettag, de« 31. Jan. ISIS abends Sächsische Geschäftsstelle und Redaktion» Dresden.«. 16, Howetnstrab- 4» Fernsprecher LI 866 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147»? Bezugspreis, c>au» SS« ^ Oesterreich AuSaap« X mit Mustr. Beilaye vierteljShrlich ».88 4» In ^ " land frei Ha «.40 X. BuSga», « dicrteljührlich ».S8 4». In Dresden und ganz Teui tt.'and frei HauS N4» in Oesterreich S.t»0 X. Einzel-Nummer 1« Dt« Güch fische Bottszettung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Auzetgru, Auuahme von von hme von Seschllstsanzeigcn VIS IVUHr, gamilienanzeigcn bi» tl Uhr dorm. PretS für die Pettl-Spccr >Ue»i> ^ im Rella- metetl 8V Famtt.e.. ettizeigen »U g. Für undeutlich geschriebene, sowie durch Neri> sprecher ausgeaebene Nnzeigc» tSnne» wir «» Berantwortllchlcit für die Nichtiglctt de» Lexte» nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: II—IS Uhr vorm. Einzige katholische Tageszeitung in Mchseit. Organ der Zentrumsparcer Ausgabe mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und reltg Wocheubellage MemdenÄo Ausgabe 8 nur mit der Wocherrbeilagr. Der 2. Februar ist der Tag der Entscheidung! HVÄkIt «Is« LSi»tr»ni8li8tv»! Auf zur Tat! igi Die Wahlen zur Preußischen Nationalversammlung haben uns gezeigt, daß im deutschen Bürgertum die Zeichen oer Zeit noch nicht im vollen Umfange erkannt wcrden. Es ist ein bedauerlicher Rückgang der Stiiniiienzahl fast überall zu verzeichnen: selbst die Sozialdemokratie hat an vielen Orten in Preußen darunter zu leiden, ja, an manchen Orten weit stärker sogar als die Zentrnmspartei. Vor nns liegt z. B. das Ergebnis von Breslau. Da haben dies mal bei den Wahlen zur preußischen Nationalversammlung die Sozialdemokraten rund 140 000, die Demokraten rund 42 000, das Zentrum rund 41000, die Deutsch-Nationalen rund 37 000 und die Unabhängigen rund 37 000 Stimmen erhalten. Acht Tage vorher bei den Wahlen zur deutschen Nationalversammlung erhielten die Sozialdemokraten 102 000, die Demokraten 48 000, das Zentrum 12 000, Deutsch-Nationale 39 000 und die Unabhängigen 800 Stirn- men. Wir sehen also, daß bei dein Stiminenrückgang in diesem Falle das Zentrum reckst gut abgeschnitten hat unv die Sozialdemokraten den Kürzeren zog. Aber so günstig scheint es nun nicht überall gewesen z» sein. Jedenfalls war der Stimmenrückgang allgemein, und an vielen Orten hat die Sozialdemokratie natürlich die Wahlflauheit bürgerlicher Kreise für sich ausnützen können. Diese allgemeine Walstflauheit ist nur zu erklären durch eine Verkennung der Aufgaben, die die einzelnen Staaten zu erfüllen haben. Ein Blick in den Entwurf des allgemeinen Teiles der künftigen Neichsverfassung, den wir in seinem vollen Wortlaut in Nr. 22 der „Sächsischen Volks- zeitung" vom 28. Januar veröffentlicht haben, beweist das. Man lese nur den 8 19 durch und man wird finden, daß die Durchführung der Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche Sache der deutschen Freistaaten wcrden soll. Man darf auch nicht vergessen, daß neben dem Reichstag ein Staatenhaus treten soll, was dem früheren Bundesrat ent spricht. Der 8 32 besagt, daß diese Abgeordneten des Staaten- Hauses von dem Landtage der deutschen Freistaaten aus der Mitte der Staatsangehörigen nach Maßgabe des Landes rechtes gewählt wcrden sollen. Kurzum, wir sehen aUo, von welcher außerordentlichen Wichtigkeit es ist, wer z. B. in der sächsischen Volkskammer regiert und wir sehen, welche Verantwortung auch bei den Wahlen zur sächsische» Volkslämmer ans jeden einzelnen wahlberechtigten Mann und jede einzelne wahlberechtigte Frau ruht. Will da einer unserer Gesinnungsgenossen säumiger sein als am 19. Januar? Nein, das kann und darf unter keinen Umständen sein. Im Gegenteil! Wir müssen sehen, daß wir unsere Stimme vermehren und das gilt sowohl für den Wahlkreis Ostsachsen als auch für den Wahlkreis Chemnitz und den Wahlkreis Leipzig. Es ist ja erst cmi Mittwoch ausführlich in einem anderen Artikel a.i dieser Stelle dargelegt worden, was für uns auf dem Spiele steht-, und wie notwendig es ist. daß wir alle am 2. Februar unsere Pflicht und Schuldigkeit tun. Wir haben bisher keinen Grund, zu verzagen. Was ge- leistet werden kann bei eifriger Arbeit, das beweist z. B. die Gemeindewahl in Nenlentersdorf. Wie liniere Leser gesehen haben, hat dort das Zentrum einen glänzenden Sieg er- rnngen. Es hatte bei der Nationalwahl 118 Stimmen er halten und die Sozialdemokraten hinkten mit 90 Stimmen hinten nach, die Unabhängigen mit 37 Stimmen »nd die demokratische Partei mit 17 Stimmen. Tie Folge dieses glänzenden Ergebnisses ist, daß dort auch bei der Gemeinde- Wahl ein Sieg errungen wurde und der Pfarrer Vorsitzen der im Schulvorstand bleiben kann. Dabei ist in Betracht zu ziehen, daß im Jahre 1912 für das Zentrum mir 2k> Stimmen abgegeben wurden. Man siebt also, was bei tüch tiger Arbeit geleistet wcrden kann, und die Neiilertersdorfer verdienen ein Wort besonderen Tankes. Das muß uns als Beispiel und Ansporn dienen für den 2. Februar und für die Zukunft überbaupt. Vergessen wir doch nicht, was wir fordern: Wir fordern die Be.ibebaltung des staatlichen Schutzes der Ki-cbem wir fordern die Erhaltung ihrer Rechte und ihres Eigentums, wir fordern Freiheit der Religionsübnng iiberbaiivt und die unbedingte Erhaltung der konfessionellen Volksschule. Frage dich, christlicher Mann und christliche Frau, ob das alles vernichtet werden soll oder ob es nnS erhalten werden soll. Frage dich, ob Sachsen vom 2. Februar ab eine Klassenherrschaft bekommen soll oder ob Männer gewäblt werden sollen, die ans dem Standpunkt stehen, daß die Ge rechtigkeit dic Grnndfeste der Reiche ist. Darum rufen wir nochmals ans zur Tat, rufen noch einmal auf znm Kampfe für Wahrheit, Recht und Freiheit, »einer bleibe zurück, jeder nütze die letzte Stnnde noch ans, damit wir am 2. Fe bruar nicht nur unsere alte Stinimenzabl erhalten, sondern sie noch vermehren zum Segen unseres engeren Vater landes. lml. Mehr politische Freiheit, größere« Einfluß ver langte das deutsche Volk unter dem gestürzten System. Mehr Rechte erfordern aber auch mehr Pflichten. Die erste und höchste Pflicht des freien Bürgers ist aber die Wahlpflicht. Darum versündigt sich jeder aufs schwerste am Baterlaude, wenn er am Sonntag den S. Februar der Wahlurne ferrrbleibt. Aber nicht nur für seine Person soll jeder der Wahlpflicht ge nügen, er muß auch dafür sorgen, daß seine Familie, Verwandten, Freunde, Bekannten und Untergebenen wähle«. Christliche Frauen und Männer aber wählen nur die christliche Bolkspartei. Zentrumswähler! Be weist, daß ihr Politisch reif seid! Die Geister, die ich rief ...» Eine scharfe Kritik an den ungerechtfertigten und ständig wieder neilauflebeiidcii Streiks, die geeignet sind, das deutsche Wirtschaftsleben pollständig zu erschüttern und seine ngtio- malen Kräfte mst Je.brzehntc hinaus lahinziilegen, hat der „Vorwärts" jetzt geübt. Wir geben den bemerkenswerten Ausführungen ihrem wesentlichen Inhalt nach in folgen dem wieder' Ueber seine Arbeitskraft kann der Mensch nach eigenem Willen veistiigen. Er bat das Recht, sie zu verweigern, hat aber dann eki »Anrecht ans Lohn und Eristenziiiittel. Tie Gewerkschaft gibt ihm ledeeb durch ihre solidarische Kraft die Macht der Arbeitsverweigerung bei gleichzeitigem Schutz seiner Eristenz, wenn leine Bezahlung zur Arbeitsleistung in keinem Verhältnis steht. Dieses Streikrecht, sagt der „Vor wärts", kann zur Strcftpslicht werden, wenn damit berech tigte Interessen anderer Kreist', wie Familie, Mitarbeiter nsw. geschützt werden. Der Arbeiter tann den vollen Betrag seiner Arbeitskraft fordern, gebt er abe > über dieses Maß hinaus, so wird das Streikrecht znm S t r e i k » n r e ch t. Ein solcher Streik schädigt das ganz-' Volk und wirkt lähmend ans die Volkmrirt'chaft. lim das Unternehmen nicht zu gefährden, muß der Unternehmer die Ueberforderung auf das Kauf- ^ Publikum abwälzen. Die Lebenshaltungskosten werden er höht, mit anderen Worten, solche Streiks müssen andere nach sich ziehen, und ein Keil muß den anderen treiben. Ein jeder im Staate hat Anspruch ans «inen ange messenen Teil der vorhandenen Eristenzmittel, wobei ein Unterschied zu wachen ist zwischen Leicht-, Schwer- und . Schwerstarbeitern. sowie Menschen, die ihre Arbeit infolge ihrer Verantwortung nur dann zu leisten vermöaen, sofern sie von kleinen häuslichen Sorge unbehelligt bleiben. „Unter diesen Gesichtspunkten ist ein Teil öer Streiks in der letzten Zeit Toten- aräb erarbeit am Volk." Der „Vorwärts" erklärt diese Streiks für ungerechtfertigt. Sie sind lediglich ein' Folae der Revolution. Zahreiche Arbeiter, die sonst die p,'N'n'ä''!'ii und verststftichen Opfer des zielbewussten aewerk stsstftUchen Kampfes ae'ck.uit b"ben. fassen jetzt mit ibren nnaesctmlstn Fdecn die Revolution als große Lohn bewegung ans. Der „Vorwärts" warnt die Arbeiter vor den Schä digungen des Wirtschaftsleben, da die Sozialisierung sonst gefährdet ist. Auch die Kohlcnnot ist eine Folge des Streist Unrechtes. Sollten die Arbeiter nicht zur Vernunft kommen, dann steuern wir dem Abgrund zu," Dic Rcvolnüensstreike sind nichts anderes als ein vergeblicher Kampf, den Nah- rnugsmittclspielranm zu erweitern. Darum muß es immer wieder zu neuen Streits komincn, und das grausame Spiel hat kein Ende. Und was versprach die Sozialdemokratie durch die Re volution : Flieden, Frei!» e it und B r o t! -2" k"7kV^kk Deutsches Reich Die bedrohliche Lage der Ostprvviiizeii. Berlin, 30. Januar. Die Lage in den denischen Ost- marken hat sich in de» letzten Tagen noch verschlimmert. Die Gefahr eines feindlichen Einsalles ist in drohende Nähe ge rückt. Vor den Grenzen Ostpreußens stehen, '.nie bereits ge meldet, starke Bolichewitiheere. In Wcstpre»ßen droht ein Einsall der Polen und das bisher noch deutsch gebliebene Westpostn ist cinentcr polnischer Bedrohung ansgesetzt und dadurch auch die Mark Brandenburg in Mitleidenschaft ge zogen. Die russischen -Sowjetlruppen stehen in der Linie L'hau - Tubissa »owno. Die Festung Kowno ist noch nicht in inssischen Händen, die russischen Truppen stehen aber nn- mitielbar vor der Festung. Die Bolschewisten verfügen in dem Abschnitte Liban—Dubissa .ftoivno über zablreiche Di visionen, die durch eine eiserne Disziplin znsaninicngehalten und vorwärts geführt werden. Die Soldaienräte svielen iin bolschewistischen Heere nicht mehr die Rolle, die ihnen am Anfänge der russischen Revolution znsiel. Die Kommando- gcwc.lt ruht vielmehr in den Händen der Trnppensünrer. Den Sowjettrnppen gegenüber befinden sich Teile der denr- scben 8. und 10. Arme im Rückmarsch. Auch die Ueberreste der eisernen Division, die im Lonfe der Zeit infolge Ab ganges der Mannschaften zu einer Eisernen Brigade zn- sainmengeschmvlzen war und jetzt höchstens noch einige hun dert Köpfe zählt, befinden sich dort. Es wäre ohne Frage möglich, dem Bolschewismus noch jenseits der ostpreußischen Grenze Widerstund zn leisten, wenn die deutschen Truppen durch einen einheitlichen festen Willen geleitet würden. Die Koininandogcwalt befindet sieb aber trotz des neuesten Er lasses des Kricgsininisters tatsächlich noch in den Händen der Soldatenräte, die zu einem einheitlichen zielbewussten Handeln den Russen gegenüber immer noch nickst gekommen sind, sondern auch seist noch glauben, den.feindlichen Vor- marsch gegen unsere Grenzen durch Verhandeln znm Still stand bringen zn können. Schleunige Hilfe durch, piverstmstae Freiwilligenkorps, die gewillt sind, dein Gegner unter allen Umständen, wenn es nickst anders gebt, mit Waifengclwalt Halt zu gebieten, ist deshalb dort dringend nötig. Das gleiche gilt für die militärische Lage in Wesivrensien. Die dort zurzeit ins Leben gerufenen örtlichen deutschen Biirger- webvcn sind nickst imstande, den drohenden Vormarsch der Polen anfznbalteii. Auch hier ist die Entsendung zahl reicher Freiwilligenkorps in Höhe von einigen zehntausend Mann dringend erforderlich. Es muß hervorgebohen wer den, daß das Gefecht bei Eulm, in dem die Palm zurück, geschlagen wurden, kein örtlich zufällig entbranN r Kamps war, sondern daß es — so wird von maßgebender militärischer Stelle versichert — den Anstatt zn einem großang legten Vor. geben der Voten in Westprenßen bildete. Auch in West posen ist die Lag« nach wie vor ernst. Nach dein Fall der Stadt Bonist sind Ventschen und Mescritz bedroht und damit auch dic brandcnbnrgische Grenze. Dir Pvlengesnhr. Bronibcrg, 30. Januar. Amtlich wird geineldc!: Am 29. Januar wurden Gnintha!, Wnnichbciin, Jarostest, und ^Koß-Soiiioklenst von unseren Truppen genommen Zwei Maschinengewehre, Gewehre und Munition wnrden einge- bracht. SchivicbliS, 31. Januar. Ans der Richtung Brutschen hörte mcin starkes Artillcricfencr. In Bentschcn selbst, nörd lich und südlich von Brutschen sind starke deutsche Trnppen- niengen znsannncngezaaen, io daß zunächst eine »»mittelbare Gefahr für den Bahnhof Bentschen nicht zn befürchten ist.