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8. Octbr. 1850 Nr. 79. Redaktion, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Dieses Blatt erscheint , Inserat« aller Art durch alle Postanstal- I IHR, I I RH^ 5 WR. I U. RR.I I I I berechnet und in allen tenund Buchhanblun- Krpeditlonen dieser geq zu beziehen ist. - Zeitung angenommen Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Aus dem Vaterlande. Leipzig, 6. Oct. Heute Morgen nach 5 Uhr ertönte wieder daS Feuersignal von den Thürmen; es brannte der Dachstuhl deS HauseS Nr. 1 in der Hospiialstraße. Der wiederum mit anerkennenSwerthefter Thäiigkeit arbei tenden Lösch- und Rettungsmannschaft ist rS zu banken, daß daS Feuer nur das Dachgeschoß und die darunter befindliche zweite Etage deS HauseS zerstörte, ohne erheblichen Schaden angerichtet zu haben. Ein großes Glück für die Johannis- Vorstadt ist es zu nennen, daß die Flammen so schnell gelöscht werden konnten; denn bei der mehr als zweifelhaften Soli, dilät der benachbarten Gebäude halte Vie weitere AuSbrei- lung des Brandes höchst wahrscheinlich große Verheerungen ungerichtet. Wie daS Feuer entstand, ist noch nicht ermittelt. Politische Weltschau. Frankfurt a. M., 3. Oct. Die gestern erfolgte Ab berufung der beiden österreichischen Bevollmächtig ten der BundeScrnlralcommission und die Pamil gleichzeitig österreichischerseilS verkündete Entlassung per Brannen dieser Behörden scheint ohne irgend eine vorhergegangene Brr- Handlung mit Preußen über die Aufhebung der Central, Commission vorgenommen zu sein. Hr. v. Thun eröffnete gestern dem Hrn. v. Peucker, daß Pie HH. SchönhalS und Kübeck von ihrer Regierung abberufen seien und daß die letztere die Einlassung der Beamten verfügt habe. Zugleich mit dieser Abberufung soll gestern eine energische österreichische Nore in Angelegenheit per kur hessisch en Wirren ange langt und in derselben eine neue Protestatio» gegen jede Einmischung Preußens in die ilincrn Angelegenheiten Kur- Hessens enthalten sein. (Franks. I.) — 4. Oct. Die Bundesversammlung hat dem Ver nehmen nach gestern den von Preußen in seinem und deS Bundes Namen mit Dänemark abgeschlossenen Friedens- vertrag ratificirt. Di« Ratifikationsurkunden sollen m Wien auSgcwechselt werden. Berlin, 4. Oct. Es verlautet von der Bildung einer neuen Leibwache, welche die Person deS Königs fortan stets umgeben soll. Dieselbe würde dem Vernehmen nach aus 40 bis 50 Unteroffizieren bestehen, deren Auswahl auS per ganzen Armee erfolgen wirb. Nur solche Personen, die nach dem Zeugnisse der Regimentskommandeure als durchaus «reu und zuverlässig zu betrachten sind, sollen berücksichtigt werden. Bon der Niedxrelbe, 3. Oct. Ter Stand der Dinge auf dem Kriegsschauplätze ist noch derselbe, Friedrichstadt ist noch immer in Feindes Händen. Die Beschießung der Stabt wurde gestern nur wenig unterbrochen und auch heule wirb mit derselben fortgefahren. In der Nähe der Kirche brannte eö gestern stark. Gegenwärtig befindet sich General V. Willisen selbst beim Belagerungscorps, dem auch gestern bedeutende Verstärkung an Mannschaft und Geschützen ge worden ist. In Betreff Tönningens variiren die Berichte. Während die Hriber Post die Meldung bringt, daß Tön- nlngen wiederum von den Dänen besetzt sei, besagen Vie Nachrichten, welche der Rendsburger Zug mitbrachre, daß weder SchleSwig-Holsteiner noch Dänen diese Stabt gegen wärtig besetzt hielten. Uebrigens cursirt eine solch« Masse von Gerüchten, die mitunter im stärksten Widerspruche zu einander stehen, daß wir sie gar nicht erwähnen wollen. Auch das Gerücht, daß Pie Unserigen abermals ein Block haus mit elf Kanonen genommen hätte», bürste wohl noch der Bestätigung bedürfe». (D. Ref.) Altona, 4. Oct. Nichts Neues von Friedrich« stadt; so die Aussage eines Offiziers, der unsere Truppen heule Morgen um ll Uhr verlassen hat. (H.C) Kassel, 3. Oct. Vorgestern Nachmittag wurde auf Anordnung veS zum Oberbefehlshaber ernannten 72jLhrlgeu Generals Hayna» unter Trommelschlag «ine Verordnung, Pie Erwetlrrung per Bestimmungen über pe» Kriegs zustand betreffend, veröffentlicht. Der Oberbürgermeister unserer Stabt erließ daneben eine Ansprache, welche auf, fordert, eS möge kommen, was wolle, ferner standhaft unp besonne» zu fein. — Der Cominandant der Bürgergarde wurde, weil ex den Oberbefehlshaber in per ihm angewie senen Stellung nicht anerkennen wollte, suSpendirt, har aber durch einen Tagesbefehl bekannt gemacht, daß er »ach wie vor dieser Suspension fortcommandiren werde. Der an seine Stelle Ernannte lehnte heute früh schriftlich die ihm zvgedachte Ehre ab, und führte dem Oberbefehlshaber seine durchaus verfassungswidrige Stellung zu Gemüthe, und der Oberbefehlshaber weiß trotz des eingesetzten permanente» Kriegsgerichts nur mit Zurückziehung deS Auftrags zu ant worten. Nun ist ein dritter Bataillonschef der Bürgerwehr zum Regimeniscommanveur ernannt und die zwölf Haupt leute nebst dem Rittmeister der EScadron sind in erlassener Ordre auf morgen Vormittag zum Oberbefehlshaber beschie- den worden. Der neue Commandeur wird ablehnen »zch Hauptleute werde» keine Folge leisten. WaS pa»n? wissen Pie Götter. Schon heute hatten wir die Anslöftrng der Bürgergarbe erwartet, sie wird nun nwrgen «der wahr scheinlicher gar nicht erfolgen. Morgen 40'/, Uhr findet eine große Parade sämnulicher hur und in per Umgegend liegenden Truppen statt. Der Oberbefehlshaber will, wie man Höri, eine salbungsvolle Anrede an sie halte», ihnen ihren Eid nochmals erklären und sie zu unbedingte« Ge horsam auffordern. Ich habe allen Grund, anzujnchmxn, daß durch diese Parade die ganze Sache eine Wendung nehmen wird, wie sie Hassenpflug nicht erwartet. Die Stimmung ist hier eine ganz eigentkümliche. Die uner schütterliche Ruhe, die überall sich zeigende Zuversicht, die mulhige Entschlossenheit imponirr Jedem, der etwa a»S- ersehen wird, Gewaltmaßregeln zu vollstrecken- Der blei bende Stänbeausschuß hat gestern Abend den Oberbefehls haber in Anklagestand versetzt, weil er in Ausführung d.«