Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaeteur: G. Hartmann. 1851 V 327 Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntag« täglich in 1 Bogen und ist durch alle Postaustalten zu beztrhen. —. Prei« für da« Vierteljahr 1^ Thaler. Tonnttvouv, von 2V. Deeemver. Z s rti a« Gebühr,« für d u Raum l einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschrn. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Aufkündigung und Rückzahlung der fünfprocen- tigen Schuldscheine 8erie il. ü IVO Thlr. der Chem niy-Riesaer Eisenbahn-PrioritätSanleihe vom Jahre 1847 betreffend. Den Inhabern 5procenliger Schuldscheine der Chemnitz- Riesaer Eisenbahn-PrioritätSanleihe Serie ll. ü 100 Thlr. werden solche, auf Grund des ß. 8 deS dieSfallsigen Anleihe- prospectö vom 1. Juli 1847, dergestalt hiermit aufgekün digt, daß sie, gegen Rückgabe derselben, der dazu gehörigen Talons und der unabgelaufenen ZinScoupons Nr. 11 bis mit Nr. 20, den auf der Obligation ausgedrückten Betrag vom Z Juli L8S2 ab in Baarzahlung zurückzunehmen haben. Dies, Einlösung kann bereits in dec Zeit vom 14. Juni bis mit 26. Juni 1852 bei der königlich sächsischen Haupt- staatSeasse zu Dresden bewirkt werden; vom 1. Juli 1852 an Hingtgen hat selbige lediglich bei der damit beauftrag, len Bezirkssteuereinnahme zu Chemnitz stattzufinden. Für jeden fehlenden der obbezeichneten Zinscoupons kommt dabei der Betrag von Zwei Thalern in Abzug. Dresden, am 15. December 1851. Finanzministerium. Behr. Geuder. ! —— Bekanntmachung. Von der Regierung deS Fürstenthums Schwarzburg- , Rudolstadt ist unter dem 30. Mai dieses JahreS das nachstehende Gesetz wegen Einziehung der jetzt im Um laufe befindlichen in Gemäßheit deS Gesetz,« vom 10. No- v,mder 1848 ,mittirten und Ausgabe neuerCassen- anweisungen erlassen worden, was hierdurch wiederholt zur Jenntniß der Behelligten gebracht wird. Gegenwärtige Bekanntmachung ist in allen §. 21 de« Gesetze« vom 14. März 1851, die Angelegenheiten der Presse betreffend, bezeichneten Zeitschriften in Gemäßheit der dort »rthelltm Vorschrtzfr abpevruck»«. Dresden, am 8. December 1851. Ministerium des Innern. v. Friesen. Demuth. Nr. XXII. Gesetz wegen Einziehung der jetzt im Umlauf befindlichen und Ausgabe neuer Cafsenanweisungen, vom 30. Mai 1851. Wir Friedrich Günther, Fürst zu Schwarzburg rc., thun hiermit kund und zu wissen: Da es wiederholt vorgekommen, daß die zufolge des Gesetzes vom 10. November 1848 in Umlauf gesetzten hier ländischen Cassenbillets nachgemacht worden sind, so hat es zur Abwendung des durch solche falsche Cassenbillets für den Verkehr entstehenden Nachtheils nöthig geschienen, neue Cassenanweisungen anfertigen zu lassen, und verordnen Wir in dieser Beziehung unter der für diesen Fall im Voraus ertbeilten Zustimmung des Landtags Nachstehendes. 1. Die in Gemäßheit deS Gesetzes vom 10. November 1848 emittirten Cassenbillets sollen eingezogen werden, und es bleibt den Inhabern überlassen, ob sie dafür baares Geld oder andere neue Cassenanweisungen entgegennehmen wollen. 2. Von Publikation dieses Gesetzes an darf von keiner Fürstlichen Casse das zeitherige Papiergeld zu Zahlungen mehr verwendet werden, vielmehr soll, was davon bereit« bei den Cassen befindlich ist oder demnächst eingeht, sofort in geeigneter Weise für den Umlauf untauglich gemacht werden, und wird seiner Zeit dessen völlige Vernichtung unter Leitung einer hierzu zu ernennenden Commission erfolgen. 3. Die Summe der auszureichenden neuen Cassenanweisun gen soll derjenigen der außer Umlauf gesetzten alten ent sprechen, so daß der Betrag sämmtlicher gleichzeitig Im Um lauf befindlichen alten und neuen Cassenanweisungen die Summe von 200,000 Thlr. — 350,000 Fl. nicht über steigen darf. 4. Der Umtausch der alten Cassenanweisungen gegen neue oder gegen Metallgeld findet bei der HauptlandeScasse hier statt, doch soll auch das Rent- und Steueramt in Fran kenhausen durch Überlassung eines Vorraths neuer Cassen anweisungen in den Stand gesetzt werden, den Umtausch gegen alte dergleichen zu bewirken. Die Einlösungsfrist für die im Jahre 1848 emittirten Cassenbillets läuft bis zum Schlüsse dieses JahreS, und können daher dieselben auch bi« dahin zu allen Zahlungen an Fürstliche Cassen verwendet werden. Zugleich wird je doch hiermit der erste Januar des künftigen Jahres als Präclusivtermin unter der Verwarnung festgesetzt, daß un mittelbar mit Eintritt des gedachten 4. Januar 1852 alle Ansprüche an den Staat aus den im Jahre 1848 in Um lauf gesetzten hicrländischen Cassenbillets erlöschen und die letzteren, wenn sie bis dahin noch nicht eingeliefert, alles WertheS verlustig sind. 6. Alle durch das gegenwärtige Gesetz nicht aufgehobenen oder abgeänderten Bestimmungen deS Gesetze« vom 10. No vember 1848 finden auch auf die neuen Cassenanweisungen Anwendung. Urkundlich unter Unserer eigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Fürstlichen Jnsiegel. So geschehen . Mal 1851. (4. 8.) Fr. Günther, F. z. S. Rüder. C. Schwartz. Scheidt. Dresden, 19. December. Se. Majestät der König haben die Stelle eine« Justitiar« bei dem neu errichteten königl. Gericht zu Weißenberg dem zeitherigen Actuar deS Landgericht« Löbau, vr. Detlev Alexander Müller, zu übertragen gnädigst geruht. Tage-geschichte. Wien, 17. December. (W. Bl.) Gestern Nachmittags war zu Ehren des hier gewesenen Herrn Prinzen Johann von Sachsen große Tafel bei Hofe. Abends begleiteten Se. Majestät der Kaiser und Se. K. K. Hoheit Erzherzog Lud wig denselben bis zum Bahnhofe. — Wie man vernimmt, werden die Bestimmungen deS Vertrages, welchen Frank reich mit dem österreichisch-deutschen Postvereine abgeschlos sen hat, noch im Monat Januar in Wirksamkeit treten. Frankreich ist dem Vereine nicht definitiv beigetreten, hat aber seine Portosätze annäherungsweise festgesetzt. — Glaub würdig wird versichert, daß die unterbrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Sardinien und Rußland in Kürze wieder ausgenommen werden sollen. Bekanntlich ist in Turin seit dem Jahre 1848 der Gesandtschaftsposten Rußlands unbesetzt. Die „Nat.-Z." enthält folgende telegr. Dep. au« Wien vom 18. December: Folgende diplomatische Veränderungen haben stattgefunden: Der jetzige Gesandte in Dänemark, VclntS Treuenfeld, gehr als Gesandter nach Belgien; Graf Hartig, jetzt Gesandter in Kurhessen, geht nach Dänemark; der Generalmajor Langenau nach Schweden; der LegationS- rath Koller, früher in England, nach Hannover; der Lega- tionSrath PhilippSderg gehl als Gesandter (soll wahrschein lich heißen: Gesandtschaflsrath. D. Red. d. Dr. I.) nach London und der Legationsraih Ingelheim al« Gesandter nach Kurhessen. Prag, 12. December. (O.P.A.A.) Der Grafv. Cham- bord, meldet die „ReichSzeitung", welcher vor drei Tagen hier angekommen und erst im schwarzen Roß abgestiegen war, hat seit gestern den ganzen ersten Stock und einen Theil de« zweiten im englischen Hof auf unbestimmte Dauer bezogen. Am Tage seiner Ankunft stattete der hohe Gast «inen Besuch in der Burg am Hradschin ab, welcher ihm bereits erwiedert wurde. Von seinem jetzt aus 16 Per sonen bestehenden Gefolge werden noch mehrere Glieder erwartet. (Der Graf v. Chambord ist also nicht, wie au« Wien berichtet wurde, nach Brüssel gereist.) Pesch, 15. December. (W. Z.) Se. Kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Albrecht ist hier eingetroffen. München, 16. December. (N M A.) Se. Majestät der König haben unter allergnädigster Zufriedenheitsbezeu gung den charakterisirten Generalmajor von Zcylander aus der ihm provisorisch überwiesenen Stellung eines königl. Bevollmächtigten am Bundestag abzuberufen, dagegen ihn zum wirklichen Generalmajor und königl. Bevollmächtigten in der Bundesmilitärcommission zu ernennen geruht. — Wie wir vernehmen, wird Herr v. Hermann als Ver treter Baierns zu den in Wien am 2. Januar 1852 zu eröffnenden Conferenzen, die Anbahnung der großen deutsch österreichischen Zoll- und Handelseinigung betr., sich begeben. Aus Holstein, 10. December, wird der „O. P A. Z." geschrieben: Wir können die sichere und authentische Mit theilung machen, daß die Verhandlungen (zur Regulirung der nordischen Krag e) sich gegenwärtig in einer Phase be finden, welche eine dem Rechte sowvht nk« Item LanbeS- interesse entsprechende Erledigung der streitigen Verhältnisse in kürzester Frist in Aussicht stellt. DaS Bundescontingeut ist, wie bekannt, in seiner militärischen Organisation her gestellt; die berufenen Offiziere sind zum großen Theile Eingeborene deS Landes, die zwar ihre militärische Bildung in Kopenhagen genossen ; indeß den letztjährigen Kriegs ereignissen sich mehr oder weniger fern hielten. Die Hal tung des Cabinels jenseits der Belte scheint sich jetzt prin- cipiell gefestigt zu haben- Es hat jetzt ein in scharf ge zeichneten Umrissen formulirtcs Programm in Beziehung auf die in Frage stehenden Verhältnisse entworfen, dessen Hauptpunkte wesentlich mit den Forderungen der pacisiciren- den Mächte übereinstimmen. In erster Reihe steht die Wiederherstellung der Landstände in den Herzogtümern. Was drüben in Schleswig zur Zeit vorgeht, ist freilich wenig erfreulicher Art. Es wird indeß, wie wir vernehmen, dort in den öffentlichen Verhältnissen unter den Auspicien des persönlich ehcenwerthen Herrn v. Bardenfleth eine heil samere Richtung angebahnt, so zwar, daß auf Grund der rechtlichen und natürlichen Erfordernisse die Regierungs autorität eine festere, zusammenhaltendere Kraft wird ent falten können. Die Aolllinie an der Eider zwischen Schles wig und Holstein wird ganz bestimmt demnächst wiederum aufgehoben und wie ehemals bis an die Elbe ausgedehnt werden. Frankfurt, 17. December. Die „O. P. A. Z." ent- Das Leben der Lappländer. Pancritius schildert dasselbe in seinem Streifzuge nach Lappland folgenderweise. Wie die Alpenflora sich in einzelnen Gattungen, gleichsam vorgeschobenen Posten, ankündigt, bevor man baS Hochgebirge erreicht hat, so trifft man auf der Tour nach Lappland schon da Lappländer an, wo daS eigentliche Nomaden leben derselben noch unmöglich ist. Einzelne verdingen sich bei den schwedischen Kolonisten, die wie Hinterwäldler jenseii« de« culturirten Lande- zerstreut leben; andere verdingen sich selbst auf den SchiffSbanplätzen der Städte, sind fleißig und arbeiten still, bi« si, sich ein kleine« Eigenthum erworben, da« dann schnell in Rennthiere nmgesetzt wird, mit denen sie ihre geliebten Berge durchziehen können. Die Fischlappen begegnen al« feste Ansiedler dem ackerbau treibenden Colonisten in der zweiten Region. Sie pflegen einige Rennthiere zu hallen, die sie ihren nomadisirenden Brüdern zur Hütung anvertrauen, denn daS Rennthier hält sich nur in gtößern Heerden, und eine Zahl, geringer al« etwa zweihundert, ver mindert sich schnell. Die Fischlappen fangen besonder« reichlich eine LachSart. dort Sick genannt. Wa« sic nicht frisch verzehren, wird getrocknet. Sie führen ihren Vorraih dann im Reisebeutel mit sich. An der Lagerstelle hocken sie um« Feuer, stecken ihre Fische einzeln an Zweige und rüsten sie an der Gluih. Ihre Darracken von Dreiern und Zweigen sind viel weniger wohnlich al« ein ordentliche« Lappenzelt. Ihre Boote find sehr klein und überaus leicht gearbeitet, meist ganz ohne Eisen. Muß der Lappe einen Wasserfall auf den Flüssen umgehen, so stülpt er den Kahn wir einen großen Hut über den Kopf, hackt seine Ar» in den Feuilleton. Schnabel und regiert mit ihr den schnellen Lauf durch nieder hangende Baumäste und dichte« Gebüsch. Diese Luppen sind un gesellige Leute. Dem Gaste ihr Brot zu brechen stellt ihnen nicht ein. Sie backen au« Fichten und Kichtenrinde nämlich eine Art fast ungenießbaren Brote«. Nur wenn der Reifende mit der Flasche in der Hand zu ihnen kommt, findet er Aufnahme. Ein Juckastaka, d. h. ein Schluck, mach» ihn zum lieben Bekannten. Die Gastfreundschaft der Araber, die unter Palmew im glühenden Wüstensand wohnen, findet man nicht, wo die Lappen Hausen unter düstern Fichten auf Ei« und Schnee. Nur da« schöne schwedische Silbergeld reizt die Lappen zum Verkehr; — aber Branntwein! Man wird wie ein Freund ausgenommen, man wird mit dem Besten bewirthet, wa« die Hütte bietet, man wird am Ende gar besungen. Ich werd« mich eine« solchen Schau spiel« immer erinnern, al« dir Rumflasche in ihrem Kreise herumging und sich ein Concert anhob, da« man bei doch immer vernunftbegabten Menschen nicht erwarten «ollte. Jung «nv Alt, Mann und Weib kauerte im Kreise um da« dampfende Mücken feuer. Die Flascht kreiste, so lange ein Tropfen darin war. Sie nicken sich mit selig grinzendrn Gesichtern zu, die höchste Be friedigung spiegelt sich in allen Augen. - Die Unterhaltung wird reißend lebhaft, bi« sie in« Musikalische übergeht. Die Sprache der Lappländer ist nicht eben wohlklingend, wenn die Schweden auch mit ihrer Redensart arg übertreiben, daß, wer Lappisch sprechen will, erst bellen lernen soll. Geht'« aber in« „Oheicken" über, so ist die Wirkung entsetzlich! E« schein«, al« ob Jeder nur seine eigene Melodie beachte« und seinen eigenen Tert improvifirt, ja Viele kümmern fich offenbar gar nicht um Melodie und Sinn, gurgeln ihre beliebigen Worte oder stoßen unartikulirte Töne au«. Am Eure fiel Einer nach dem Andern um. Der Letzte lallte noch Einige« vom „braven Deutschen" — vackre t-ske war wohl all sein Schwedisch, wa« er konnte — und legte sich zu den Seinen nieder. ES war ein unentwirrbarer Knäuel, um so wunderlicher verschlungen, da Jeder dcn Kopf unter da« Gewand de« zunächst Liegenden gesteckt hatte, um sich vor dem blutdürstigen Mücken schwarme zu bergen. Die rothglühende Sonne stand über den Schneebergen, Rennthiere kletterten daran umher. Ich saß an einem FelSblocke und schrieb, einen zusammengebrochenen Hut aus dem Kopfe und einen großen Schleier umgewickel«, der, am Rock kragen befestigt, ein helmariige« Vifir bildete. Ich muß dabei bemerken, daß, je mehr die Lappen mit den cultivirten und rasfininen Küstenbewvhnern in Berührung kommen, um so greller auch ihre Brutalität an den Tag tritt. Im Hochgebirge bewahrt jeder ordentliche HanSvater seinen Branntwrinvorralh bi« tief in den Winter hinein und spart ihn für Nothfälle oder zu festlichen Gelegenheiten; auch findet der Reisende da freundliche Aufnahme, und eö gilt bei ihnen da nordische Sprichwort: „Wer Raum im Herzen hat, der hat auch Raum in der Gamme! (Hütte, Zelt)". — Selbst eine Neigung für Poesie findet man bei diesen Naturmenschen. Sie gehen in der gewöhnlichen Rede bald in eine Art von rhythmischer Rede weise im halbstngenden Tone über. Im Winter ziehen die Alpenlappen bi« in die Wälder hinab, in» Sommer treiben Hitze und Mücken sie mit ihren Thirren nach den Bergen. Da« Ren bleibt nicht in der Ebene, wenn'« zur warmen Jahreszeit kommt. Die Heerde macht fich sogar, wenn