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KWeißerh-Zei1img.G ^Mts- vuo Anztigt-Dlatt dkr Kömglichtll Gerichts-Ämter osd Itikdträthk M Dippoldiswalde vvd /raueastei». vminlworllicher «edmteur: Sarl Zehne in Vippoldiswstde. Monats-Bericht. Schon einmal, und zwar im Jahre 1848, war der Monat März eine Zeit nationalen Jubels für uns Deutsche. Die schwarz - roth - goldene Trikolore wurde nach langer Grabesruhe an's Tageslicht hervorgeholt, Freiheitsbäume gepflanzt und die besten und kühnsten Männer der Nation nach Frankfurt gesendet, um dem Drange der Nation nach Einheit und Freiheit einen verfassungsmäßigen Ausdruck zu geben Nach Monate langer Berathnng kam endlich die Reichsverfassung von 1849 zu Stande; sie enthielt den schon damals als unvermeidlich erkannten Ausschluß Oesterreichs aus dem deutschen Staatsverbande und Übertragung der Kaiserkrone an den König von Preußen Letzterer lehnte die ihm von der Nationalversammlung angebotene Krone ab, die Verfassung blieb unausgeführt und alle späteren Versuche der Erfurter Unionsverfassung, der Dresdner Conferenzcn, des Frankfurter Fürstentags verliefen resultatlos. Aber der nationale Gedanke selbst lebte fort, die Schützen-, Turner- und Sängerfeste waren seine Träger, bis unser gegenwärtiger Reichskanzler Fürst Bismarck diesen Gedanken auf die Fahne der preuß. Politik schrieb und diese zu einer national-deutschen machte. Es bedurfte der Waffenthaten deö Jahres 1866, um mit Ausschluß Oesterreichs die Nordbund verfassung zu Stande zu bringen, und eö bedurfte des Kriegs von 1870, um IunS die von Frankreich aufgedrungeue „unausstehliche" Mainlinie, wie sie die Süddeutschen nannten, zu beseitigen. So hat uns denn endlich der Monat März des Jahres 1871, neben der SiegeS- und Friedensfeier, Kaiser und Reich wiedergebracht und die Vertreter der gesammten Nation in Berlin versammelt. Inzwischen haben unsere niedergeworfenen Nachbarn in Paris nach dem großen blutigen Drama, der Welt das jämmerliche Sathrspiel einer rothen Revolution geliefert, die ohne, oder nicht ausgesprochene, Zielpunkte, den Ruin des unglücklichen Landes vervollständigt, während eine macht- und muthlose Regierung ihr gegenüber steht. Es kann kaum zweifelhaft sein, daß dieser erbärmliche Zustand mit einer Diktatur über kurz oder lang enden muß. Die so sehr geschmähten und gehaßten Deutschen werden schon jetzt von der Ordnungspartei al« rettende Engel angesehen, nur hält man in maßgebenden Kreisen unsere Soldaten für zu gut, um in Paris Polizeidienste zu versehen. So lange der abgeschlossene KriedonSvertvag von französischer Seite gehalten wird, liegt für un« kein Anlaß zum Ein schreiten vor. Aus den übrig»» europäischen Ländern ist nichts Belangreiches zu berichten. Aufgabe des deutschen Volkes wird eS nun sei». daS gewonnene große Resultat des Rieseukampfes, die nationale Einigung, in Werken deS Friedens zu verwerthen. „Möge," so sagen wir mit der Thronrede des Kaisers Wilhelm, „die Wieder herstellung des deutschen Reichs für die deutsche Nation auch nach Innen das Wahrzeichen neuer Größe sein; möge dem deutschen Reichskriege, den wir so ruhmreich geführt, ein nickt minder glorreicher Reichssriedeu folgen und möge die Aufgabe des deutschen Volks fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen!" —r. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Die General-Versammlung unseres VerschönerungS-VereinS wird nächsten Sonnabend, den 1. April, abgehalten werden. — Die königl. sächsischen Ca ssenbillets vom Jahre 1855 werden eingezogen und sind bis 31. Mai 1871 bei allen Staatskassen, von da ab bis 31. Aug. nur bei der Fiuanzhauptcasse als Zahlung zu verwenden. Dresden. Unser König reiste am Sonntag Nachmittag nach Berlin zum Besuch des Kaisers Wilhelm, der seinem hohen Gaste einen Extrazug mit dem kaiserlichen Salonwagen entgegengesandt hatte. Am Bahnhof waren anwesend der Kaiser, der Kron prinz und der gesammte kaiserliche Hof ; die Begrüßung der Monarchen war die herzlichste. Zur Hoftafel waren alle in Berlin anwesende Fürstlichkeiten geladen. Am Dienstag Abend 8 Uhr reiste der König mittelst Extra- zugS wieder nach Dresden. — Das Cultuö - Ministerium beabsichtigt, die Landes-Synode zum I. Mai zusammenzuberufen. — Freitag Nachmittag wird das erste sächsische Besatzungsbataillon aus Frankreich nach Dresden zurückkehren und vom Leipziger Bahnhof abgeholt werden. — Zur Zeit sind noch 12000 gefangene fran zösische Soldaten in Dresden, deren Transport ststirt wurde. Die Ofiziere sind sämmtlich abgereist. — In nächster Zeit soll mit den technischen Vor arbeiten für die projectirte direkte Eisenbahn von Berlin nach Dresden, die die Exercierplätze am Heller berühren wird, begonnen werden. Leipzig. Mit Räumung de» LazarethS in der Turnhalle hat man begonnen und die wenigen Kranken in das Barakenlazareth gebracht Nach der Oftermesse wird der Turnverein wieder in seine Halle einziehen,