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WM« km MMß TharMt, Uchen, Menlchn md die Umgegendtn Imtsölstl Sonnabend, den 9. März 1895 No. 39 des Staatsrathes stehen — unser Reichstag hat es den das deutsche Volk noch Wir haben und an Vieles gewöhnen müssen, aber eines so starken Stückes, wie es sich dieser Reichstag neuerdings geleistet hat, hätten wir uns doch nicht versehen. Am 1. April feiert das Deutsche Reich den 80. Geburtstag seines Schöpfers, des Fürsten Bismarck. Wenn an diesem Tage in allen Städten und an allen Orten dank bare Herzen einem selbst von seinen Feinden als groß und un gewöhnlich anerkannten Manne den Zoll der Verehrung für seine Verdienste um's Vaterland darbringen, wenn allenthalben Feste gefeiert und Reden gehalten werden, dann wird ein Haus öde und in feindseliger Stille dastehcn, ein Haus, als dessen Baumeister sich doch eben jener Fürst Bismarck bezeichnen kann. Der deutsche Reichstag wird den I. April ohne Rede und Fest klang- und sanglos vorübergehen lassen. Zwar der Senioren konvent bat — entgegen den Meldungen einzelner Blätter — in der Sache weder berathen noch entschieden, aber private Vorbesprechungen haben doch mit aller Sicherheit ergeben, daß ein Gedenken Bismarcks im deutschen Reichstage am 1. April den lauten Protest deS Centrums, der Sozialdemokraten und vorwiegend auf der Tagesordnung werden, zur Besprechung gelangt. Man sagt er wollte sterben eilig, den letzten Rest von Achtung, für ihn übrig batte, zu verscherzen. Die neue Session des preußischen Staatsrathes. Der preußische Staatsrath tritt am nächsten Dienstag; wieder zusammen, um diesmal eine größere Anzahl Fragen meist agrarpolitischen Inhalts zu erörtern. Da der Staatsrath nicht den Charakter einer gesetzgebenden Körperschaft besitzt, so sind seine Beschlüsse selbstverständlich auch nicht von bindender Kraft für die Regierung, immerhin werden dieselben aber nicht ohne Einfluß auf das weitere Vorgehen der Regierung zur Be kämpfung des landwirthschaftlichen NothflandeS bleiben. Denn der jetzt einberufene Staatsrath repräsentirt eine Versammlung einflußreicher und hochangesehener Sachverständiger zunächst auf landwirthschaftlichem Gebiete, dann aber auch auf anderen Ge bieten, die in den bevorstehenden Staatsrathsveihandlungen ebenfalls berührt werden sollen. Für die Regierung muß es jedoch Werth besitzen, die Anschauungen und Meinungen von Persönlichkeiten kennen zu lernen, die in dem so schwierigen landwirthschaftlichem Problem und den hiermit zusammenhängen den Fragen besonders urtheilsfähig sind, und es können alsdann auch die Rachschläge solcher erfahrener Männer nach der ge dachten Richtung hin nicht gleichgiltig für unsere leitenden Staatsmänner sein. Wie nun das inzwischen bekannt gewordene ArbeitSpro Zu der Nachricht des „Figaro", wonach die französische und russische Flotte bei der Feier der Eröffnung des Nord- Ostsee-Kanals sich zu einer gemeinsamen Demonstration ver einigen würden, bemerkt die „K. Z.: „Wir haben es mit einer bösen Zeitungsente zu thun. Es mag sein, daß Frankreich und Rußland sich, was auch andere befreundete Mächte unterein ander gethan haben mögen, über die Zahl der zu sendenden Schiffe und den Rang der Befehlshaber verständigt haben. Es will kein Staat hinter dem anderen zurückbleiben. Eine Ver ständigung darüber hinaus aber wäre eine politische Kundgebung, Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags Uhr angenommen. Insertionspreis HO Pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens- tags, Donnerstag und sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen j Mk.55pf. Einzelne Nummern HO Pf. Vaterländisches. Wilsdruff, am 8. März. Die vom Direktorium des Gemeinnützigen Vereins und von den Obermeistern sämmtlicher hiesiger Innungen für gestern Abend anberaumte Versammlung im Hotel zum goldnen Löwen war gut besucht; es galt den Anwesenden den Entwurf einer Petition an das hohe Königl. Finanzministerium behufs Errichtung eines Güterbahnhofes und einer Personenhaltestelle an der Westseite unserer Stadt bei der projektirten Weiterführung des Eisenbahnnetzes nach Nossen vorzulegen. Nach mehrfacher Aussprache gelangte die Petition zur Unterschrift, dieselbe soll von Haus zu Haus zur Unter zeichnung getragen werden und dann an den löblichen Stadt- gemeinderath zur Mitunterzeichnung und zur gütigen Befür wortung übergeben werden. — Zur Wahl im sechsten Reichstagswahlkreise schreiben die „Dr. Nachr.": „Die öffentliche Bezeichnung des von den Konservativen aufzustellenden Kandidaten wird in den nächsten Tagen erfolgen. Wir können heute schon mittheilen, daß der betreffende Herr ein im Wahlkreise ansässiger Landwirth ist und sowohl durch seine hochintelligente WirthschaftSweise, wie ins besondere durch seine den landwirthschaftlichen Mittel- und Klcingrundbesitzern gewidmete gemeinnützige Thätigkeit einen hochgeachteten Namen errungen hat. Die Konservativen gehen mit der Verteerung des Bundes der Landwirthe Hand in Hand, so daß die Hoffnung gerechtfertigt ist, der Wahlkreis werde den sozialdemokratischen Ansturm mit Erfolg bestehen können." tragen stets gut zu vertreten. Nack beendigter Feierlichkeit nahm Se. Majestät im Marine-Casino das Frühstück ein, im Ver laufe des Nachmittags wohnte der Kaiser der Kiellegung des neuen Schlachtschiffes „Ersatz Preußen" bei und unterzog das Panzerschiff „Weißenburg" einer Besichtigung. Später fand beim Kaiser Diner an Bord des Flaggschiffes „Kuchürst Fried rich Wilhelm" statt, auf welchem der Monarch auch Nachtquartier nahm. Am Mittwoch Morgen war eine Fahrt des Kaisers an Bord des „Kurfürst Friedrich Wilbelm" nach Helgoland und weiter nach Brunsbüttel p-ojektirt, auch ist ein kurzer Be such des hohen Herrn in Bremen in Aussicht genommen. Die am nächsten Dienstag beginnenden Sitzungen des preußischen Staatsrathes werden wiederholt durch die Anwesenheit des Kaisers ausgezeichnet sein, wenigstens verlautet bestimmt, der hohe Herr habe die Absicht kundzegeben, den Verhandlungen des Staatsrathes so oft wie möglich beizu wohnen. Für dieselben ist ein Zeitraum von zwei Wochen in Aussicht genommen, doch erscheint diese Frist im Hinblick auf das inzwischen bekannt gewordene überreichliche und zum Theil sehr schwierige Arbeitsmaterial des Staatsrathes fast zu knapp bemessen. Eine Art Vorläufer hat die Staatsrathssession durch die 23. Plenarversammlung des deutschen Landwirthschaflsrathes gesunden, welche soeben in Berlin tagte, denn bereits in letzterer Versammlung sind einige der agrarpolitischen Fragen, welche Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm wohnte am Dienstag Mittag der Vereidigung der Marine-Rekruten in Wilhe'lms- dafen bei. Der allerhöchste Kriegsherr richtete bierbei eine Ansprache an die jungen Flottenmannschaften, in welcher er in markigen Worten an die Heiligkeit des Eides erinnerte und als Herrscher und Kaiser die stete volle Erfüllung des soeben ab- gelegtm Schwures verlangte. Dann ermahnte er die angehen ¬ den Feierlichkeiten aus denselben Gründen vertreten, sein wie die anderen Nationen. Die Einladung ist vom Deutschen Reiche ergangen, dem es als Gastgeber obliegen wird, den einzelnen Gästen ihre Plätze anzuweisen. Dies wird in der Weise ge schehen, wie cs das diplomatische Programm vorschreibt. Wer von den Gästen einen anderen als den ihm gebührenden ein nehmen wollte, würde das Gastrecht verletzen. Die Marine- Offiz ere aller Länder sind des internationalen Verkehrs so ge wohnt und so höfliche Leute, daß eine solche Verletzung völlig ausgeschlossen erscheint. Die Pariser Presse mag ihrerseils wohl eine französisch-russische Kundgebung herbeiwünschen, im Aus wärtigen Amt in Paris aber wird man sich nicht dazu hergeben wollen und in Rußland erst recht nicht." Die „Times" meldet aus Peking unterm 6. d.: Li- hung-tschang ist von Peking nach Tientsin abgereist, um sich nach Japan zu begeben. Das Beglaubigungsschreiben Li-Hung- tschangs wurde vou den Japanern genehmigt. — In England setzt man nach den bisherigen Vorgängen auch in die FriedenS- misfion Li-bnng-tschangs wenig Vertrauen. Zugleich glaubt man charükllnststcherweise, daß Rußland insofern hinderlich auf die Friedensvcrhandlungen einwirken wird, als es die von Japan verlangten Gebietsabtretungen nicht dulden würde. Ob Rußland aber in der Lage ist, dem siegreichen Japan in dieser Weise entgegenzutreten, und ob es nicht sür England selber vortheilhaft ist, wenn Japan sich zu einer Macht gestaltet, die der Ausbreitung der russischen Macht im fernen Osten als Gegengewicht dienen kann, das scheint man sich in England gar nicht zu überlegen. Der gut unterrichtete, mit anderen Regierungskreisen in Fühlung stehende Berichterstatter des „Manchester Guardin" schreibt nämlich: Li-hung-tschangö Be glaubigungsschreiben ist sicherlich so abgefaßt, daß die Japaner, dagegen keinen Einwand erheben können. Aber es scheint, al« ob die Japaner seit einigen Wochen zu dem Beschluß gekommen sind, daß China außer der Kriegsentschädigung Gebiet abtreten muß. Korrea kann nicht annektirt werden. Die Japaner be haupten selbst, daß es nicht von China abhängig ist. Ent scheidender aber ist die Thatsache, daß Rußland Japan schon den Wink gegeben hat, daß es eine Veränderung der Zuge hörigkeit Koreas nicht zugeben wird. Es giebt nur zwei Land striche, die für Japan wünschenswerth sind. Der eine umfaßt einen Theil der Mandschurei, den es jetzt besetzt hat, d'e Gegend, zwischen dem Jaluflusse (der Grenze Koreas) und dem Liao flusse, wo stütschwang liegt. An der Spitze dieser Halbinsel befindet fich Port Arthur. Wie weit sich dieser „Pufferstaat" erstrecken soll, bliebe abzuwarten. Erhalten die Japaner Port Arthur, so beherrschen sie nicht nur das gelbe Meer, sondern es steht ihnen die Straße nach Peking offen. Es steht aller dings wieder zu befürchten, daß Rußland sein Veto einlegt. Die zweite Möglichkeit ist die Annexion Formosas. Dieses ist von der See aus zu vertheidigen, liegt den volkreichsten Pro vinzen Chinas nahe und besitzt einige vortreffliche Häfen. Der Berichterstatter des „Manchester Guardin" setzt hinzu, daß er aus bester Quelle weiß, daß China in keinem Falle einen Theil der Mandschurei oder Formosa abtreten wird. Stellt Japan die Forderung, so wird es die Verhandlungen abbrechen und sehen, wie es Peking vertheidigt. des Freisinns finden würde. Es wurde dem Präsidenten v. Levetzow, der persönlich zu einer feierlichen Ansprache bereit und auch mit der Ernennung zum „Ehrenbürger des deutschen Reiches" einverstanden war, bedeutet, daß man die Geburts tagsfeier zu einer Protestkundgebung benutzen würde. Darauf hin haben die nationalen Parteien, um die Gefahr zu ver meiden, vor der ganzen Welt eine nichtswürdige, verächtliche Komödie, die uns dem Gespötte aller Völker preisgeben würde, aufzuführen, den Gedanken e uer Huldigung des Fürsten Bis marck am 1. April aufgegeben. Zugleich ist beschlossen worden, darauf hinzu>nängen, daß am 1. April überhaupt keine Sitzung stattfindet. Nach der deutschen „St. Petersburger Zeitung" besteht die Absicht, dem Fürsten Bismarck zum 80. Geburtstage eine werthvolle Ehrengabe zu überreichen. Die deutschen Kolonien von Petersburg, Moskau, Riga, Reval, Charkow, Baku und quillt rlmayrile er oie augeyens MNvlgung oaruver ymaus aoer wäre eme d.n Moni-c-Angehörigen, immerdar ihre Pflicht in dem nun- die über den Zweck hinausgeht, die Vollendung eines großartigen mcbr an sie Hera »tretenden ernsten Dienste zu thun und im allen schifffahrendcn Völkern zu gute kommenden Kultur- und Auslande die vaterländische Marine durch ein würdiges Be- Friedenswerkes zu feiern. Frankreich und Rußland werden bei gramm des Staatsrathes erkennen läßt, werden dessen Be- rathungen in erster Linie und vor allem den Maßnahmen zur Hebung der Preise der landwirtbschaftlichen Produkte gewidmet sein, was auch ganz erklärlich ist, bastrt doch der heutige Noth stand der Landwirthjchaft wesentlich mit auf den so niedrigen Preisen gerade der wichtigsten ihrer Produkte. Eine ganze Reihe von Maßnahmen, welche diesem Grundübel entgegen- wirkcn sollen, werden da dem StaatSralhe unterbreitet, von dem sich mit dem bekannten Anträge Kanitz deckenden Vor schläge der Monopolisirung des Handels mit ausländischem Ge treide u. s. w. an, bis zu den Vorschlägen, welche auf Ein führung eines staatlichen BrodmonopolS und endlich gar auf Verstaatlichung des Müllereibetriebes zielen. Zuvörderst beziehen sich diese Projekte auf die Hebung deS Getreidepreises und wirft das Programm ausdrücklich die Frage auf, ob sie zur Erreichung des erstrebten Endzweckes geeignet und praktisch durchführbar sind, und gerade hierin darf dem Urtheile des Staatsrathes gewiß mit erhöhtem Interesse entgegengcseben werdm. In enger Verbindung mit den Erörterungen über die Hebung des Getreidepreises werden naturgemäß di- Berathungen in Betreff der Verbesserung des Zucker- und Spirituspreffes stehen, nur unterbreitet in dieser Beziehung die Regierung dem StaatSralhe keine spezial,sirten Vorschläge, sie scheint solche vielmehr vom Staatsrath- selbst zu erwarten. Neben diesen Fragen, welch durch die landwirthschaftliche Agitation hochaktuell geworden sind, fehlt es auf der veröffent lichten Tagesordnung des Staatsrathes auch nicht an anderen Gegenständen, bei deren Berathung es sich schließlich ebenfalls um die Bekämpfung des landwirthschaftlichen Nothstandes handelt. Hierher gehören das Währungsproblem unter Betonung der Silberfrage, sowie eine ganze Reihe von Maßnahmen, welche theils die Verbilligung der landwirthschaftlichen Produktion und Erleichterung des Absatzes der Erzeugnisse der Landwirthschaft, theils die Seßhaftmachung der ländlichen Arbeiters.l ast nament lich im Osten und theils endlich Reformen im ländlichen Jm- mobiliar- und Persoiralcreditwesen ins Auge fasten. Das den Staatsrath jetzt erwartende Arbeitsmaterial ist also quantitativ ein ungemein umfangreiches, während es in qualitativer Hinsicht sehr schwierige und schwerwiegende, aber allerdings brennende Probleme aufweist. Ob es der genannten Körperschaft gelingen wird, ein solches Arbeitspensum'innerhalb i anderen Städten Rußlands werden sich ^aran ' betheiligem der zwei Wochen, welche die Staaisralhsicssion dauern soll,, Ueber den Charakter der Gabe theilt das Blatt nichts mit, er- sorgsältig und zweckdienlich zu erledigen, dies möchte freilich wähnt vielmehr nur, daß das Geschenk in sinniger Weste an noch abzuwarten bleiben. Auf jeven Fall können aber die; das Land erinnere, aus dem es stammt. Das Geschenk wird bevorstehenden Staatsrathsveihandlungen Anspruch auf allge-svgn einer Abordnung überbracht werden. Den Geburtstag meines Interesse erheben, und zwar dies um so mehr, als wird die deutsche Kolonie in Petersburg durch eine große Fest- Kaiser Wilhelm seine öftere persönliche Theilnahme an den Versammlung begehen. Sitzungen des Staatsrathes in Aussicht gestellt haben soll. " " für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst.