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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe» und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Rcdigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 60. Mittwoch, den 6 September. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und rcsp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 10 Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Rüm mer bis Tags vorher Vormittags S Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden. Nächsten Sonntag, d. 10., wird die hiesige Communalgarde auf dem Waldschlößchcn ein großartiges Fest begehen, das Stiftungsfest der Communalgarde. Es ist dies der 18jährige Stistungstag dieses Insti tuts. Bereits werden große Vorbereitungen getrof fen, um dieses Fest zu einem allgemeinen Bürger fest zu machen. Alle Communalgarden Sachsens sollen eingeladcn werden, und es steht zu erwarten, daß man dieser Einladung zahlreich Folge leisten werde. Ein großes, allgemeines Festessen soll in der dazu eingerichteten gegen 800 Personen fassen den 2. Etage des Waldschlößchens abgehalteu wer den. Uebrigens wird ununterbrochenes Concert von zwei Musikchören stattfinden, wovon eines auf der Terrasse, das andere im Walde spielt, wohin von der Terrasse aus eine Brücke gebaut werden soll. Zudem wird Ball, Festtrinken und Illumi nation Vorkommen. Preußen. Berlin, 28. Aug. Es werden in die Umgebung unserer Stadt immer mehr Trup pen gezogen. Sehr viel Artillerie soll eingetroffen sein. Man versichert, das geschehe nur (?) zu dem Zweck des beabsichtigten großen Herbstmanövers, wofür ein Lager in Charlottcnburg und Spandau errichtet werden soll. Türkei. Am 17. August ist in Kon stantinopel Feuer ausgebrochen, welches außer vielen Kaufläden und Häusern 26 Kauffahrtei schiffe und einen sehr ansehnlichen Holzvorrath in Asche verwandelte. Der Schaden wird auf viele Millionen berechnet. In Konstantinopel und Smyrna wie in Älcrandria macht die Cholera im mer größere Fortschritte. Ein schlichtes Wort über Emancipation der Volksschule. Zu Len wichtigsten Zeitfragen, welche das reiflichste Nachdenken und die allseitigste Beleuchtung verdienen, gehört unstreitig die Emancipation derVolksschule von der Kirche. Es ist bereits so viel darüber gesprochen, gestritten und geschrieben worden, daß Verfasser dieser Zeilen seine Feder nicht in Bewegung zu setzen brauchte, wenn es ihm nach einem am 24. d. M. im deutschen Vaterlandsverein zu Bischofswerda gehaltenen Vor trage und in der deniselbcn folgenden kurzen Debatte nicht geschienen hätte, als ob ein Mißverständniß zwi schen den streitenden Parteien stattfände. Aus diesem Grunde, sowie ferner in der Absicht, ein Wort der Vermittelung in dieser Angelegenheit zu sprechen, er laube ich mir, hiermit Folgendes zu veröffentlichen. Zunächst wird anzudeuten sein, was man unter der vielfach erwähnten Emancipation zu verstehen hat und in wie weit dieselbe Wünschenswerth und für das Auf blühen der Schulen erforderlich ist. Unter Emanci- pation kann durchaus nicht die Trennung der Schule und ihrer Lehrer von der christlichen Gemeinschaft oder von« Verbände einer christlichen Gemeinde verstanden werden; die Lehrer wollen auch Bekenner ihres gött lichen Meisters sein und bleiben,' sie sind verpflichtet, dasselbe reine Wort Gottes den ljnmündigen bekannt zu machen, als wie es von den Geistlichen in den Kir chen geschehen soll, sind eben so wie die Geistlichen Ar beiter im Weinberge des Herrn, und da Beide in dieser Beziehung nach einem und demselben Ziele hinarbeiten (die Erziehung des Menschen zum Himmelsbürger), so kann von einer Trennung der Schule von der Kirche, aus dem religiösen Gesichtspunkte bewachtet, nicht die Äedc sein. Jeder christliche, gewissenhafte Lehrer wünscht in dieser Hinsicht mit mir bei der Kirche zu bleiben, um des Herrn Lämmer weiden zu können. Hieraus ergicbt sich, Laß unter ver Emancipation der Dritter Jahrgang.