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01 Ankündigungen: Die 32 nun breite Vrundzeil« oder deren Raum 35 Pf, di« 66 nun breit« Bruud-eile oder deren Raum im amtliche« Teil« 76 Pf., unter Lin» gefandt 1 SM. Ermäßigung aus Beschäft-anzeigen, Familienaachrichten und Stellen» gesucht. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Berkauf-Iiste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren, verantwortlich für die Redaktion: vberregierung-rat Hans Block in Dresden. Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» LrscheinungStage». Bez«g»prei»: Monatlich 3 Mark. Einzeln« Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleituug Nr. 14574, Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Etadtgirokonto Dresden Nr. 140. Sächsische Staatszeitmg Staatsaryetger für den Keiftaat Sachfen Dresden, Mittwoch, 30. Oktober Nr. 2S4 1S29 Ende der Eintragungen für das Volksbegehren. Reichsminister Severing und der 9. November. (N.) Ja einem Teil der Presse wird eS so dargesteM, als od der Reichsminister des Innern Severing, der für eine Veranstaltung der Sozialdemokratischer» Partei in Leipzig zum ». November dir Ansprache über, nomme« hat, die Absicht habe, „einen Feldzug gegen Sachsen" zu unternehme» und „gegen die sächsische Regierung wettern" zu wollen. Diese Aussassung ist jedoch nicht zutressrnd. Es ver steht sich, daß Reichsminister Severing als Sozial, dlmokra» sprechen wird; aber eS ist falsch, anzunehmcn, daß er eine» Feldzug gegen die sächsische Regierung Wege« deS 9. November-Raubes zu führe» beabsichtigt. Wie uns dekannt ist, hat Herr Minister Severing dir Zusage zu der Leipziger Veranstaltung zu einer Zeit gegeben, al» er von der Vorlage der sächsischen Regierung »och keine Kenntnis vesaß. Ferner können wir daran? ver» weisen, daß Reichsminister Severing stets die Anschauung vertrete» hat, daß ei» allgemeiner dentscher «ersasinngsseirrtag am 11. August ge- schassen werde« soll. Dieser A«scha»«ng gemLtz hat Reichsminister Severing auch in der la»gen Reihe von Jahre«, i« dene« er preußischer Znnrnmi«ister war, «iemalS dara«f gedrängt, de« 9 November znm Feiertag zu erhebe«. Heichsfinanzminister vr. Hilferding über die Finanzlage. Die Einlragungrn für das voltSbegehr»« haben gestern abend um 8 Uhr ihr Ende er. reicht. Eine abgeschlossene Übersicht liegt selbstverständlich noch nicht vor da die Ergebnisse besonder» au» kleine» und »»ilegenen Ortschasten «och nicht eingegangen sind. Der RrtchswahUetter hat die örtlichen Stellen angewiesen, ihm die vollständigen Listen biS zum 6. November rin zureichen. Es ist also damit zu rechne«, daß am 7. November daS vorläufige amtliche Eintragungse r» gevnts vorlirgt. Berlin. Tie Zahl der Eintragungen für daS Bolts- begehren belief sich am letzten Tage der Frist in Groß-Berlin aus 281bS. Damit beträgt die Ge samtzahl der Groß-Berliner Eintragungen 242713. ES haben sich a'so 7,66 Prez der 3157626 Wahl berechtigten einceiragen Halle. In Halle wurden für daS Volksbegehren 18 855 Stimmen abgegeben. Die Zahl der Wahl berechtigten ist 150 690 Somit sind die er forderlichen 10 Proz. (15 069) Stimmen erheblich überschritten. Hannover. Für daS Bolisbegehren wurden in Hannooer (Stadt) von 323500 Stimmberechtigten insgesamt 8360 Summen abgegeben. Hamburg. TaS vorläufige amtliche Ergebnis der Ein tragungen zum Voltsbegehren im Wahlbezirk 31 (Sladt und Land Hamburg zusammen) verzeichnet 35 630 Eintragungen, was bei einer Zahl der Wahl berechtigten von 880 591 einer Beteiligung von etwa 4 Proz. enispii.il Altona. Tas amtliche Ergebnis deS Volksbegehrens lautet aus 5084 Stimmen. Tie Teilnahme am gegenwärtigen Volksbegehren betrug 2,9 Proz. Bremen. Tas vorläufige amtliche Ergebnis der Ein tragungen zum Volksbegehren im gesamten Bremer Staatsgebiet verzeichnet 20974 Eintragungen bei 241856 Wahlberechtigten somit 8>/. Proz. Stettin. Für daS Voltsbegehren haben sich in Stettin von rund 190000 Stimmberechtigten insgesamt 13900 eingetragen. Ruhrgebiet. Von den 432159 Wahlberechtigten des Stadt- und Landkreises Essen haben sich m Essen 6545 in die Listen sür das Voltsbegehren eingetragen, in Duisburg-Hamborn 8017, was einer Beteiligung von 2 9 Proz. entspricht, in Tort mund 4340 (Zahl der Wahlberechtigten 365000), in Mülheim-Ruhr 3588 (Wahlberechtigte 88626s und in Bochum 5509. Rheinisch-westfälische Ergebnisse. In Trier-Stad» haben sich von rund 40000 Wahlberechtigten 117 eingetragen, tn Düren-Stadt von rund 25600 Wahlberechtig ten 107, in Koblenz von rund 42000 Wahl berechtigten 682, tn Koblenz-Land Beteiligung unter einem Prozent, in Krefeld einschließlich lkrdingen von »und 103000 Wallberechtigten 2978. Rach dem vorläufigen amtlichen Gesamtergeb nis haben sich im ReichstagswahlkreiS Düssel dorf-Ost von 1465384 Wahlberechtigten 29 280 in die Listen zum Volksbegehren eingetragen- München. 8« di« Listen sür ras Volksbegehren haben sich in München von 463499 Stimmberechtigten 28550 eingetragen. Rürnberg-Kürth. Nürnberg Stadt und Land. Stimmberechtigt: 227778. Abgegebene Stimmen: 14815. Fürth Stadt und Land. Stimmberechtigt: 50457. Abgegebene Stimmen 2189. Hessen. Im ganzen BokkSstaat Hessen haben sich von »13867 Stimmberechtigten 27 586 für da» Volk»- begehre« eingezetchnet. Arantfnrt/Mam. Nach den vorläufigen Ermittlungen des städti schen WahlamtS belaufen sich die Eintragungen für daS Volksbegehren in Frankfurt/Main auf ins gesamt 6500 Da rund 425000 Personen wahl berechtigt sind, haben sich in Frankfurt/Main also nur 1,5 Proz der Berechtigten für das Volks- begehren erklärt. Stuttgart. Für das Voltsbegehren wurden in Stuttgart von 266 321 Stimmberechtigten insgesamt 9107 Stimmen abgegeben. Karlsruhe. Für daS VollSbegehren haben sich 2070 Per- sonen von 114 696 Wahlberechtigten eingetragen. Oppeln. Nach den vorläufigen Meldungen beläuft sich das Gesamtergebnis der Eintragung für das Voltsbegehren im Wahlkreis 9 (Oberschlesien) auf 51961 abgegebene Stimmen bei 816 942 Wahl berechtigten. ES fehlt bei dem vorläufigen Gesamtrcfultat das Ergebnis deS Landkreises Reiße. Im übrigen fehlen insgesamt 284 Ee- mein den. TaS Gesamtergebnis dürft« noch nicht 8 Proz. der Stimmberechtigten erreichen. Be sonder- ausfallend «st die Zahl der abgegebenen Stimmen im Landkieise Kreuzburg, in dem bei 29 059 Stimmberechtigten 10 982 Stimmen abgegeben wurden Von den Städten wurden abgegeben in Beuthen 2359 Stimmen (56 498 Stimmberechtigte), in GleiWitz 2740 (63440 Stimmberechtigte), Hindenburg 5162 (79739), Oppeln 4528 (26936). Breslau. Tie Pressestelle des OberpräsidiumS teilt mit: Über die Eintragungen zum Volksbegehren sind in ken Städten Nteberschlesiers zum Teil sehr niedrige Eintragungsergebmsse sestgeflellt; z B. Groß- Breslau-Stadt 17904 bei 453137 Wahl- berechtigten, Sagan 682 bei 11800, Schönau 48 bei 1100, Neusalz 382 bei 19000 Heynau 510 bei 7227, Grünberg 704 bei 17000, Lieg nitz 4381 bei 52882. Dagegen ist aus dem flachen Lande die Ein- ttagungszisser zum Teil außerordentlich hoch So hat der Kreis Guhrau (es fehlen noch vier Gemeinden) 8103 bei 20369 Wahlberechtigten, Kreis Strehlen (eS fehlen noch 20 Gemeinden) 4804 bei 23112 Wahlberechtigten. TaS Gesamt ergebnis des Kreises Löwenberg ist 4479 bei 38 327 Wahlberechtigten Mecklenburg. In 43 mecklenburgischen Städten mit insgesamt 24l571 Wahlberechtigten haben sich 39256 Per- sonen (also etwa 16 Proz. der Wahlberechtigten) sür das Volksbegehren eingetragen. ES fehlen noch die Ergebnisse von etwa 15 mecklenburgischen Städten und die sämtlicher Landgemeinden. Sachsen. Wahlberechtigt (Zahlen von der Reichs- Stadt Bautzen Zittau Kamenz tagswahl 1928) 26 471 26 552 Eintragungen 3 558 1303 692 Löbau Stadt Dresden 8411' 488 m. Albertstadt 473 847 28 215 Freiberg 24 455 5 652 Freital 25 756 243 Meißen 32 944 2 461 Pirna 21 210 1234 Radeberg Großenhain 10 967 603 2124 Sebnitz 7 431 98 Döbeln 18 502 1280 Mittweida 12 953 2 352 Leipzig 504 741 19 346 Wurzen Borna Waldhelm Grimma Stadt Oschatz 12 802 1130 1893 381 826 Ehemnttz 239000 46 930 Zwickau 56 888 S6W Berlin, 30 Oktober. Im Haushaltausschuß des Reichs- tag es erllärte heute Re'chsfinanzminister vr. Hilferding: Dem Reichstag werde in dieser Herbsttagung noch ein Nachtragshaushalt sür 1929 und auch ver Haushaltplan sür 1930 zugehen Daß ein Nach-, trag sür 1929 notwendig sein würde, dar ms habe er schon bei den Haushattberatungen sür 1929 hingewiejen. Einmal seien durch vte von ihm begrüßte Sparakiion deS Reichstages die Etat- ansätze nach seinen, Etatvoranschlag so ein geengt worden, daß gewisse Korrekturen not wendig seien. Er habe rücksichtslos über» und außerplanmäßige Ausgaben gedrosselt. In gewissem Umfang müßten aber erhöhte Aus gaben nachträglich etatisieit werden. Auch müssen die Einnahmesätze nach dem bisherigen Auskommen richtiggefiellt werden. Außerdem er fordere die im Falle der Annahme des Doung- planes eintrelenbe Reparationserleichterung eben falls einen Nachtragsetat. Er werde den Nachtrag vorlegen, wenn die Haager Verhandlungen über den Youngplan abgeschlossen seien Der NachlragSha«shalt werde in erster Linie vorgeschlagen, um das im Jahre 1928 entstandene Defizit in Höhe von 154 Millionen Mark abzu decken. Dadurch werde gleichzeitig die Kasten- läge um diesen Betrag erleichtert In zweiter Linie soll bas Defizit deS Jahres 1929 abgedeckt werden, das znm Teil durch einige von ihm schon während ver Reichstagsberatungen angezweifelten Streichungen durch den Reichstag und zum Teil durch überhöhte Einnahmesätze entstehe. Schließ lich müßlen auch eine Reihe von Ausgaben zur Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen oder Vertragsverpflichtungen, die erst im Lause deS Rechnungsjahres entstanden wären wie z B. die 12 5 Millionen Reichsmark aus dem belgischen Markabkommen. eingestellt werden. Der Nachtragsetat werde ein in sich balancierender Etat sein. ES könne keine Rede von einer angeblichen Ver schleppung der Vorlage des Nachtrags- etats und von einer dadurch eintretenden Ver pulverung von Reichsgeldern sein. Denn so lange der Nachtrag nicht vorgelegt sei, könne auch keine Ausgabe erfolgen. Er werde also den Nachtrag sofort vorlege« wcnn die Haager Konfer»»» mit einem positive« Ergebnis abschließe. DaSsel-e gelt« sür de« Stal 1»S« ««d sür di« Finauzresorm. Beide seien innig verbunden, da der Etat 1930 aus der Finanzreform aufgebaut sein werde. Die Fi«a«zresorm habe eine Senkung der Steuerlast zum Ziele, die notwendig sei zur Steigerung der Pro duktivität der Volkswirtschaft. Ein» solche Steige rung sei zugleich beste Sozialpolitik, denn sie führe zur Minderung der AbeiiSkosigkeit und sei zugleich Voraussetzung künftiger sozialpolitischer Maß- nahmen. Tie Finanzreform wird an einer Senkung der Einkommensteuer, die sich insbesondere auch bet den unteren Stufen durch Erhöhung de» steuerfreien Existenz» Minimum» auswirken werde, und der Real- steuern nicht vorübergehen. Ziel d«r Finanz- > reform wird eiue Entlastuna der Volkswirtschaft uns aller ihrer Träger sein. Dieses Ziel Welde seiner Auffassung nach nicht dadurch verkleinert werden, wenn beispielsweise d'e Biersteuer in einem Umfange erhöht würde, wie sie sür den Eiat 1929 geplant gewesen sei. Denn eine solche Erhöhung würde durch die Erhöhung des steuerfreien Existenzminimums überkompensiert sein. An Monopole werde gegenwärtig nicht gedacht. Große Reichsmonopole bringen Bomplikatlonen mit sich, die die Reform aushalten könnten. Auch verbiete die Geld» Markttage augenblicklich die Durchführung solcher Bestrebungen. — Die Finanzrescrm habe zur Voraussetzung eine echte Balancierung des orvenllichen Etats und eine fortschrei tende SanierungdeS außerordentlichen Etats. — Diese Sanierung habe gewisse Fort schritte gemacht durch die steuerfreie An- leihe von 1929 um rund l80Mil1ionen RM. uns werde forlschreiten durch die Ein stellung des Defizits sür 1928 mit 154 Millionen RM. Die Sanierung der Kassrnlage, soweit sie auf dem ungedeckten Exttaorvinarrum beruhe, kann durch Anleihen ersolgen. Als 1926 im Reichs tage daS Arbeitsbeschassungsprogramm bewilligt wurde, waren sich alle Parteien des Reichstages einig, daß dieses große Programm durch lang fristige Anleihen gedeckt werden sollte. Die bedrohliche Situativ« der Kasse« läge, wie sie i« Frühjahr diese» Jahr,» rntstandk« war, könne al» über wunden gelte«, we«n a«ch im La«se diese» Winters von der Ardeitslojrnver icher««g noch einmal große Ansprüche an dir ReichStasse ge stellt werden würde» Der Minisler wandle sich dann gegen die pessimistische Stimmung, die sich in der Offent- lichkeit geltens mache. Wer über Anleihe ver handeln müsse, der empfinde sehr unangenehm di« außenpolitischen Gefahren eines solchen unberech tigten Pessimismus. Die Lage der Wirtschaft sei durchaus nicht bedrohlich. Unsere Industrie sei wieder wett bewerbsfähig und der Export habe unsere Handels bilanz wieder aktiv werden lassen. ReichStagSzusammeniritt gegen Ende November. Berlin, 30. Oktober. Der Termin für die Einberufung de» Reichstage- läßt sich noch immer nicht genau bestimmen. Der Termin hängt vo« den Vorarbeiten für die tnnerpolitische Gesetzgebung und von der Fertigstellung de- YoungplanS durch die internatio nalen Verhandlungen ab Die Reichk- regierung will, wie das Nachrichtenbüro des Ver- ein» Deuischer Zeitungsverkeger hört, im Lause dieser Woche dem Reichstag eine Zusammen stellung der Gesetzesvorlagen zugehen lassen, deren Erledigung noch vor Ablauf diese- Jahre- er wünscht ist. Der Voungplan wird hoffentlich bis Ende November fertiggestellt werden können. Ob auch da» Volksbegehren zur Vorlage an den Reichstag gelangt, hängt davon ab, ob die er forderliche An,ahl d«r Einttagunge« erreicht werd««