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Woigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. ' K Redigirt von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wiltwe in Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschen. — Oie Jnscrtionsgebühren werden mit I Neugroschen für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Mittwoch. 56. 1«. Juli L84S. Plauen. Unter denjenigen Einrichtungen, welche die Armendcputation seit ihrer neuen, vor einigen Jahren er folgten Constituirung ins Leben gerufen hat, ist hauptsäch lich die Armenbeschäfligungs - Anstalt zu erwähnen. Die Aufmerksamkeit der Deputation wurde in ihrem Wir kungskreise auf das Ueberhandnehmen des Bettelns von Kindern gelenkt und von ihr der Grund dieses Uebelstandes in dem Mangel an geregelter Thätigkeit und darin erkannt, daß die in Trägheit versunkenen Eltern gewissenlos genug waren, ihre Kinder ebenstes an Unthätigkeit zu gewöhnen, ja sogar sich selbst durch Betteln ihrer Kinder ernähren zu lassen. Bloße Polizeistrafen konnten bei diesen Verhältnissen die beabsichtigte Wirkung nicht berbelführen und es nahm deshalb die Armendeputalion Veranlassung, ein wirksameres Mittel zu schaffen, um das Uebel in der Wurzel zu er. drücken. Dies begründete jene Anstalt, welcher zunächst die zen Commun liegt, diese Beschäftigungsanstalt möglichst zu fördern und zu erweitern. Der Anstalt ist ein Mitglied der Armendeputation als Vorsteher vorgesetzt, welcher die Aussicht über die Anstalt und Rechnung über Einnahme und Ausgabe zu führen hat. Die darin untergebrachten Kinder stehen unter der Leitung und Aufsicht einer angestellten Lehrerin, welche während der ganzen Arbeitszeit unausgesetzt gegenwärtig ist und sich ausschließlich mit Unterrichtung der Kinder beschäftigt. Möge es diesen kurzen Andeutungen gelingen, die Auf merksamkeit aus dieses hie und da noch gar nicht gekannte Institut zu lenken und ihm förderliche Hilfsquellen zuzu führen! Wünschenswerth würde es wohl sein, wenn der derzeitige Vorsteher über die organische Einrichtung der Be- schäftigungsanstalt, sowie über deren bisherige Wirksamkeit und Zustände in diesen Blättern Näheres mittheilte, damit Bestimmung vorgeschrieben wurde, derartige verwahrloste, die öffentliche Theilnahme an der Anstalt geweckt und Ge- Kinder regelmäßig zu beschäftigen und ihnen dadurch Liebe legenheit gegeben werde, einzusehen, was ihr zu ihrem Ge- zu einem thätigen Leben beizubringen. Zunächst mußte deihen noth thut. — dieses Institut, um seine Ausgabe lösen zu können, als Zwangsanstolt erscheinen und ist als eine solche ins Leben getreten. Demungeachtet haben schon mehre Eltern, welche Die Umtriebe -er Jesuiten im Juli 1724 oder durch Verhältnisse daran behindert waren, ihren Kindern das abscheuliche Blutgericht von Thorn.*) selbst die nöthige Beaufsichtigung und Beschäftigung ange- Der Jesuitenorden besteht seit Anfang des 16. deihen lassen zu können, diese der Anstalt freiwillig anser-^ Jahrhunderts. Der Stifter desselben war Jgnaz Loyola, traut und — nicht Ursache gehabt, dies zu bereuen. ^in spanischer Edelmann, den seine Anhänger noch heut So eng auch der Wirkungskreis der Anstalt dermalen^ Tage als einen Heiligen verehren und ihm, wie e- noch ist, so sind doch die guten Früchte nickt zu verkennen, nur in Annaberg geschah, Ehrentafeln in Tempeln welche sie schon jetzt tragt. Sehen wir diese nicht zunächst „richten. Von Spanien aus ging das Unglück, welche- ann, daß das zudringliche Betteln der Kinder beinahe dieser Orden bis auf unsere Zeit über die Welt verbreitet g nz,ch aufgehort hat? Wir erkennen daraus, wie heil-h^ und leider Gottes noch verbreitet; von Spa- brmgend diese Anstalt ist und wie es nicht blos im In- teresse der Kinder und deren Eltern, sondern auch der gan-! *) Erzgeb. Eisenbahn.