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Wcherih-ZkitW r . . «Pfs Verantwortlicher Redacteur: Lari Ikhnt in Dippoldiswalde 54. Jahrgang Donnerstag, den 13. Dezember 1888 Nr. 146. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, IS. Dezember. Der hiesige Landwirthschaftliche Verein hielt am gestrigen Abend in altgewohnter Weise sein diesjähriges Stif tungsfest ab und hatte dabei das Vergnügen, die mit demselben verbundene Prämirung treuer Dienstboten in einer Art und Weise vollziehen zu können, wie sie bisher noch nie stattgefunden hatte. Während der Tafel und nachdem er die zahlreich Erschienenen im Namen des Vereins herzlichst begrüßt, überreichte Herr Ober-Regierungsrath Amtshauptmann von Keßinger dem Handarbeiter und Nachtwächter Carl Seckel und dem Handarbeiter Moritz Berger, welche beide seit dem 1. August 1854 auf dem Rittergute Lungkwitz in Ar beit stehen, die vom Ministerium ihnen verliehene große silberne Medaille für Treue in der Arbeit nebst Dekret, sodann übergab der Vorsitzende des Landwirth- schaftlichen Kreisvereins Dresden, Herr Gutsbesitzer Käferstein-Niedersedlitz, dem Schirrmeister Carl Laucke und seiner Ehefrau, welche beide seit 1864 auf Ritter gut Lungkwitz beschäftigt sind, die goldene Medaille bez. das goldene am schwarzen Sammetband zu tragende Kreuz des Kreisvereins, und dem Kutscher Laucke, welcher seit 12 Jahren auf dem Rittergute Zscheckwitz in Arbeit steht, ein ebenfalls vom Kreisverein ver liehenes Diplom, nebst einer Geldprämie, und schließ lich übergab der Vorsitzende des Vereins, Herr Land- tagsabgeordnetec Gutsbes. Steyer, Traugott Bernhard Beckert aus Dippoldiswalde, welcher seit 2. Januar 1882 bei Herrn Moritz Lotze, Gemeindevorstand in Reinholdshain, Emilie Pauline Schneider aus Nassau bei Frauenstein, welche seit 3. Januar 1884 bei Herrn Stadtgutsbesitzer Otto Müller in Dippoldiswalde, und Emma Klara Bobe aus Oberfrauendorf, welche seit 2. Januar 1883 bei Herrn Erbgerichtsbesitzer Rühle in Hausdorf dient, ebenfalls mit einer Geldprämie, ein vom Landwirthschaftliche» Verein verliehenes Diplom. Ein flotter Ball hielt die Festtheilnehmer nach der Tafel, die von vielen Toasten gewürzt wurde, lange in fröhlicher Stimmung beisammen. — Zum Kapitel der Stadtverordnetenwahlen bemerkte jetzt die „Leipziger Zeitung", daß fast überall die aufgestellten Listen einen parteipolitischen Charakter trugen, dabei aber aus keinem der in Betracht kom menden Lokalblätter der mit den lokalen Verhältnissen nicht Vertraute erfahren könne, welche Partei eigent lich gesiegt habe. Selbstverständlich interessire das nach Außen nur insoweit, als wirklich die Parteiunter schiede, also z. B. die Versuche der Sozialdemokratie, in die Stadtvertretung zu gelangen, in Frage kommen; vergeblich habe man jedoch in den Lokalblättern nach einer betreffenden Auskunft gesucht. — In Bezug auf die bei den hiesigen Stadtverordnetenwahlen gemachten Wahlvorschläge wollen wir nur erwidern, daß keiner derselben einen solch' ausgeprägten Standpunkt ver trat, sondern daß dieselben nur aus dem Interesse für das Wohl unserer Stadt hervorgegangen sind. — Das Wetter sucht sich bei uns nunmehr winterlich einzurichten; Schneewolken, heiterer Himmel, Windstöße, Gestöber — das ist das Programm, das sich seit vorgestern bei uns abspielt. Die liegen ge bliebene dünne Schneedecke ist vorderhand noch nicht der Rede werth, wird sich wohl aber bald verdichten zum Schutze der Saaten und zum Schmucke des kom menden Festes, das ohne Schnee eines wesentlichen Reizes entbehrt. — Aus einer dieser Tage abgehaltenen Sitzung des Vorstandes der hiesigen Ortsgruppe des allgemeinen deutschen Schulvereins gelangen folgende Mit theilungen an unser Blatt. Der Verein, welcher fast in allen Weltheilen (Palermo, Sofia, Konstantinopel, Montreal, Chicago, Montevideo, Sidney, Tokyo-Joko- hama rc.) Ortsgruppen gebildet hat, zählt viele tausend Mitglieder. Auf unser Vaterland kommen nach neueren Nachrichten ungefähr 10,000 Mitglieder (ohne Korpo Snserat«, Gtt'd« mcheut«den Auflage de« »lalle« ein» sqr «ch» fame «erden Spaltenteile »der der« Raum berechnet. — Da» bellarische und eomplicirj» Inserate mit entsprechen» in früheren Terminen auSgeloosten bez. gekündigten aber noch nicht abgehobenen Nummem wieder auf» gerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthume hinzu geben, daß, so lange sie ZinSschelne haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital un gekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten ZinLscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle statt findet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Auslassung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfind lichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren' nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. Dohna. Während in einer vor Kurzem abgehal tenen Stadtgemeinderathssitzung beschlossen wurde, den in Dohna zu errichtenden Bahnhof der Müglitzthal- bahn auf die sogenannten Brauwiesen, nicht aber auf den Anfangs in's Auge gefaßten Platz hinter dem Gasthof „zum Müglitzthal" zu verweisen, bereitet jetzt ein Theil der im Thale Wohnenden eine Petitton vor, welche gegen den erwähnten Beschluß gerichtet sein und die Anlage des Bahnhofes auf dem Anfang- ge wählten Terrain erzielen soll. Eine Anlage des Bahn hofs auf den Brauwiesen würde unzweifelhaft für die Stadt, insbesondere für den oberen Theil weit vor» theilhafter sein, umsomehr, als sich dann auch eine längst ersehnte zweite Müglitzbrücke nöthig machen würde. Pirna. Am 12. Dezember vollendet sich ein Zeitraum von 25 Jahren, seitdem in Ausführung des Bundesbeschlusses vom 7. Dezember 1863 fettens Oesterreichs, Preußens, Sachsens und Hannovers an das dänische Kabinet die Aufforderung erging, binnen 7 Tagen das Herzogthum Holstein zu räumen. Am 15. Dezember 1863 fand alsdann auf dem Bahnhofe in Dresden-Neustadt die Jnspizirung der nach Holstein abgehenden sächsischen Truppen durch König Johann in Begleitung des Prinzen Georg statt. Ein großer Theil der Dresdner Bevölkerung und auch der Be wohnerschaft unserer Stadt hatte sich hierbei zum Ab schiede eingefunden. Tags vorher inspizirte Kronprinz Albert nochmals die drei von den umliegenden Dörfern wieder eingerückten Bataillone der I.Linien-Jnfanterie- brigade als Chef derselben. Vom 15. Dezember Abend bis zum Morgen des folgenden Tages hatten sämmt- liche zum Ausmarsch bestimmte Truppenkörper theitt über Berlin, theils über Magdeburg Sachsen verlassen. Lengefeld im Erzgeb. Nach der letzten Zählung hat der Amtsgerichtsbezirk Lengefeld 13,096 Einwohner und nur einen Arzt, was für diesen Bezirk doch un zweifelhaft zu wenig ist; wenn es vorkäme, daß dieser eine Arzt einmal ernstlich krank würde, so wäre der Bezirk Lengefeld ganz ohne ärztliche Hülfe und würde- auf die stundenweit entfernten Städte Olbernhau, Zöblitz und Marienberg (die allerdings mehr als einen Arzt besitzen) angewiesen sein. Daß dies ein grober Uebelstand ist, namentlich bei plötzlichen Krankheits fällen, wo augenblickliche Hülfe nöthig, liegt auf der Hand. Die Bewohner des Lengefelver Amt-gericht- empfänden es als eine große Beruhigung, wenn sich in demselben noch ein zweiter Arzt niederlassen wollte. Der große und dichtbevölkerte Kreis kann 2 Aerzten ein gutes Auskommen gewähren. Plauen i. V. Dieser Tage fand hier die Ver handlung gegen den früheren Restaurateur und jetzigen Handarbeiter Malz aus Oberneumark statt. Der Ge nannte ließ seinerzeit die bei ihm geschlachteten Schweine nicht auf Trichinen untersuchen, wodurch er bekannt lich über Unterheinsdorf und Umgegend große- Un ¬ rationen). Nach Bericht des Schatzmeisters hiesiger Gruppe zählt diese gegenwärtig gegen 50 Mitglieder, die Kasse der Gruppe zeigt einen Bestand von ca. 180 M. Der Vorstand beschließt, den Satzungen gemäß davon 50 M. der Hauptleitung zu Berlin und 50 M. der Kasse des Landesverbandes zu schicken; weitere 50 M., welche von unserer Gruppe zu selbständigen Unter stützungen verwendet werden dürfen, werden auch letz terem Verbände zu Unterstützungen nach deren Gut dünken überlassen. Die Hauptversammlung und Ein ziehung der Steuern sollen bis Januar aufgespart bleiben. Die Steuern (einschließlich der noch nicht eingehobenen) sollen von nun an in Höhe von 1 M. das Jahr erhoben werden. Man hofft so, die bis herigen Mitglieder zu erhalten und neue zu gewinnen. Mit dem Wunsche, daß das neue Jahr der Orts gruppe neues Leben bringen möge, wurde die Sitzung geschloffen. — In Anbetracht der nahenden Festtage wollen wir nicht unterlassen, das reisende Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß die am Tage vor Weih nachten und an den Weihnachtsfeiertagen gelösten Rückfahrkarten zur Rückfahrt bis mit 38. Dezember berechtigen. — Ferner machen wir auf Z 9 des Be triebs-Reglements aufmerksam, welcher lautet: „Die jenigen Reisenden, welche bis 5 Minuten vor Abgang des Zuges noch keine Fahrkarte gelöst, haben auf Verabfolgung einer solchen keinen Anspruch." Es sei deshalb auch an dieser Stelle wiederholt darauf auf merksam gemacht, daß nur durch rechtzeitiges Einfinden am Billetschalter und möglichstes Bereithalten des ab gezählten Fahrgeldes unliebsame Verzögerungen ver mieden werden können. — Von der geologischen Spezialkarte ist soeben die Sektion G l a s h ü t t e - D i p p o l d i s w a l d e, bearbeitet vom Sektionsgeolog vr. Schalch, erschienen und nebst den dazu gehörigen Erläuterungen zum Preise von 3 Mark zu beziehen. Lungkwitz. Nachdem in einer früheren Ge meinderathssitzung an Stelle des bisherigen Gemeinde ältesten, des Herrn Stellmachers Wolf, Herr Guts besitzer Arnold gewählt worden war, fand am Sonn tage Nachmittag die Ergänzungswahl für die übrigen ausscheidenden Gemeinderathsmitglieder statt. Wieder gewählt wurden die Herren Renner, Wirthschastsbes., und Saupe, Fabrikarbeiter, während für die Herren Fleischer, Gutsbesitzer, und Weidner, Hausbesitzer, der Gutsbesitzer Herr Karl Wei gelt und der Hausbes. und Materialwaarenhändler Herr Roisch eingetreten sind. Dresden. Am vergangenen Sonnabend hatte Prinz Friedrich August das Unglück, beim Nehmen einer Hürde auf dem Kavallerie-Exerzirplatze mit dem Pferde zu stürzen und kam er dabei unter das Pferd zu liegen. Der Prinz erlitt eine Flechsendehnung am linken Fuße, die aber in kurzer Zeit durch Massage geheilt werden dürfte. — Am 3. d. Mts. und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung königlich sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 4°/o Staatsschulden- Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, auf 4°/» herabsetzten, vormals 5«/» dergleichen vom Jahre 1867, 4°/« dergleichen vom Jahre 1869 lüt. und v, 4«/» dergleichen vom Jahre 1879, in gleichen die auf den Staat übernommenen auf 4°/» herabgesetzten, vormals 4'/»"/-> Schuldscheine vom Jahre 1872 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Kompagnie be troffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerk sam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der „Leipziger Zeitung", dem „Dresdner Journal" und dem „Dresdner Anzeiger" veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuereinnahmen und Gemeinde vorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht aus gelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die „Wei-erih^Zeitun," »rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. Ä> Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer« , 10 Psg. — Alle Postan- I fialten, Postbotm, sowie die Agent« nehmen Be- , , »E'- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen -Amtsgericht- und die StadtMje zu Dippoldiswalde und Irauenstein