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Dresdner Journal : 10.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188909105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-10
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 10.09.1889
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M2I1. Dienstag, den 10. September, abends. 1889. »Nr vo.oL.» viort-IMrNoü , U. « N., d«t L« L«»tt«K«» vi«^»1- MNrUoN 8 U.; »a»,«tuUd ä— Lsutool»«» LsioN« tritt ko«t- luiä 8tviap«1«woK1»a ^»^n»at^»r»^dnnr«i« UNr L« L»aw ^oopolt«»«» 2«ll« älvw« koNrilt 20 kL vutsr „Lm^v^ät" Li» Lod« »0 kL ö« r»d«U«a- o»L LL»rQ»»t» «ttpr. ^ak»oll»a. INaUoä »iS ^L»L»tull» Lor 80»- »L k««S»U« »b«»Li. S'«r»opr»oK-1^»oKIv«: Ur. II«. Dres-nerIMmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Vtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. V», ^uKALLtg»^» »»irTrt», F>. Sr»M<t«e«ttor, 0omoU»«o»Lr Loo OrvoLoor ^oar»»tt, I«rU» -VI« - LotpitU - »»ool Lrool»» rr»»L1»rI ». » ^0-t«r, lorUo -Vi« N»»8«»- vr»U L«t?»iU -rr«L2»rt ». N. Itü»eLo»: L^L. »to««,- v»rt,-Lo»L»»-N«rU»-rr«teiu4 «. M -«r»U^»rt: /-««-« » 0o., LorU»! /«xU»L«»LanL, S»rUt«: S. Leattor» ^»L-»/(^oor, L»»»»v«r, 0. Lc^ü«/«-,' L»U» ». >u /. Loret L 0» Ser,»»»o»or: Lovigl. LxpoLitio» Le« vr«»L»»r ^onrool». I)r»«L«, HÜMio^oritn»»»« »0. t'sriuprood-^Liotilll»«! Ur. ILdt. Amtlicher Teil. Dresden, 10. September. Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, sind heute Mittag von Lommatzsch nach Minden abgereist. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent ter Herzogtum- Braunschweig, und Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar sind heute früh von hier wieder abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberceremonienmeister Freiherr von Miltitz den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Stern zum Kronenordru 2. Kl. annehme und trage. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Wien, 9. September. (W. T. B.) Bei der LaudtagSwahl im zweiten Wiener Bezirk wurde Professor Süß mit 2286 Stimmen gewählt. Von de» Gegenkandidaten desselben erhielt Schneider 845, Pabst 349, I)r. Gregr 2 Stim men. Ausschreitungen sind bei dem Wahlakt nicht vorgrkommen. London, 10. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In Whitechapel wurde heute früh die verstümmelte Leiche einer ermordeten Frauens person unter ähnlichen Umständen aufgefundrn, wie bei den früheren Mordthaten in diesem Stadt teil. Der Leichnam war in einen Sack gehüllt, Hopf, Beine und Arme fehlten. Dresden, 10. September. Die Arbeitseinstellungen in den Industrie ländern Europa-. Der Streik der Londoner Dockarbeiter dauert immer noch fort. Wie gestern von uns bereits mitgeteilt wurde, ist ein von dem Lordmayor von London, dem Kardinal Manning, dem Vorsitzenden der Londoner Handelskammer, Sir John Lubbock und anderen her vorragenden Persönlichkeiten unternommener Versuch, zwischen den feiernden Arbeitern und den Dockgesell- fchasten zu vermitteln, gescheitert. Die Streikenden wiesen den Vorschlag, daß der von ihnen geforderte höhere Stundenlohn von 6 statt 5 Pence vom 1. Ja nuar 1890 ab gezahlt werden sollte, zurück und stell ten die Gegenforderung auf, daß die neuen Beding ungen am 1. Oktober statt am 1. Januar in Kraft treten sollten. Bei der von den Dockgesellschaften bi» jetzt eingenommenen Haltung ist kaum zu erwarten, daß diese Forderung sofort bereitwillige Gewährung finden sollte. Es ist vielmehr die vorläufige Fort dauer des Streiks mit seinen für die Allgemeinheit im höchsten Grade schädlichen Wirkungen nur zu wahrscheinlich. In einer, wie uns scheint sehr zu treffenden Betrachtung nimmt die „B. B. Ztg." An laß, auf die in diesen Massenstreiks für Arbeitgeber und Arbeitnehmer liegenden Gefahren hinzuweisen und beiden Teilen eine mehr entgegenkommende und versöhnliche Haltung anS Herz zu legen. Das Blatt schreibt: In diesem Jahre wurde daS Geschäftslebcn von gewaltigen Erschütterungen heimgesucht und Werte gingen dabei verloren, al- ob ein internationaler Krach die Welt heimgcsucht hätte. Ter Streik, ehe dem eine ziemlich vereinzelte Erscheinung von ver hältnismäßig stet- kurzer Tauer, trat als Epi demie aus und hielt in den meisten Fällen über alle Erwartung lange an. ja, er erstreckte sich in verschiedenen ErwerbSzweigen über unerhörte Zeiträume, und man mußte es fast unbegreiflich fin den, daß in den Kreisen der feiernden Arbeiter nicht Hungersnot au-brach. Unter der fast unübersebbaren Fülle von Ausständen, die vom Frühling angesangen bis zum Herbst aufeinander folgten, erregten der Streik der Kohlenarbeitrr in den westfälischen Kohlenbezirken und der gegenwärtig auf seiner vollen Höhe befind liche Streik der Londoner Dockarbeiter durch ihre riesigen Dimensionen Schrecken und Erstaunen. Es ist zu hoffen, daß die gewaltsame Regulierung der Löhne, die unter so schweren Verheerungen auf dem Gebiete der Industrie vor sich ging, eine vorüber gehende Erscheinung bleiben und sich nicht in eine periodische Erscheinung verwandeln werde. Ein großer Teil der Segnungen, die uns der lange Frieden be reitet hat, ginge dadurch verloren und die Verluste, welche sonst nur der eherne Krieg zu bereiten pflegte, würden uns mitten im Frieden heimsuchen. Der Streik darf immer nur das äußerste Mittel zur Stei gerung der Löhne und zur Abschaffung bestimmter Uebelstände werden, denn er wirkt nationalökono misch auf das unheilvollste, er frißt den Gewinn der Arbeitgeber und die Spargroschen der Arbeit nehmer auf. Beide Teile müssen bemüht sein, zu verhindern, daß die Ausstände m den Arbeiterkreiseu zu einer ständigen Sitte werden, denn sie sind halb und halb nur eine unblutige Form des Bürgerkrieges. Wenn Jahr au-, Jahr ein die Arbeitseinstellungen sich annähernd in demselben Maße wiederholen sollten, wie in diesem Jahre, dann wären die Kapitalsverluste unermeßliche. Der Arme würde zum Bettler und der Reiche würde zum Armen. Leider sind die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern seit dem Bestehen der Sozialdemo kratie arg verbittert, beide Teile stehen einander nicht als gleichberechtigte Faktoren auf geschäftlichem Boden als Berbündtte gegenüber, sie betrachten sich gegen seitig in sozialpolitischer Hinsicht al» Widersacher, al- Todfeinde. Eine vernünftige Beurteilung der Ver hältnisse wird dadurch denselben sehr erschwert. Die Arbeiter betrachten sich in vielen Fällen als Ausge beutete, wo sie es nicht sind, weil ihnen von Agita toren eine vollständige Teilung des Gewinnes als der einzig rechtmäßige Zustand eingeredet wird; die Arbeit geber hingegen halten manchen Ausstand, der das Er gebnis der verzweifelten Lage ihrer Bediensteten ist, für nicht» andere-, al» de- Produkt einer sozialdemo kratischen Verhetzung. So steht zwischen beiden Tei len der finstere Argwohn und erschwert jede Verstän digung. ES handelt sich nicht mehr darum, zu ent scheiden, wer Recht und wer Unrecht hat, sondern Unuach- giebigkeit wird zu einer Art Ehrenpflicht und da» Schicksal der Lohnbewegungen, die lediglich durch Gerechtigkeit und Billigkeit bestimmt werden sollten, hängt davon ab: wer es länger aushalten kann und wer nicht. Dabei wird es aber vergessen, daß sich bei häufigen Wiederholungen der Ausstände beide Teile daran verbluten können und daß der Wohlstand des Vaterlandes unendlich darunter leidet. Die Sozial demokratie ist selbstverständlich eifrig beflissen, die un selige Kluft, die zwischen Arbeitern und Arbeitgebern besteht, nach Kräften, vor und hinter den Kulissen wirkend, zu erweitern. Und sie hat auf diesem Boden, der die mächtigste Basis ihrer Existenz ist, ungehindertes Spiel, denn es giebt keine Macht, die ihr hier ent- gegenarbeitet, und zwischen de» natürlichen Verbünde ten und thatsächlichen Gegnern die verloren gegangene enge Fühlung wiederherzustellen sucht. Wäre es der Fall, kann würde bei den Streiks schwerlich der richtige Zeitpunkt des Friedensschlusses verpaßt werden, wie es sich im Verlaufe dieses unheilschwangeren Sommers so häufig gezeigt hat. Die Streiks wären jedeSmal nur von sehr geringer Dauer und meistens würde eS Feuilleton Zwei Brüder. LS Erzählung von Sophie Junghan». (Fortsetzung.) Er war aufgesprungen, so heftig, daß der Aufseher an die ein wenig offen stehende Thür kam. Der Manu entfernte sich gleich wieder, aber sein Er scheinen hatte Felix an da- Verrinnen der Zeit ge- mahnt. Sin wichtiger Punkt, eigentlich der aller wichtigste für Felix, war noch gar nicht berührt wor- den. Der junge Mensch, sich kurz entschließend, sagte daher jetzt auf die letzten Worte Humser»: „Auf die goldene Uhr nicht nur, auf die zehn tausend Thaler in Staatspapieren, die seit dem Tode de- Fräulein» auch verschwunden find, Humser. Die beiden Freiherren, die Brüder, haben sie vergebens ge- sucht." Den Eindruck, den sich Felix vielleicht davon ver- sprachen hatte, machten die Worte nicht. Doch aber drehte sich der alte Mann jetzt mit allen Anzeichen der Betroffenheit nach ihm um. „Da« Geld wäre nicht mehr da, Herr Leupoldt? Nicht möglich!" Hier war e», wo zurrst ein unbehagliches Gefühl sich des jungen Leupoldt bemächtigte. Sollte Humser wirklich von dem -weiten Hauptverdachte gegen iHv, von dem Diebstahl, übeiyoupt noch gar nichts wissen? Da» wäre schwer, und einzig und allein durch die Be fangenheit de» Alten in seinen Liebhabereien z« er klären gewesen. „Also Ihnen ist wenigsten» da» Vorhandensein ke» Geldes keine Neuigkeit, wie sie da» für Frau v. Löwen stern war", warf Felix jetzt hin. Der alte Mann ging aus die Erwähnung der Witwe nicht weiter ein. „Nein, ich wußte, daß unser alte» Fräulein etwas hatte", sagte er. »Und auch, wie kurioS sie damit war, wie genau, ich bin ja doch an die zwanzig Jahre um sie gewesen." Er hatte sich gesetzt, war wieder in sich zusammengesunken und murmelte: ,ES waren meine besten Jahre. Und nun, und nun ... SS ist mir aber auch nicht anders, als hätte ich einen Schlag vor den Kopf gekriegt . . . Meine Gedanken laufen durcheinander . . . manchmal weiß ich selber nicht, wo ich damit halte . . ." Da- Murmeln erstarb, und er stierte vor sich hin. .Mann, das Geld ist fort", rief Felix jetzt, in seiner Ungeduld mit dem Fuße stampfend. „Besinnen Sie sich — wissen Sie nicht, wo eS hingeraten sein kann? Hat sie die Papiere vergraben, verbrannt — oder sind sie gestohlen? Keine Idee, wer der Dieb gewesen sein könnte?" Humser schüttelte langsam den Kopf. „E» kam ja doch keine Mrnschenseele in» Hau»", sagte er. „Und e» wußte ja auch niemand von wa», niemand, al» ich." „Aber sehen Sie denn nicht", rief hier Felix mit unterdrückter Heftigkeit, „welchem Verdachte Sie dieser Umstand au»srtzt?" Humser richtete langsam den Kopf auf, und ebenso langsam schien ihm eia Berständui» der letzten Worte zu kommen. Und dann sagte er dumpf und hilflos: ,La — da» kann ich nicht ändern. — Also da» soll ich auch gethan haben, die Obligationen aus die gar nicht zu einer Arbeitseinstellung kommen, son dern die Beschwerden würden vorher nach Möglichkeit berücksichtigt werden, um die unnütze Verschwendung von nationalem Vermögen zu vermeiden. Bei wirt schaftlichen Ereignissen von so tiefeinschneidender Be deutung haben der Trotz, der falsche Stolz nichts zu thun, lediglich der Standpunkt de» Rechts und der Billigkeit sollte dabei maßgebend sein. Und um zu einer Verständigung -u gelangen, sollte man vor den eingehendsten Unterhandlungen nicht zurückschrecken. Wo es gilt, Millionen und Millionen für da» Land zu retten, muß man jede Empfindlichkeit zu unterdrücken suchen. Die Besitzer der westfälischen Kohlengruben hatten ihrer Zeit freilich ausnahmsweise einen sehr schweren Stand. Durch den Kontraktbruch war ihren geradezu ein Faustschlag ins Gesicht versetzt worden. Aber schließ lich haben sie sich, ihre persönlichen Gefühle der Sache opfernd, entschlossen, dennoch trotz der ihnen widerfahrenen Mißachtung, zu den erforderlichen Zugeständnissen sich herbeizulassen. Leider waren in zwischen unermeßliche Werte verloren gegangen. Da nahmen die Dockgesellschaften in London einen anderen Standpunkt rin. Es war nicht der ge ringste Grund vorhanden, ihre Verstocktheit zu ent schuldigen, da- Verlangen der Hafenarbeiter wurde von aller Welt als berechtigt anerkannt, und große Autoritäten suchten zu vermitteln. Nachdem die Herren Direktoren auS blindem Eigensinn riesige Verluste herbeigeführt hatten, ließen sie sich endlich zu Zugeständnissen herbei, die aber hinter denen der Werstbesitzer zurückblieben und deshalb zu keinem Ziele führten. Jeder Tag weiteren Zögerns erhöht die Einbuße an Nationalrcichtum und steigert, was noch schlimmer ist, die Verbitterung der Arbciterwelt gegen daS Kapital. So wird durch die Ausstände infolge der Versäumnis rechtzeitiger Verständigung die Kluft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht ge schlossen, wie man vermuten sollte, sondern vergrößert, denn bei beiden Teilen steigert sich durch die im Kampfe erlittenen Geldopfer die Feindseligkeit. Und das alles ist leider Wasser auf die Mühle der Sozial demokraten. Tages geschuhte. * Berlin, 10. September. Se. Majestät der Kaiser begiebt sich heute mittelst SonderzugeS von Lommatzsch au» nach Minden. — Heute, den 10. September, tritt der deutsche Juristentag zu seiner 20. Versammlung in Straß burg zusammen. Es verdient Anerkennung, daß man als Ort der Tagung gerade Straßburg gewählt hat. ES ist schon ost der Wunsch ausgesprochen worden, derartige deutsche Vereine möchten ihre Wander- Versammlungen mit Vorliebe ins Elsaß verlegen, weil damit ein Ersatz g boten würde für den schwindenden Verkehr mit Frankreich und weil Berührungspunkte geschossen werden zwischen den Elsaß Lothringern und den Altdcutschen, die für beide Teile von Nutzen sein können. Insofern hat also die diesjährige Juristen- Versammlung auch eine lokale Bedeutung. Der Orts ausschuß, an dessen Spitze Bürgermeister B^ck steht, hat sich bemüht, die 20. Versammlung des deutschen Juristentages ihrer hohen nationalen Bedeutung ent sprechend mit demselben festlichen Gepränge zu um geben, wie die rechtsrheinischen Städte. — Bisher pflegten die Generalversammlungen des NotariatS- LerrinS für Deutschland und Österreich mit denen des Juristentages zusammenzusallen. Allein in diesem Jahre hat der genannte Verein von einer General- Versammlung abgesehen und nur eine Vorstandssitzung angesetzt. In derselben wird die Frcge des Entwurfes einer NotariatLordnung für das deutsche Reich be handelt werden und gleichzeitig werden einige Fragen Erörterung finden betreffs der geplante» Denkschrift Seite gebracht?" fügte er nach einer Weile hinzu. „Nun gut — nur zu — nur zu —" Die Unterredung, die nicht wohl verlängert wer den konnte, trotz aller Rücksicht von feiten der Auf- sicht-beamten, war bis jetzt in ganz bcsonderer Weise ergebnislos gewesen, wie sich Felix nicht verhehlte. Seine Privatmemung, um nicht zu sagen feste Über zeugung, die Schuld oder Nichtschuld des alten Be dienten an dem begangenen Verbrechen betreffend, hatte er vorher gehabt: die war durch diese Zusammen kunft mit Humser kaum noch befestigt worden. Aber außerdem war so gar nicht» zu Tage gekommen, so gar nichts, wa- auch nur auf die Spur irgend eines Aus wege» au» diesem Dickicht ungelöster Rätsel gewiesen hätte. Welche Spur er zu verfolgen wünschte im allergeheimsten seines Inneren, da» gestand sich Felix selber kaum ein, noch viel weniger hätte er der Idee gegen andere Atem geliehen, die mit einer Art von grauenhafter Beharrlichkeit ihn nicht wieder loSlasfen wollte. Einmal vorhin hatte der alte Mann auf merk würdige Weise seine, Felixen», eigene Gedanken au»- gesprochen, al» er dem Zweifel Worte gab, ob denn ein Mord wirklich begangen worden sei. über den Wert de» nach der Leichenuniersuchung abgegebene» Gutachtens hegte der junge Chemiker seine besondere Ansicht. Die Verstorbene war lange vor ihrem Tode schon mit mancherlei Gebrechen eine» hohen Alter» behaftet gcwefeu. Ihr Leden hatte längst, wie man zu sagen pflegt, an einem Faden gehangen. Von Humser waren alle Ausschlüsse, die er geben konnte, über di« Erscheinungen bei ihrer letzten Krankheit zu erlangen. Auch dazu war man heute garnicht gekom- übrr die Forderungen, welche seitens de» Notariat» an das bürgerliche Gesetzbuch zu stellen sind. — An Reichsmünzen sind nach amtlichen Auf stellungen in deutschen Münzstätten bis Ende August 1889 insgesamt geprägt worden: An Goldmünzen: Doppelkronen für 1 862 657 940 M, Kronen für 47« 294 290 M., halbe Kronen für 27 SSS 925 M., davon aus Privatrechnung sür 1048 650 ISO M.; an Silber- münzen: Fünfmarlstücke sür 74 104 lSb M., Zweimarkstücke für 104 964 806 M, Einmarkstücke sür 178 OSO 384 M., Füas. zigpfeniügstücke sür 71 488 552 M-, Zwanzigpsennigstücke für »5 717 822,80 M ; an Nickelmünzen: Zwanzigpsennigstücke für »003 179 M., Zehnpsenuigstücke für 26 639 157,20 M., Fünspfennigstücke für 13 051886,65 M. und an Kupfer münzen: Zweipsennigstücke sür 6 213 207,44 M., Einpfennig- ftücke 4 654 444,47 M. Von diesen Einzelbeträgen sind ver schiedene Summen wieder eingezogen, sodaß Ende August d.J. an Goldmünzen 2 864 898 730 M., an Silbermünzen 452 236 864,80 M, an Nickelmünzen 42 692 661,90 M. und an Kup sermünzen 10 887 602,28 M. verblieben sind. — Dem Vorwurfe gegeuüber — so lesen wir in der „Kons. Korr." —, der Sozialdemokratie sei e» gar nicht um Beseitigung des Einzelelends zu thun, sie brauche eine misorn pleb», um den Haß gegen die Ausbeutung durch da- Kapital zu schüren, schreibt das „Berliner VolkLblatt": „Daß die Beseitigung de» EinzclelendS unter der kapita listischen Herrschaft nicht möglich ist, sondern dasselbe nur mit der Befett,gung des GrsamtclendS verschwinden kann, halten wir sür selbstverständlich, nichtsdestoweniger ist die Sozialdemo kratie bestrebt, auch unter den gegenwärtigen Umständen das auS denselben erwachsende Elend zu mildern. Nicht eine missru plebs ist die beste Gefolgschaft der Sozialdemokratie, sondern eine selbstbewußte, frische und elastische Arbeitermasse. Der Sozialdemokratie kann nur daran gelegen sein, die Arbeiter unter den herrschenden Verhältnissen ia ihrer Lage so viel als möglich zu heben, damit sie widerstandSsähiger und akiioa»- fähiger werden. Verelendete Arbeitermassen raffen sich nur selten zu energischem Handeln auf, ober gerade die besser situ ierten Arbeiter — man betrachte nur Hamburg, Berlin u. s. w. — marschieren in den ersten Reihen der sozialdemokratischen Bewegung. WaS wirklich dazu angethan ist, die Lage ter Ar beiter zu bessern, wird daher von der Sozialdemokratie im eigensten Interesse freudig begrüßt werden, auch wenn e- von gegnerischer Seite kommt." Mit ditsen Worten steht die Handlungsweise der demokratischen Abgeordneten, Agitatoren und Zeit ungen in direktem Widerspruch. Die Sozialdemokratie hat zwar verschiedene Segnungen der neueren Gesetz gebung h'ngenommen; aber an einer Anerkennung oder gar einer Teilnahme an den Bestrebungen für die „Beseitigung de» GcsamtelendS", wenigsten- soweit dies durch gesetzliche Maßnahmen möglich war, war bei der Sozialdemokratie bi» jetzt nichts -u bemerken. Von einer freudigen Begrüßung der Kaiserlichen Bot schaft z. B., welche doch ganz besonders den festen Willen bekundete, die Lage der'Arbeiter zu bessern, ist im sozialdemokratischen Lager niemals die Rede gewesen. In dem einen Punkte aber habcn die obigen Ausführungen Recht, der Umsturzpartei kommt cS vor allem darauf au, viele Anhänger zu sammeln und dieselben so Widerstands- und aktionsfähig als möglich zu machen. Mit zufriedenen Leuten kann ein Umsturz niemals eingeleitet werden. Daher ist eS die Haupt sache, den Arbeiter unter allen Umständen in der Unzufrie denheit mit seinem Lose zu erhalten. Daß dabei die sozialdemokratische Pattei die ihr „auch von Gegnern" gebotenen Wohlthaten, auch wenn sie es wollte, nicht zurückweisen kann, ohne ihre Anhänger vor den Kopf zu stoßen, ist ja selbstverständlich; ater sicher würden es die Führer uvd „Wissenden" der Par tri lieber scheu, wenn Staat und Gesellschaft nichts zur Ver besserung der Lage der Arbeiter thun möchten. Sie hätten eS entschieden le'chter, wenn sie sagen könnten: Ihr Proletarier seit die Parias Ler Gesellschaft, Ihr müßt hungern und darben und nümand kümmert sich um Euer Wohl, außer — uns, der sozialdemokra tischen Arbeiterpartei! Da diese Sprache aber ange sichts der Kallert. Botschaft und der Hilfsbereitschaft der Reichstagsmajorität nicht mebr ohne weiteres men; es mußte dies für einen auteren Besuch im Ge fängnis aufgespart werden. Und nun blieb noch der Diebstahl. Aber war denn sogar der Diebstahl mit völliger Sicherheit an- zunehmev? Geizige haben zuweilen die Manie, die wunderlichsten V-rstecke für ihren Besitz zu ersinnen, unerhörte Winkel und Ecken, welche nach Jahr und Tag der Zufall erst entdecken läßt, auf welche die Suchenden nimmermehr verfalle» konnten. Felix war aufgestanden und nickte dem Aufseher zu, der sich wieder unter der Thür gezeigt hatte. „Ich komme, — e» ist hohe Zeit, nicht wahr?" Dem alten Manne legte er die Hand auf die Schulter. „Für heute Adieu, Humser —" „Kommen Sie denn noch einmal wieder?" fragte der Alte mit gepreßter Stimme und feinem hoffnungs losen Blick aus trüben Augen. (Fortsetzung folgt.) -f- Konzert. E» war ei» erfreuliches Unterfang«, von feiten des Dresdner Lehreraesangvrreiv» dem Andenken und der populären Kunst Friedrich SilcherS einen besonderen Vortragsabend zu widmen. Giebt es doch weuiae deutsche Komponisten, die ia ihren Liedern bei fleißiger und geschickter musikalischer Arbeit den unmittelbar ergreifenden Volkston so ost und glücklich gefunden und m so vielen reizenden und natürlich ausdrucksvollen Melodien festgehalten hab« wie der Tübinger Musikdirektor, au dessen hundert jährigem Geburtstage denn auch alle Kreise unsere» Volke» erst vor kurzem ihre dankbare Verehrung
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