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Dresdner Journal : 28.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-28
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 28.07.1869
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O 172. Mittwoch, den 28. Juli. 1869. Idmmemrntsprtts«: I» kr««—» tritt jilkrlleb z rdlr. 8t»wv«Ik«düdr, »uiieriiLld av> Xorää. 8nnä«> ?ott- »»ck 8t«mpel»u»ckl«x lull,». l» »or«X Lu»«,: ck-Utti-v: «rklr.— ^Mrllcb: 1 ,. IS „ Zloii»tlicd:— „ IS „ Li»r«Io«tluwio«ru: I „ »useratrapreis«: kiir ä«a 8»um einer ^"p-It-nen 2eila: l vot«r „Linxes»nät" äi» L«U«: 3 lixr. Lrschttne«: Hlixliek, init Xu»n»Uin« äer 8ouw- nnä kei«rt»U«, Xd«uck» für ä«Q kolxvoä«» I'»x. VreMerIonrn n i. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »«serattmnnuchmr a«,wSrt<: LttxttS- k» S»L»o»r»ir», Domini,»loolr vr«»<In«r ckonr»«!,, et>«nä»l.: 8. Lü«»!.»», Los»» S»»kuiL-I«rU»- Vi,»-L«ip»i»-3»«»I-rr»i>ittnit II--,»,,,,,» t Vval.«», lerlin: O«oi>lii,',cli« Nnckll., Nur«»», 8vv0l.ru SIo«»r; >r«m«»^ L. 8c»i.or«», Lr„I»o: l,. 8rma«i«'» Xnuoncoubnr«»», L t'xxvxv; kriuiltturt ». 8.: ^xvüv'evll« ItuvUU.; LSI»: Xv. 8»n«,xir, k»ri»: L,^rrirx, Uvi-l-ir» LOo., (8, NI»c ä« I» Lours>is; ?r»x: t» L»«l.lcil'» Loekü.» Vi,y: Xr.. Orr»l.i». H^raurgtiur: woni^I. 8rp»äitioX; 6«» vresäner ckourv»!», vr«»ä«u, LI«i^iev»tr»i»» Ho. 7. Nachbestellungen auf das ...Dresdner Journal" für die beiden Monate August und Stpimder werden für Dresden zu dem Preise von 1 Thlr. in der unterzeichneten Expedition angenommen. Für auswärts sind die Bestellungen an die Postanstalten zu richten und müssen auf das volle laufende Quartal (Preis 1 Thlr. 15 Ngr.) lauten. Inserate aller Art finden im „Dresdner Jour nal" sehr geeignete Verbreitung. Die Insertions- gebühren betragen für die gespaltene Petitzeile l Ngr.. unter ..Eingesandtes" per Zeile 3 Ngr. Äönigl. Expedition -es Dresdner Journals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 27. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend A7 Uhr nach Schwalbach gereist. Bekanntmachung, die Einführung von Freimarken zu Frankirung telegraphischer Depeschen betreffend. Die nachstehende von d»m Kanzler des Norddeutschen Bundes erlassene Bekanntmachung: „Berlin, den lv. Juli 180S. Auf Grund des Bundesgesetzes vom 10. Mai diese- Jahres (Bundes - Gesetzblatt Nr. 31) wird wegen Einführung von Freimarken zur Fraukirung telegraphischer Depeschen Fol gendes zur allgemeinen Kenntniß gebracht: l) Vom l. August diese- Jahres ab kann die Frankirung aller telegrapdischen Depeschen, welche bei einer Bundes- Telegraphen-Station ausgegeben werden, gleichviel ob die selben nach Telegraphen - Stationen des Norddeutschen Telegraphen -Gebiets oder nach Stationen des Telegra- phen-Vereins (Oesterreich und Ungarn, Bayern, Würt- temberg, Baden und Niederland) oder nach Stationen des Auslandes bestimmt sind, mittelst Freimarken bewirkt werden. Bei der Frankirung durch Marken sind außer den Ge bühren für die telegraphische Beförderung auch die son stigen von dem Aufgeber zn entrichtenden stritten Ge- dühreu. ,. B. für Weiterbeförderung per Post, durch Freimarken zu berichtigen. Die Frankirung durch Freimarken ist dagegen vorläufig nicht zulässig bei -allen Depeschen, welche der Eisenbahn - Telegraphen-Statroueu ausgegeben werden. 2) Die Telegraphen-Freimarken enthalte« ans bla« uud weiß guillochirtcm Grunde innerhalb eines mit einem Perlstabe eingefaßten Kreises die Umschrift: „Norddeutsche Bun des-Telegraphie". Die außerhalb des Perlstabes liegen den vier Ecken find mit einem durch einen Ring gesteckten Pfeil ausgefüllt. Unterhalb des so gebildeten Quadrats befindet sich aus einem schmalen blauen Streifen mit weißer Schrift die Bezeichnung „Groschen". Die Wetth- zahlen sind innerhalb des obengedackten Kreises mit schwarzer Farbe hergestellt. Solche Marken sind vor läufig zu den Wertbbeträgeu von l^, 2H, 4, 5, 8, tv uud 30 Silbergroschcn angefertigt worden. Die Mar ken zn »-b. 2H, 4, ü, 8 nnd Iv Sgr. sind gegen Erlegung des WerthbetrageS vom 1. August dieses Jahres ab der jeder Bundes-Telegraphen Station zu erhalten. Die Mar ken zu l'4 Sgr. sollen vorläufig nur bei den Bundes- Telegraphen Stationen im Bezirke der Telegraphen-Di rektion Berlin, die Marken zu 30 Sgr. nur bei den größern Bundes-Telegraphen-Stationen verkauft werden. 3) Das Frankircn der telegraphischen Depeschen mittelst Freimarken geschieht in der Art, daß auf der Depesche telbst oder auf dem zum Niederschreibeu der Depesche be nutzten Formular und zwar in der oberen Ecke rechts oder an der rechten Seite eine oder so viele Marken, als zur Deckung der tarifmäßigen Gebühren erforderlich find, ausgekledt werden. Es ist wünschenswetth, daß die Mar ken von den Aufgebern selbst auf den Depeschen befestigt werden. 4) Die Bundes-Telegraphen-Stationen sind verpflichtet, bei der Aufgabe von durch Freimarken frankirten Depesche» genau zu prüfen, ob die Frankatur richtig.ist, d. h. ob der Werth der verwendeten Telegraphen-Freimarken dem tarifmäßigen Gebührenbetrage entspricht. Ergiebt sich die Frankatur bei dieser Prüfung al- ungenügend, so mnß der fehlende Betrag gleich bei Ausga'e der Depesche ein- a^ogen werden Ist solckres nicht ausführbar und ter «Station die Person deS Absenders der Depesche nicht so bekannt, daß die nachträgliche Einziehung deS fehlende» Betrages gesichert erscheint, so bleibt die Depesche, event. blS nach erfolgter Nachzahlung deS feh lenden GebübrenbetrageS, nnbefvrdert. Ist von dem Aufgeber «in Höherer Betrag in Freimar ken verwendet worden, als die tarifmäßigen Gebühren erfordern, so wird demselben der Mehrbetrag gegen Quit tung baar erstattet. S) Damit einmal verwendete Marken nicht wiederholt be nutzt werden können, werden dieselben mittelst eines Tintenstrichs enlwerthet. Depeschen, aus denen sich bei der Auslieferung Mar ken befinden, welche irgend ein Merkmal der Entwetthnng an sich tragen, werden nicht eher abtelegraphirt, als bi- der Aufgeber über die Beschaffenheit der Marken gehört worden ist. 6) Da durch die Einführung von Telegraphen-Freimarken den Ausgebern telegraphischer Depeschen das Mittel gebo ten ist, die auszugebenden Depeschen zu frankiren, so wird vom 1. August dieses Jahres ab das bisher gestattet ge wesene Verfahren, wonach von denjenigen Ausgebern, welche den Telegraphen häufiger benutzten, Barauszahlungen zur Berichtigung der Gebühren für Depeschen-Beförderung an genommen werden dursten, aufhören. Der Kanzler deS Norddeutschen Bundes. In Vertretung: Delbrück." wird für daS Königreich Sachsen hiermit zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 22. Juli 1869. Finanz-Ministerium. Für den Minister: von Schimpfs. Heydenreich. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Leltgraphische Nachrichten. TagrSgeschichte. Dresden: Reise der königlichen Majestäten. Erlaß an den königl. Gesandten in Wien. — Berlin: Hofnachrichtcu. DcrStrtkc der Maurergesellen. Vermischtes. — Fulda: Bischofs versammlung. — Paris: Abreise des Vicekönigs von Aegypten. — Amsterdam: Gcwerbeausstel- lung. — Rom: Die französischen Truppen. Ver mischtes. — Madrid: Verhaftung höherer Mili tärs. — London: Denkmal-enthüllnng. Srandal- processe. Nachrichten vom Eap. — St. Peters burg: Neue Eisenbahncoucessionen. — Athen: Kammerpräsidentenwahl. Vierter deutscher Journalistentag II. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Meerane.) Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 28. Juli, Abends. (W.T.B.) Der Subcomit^ deS BudgetauSschuffeS der unga rischen Delegation trat heute zu einer Sitzung zu- sammen, welcher der Reichskanzler Graf Beust beiwohnte. Graf Beust bezeichnete die Beziehungen Oesterreichs zu Frankreich als die besten; seit Oesterreich auf feine italienischen Besitzungen verzichtet habe, feien die In teressen und Intentionen beider Staaten dieselben. Be züglich des Orients, sagte der Reichskanzler, bestehe er nicht hartnäckig auf dem Programm von 1867 und über lasse cs der Türkei, ob dieselbe seine Rathschläge wegen Nachgiebigkeit gegen die christlichen Untcrthanen der Pforte befolgen wolle oder nicht; er werde nicht auf die Befolgung seiner Rathschläge dringen. Bezüglich Preußens versicherte der Reichskanzler, daß er stets be müht sei, innige Beziehungen herbeizuführen. Das sei bisher nicht gelungen, da Preußen, nach des Reichs ¬ kanzlers Vtisichcrung, diesen Bestrebungen nickt entge genkomm'. Ferner vcrtheidigteGraf Beust das Rothbuch. Die Rede des Reichskanzlers wurde von der Com mission beifällig ausgenommen und das Budget des Aus wärtigen mit geringen Abänderungen genehmigt. Der deutsche Journalistentag hielt heute seine Schlußsitzung ab. Bezüglich deS Antrags auf Errichtung einer Alters« Lersorgungsanstalt für Journalisten wurde beschlossen, am Vorort um Mittheilung der Statuten des Wiener Schriststellervereins „Concordia" an alle ZeitungS« redactcure zu ersuchen. Durch Acclamation wird Wien zum Vorort gewählt. In den Ausschuß wurden ge wählt: Die „Neue freie Presse", das „Fremdenblatt", der „Wanderer", das „Tageblatt (sämmtlich in Wien), die drei Berliner Zeitungen „Vossischc Zeitung", „Volks- zeitung" und „Zukunft", die „Breslauer Zeitung", die „Neuesten Nachrichten" (in München) und die „Frank furter Zeitung". Zum nächsten Versammlungsort wurde Frankfurt a. M. gewählt. Ein Antrag wegen Prcßvcrfol- gungen wird dem Vororte zur weitern Verhandlung zugewiesen, ebenso die ältern Anträge wegen der Jn- seratenbüreaux. Bezüglich der Aufhebung des Jnseraten-- stempcls wird nach langer Debatte ein Vermittelungs- Vorschlag angenommen, welcher den Zcitungsstempel, die Jnjeratcnstcuer und die Postabgaben als Hemmnisse erklärt und den Vorort beauftragt, auf deren Aushebung hmzuwirken. Hierauf erfolgte der Schluß der Ver sammlung. Bei dem Festbanket, welches der Gemeinderath der Stadt Wien gestern den Mitgliedern des Jour- nalistentagcS gab, brachte der Vorsitzende des letz ter«, llr. Kletke, den Toast auf den Kaiser aus; Bürgermeister l)r. Felder brachte ein Hoch der freien Presse, WittelShöfer ließ die Wiener Ge meindevertretung leben und »r. Stein feierte die glänzenden Fortschritte Oesterreichs. Der letztere Toast wurde von dem Minister des Innern, Vr. Giskra, erwidert. Derselbe betonte in seiner Rede, er habe sich stets in geistiger Genossen schaft mit jeder frcien Bewegung auf dem Gebiete der Presse gefühlt und fühle sich heute als Mitglied einer parlamentarischen Regierung den anwesenden Vertre tern der Presse näher als je. Eine parlamentarische Regierung habe ihren Halt nur in der öffentlichen Meinung; sie dürfe sich derselben nicht verschließen, müsse sie vielmehr zu erforschen und zu ergründen fvchen. Der Minister drückte hierbei den Wunsch auS, daß die Presse, welche täglich die öffentliche Meinung beeinflusse, auch jederzeit der reine Ausdruck der ge läuterten öffentlichen Meinung sein möchte, und schloß sodann mit einem Hoch auf die Anwesenden. (Stür mischer Beifall.) Krakau, Montag, 26. Juli. (Tel.d.W. Abdp.) Heute Nacht waren Truppen zur Unterstützung der Civilbehörden und zur Verhütung von Erceffen aufgeboten. Patrouillen von Polizeiorganen und Militär durchzogen Stadt und Vorstädte und zer streuten größere Gruppen. Die Ruhe in der Stadt wurde nirgends gestört. Die Klostcrvorsteherin Marie Wenzyk und deren Vorgängerin in dieser Würde, Theresie Koczdczierkiewicz wurden über Aufforderung des Oberstaatsanwalts gestern im Kloster festgenommen und dem Landeögrrichte in Haft übergeben. Paris, Montag, 26. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Die Mittheilungen des „Public", daß Graf Benedetti bestimmt sei, an Stelle deS BaronS Talleyrand den Botschafterposten in St. Peters burg zu übernehmen, wird von unterrichteter Seite als ungenau bezeichnet und gleichzeitig versickert, daß demnächst keinerlei Veränderungen im diplo- malischen Corps bevorständen. Die Zeitungsnachricht, Fürst Latour d'Auvergne habe an den französischen Botschafter in Rom, Marquis Banneville, eine Note betreffend daS Concil gerichtet, wird von unterrichteter Seite für unbegründet erklärt. Dem „Moniteur universel" zufolge soll sich der Prätendent Don Carlos augenblicklich in Aren (Provinz Hueöca, Aragonien) befinden. Paris, Montag, 26. Juli, Abend«. (W.T.B.) Die von dem Journal „GauloiS" in einer Cor- rcspondcnz aus Algier gebrachten Nachrichten, wo nach die französischen Truppen in Algerien Befehl erhalten hatten, sich zur Einschiffung bereit zu halten, entbehren, einer Meldung der „AgenceHa- vaS" zufolge, jeder Begründung. Paris, DienStag, 27. Juli, Morgens. (W. T. B.) DaS „Journal officiel" erklärt ebenfalls die Nachrichten des „GauloiS" über die bevorstehende Einschiffung französischer Truppen in Algier für unbegründet und demcntirt die Meldung, daß der Generalgouverneur von Algerien, Mac Mahon, in Paris eingetroffen sei. Madrid, Montag, 26. Juli, Vormittags. (W. T. B.) Die Aufständischen in Ciudad-Real find völlig zersprengt worden und werden von den Truv- pen verfolgt: weitere Nachrichten über Carlistische Ruhestörungen liegen augenblicklich nicht vor. Die Verhaftungen Carlistischer Agenten dauern fort. — In Pamplona wurde eine Verschwörung entdeckt, welche den Zweck hatte, die Citadelle der Stadt zu überrumpeln. Die Lerschwornen leiste- ten bei der Verhaftung Widerstand, einer der Rä delsführer wurde hierbei getödtet. Madrid, Montag, 26. Juli, Abends. (W.T. B.) Der „Jmparcial" erfährt, daß 250 Carlisten, welche die letzte Nacht in Hendaye verweilten, un ter Tristan» die spanische Grenze überschritten haben. London, Dienstag, 27. Juki, Morgens. (W. T B.) Die Königin hat der irischen Kirchenbill ihre Genehmigung ertheilt. Der Prinz und die Prinzessin von Wales rei sen heute nach Wildbad ab. Der Premierminister Gladstone hat sich auS Gesundheitsrücksichten einige Tage aufs Land be- geben müssen. Tagesgeschichte. Dresden, 27. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin trafen gestern gegen Abend von Pillnitz in Dresden ein und haben ^7 Uhr von hier die Reise nach Schwalbach angetrcten. Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz, die Frau Kronprinzessin, und Prinz Georg mit dem Prinzen Friedrich August und der Prinzessin Mathilde, sowie der gegenwärtig hier anwesende Prinz Gustav von Wasa k. H. verabschie deten Sich von Ihren Majestäten im Leipziger Bahn hofe. Gegen i49 Uhr trafen Ihre Majestäten mittelst Extrazugs in Leipzig ein und begaben Sich vom Bahn hofe dircct nach dem dasigen königl. Palais, woselbst seit einiger Zeit bekanntlich die Frau Großfürstin Kon stantin von Rußland weilt und gestern Nachmittag ^2 Uhr auch Se. Hoheit der Herzog Ernst von Sachfen- Altenburg cingetroffen war. Nachts '«12 Uhr setzten Ihre königlichen Majestäten mit dem Eilzuge der thü ringischen Bahn die Reise nach Schwalbach fort. In dem Gefolge Allcrhöchstdcrselbcn befinden sich die Hof dame Fräul. v. Könneritz und der Flügeladjutant Oberst lieutenant v. Rex. Dresden, 27. Juli. Wir sind ermächtigt, den nach stehenden Erlaß an den königlichen Gesandten, Herrn wirk!. Geh. Rath v. Könneritz in Wien, zur öffentlichen Kenntniß zu bringen: „Marieubad, am 18. Joli I8VS. Die unter Nr. 3S jo der Sammlung der „Correspondenze« des k. k. gemeiusamen Ministeriums des Aeußern" (dem soge- uaunten „Rothbucht") abgedruckte Depesche an den k. k. Gesand ten zu Dresden, Herrn Baron v. Werner, vom 8. dsS. Mo nats, auf welche sich der Bericht Eurer Excellenz vom 14. dsS. Monats bezieht, ist, da ich Dresden bereits am 3. diese- Mo nats mit allerhöchstem Urlaub verlaffen hatte, um die Cur in Marienbad zu brauchen, meinem Stellvertreter, Herrn Geh. Rath v. Bose, am 10. dieses Monats mitgetheilt worden. Ich Feuilleton. Der Dorfpfarrer. Eine Erzählung von Pantine Lchai). (Fortsetzung auS Nr. N1.) In dcr Wohnung angekommcn, eilte Sara schnell auf ihr Ztmmerchen, und als ihr Gertrud nach einiger Zeit dahin nachsolgte, fand sie Sara auf ihr kleines Sopha hingelehnt, wie es schien, mit Lesen eine- Brie fes beschäftigt, den sie schnell in ihrer Tasche verbarg. „Wie Du glühst, Sara, und wie Deine Augen strahlen! Warum bist Du so aufgeregt?" frug Gertrud staunend. „Weißt Du nicht, daß mich die Predigten stets auf regen und bewegen?" „Kanntest Du den Fremden, den Maler mein' ich, der Dir Dein Buch gab?" frug Gertrud nach einer Weile. „Warum? ich kannte ihn nicht und sah ihn nicht eher als Du!" Und Sara's Augen entglitt rin dunkles, blitzendes Licht, das halb Zorn, halb Jubel war. „Er sah Dich mit einem so seltsamen Blick an; hast Du diesen Blick nicht bemerkt? Doch", fuhr sie fort, „Du bist ja so schön, Sara: eS war wohl nur Bewunderung für Dich, die aus diesem Blicke sprach." Später sahen die beiden Mädchen den Fremden nicht wieder und der kleine Vorfall wurde nicht mehr erwähnt. Die Rvsenzeit war vorübrrgrgangen, die Rosm- düfte waren unter Sara's Fenster hinweggezogen ohne Wetter und Stürme. Die Wiesen hattcn ihr dustige- Heu heimgesandt, und die Felder färbten sich leise mit goldige« Schimmer. Als die Erntegluth über den Fluren lag, wurden die Ausgänge der beiden Cousinen immer kürzer und seltener. Gertrud suchte öfters nach Entschuldigungen, um zu Hause bleiben zu können, und Sara ging zuweilen allein. Während die arme Gertrud ihre kleinen Ge schäfte in Haus und Hof besorgte, oder auch träumend und müßig auf der Rosenbank im Garten saß, dachte sie daran, daß Sara vielleicht jetzt Felix treffen könnte, daß sie seine geliebte Stimme hören würde, in seine Augen schauen durfte, und dann schlich sich's kalt und fröstelnd an ihr Herz, und wie sie auch kämpfen und beten mochte, es quollen heiße, brennende Thränen in ihre Augen, die Niemand sehen durste, Niemand, Nie mand. Schneller, als es sonst wohl geschehen sein würde, war unter diesen stillen, heimlich zehrenden Schmerzen das Bewußtsein ihrer Liebe in Gertrud's jungem Her zen aufgeblüht, schnell, wie eine Rvsenknvspe, dir sich im Gewitter entfaltet hat. So hatte sie denn, wie sie cs einst gewünscht, etwas Theures, namenlos Theures der schönen Sara ge opfert, um sie glücklich zu machen, und dieses holde, süße Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, welches es jetzt fast immer umschwebte. Etwa- hatte sie ihr ge opfert, von dessen Vorhandensein sie damals selbst noch keine Nare Vorstellung gehabt hatte, als sie jenen Wunsch auSsprach. Vielleicht ahnte die Mutter etwa- vom peinlichen Weh ihre- Kinde-, vielleicht la- ihr Auge die Spuren der sorgfältig geheim gehaltenen Thränen. Aber sie hatte keinen Balsam für die Wund«, die so tief und leise in dem jungen Herzen blutete und sich au-bluten mußte; sie durfte auch nicht mit Rach und Trost an ein Leid rühren, da- jeder, auch der sanftesten und liebreichsten Berührung scheu und erschrocken au-wich. „Sie sind so glücklich und werden glücklich sein. Beide so wunderbar reich, so herrlich von Gott begabt. Was bin ich ihm; was könnte ich ihm sein? Wie klein und gering stehe ich neben ihm! Und doch, auch ich verstehe ihn und lese in seiner Seele wie in einem offenen Buche. Aber mir fehlt der Muth neben ihm; Scheu und Zagen lassen mich das rechte Wort nicht finden, welches ihm sagen könnte, daß Etwas in mir ist, was sich an seiner Größe emporzuranken vermöchte. Ich habe seine Bücher gelesen, die er Sara gab und die sie nur flüchtig durchblätterte. Er ahnt nicht, daß ich ihn verstehe, und ahnte er cs auch, so wäre es ihm gleichaUttg. Wie war ich früher so befriedigt, wenn ich ihn nur von fern sah, wenn ich nur seine Stimme hören durste! Muß eS mich denn nicht glücklich machen, daß er glücklich ist, daß er eine Seligkeit gefunden hat, die sich in so überirdischem Glanze in seinen Mienen spiegelt? So suchte Gertrud ihren Kummer in Schlaf zu singen und ihr weinende- Herz zu beschwichtigen. Dann aber zuckte ihr zuweilen noch ein anderer eiskalter Schreck durch die Seele. Liebte ihn denn Sara auch so ganz ausschließlich, so wahr und selbst los, wie er geliebt sein mußte? Dann fiel ihr jenes Manne- seltsamer Blick ein, den sie auf dem Kirchhofe beobachtet hatte, und sie dachte an Sara's wilde Er regung, ihr Erglühen und ihre aufblttzenden Augen. Sie wußte dies Alles ganz allein, Niemand außer ihr hatte eS beobachtet, und sie trug es seitdem wie rin dunkle-, unverstandene- Ahnen in ihrer Brust. Wie da» Ahnen eine- großen, unsäglichen Schmerzes für Den, der ihr theurer war, al- ihr Leben. Vielleicht aber war dies Alle- doch nur eine son derbare Täuschung, ein Trugbild, das sie sich selbst ge schaffen. Sara liebte ja diesen Felix, sie mußte ihn lieben. Wie hätte sich sonst unter ihrem Einfluß all' ihr We sen und Sein so ganz wunderbar lichten und klären können! Und so war denn ja doch Alles gut, mußte Alle- gut und recht sein. Während der langen, schwülen Sommernächte schien indeß der einsame Lichtschein, welchen Gertrud in jener Nacht geschaut, als Sara zum ersten Male unter dem Dache ihrer Mutter geruht, aus einem Fenster des alten Pfarrhauses. (Forts, folgt.) -j- Aus München meldete man den am 22. d. M. er folgten Tod des vr. Iuliu- Braun. Er stand t« 44. Lebensjahre und starb an den Folgen eines monate- langen schmerzlichen GehirnleidenS. Braun war einer unsrer geistvollsten Alterthumsforscher. Durch „Die Kunstgeschichte auf dem Boden der OrtSkunde" und die „Studien und Skizzen auS der alten Welt" hatte er sich rasch einen bedeutenden Namen erworben. Ein größe res Werk von ihm war die „Naturgeschichte der Sagen". In den letzten Jahren arbeitete er an einem umfassen den Werke über die moslemischen Staaten der Gegen wart. Er wollte in den Treten deS JSlams Trümmer uralter Reliaionssysteme Nachweisen. * Am 25. d. verschied während seines Sommerauf enthalts in Schloß-Chemnitz der durch seine vielseitige literarische und journalistische Thätigkrit bekannte vr. August Diezmann auS Leipzig, wo der Verstorbene bis vor nicht allzu langer Zeit die Redaction de- „Tageblatt«-", sowie diejenige der „Allg. Modezeitung" leitete. " Privatmeldungen bezeichnen die in verschiedene» Zeitungen mitgetheilte Nachricht, Professor Gervtnu» tn Heidelberg fei gefährlich erkrankt, al- durchaus un begründet.
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