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AmUei V KAßteii MN für DrOMAMekhm. IchtirhA AM Aw-orf Ma, MmmsIjM, IMm 8»Wlteq, M,i. Wi, «tiisisi», »ltiiMel,, LWM, Wß». kiAWi, NMjj, Yim, «iWi», AmftlH n» Mil öev Sonntcrgs-Kvcrtis-Weiccrge „Ae: utsches IcrmicienblcrLt". Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit dem Datun r des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pf., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate Mrd die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 93 Ireitag. den 10. August 1894 5. Iahrg. Oertliche und sächsische Nachrichten. Naunhof. Sachfentrauer vor 40 Jahren. Am 9. August sind es 40 Jahre, da starb, weit entfernt von seinem Lande, Sachsens König Friedrich August II. Er hatte zu München die vom Zollverein am 15. Juli im dortigen Glaspalaste veranstaltete In dustrie-Ausstellung besucht und war von da nach Poffenhofen gefahren, um der Herzogin Luise von Baiern einen Besuch abzustatten. Auf der Weiter reise nach Tyrol wurden bei Imst die Pferde seines Wagen scheu, der Wagen fiel um und der König wurde so unglücklich herausgeschleudert, daß ihn eins der Pferde mit dem Hufe an den Hinterkopf schlug. Ehe noch ärztliche Hilfe zur Stelle war, verlor er das Bewußtsein und starb nach wenigen Stunden in einem Zimmer des Gasthauses am Brennbichl, wo jetzt eine Gedenktafel befestigt ist. An der Stelle aber, wo der unglückliche König seine tätliche Ver letzung erhielt, steht seit dem Jahre 1855 eine Capelle. Die Kleider, die Friedrich August an jenem Tage trug, bewahrt das Dresdner Johanneum. — Die diesjährige Wahlfähigkeits-Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, welche ihre Candidaten Prüfung schon Ostern 1892 bestanden haben, sollen zwischen Michaelis Und Weihnachten stattfinden. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben spätestens am 30. Sept. Hilfslehrerinnen dagegen spätestens am 31. August ihre Zulaffungsgesuche bei dem Bezirksschulinspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen. — Die Fangschnüre sollen demnächst auch bei der Artillerie eingeführt werden. Doch soll hier in- soforn eine Aenderung in der Form und Tragweise der Fangschnüre eintreten, als diese über beide Brust hälften reichen und in der Mitte bei der Knopfreihe des Rockes durch eine metallene Scheibe, welche eine Bombe darstellt, hochgehalten werden. — Bei den Regimentern des kgl. sächs. Armee korps Nr. 12 ist dieser Tage über die am 14. Juni d. I. vom Kaiser genehmigten neuen „Bestimmungen über die Beschwerdeführung des Soldaten standes" ausführliche Instruktion erteilt worden, womit die alten vom 6. März 1873 gegebenen Vorschriften über Dienstweg rc. außer Kraft treten. Die neuen Bestimmungeu bedeuten insofern eine große Reform in der früher für den Beteiligten sehr unangenehmen Beschwerdeführung, als der be treffende Soldat sich nun nicht mehr erst durch einen Unteroffizier an den Wachtmeister bez. Feldwebel wenden muß, der dann dem Hauptmann die Ange legenheit vorträgt, sondern daß er selbst an den Kompagnie-, resp. Batterie- oder Eskadronchef sich wenden muß und eine Einschüchterung unmöglich gemacht worden ist. Außerdem ist die Meldefrist von 3 auf 5 Tage erweitert worden und die Be schwerden können auch schriftlich angebracht werden. -f- Die Sittlichkeitsverbrechen mehren sich in er schreckender Weise. So lockte am Sonntag in Dresden ein junger Mensch ein 5jähriges Mädchen an sich, nahm es auf seinen Arm, trug es in ein Haus und vergriff sich an dem Kinde. Dann gab er ihm einen Pfennig und schickte es nach Hause. Das Mädchen erlitt keinen Schaden. Die unge nügende Ueberwachung durch die Eltern ermöglicht meist solchen Schurken ihr Verbrechen auszuführen. — In dem soeben eingetroffenen letzten Monats heft der „Norwegischen CorrespondenS" veröffentlicht Sigurd Ibsen, der Sohn des Dichters, eine interessante Kritik über Bismarck. Er erkennt in ihm den großen Menschenkenner, Sprachkünstler, geistreichen Kovf und unvergleichlichen Realpolitiker. Der Schlüffe! zu Bis marcks Charakter liege im Drange nach der Macht (? — Red.), Ibsen sagt: Wir können seine Politik verdammen, wir können ihm Prinzipientreue, Humanität ! und Gewissen absprechen, aber' dem Eindruck seiner ! Größe können wir uns nicht ent, stehen. Er imponiert ! uns Allen. Es wäre ja wünsche, iswert gewesen, wenn Bismarck ebenso gut gewesen, wä'^e, alS er groß ist. Da dies aber nicht zu ändern ist, so müssen wir ihm die Ehrerbietung darbringen, die er unstreitig be anspruchen darf. — Die Staatsanwaltschaft Magdeburg erläßt gegen den zu Zschadraß geborenen, 24 Jahre alten Kellner Mfred Paul Reichenbach, welchen: auch unter den Namen Döring und Stockmann r eist und sich gelegentlich als Zahntechniker, Doktor be z. Kaufmann ausgiebt und flüchtig ist, einen Steckbri ef, über den die Untersuchungshaft wegen wiederholtem, zum Teil schweren Diebstahls verhängt wurde. — Für den lausenden Monat bereutet die sozial demokratische Parteileitung, wie die Berliner „ Börsen - Ztg." wissen will, in einzelnen Landes teilen eine be sondere Agitation vor, und zwar ssollen folgende Wanderredner agitieren: Kühn in Schleswig-Holstein, Herbert in Schlesien, Metzger in Thüringen, sowie im Harz, Schumacher am linken Rheinufer, Meist in Baden und der Pfalz, Seifert in der Lausitz, Schultz i in Ost- und Westpreußen und Wurm in der Provinz Sachsen. — Bismarcks Ehrenbriefe. Der Ehren bürger-Brief, welchen die Stadt Jena dem Alt-Reichs kanzler jüngst verliehen hat, ist der eimrnddreißigste, welcher dem Fürsten Bismarck gewidmet: worden ist. Die anderen dreißig Städte sind, alphabetisch geordnet: Berlin, Blankenburg a. H., Bochum, Bremen, Bremer haven, Bütow, Chemnitz, Dortmund, Dresden, Emden, Essen, Genthin, Görlitz, Göttingen, Hamburg, Kissingen, Köln, Lauenburg i. P., Leipzig, Lippehne, Lübeck, Magdeburg, Merseburg, Osnabrück, Rathemow, Reichen^ hall, Saarbrücken, Schönebeck, Stendal und Worms. — Professor Koch bei Kneipp. Seit einiger Zeit weilt in Wörishofen Professor Dr. Koch. Es spricht für die Unbefangenheit des. „Bazillenfängers", daß er auS eigener Anschauung ein Heilverfahren kennen lernen will, das mit seinen wissenschaftlichen Ueber- zeugungen schwerlich im Einklang steht. Taucha. Große Freude bereitete am Montag früh gegen 10 Uhr der Eingang einer telegraphischen Depesche bei unserm Kollekteur Herrn Kaufmann Oskar Breitenborn, welche meldete, daß in dessen Kollekte auf Nr. 6547 der Hauptgewinn der 2. Klasse in Höhe von 40000 Mk. gefallen sei. Drei Zehntel des Loses haben Tauchaer als glückliche Gewinner, sieben Zehntel sind in der Umgebung Tauchas untergebracht. Die glückliche Nachricht wurde allgemein mit Jubel begrüßt, zumal die Gewinner Leute sind, die es alle gut gebrauchen können. Stötteritz. Von einem Unglück, welches sich bei einer Uebung der freiwilligen Feuerwehr ereignete, ist leider zu berichten. Die große Schiebeleiter fiel um, als sie bis zur 3. Etage ausgezogen war und Obersteiger, sowie Schlauchführer, die sich auf der Leiter befanden, stürzten ab, dadurch erhebliche Ver letzungen erleidend, die glücklicherweise nicht lebens gefährlich sind. Leipzig. Es hat in allen hiesigen Kreisen un gemein freudig überrascht, daß Se Majestät der König heute eigens zu dem Zwecke des Besuches der Buchbinderei-Ausstellung hier erschien und sich rück- haltsloS lobend über das Gesehene aussprach. Das königliche Urteil ist in diesem Falle um so schmeichel hafter, denn Se. Majestät erlernte bekanntlich daS Buchbinderhandwerk praktisch. Leutselig unterhielt sich der hohe Herr mit dem Marmorierer Teichmann von der Firma W. Thümgen, und meinte, daß das Mar morieren vor 50 Jahren genau in derselben Weise schon ausgeführt worden sein. „Ja, Majestät!" ant wortete Teichmann, „dazu können auch Maschinen ! nicht verwandt werden." Mit großem Interesse ver weilte der König auch bei der praktisch vorgeführten Goldschlägerei, sich nach Details lebhaft erkundigend, ebenso wandte er längere Zeit der Ausstellung älterer Werke seine Aufmerksamkeit zu. Se. Majestät nahm, umgeben von den Spitzen aller Behörden, das Früh stück im Krystallpalast ein und fuhr kurz nach 1 Uhr wieder ab. — Aus sozialdemokratischen Kreisen ver lautet, daß wegen des Vorgehens des Leipziger Rates in Sachen der Erwerbung des Bürgerrechts Maffen- petitionen an den Landtag etngeleitet werden sollen, damit die Angelegenheit dort zur Sprache gelangt. Der diesjährige Lorenzkirchner Markt findet am 29. und 30. August statt. Mittweida. Durch den hiesigen Stadtrat ist am 3. August die freiwillige Feuerwehr wegen sozialistischer Umtriebe und wegen unbotmäßigen Verhaltens gegenüber der Behörde aufgelöst worden. Zwickau. Die königl. Amtshauptmannschaft hier hatte kürzlich ein Verbot gegen die von sozialdemo kratischer Seite mehrfach erfolgten Verrufserklärung gegen Gewerbetreibende erlassen. Dieses Verbot ist neuerdings noch erweitert worden, indem unter Strafe gestellt worden ist, wer geschäftliche Nachteile androht, falls ein Gewerbebetrieb nicht zur Unter stützung gewisser politischer Bestrebungen hergegeben wird, oder wer öffentlich durch Anschlag oder in Zeitungen, Flugblättern oder Versammlungen auf fordert, nur solche Gewerbetreibende in Nahrung zu setzen, welche, als den Anforderungen der politischen Partei genügend, bekannt gemacht worden find. Chemnitz. Die bekannte Sächsische Maschinen fabrik vorm. Richard Hartmann hat die 2000. Loko motive fertiggestellt. Aus diesem Anlaß findet am 10. August im „Kolosseum" in Kappel ein großer Kommers statt. * Die leidige Eifersucht hat der jungen Gattin eines Berliner Postbeamten einen argen Streich gespielt. Besagtes Frauchen, das seinen Haushaltungsvorstand im Verdachte der Untreue hatte, bat eine Freundin, ihr doch bei der Ueber- wachunq des vermeintlichen Don Juans behilflich zu sein. Schon nach einigen Tagen erhielt die Eifersüchtige von ihrer Mitaufpasserin folgende Nachricht: „Liebste Emilie! Deine Befürchtung war nicht grundlos; Dein Mann hälts mit einer Anderen. Lasse Dich von ihm scheiden! Ich selbst habe ihn zwar nicht erwischt, aber meine Cousine kann es beschwören, ihn gestern Abend Arm in Arm mit einer Person gesehen zu haben, die zwar jung, jedoch häßlich wie die Nacht ist. Es war in der Leipziqerstraße gegen 7 Uhr. Dein Mann ging mit Deiner Nebenbuhlerin in ein Geschäft und er stand dort für sie einen Sonnenschirm. Näheres mündlich! Mit bestem Gruß Deine Bertha." Als der nichs Böses ahnende Gatte Mittags aus dem Dienst heimkehrte, fand er sein Frauchen bei höchst übler Laune. „Mein Gott, Liebchen, was ist dir wieder in die Krone gefahren?" — „Nichts!" — „Doch! Dich Plagt gewiß die Eifersucht; aber ich schöre Dir, Dein Mißtrauen gegen mich ist lächerlich. Deine Freundin Bertha hetzt Dich gegen mich auf, ich will sie nicht mehr in meinem Hause sehen." — „Ich auch nicht, Robert," antwortete unter Thränen die junge Frau und gab ihrem Männchen Berthas Brief zu lesen. Robert lachte, denn die häßliche Person, die Berthas Cousine mit ihm Arm in Arm in der Leipzigerstraße gesehen hatte, war keine Andere als — sein eigenes Weibchen gewesen. * Die Hinrichtung des Präsidentenmött)ers Case- rio soll, wie der Präsident bei der Urteilsverkündung erklärte, auf einem öffentlichen Platze in Lyon, welche^ von der Gemeinde zu wählen sei, erfolgen-