Volltext Seite (XML)
Fliegerangriff aus Dünaburg Der deutsche Tagesbericht Da« Wolffsche Bureau melde! amtlich: Großes Hauptquartier, 17. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Bel den Aufräumungsarbeikeu in der neuen Stellung bei Oberfepk wurden noch acht französische Minen- werf er gefunden. Oestlicher Kriegsschauplatz Aus dem nördlichen Teile der Front lebhafte Artil lerie t S t l g k e i t. Unsere Flieger griffen DSn aburg und die Bahnanlagen van Wilefka an. BalkanLriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Oberste Heeres!-., ling. Annektierung Südalbaniens durch Griechenland? t«) Zürich, 17. Februar. (Eigener Drehtbericht.s Der Tagesanzeiger' meldet aut Mailand: Die Bliklker berichten ^ut Athen die Annektierung Südalbanient durch Griechenland. Die Nachricht sei von der griechischen Zensur zunächst unterdrückt und dadurch in Italien verspätet bekannt geworden. Lt würde» Verwicklungen befürchtet. Ausweisung serbischer Skupschtinamitglieder aus Italien (r.) Wien, 17. Februar. (Eig. Drahtbericht.) Dat «Achl- tti-rblatt" meldet aüt Lugano: Die italienische Regie rung Hal eine Anzahl serbischer Skupschtinamlt- gliederaosIkalienaotgewiesen. (r.) Genf, 17. Februar. (Eig. Drahkber.) Die französischen Behörden haben auf Veranlassung der serbischen Regierung dem serbischen Rumpfparlament in Nizza eröffnet, daß d's Fortsetzung der Beratungen auf französischem Boden nicht gewünscht werde. Die deutschen Erfolge bei Vpern tu. Rotterdam, 17. Februar. (Drahtberichk.) Die .Times' melden aus dem englischenAaupt.q variier: Am Freitag Siglen die Deutschen erhöhte Tätigkeit in der Gegend >5-n Ipern, was besonders interessant ist, da der Zweck dunkel >s. Freitag früh gegen 3 Uhr drang eine feindliche Abteilung in m kurzes Grabenstück ein, aber bald darauf wurde sie von unserer Artillerie wieder vertrieben. Am nächsten Tage eröffnete der Feind ein schweres Bombardement gegen unsere Stellung, von er Stelle aus, wo er am vorhergehenden Tage angegriffen hakte, zu einem Punkt, der was mehr südlich in der Nähe der Straße :on Pilkem liegt. Gleichzeitig widmete er den Franzosen im Nor men seine besondere Aufmerksamkeit, als wollte er zeigen, daß er - cmas Wichtiges vorhabe. An drei Stellen drangen die Deutschen über unsere Brüstung. Ein Infankerieangriff im großen Stil er- solgke nicht. Heute schaffen die Deutschen wiederum 5000 Granaten gegen unsere Stellung bei Hoog. — Inzwischen hat die deutsche Oberste Heeresleitung am Dienstag berichtet, daß 800 Meter englischer Stellungen erobert wurden und General Haig selbst hat den deutschen Erfolg notgedrungen zugegeben. iu. Genf, 17. Februar. (Drahtbericht.) Der vom britischen Hauptquartier zugegebene Geländegewinn in dem taktisch nichtigen Abschnitt Äpern-Eommines bestärkt die Pariser Fachkritiker Oberst Berthaud, Oberstleutnant Rousselt und andere in der Auffassung, daß die teilweise neu- nlige Angriffsmethode deutscherseits auch in der nächsten Zukunst mit großer Energie zur Entfaltung gelangen wird. Noch läßt ch nicht genau ernennen, wo der Hauptstoß beabsichtigt sei. Ioffre und Haig müßten äußerst wachsam sein. Die Pariser Militär kritiker können da nicht eingreifen. Die Kämpfe an der Vogesenfront tu. Bafel, 17. Februar. (Drahtbericht.) Wie die .Basler Nachr." melden, ist das französische Grenzdorf Recheny bei den letzten Kämpfen an der südlichen Vogesenfront besonders schwer mitgenommen worden. Die deutschen Granaten schlugen cin, als die Bewohner gerade im Begriff waren, mit ihren Hab seligkeiten den gefährdeten Ort zu verlosten. Ls gab mehrere verwundete und Tote. Der Ort selbst hat durch die Beschießung sehr gelitten. Der Kirchturm stürzte ein. Auch das in der Drei- londsecke an der schweizerischen Grenz« gelegene Dorf Pf et terShausen wurde mit etwa 2000 deutschen Granaten belegt. Neun Häuser sind zerstört und etwa 10 Zivilpersonen verwundet. Den Bewohnern, auch den in Pfettershauscn ansässigen Schwei zern, wurde von den Franzosen nicht gestattet, sich über die schweizerische Grenze in Sicherheit zu bringen. — Diese Mel dungen werden unter allem Vorbehalt wiedergegeben. Radoslawow über Griechenland und Rumänien vcib. Wien, i6. Februar. <Drahtbericht.) Der bulgarische Mi nisterpräsident Radoslawow erklärte in einer Unterredung mit einem Vertreter des .Fremdenblattes", die gegenwärtige Lage sei in feder Beziehung zufriedenstellend. Radoslawow äußerte sich dann noch über die durchaus freundlichen Beziehungen Bul gariens zu Griechenland und Rumänien und entgegnete auf die Frage, ob diese beiden Staaten im weiteren Verlaufe des Krieges ihre Neutralität bewahren dürften, im bejahenden Sinne. Einem Vertreter der „Reichspost" erklärte Radoslawow: An der Einigkeit des Vierbundes werden sich di« Gegner noch den Schädel ein rennen. Das wird die beste Erwiderung auf alle Erfindungen sein, die sich gegen Bulgarien richten, namentlich waS fein« Haltung be züglich Albaniens betrifft, denn wir haben tatsächlich in Maze donien genug zu tun. WaS Griechenland betrifft, so liegen uns feindselige chauvinistische Pläne gegen diesen Nachbar vollkommen fern. Radoslawow bestätigte, daß der griechische Gesandte ihm erklärt habe, Griechenland beabsichtige sogar, im Falle eines bulgarischen Angriffes aus Saloniki neutral zu bleiben. Wir haben, suhr der Ministerpräsident fort, von Griechen land auch gar nichts anderes erwartet. Wenn wir nach Saloniki gehen, Kämpfen wir ja sogar für die Griechen und für ihre Fr«ih«il. Daß Griechenland infolge seiner Lage di« englisch« Flatt« z» fürchten und infolgedessen eine schwierig« Srellnng hat, begreifen wir ja. Gern« hätten wir dem Nachbar unsere gale Ge sinnung auch durch tatkräftige Hilfe in seiner Lebensmittelversorgung bewiesen. ES ist nicht unsere Schuld, daß die Vierv«rbandSmächte die Slrumabrücke gesprengt und damit die Bahnzufuhr von Bul garien nach Griechenland gewaltsam verhindert haben. Belgien und das Londoner Abkommen vtb. Paris, 16. Februar. (Havas.) Die diplomatischen Vertreter Frankreichs, Englands und Rußlands beim König der Belgier haben dem belgischen Minister des Aeußern am 13. Februar in Sainte Adresse gemeinsam folgende Erklärung überreicht: Ew. Exzellenz! Die verbündeten Signatarmächte der Betträge, die die Unabhängigkeit und Neutralität Belgiens gewährieisten, haben heute durch einen feierlichen Akt di« Erneuerung der Ver pflichtungen beschlossen, die sie gegen Ihr seinen internationalen Verpflichtungen heroisch treues Land übernommen haben. Infolge dessen haben wir Gesandte Frankreichs, Großbritanniens und Ruß lands, von unseren Regierungen gehörig bevollmächtigt, die Ehre, folgende Erklärung abzugeben: Die verbündeten Gartantiemächte erklären, daß die belgische Regierung im gegebenen Augenblick zur Teilnahme an den Friedensverhandlungen auf gefordert werden wird. Sie werden die Feindseligkeiten nicht be endigen, ohne daß Belgien in seiner politischen und wirtschaftlichen Un abhängigkeit wiederhergestelil und für die erlittenen Verluste reichlich entschädigt wird. Sie werden Belgien ihre Hilfe leihen, um seine kom merzielle und finanzielle Wiedergeburt zu sichern. Baron Beyens antwortete: Die Regierung des Königs ist den Regierungen der drei Garantie mächte der Unabhängigkeit Belgiens, die Sie bei ihr vertreten, tief dankbar für die hochherzige Initiative, die sic ergriffen haben, indem sie ihr heule diese Erklärung überbringen. Ich spreche Ihnen ihren heißen Dank dafür aus. Ihre Worte werden ein vibrierendes Echo haben in den Herzen der Belgier, mögen sie an der Front Kämpfen, im besetzten Lande leiden oder in der Verbannung die Stunde der Be freiung erwarten, alle von gleichem Mute beseelt. Die neuen Ver sicherungen, die Sie mir soeben gegeben haben, werden ihre un erschütterliche Ueberzeugung bekräftigen. Belgien wird aus seinem Ruin wiederauferstehen und in vollständiger politischer und wirtschaft licher Unabhängigkeit wicderhergestcllt werden. Ich bin sicher, ihr Dolmetsch zu sein, wenn ich Ihnen sage, daß Sie völliges Ver trauen zu uns haben müssen, wie wir volles Vertrauen zu unseren Garanten haben. Denn wir sind alle entschlossen, energisch mit Ihnen bis zum Triumphe des Rechtes zu Kämpfen, zu dessen Verteidigung wir uns ohne Zögern nach un gerechtfertigter Verletzung unseres keißgel'ebten Vaterlandes geopfert hoben. Der italienische Gesandte kündigte dem Baron Beyens seinerseits an, daß Italien, obwohl cs nicht zu den Garantiemächten der Unabhängigkeit und Neutralität Belgiens gehöre, kundtue, daß es nichts dagegen habe, daß die obengenannte Erklärung von den Alliierten abgegeben würde. — Die japanische Regierung gab eine gleich lautende Erklärung ab. * * * Man wird in der Annahme wohl nicht fehlgehen, daß die Erklärung der Vierverbandsmächte als ein Versuch anzusehen ist, Belgien für den Beitritt zum Londoner Abkommen zu gewinnen. Aus der Antwort des belgischen Ministers des Aeußern läßt sich nicht erkennen, ob die Regierung König Alberts, die bisher keine Neigung gezeigt hat, solchen Wünschen zu willfahren, heute bereit ist, dem deutlichen Wink der Alliierten Folge zu leisten. Es bleibt deshalb abzuwarten, ob der Erklärung des Baron Beyens, die ja nach den gegebenen Umständen nicht anders ausfallen konnte, vorderhand aber nur als eine platonische Kundgebung zu betrachten ist, eine Unterzeichnung der Londoner .Verabredung folgen wird. Ein Schlußwort Von Dr. Richard Bahr-Berlin. E Der Sturm im Glase Wasser ist verweht. Durch einen kleinen Redeakt zu Beginn der gestrigen Sitzung des Abgeord netenhauses ist der Streit, der sich über die Veröffentlichung des Kommissionsbeschlusses zum U-Bootkrieg erhoben hatte, beigelegt worden. Man hat eine viertel, oder vielleicht auch eine halbe Stunde hindurch „Standpunkte gewahrt". Zuerst der Präsident den Standpunkt des Hauses, daß es auch auswärtige Dinge er örtern dürfe: hernach Herr Hirsch-Berlin den radikaisozial demokratischen des unbekümmerten und unbeschränkten DrausloS- redens. Dann hat man sich wieder dem schier unermeßlichen Feld der wirtschaftlichen Streitfragen zugcwandt. Ein einziger nur hat bei dieser Aussprache keinen Standpunkt gewahrt: das war der Vertreter der Regierung, der preußische Minister des Innern von Loebell. Der hakte cs nämlich gar nicht nölig, und so sprach er gnädig in ein paar mild verzeihenden Morttn über die beiden Monologe seinen Segen. Wenn die Herren wirk lich, was von manchen Seiten ja bestritten wird, die Steilung des Kanzlers haben stärken wollen: die Absicht haben sie erreicht. Kann sein auch jenseits des Wassers: im Innern jedenfalls. Sic haben nicht widerstrebt, als der Inhalt der Aussprache im Kanzler haus dahin zusammengefaßt wurde: durch die Veröffentlichung des Kommissionsbeschlusses hätte man Herrn v. Bethmann stützen, fördern und ihm alles zum Guten lenken wollen. Sie sind auch, bereit — Herr v. Hcydcbrand war's sogar schon am Montag —, von einer Erörterung der auswärtigen Dinge, der Kiegszicle. der Stellung zu Feinden und Neutralen abzusehen. Es herrscht selbst stillschweigende Uebereinstimmung darüber, daß der Ausschuß keineswegs berechtigt war, zu handeln, wie er gehandelt hat. Kurz: eS ist alles so gekommen, wie's mit dem Kanzler alle verständigen und ruhigen Leute in Deutschland gewünscht haben, und so könnte man mit einem befriedigten und befreiten ..Ende gut, alles gut von dieser Komödie der Irrungen Abschied nehmen. In der Vollversammlung wird sie, wie gute Kenner der Abgeordnetcn- hauspsyche erklären, keine Wiederaufnahme erfahren. Nicht ganz so sicher stehen die Dinge in bezug auf die Kom mission. Immerhin möglich — cs gibt einige Anzeichen dafür —, daß die Konservativen auf den Handel doch zurückgreisen, um dic Frage der Zuständigkeit des Ausschusses zum Auskrag zu bringen. Gewiß, daß sie in ihr zur F e h d e g e g e n H c r r n v. L o e b e l l rüsten. Man hat in hissen Tagen, wo jedem das Herz zum Zer springen voll ist voni gewaltigen Erleben, und manchen! von uns auch vom bitteren, schweren Leid, ja nicht die rechte Stimmung, das alles nach Gebühr zu würdigen. Hätte man dic, könnte man mit unbefangener Heiterkeit der Seele vor sich Hinschauen, man dürfte bekennen: Wir haben zwischen Sonntag und heute un beschreiblich Komisches mikangcsehen. Mir alle wissen, daß die preußischen Konservativen noch nie etwas dagegen gehabt haben, wenn in den K r e i s b l ä t t e r n die Politik der Regierung mit nachdrücklicher Entschiedenheit verteidigt wurde. Auch wenn, was schon vorgekommen ist, die Kreisblätter sich dabei mit karten und mitunter auch mit ungeschickten Worten gegen die in der Mehrheit des deutschen Volkes herrschenden Anschauungen kehr ten, ist von konservativer Seite noch nie ein Einspruch gehört worden. Voraussetzung war dabei allerdings allemal, daß die Regierung sich im Einklang mit der Rechten befand. Nun haben diese Blätter sich erlaubt, in einem Fall, wo Rechte und Regierung auseinandergehcn, die grundsätzlichen Auffassungen des Kanzlers und preußischen Ministerpräsidenten zu verteidigen, und mit einem Male rauscht es wild auf im ganzen konservativen Zeitungswald. Die „Deutsche Tageszeitung" aber, als ob wir in diesen Stunden, Tagen, Monaten nichts Ernsthafteres zu tun hätten, erklärt es geradezu für ein „Gebot der Stunde", hier ..Remedur zu schaffen". Vermutlich ist, indes wir dieses schreiben, man im Abgeordneten hause auch schon dabei, dem „Gebot der Stunde' zu folgen und in der abendlichen Ausschußsitzung Herrn v. Loebell, dessen Etat just zur Verhandlung steht, zur Rechenschaft zu ziehen. Das alles ist ja nicht neu und nicht überraschend, und wenn wir nicht eben im Burgfrieden lebten, ließe sich in diesem Zu sammenhang ja wohl noch einiges über das alte Thema sagen: „Und der König absolut, wenn er unseren Willen tut." Aber auch im Burgfrieden darf man vielleicht die Mahnung an den Libe ralismus, den gemäßigten und den fortschrittlichen richten, doch nicht unbesehen konservative Parkeigeschäfte zu machen. Warum haben wir uns so über die Loebellschen Preßerlasse erhitzt? Wer die wirklichen Zustände kannte, wußte, daß durch sie an der Ten denz der Kreisblätter nichts geändert wurde. Denn dic waren immer gouvernemenlal gewesen, und die sogenannten Platten korrespondenzen, auf die sie vielfach sich stützen, waren durch dic Bank es auch. Hatten die Erlasse überhaupt einen Erfolg, so war es höchstens der, die Kreisblätter vom Landrat als Ver trauensmann der konservativen Partei ein wenig unabhängig zu machen. War das wirklich so schlimm? Mußte man deshalb Himmel und Hölle, Parlament und Berufsvcreinigungen in Be wegung sehen? Wir fürchten — wir brauchen den Ausdruck mit Be dacht —, wir fürchten: das wird auch in manchem andern Stück unS so ergehen. Wer heute die nationallibcrale Presse, auch die parkeiofflziöse, unbefangen beobachtet, kann sich der Empfindung nicht erwehren, daß da im allzufrokcn Kampfcseifer gelegentlich Bahnen beschritten werden, die auf die Dauer nimmermehr dic unsrigen sein können. Das hat gar nichts mit der Selbstver ständlichkeit zu tun, daß in den großen Dingen in diesen Zeit-