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Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kngau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Inf-ratr nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. , Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. WHem-ElMckr WM Anzeiger für für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein-Ernstthal. Grgcrrr aller Geiireirröe-Verrvcrltrrrrgeir der rrurliegerröerr Ortschaften. Nr. 257. Sonnabend, den 4. November 1899 49. Jahrgang. Die Entrichtung des Schulgeldes und der Wassersteuer betr. Das Schulgeld, Fortbildungsschulgeld und das für fremdsprachlichen Unterricht sowie die Wassersteuer auf die Monate Juli bis mit September ist nunmehr längstens bis zum 11. November 1899 an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Alle nach Ablauf dieses Termins noch verbleibenden Reste werden dem Rathsvollzieher zur zwangsweisen Beitreibung überwiesen. Hohcustein-Ernstthal, am 27. October 1899. Der Stadtrath. I. V.: W. Zeißig, Stadtrath. Schfß. Stadt-Kparkastr Callnbrrg verzinst ab 1. Januar alle Einlagen mit 3Vz v. H. Dieselbe expedirt täglich (auch schriftlich) von 8 bis 12 Uhr Vormittags und 2—5 Uhr Nachmittags. Bekanntmachung, Bekämpfung der Blutlaus betr. Abermals werden von der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau mittels Bekanntmachung vom 26. v. M. alle Obstbaumbesitzer aufgefordert, ihre Obstbäume sofort auf das Vorhandensein der Blut laus genau zu untersuchen und sofern dieselbe gefunden wird, sowohl die nach Maßgabe der auch hier fast in allen Schanklokalen aushängenden Belehrung geeigneten Bertilgungsarbeiten schleunigst vorzunehmen, als auch anher Anzeige zu erstatten. Indem man hiermit auf diesen Erlaß aufmerksam macht, wird gleichzeitig bekannt gegeben, daß hierseits die vorzunehmenden Vertilgungsarbeiten, welche Ende dieses Monats ausgeführt seitt müssen, durch einen Sachverständigen überwacht und die dabei ermittelten Säumigen entsprechend bestraft werden. Oberlungwitz, am 2. November 1899. Der Gemeindevorstand. . Oppermann. Gemeinde-Sparkasse Oersdorf Z- Dieselbe ist geöffnet an jedem Dienstag und Freitag Nachmittags von 2 bis 5 Uhr und verzinst Einlagen — V0M 1. Ja»»«* 1900 ab — Mit Darlehne werden zum jeweilig üblichen Zinsfüße, gegen vorschriftsmäßige Sicherheit gewährt. Auf mündliche oder schriftliche Anfragen wird jederzeit bereitwilligst Auskunft ertheilt. Gersdorf Bez. Zw., den 15. August 1899. Die Sparkassen-Verwaltung. Gemeindevorstand Göhler, Vorf. Der Krieg «m Transvaal. Der Telegraph aus Südafrika schweigt weiter außer offiziellen Nachrichten erfährt man jetzt fas nichts. Die Blätter beklageu sich heftig, daß die Censur täglich noch strenger wird. Anfangs begnügte man sich, die Zeitungsberichte wesentlich abzuändern, jetzt aber läßt man dieselben einfach gar nicht mehr durch. Angeblich sollen Kabelstörungen an dem Mangel der Nachrichten schuld sein. Doch verlautet, daß große Detachements von Marinetruppen mit Artillerie von den in Südafrika stationirten Schiffen zur Unter stützung des Generals White ausgeschifft werden sollen. Ein Kommando soll bereits an dem wichtigsten Eisen bahnknotenpunkt stehen. Vor Durban liegen süns Kreuzer und ein Kanonenboot. Nach einer Depesche aus Durban vom Montag „feuerte das schwere Geschütz der Buren im ganzen 13 Granaten nach Ladysmith. Doch, obwohl die Artillerie der Buren vorzüglich ist und viele Granaten das Ziel erreichten, thaten sie wenig Schaden, da das Material schlecht war und nicht explodirte; die britischen Marinegeschütze brachten es mit drei Schüssen außer Thätigkeit." — Aus Pieter maritzburg wird vom Dienstag telegraphirt, zerstreute Flüchtlinge seien vom Gloucester-Regiment eingetroffen, auch eine Anzahl Maulesel mit einem Theil der Berg batterie. (?) Die umzingelten Leute fochten tapfer, bis die Munition erschöpft war, worauf sie sich übergaben. — Fast alle Blätter kritisiren scharf Whites Kriegs bericht. Die „Times" erklären, die Zahl der Maulesel bei der Bergbatterie war 100; daß eine so große Zahl praktisch mit ganzer Geschützausrüstung davon kam, sei ein außerordentlicher Fall, der bisher nie vorgekommen ist. Die „Morning Post" hebt hervor, daß Maulesel leicht scheuen und deshalb mit besonderer Vorsicht gehandhabt werden; der Vorfall beweise grobe Nachlässigkeit. Alle Blätter heben den Mangel an Kommunikation mit der Kolonne als unbegreiflich hervor. Die „Times" melden aus Airs Allahabad, daß die Nachricht von der Katastrophe in Indien mit Ueberraschung und tiefer Mißstimmung ausgenommen worden sei. Man war auf Niederlagen an gewissen Stellen gefaßt, aber daß die Hauptarmee so geleitet würde, daß zwei Regimenter und eine Batterie kapitu- liren mußten, hatten selbst die ärgsten Kritiker nicht vermuthet. Die Zeitung „Pioneer" sagt: Solcher Vorfall, daß zwei britische Regimenter die Waffen auf offenem Felde niederlegen, ist einzig in der Geschichte des Jahrhunderts, und falls nicht außerordentliche Um- stände dazu zwangen, werden die verantwortlichen Persönlichkeiten eine Vertheidigung dafür chwer finden. Es war ein schlimmer Tag, wo das Kriegsministerium aus Rücksicht auf Rang und Etikette be chloß, White über den fähigeren SymonS zu setzen. «Daily Chronicle" erklärt, nach den Präzedenzfällen dürfte die Regierung eine Untersuchung gegen Oberst Möller und Oberst Carleton anordnen. Das letzte Mal, wo ein britisches Bataillon kapitulirte, war zu Buenos-AyreS im argentinischen Feldzug, worauf das britische Unter- suchungsgericht ein ungünstiges Urtheil darüber aus- sprach. — Daily Telegraph lobt ebenfalls die Mensch lichkeit Jouberts gegenüber den englischen Gefangenen, fügt aber hinzu, daß der jetzige Feldzug den Beweis liefere, daß die Engländer es diesmal mit einer wirk lichen Armee zu thun haben. — „Daily Mail" giebt noch immer der Zuversicht Ausdruck, daß der end gültige Sieg den Engländern gewiß sei. Die ietzige Niederlage könne nur den Zeitpunkt des Sieges etwas verschieben. Der Bericht der „Kabelcorrespondenz" über die Schlacht vom Montag stellt fest, es habe sich bis fast in die kleinsten Details hinein dasselbe wiederholt, was vorher in und um Dundee geschehen und mit dem traurigen Rückzug General Aules geendet hatte, nur mit dem einen Unterschiede, daß hier bei Ladysmith auch die Rückzugslinie nach Süden bereits verlegt und die Falle vollständig geschlossen zu sein cheint, und zwar wiederum nach Whites eigenem osficiellen Bericht. Wie Jule Dundee räumen mußte vor dem überlegenen Artilleriefeuer und der über legenen Strategie des Gegners, welcher es verstanden ;atte, seine Kanonen auf Höhen in Positionen zu iringen, welch; Stadt und Lager von Dundee-Glencoe ^herrschten, so daß die Engländer sich nirgends mehr wo festsetzen konnten, gerade so auch hier bei Ladysmith. Die Vierzigpsünder Jouberts beherrschten Stadt und Lager vollständig, und General White selbst meldet, die Artillerie der Buren schösse auf weitere Entfernung als s.ine eigene, er setze seine letzte Hoffnung auf die Marinegeschütze, welche er eben in Stellung gebracht habe. Am Abend nach dem Gefecht standen fünf Buren-Corps mit ihren Lagern im Süden der Stadt, zwischen dem Klipflusse und dem Flagstonespruit, hinter sich eine befestigte Doppel- stellung bei Nelthorpe und Pieters-Station, ein weiteres Commando verschanzt auf der Straße nach Greytown und zwei Commandos, Meyer und Erasmus, etwa zweitausend Mann stark, im Osten auf der Bulwantkopje. Im Norden und Nordosten stand Joubert mit sieben Lagern, welche sich halbkreislörmig von der Straße nach Helpmakaar und dem Klipflusse bis nach der St'ag: vom Van R ncnS Passe hinüber- zogen und im Laufe des Tages szwei Freistaat-Com- mandoS die Hand reichten, weich, von Dcwdropspruit hcrankamen und die Engländer von Westen her zurück warfen Die gesammte Operation stellte eine fast bis in die klevsten Details getreue Nach ahmung des UmgehungsmarscheS bei Sedan dar. In London machten alle diese Meldungen einen sehr depnmircnden Eindruck, nament lich in den conservativen Clubs w-r die Erregung eine furchtbare. Die „Times" geben cin in Ladysmith verbreitete» Gerücht wieder, demzufolge sämmtliche Munition für den General White, die au» Durban nach Pieter marihburg unterwegs war, von den Buren ausgefang-v worden ist. Pietermaritzburg sei vollständig abge- schnitten. Diese Depesche scheint die öffentliche Meinung in England aus die Cepuulaiion von Ladyimiib vor bereiten zu sollen. London, 2. November. Die „Times" ver öffentlichen in einer zweiten Ausgabe folgendes TUe- gramm aus De Aar vom 1. November: Meldungen aus Burghersdorp zufolge sieben seit Pionlag Abend 3000 Buren in Bethulie bei der Brücke, die über den Oranjeflnß führt. London, 2. November. Die Abendlälter ver öffentlichen folgende Depesche aus Ladysmith vom 31. October: Die Buren rücken in südlicher Richtung vorwärts. Es soll ihre Absicht sein, sich der Eisen- bahn bei Colenso zu bemächtigen und den englischen Truppen die Verbindung mit Pietermaritzburg und Durban abzuschneiden. — In Pietermaritzburg sind Nachrichten eingetroffen, daß die Buren einen Theil des Zululandcs besetzt haben, sowie daß sie Pomeroy, 50 Meilen von Greytown entfernt, genommen haben. London, 2. November. Wie das „Reutersche Bureau" meldet, ist im Kriegsministerium eine aus Ladysmith von heute früh 9 Uhr 35 Min. datirte Depesche des Generals White eingegangen. Dem Ver nehmen nach besagt das Telegramm, General White >alte sich, alles stehe gut. Leutnant Egerton vom Kriegsschiff „Powerpul" sei heute früh durch eine Granate schwer verwundet worden. Dies ist das einzige Telegranim, welches heute beim Kriegsamt aus Ladysmith eingegangen ist. Hingegen ist eine Meldung der Pariser Havas-Agentur vom 2. aus Kapstadt etwas mittheilsamer. Dieselbe besagt: „Die Nachrichten von den Siegen der Buren vor Ladysmith riefen hier große Aufregung hervor. Die Afrikander verhehlen ihre Freude nicht. Gouverneur Milner ist über ihre Haltung in Unruhe. Bei diesen Kämpfen verlor General White gegen 3500 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen. Ein zweiter Sieg wurde durch die Oranjeburen unter General Lucas Meyer erfochten, welcher Colenso nahm und somit die Rückzugslinie Whites abschnitt, welcher ver mundet sein soll. Die Einschließung von Ladysmit ist vollendet. Die Buren sind Herren der Bahn na^ Pietermaritzburg und. Durban. Aus dem Westen hierher gelangte Meldungen besagen, Mafeking sei eng eingeschlossen, die Buren hätten alle Ausfälle siegreick zurückgewiesen und erwarteten die Uebergabe. Ebenso wird bestätigt, daß die Oranjeburen Colesberg ge nommen haben." * * lieber die Mobilmachung dcr Burrn wird nach träglich berichtet: „Es dürft: nur in wenigen Ländern möglich sein, cme Mobllisirung mit solch:r Schnellig keit durchzuMren, wie dies in Transvaal geschehen ist. Denn in 24 Stunden waren die Bürger bewaffnet, versammelt und abgemhren. Jiteressant war daS Per hmten der Mädchen und Frauen beim Abschiede aus dem Bahnhofe. E« wurde nicht geweint und gejammert. „Männer, thut Eure Schuldigkeit!" da» waren die Gorte, die an Väter, Brüder und Söhne geriete« wurden. Charakt ristisch wir er auch, daß sich all dies ohne Musik, ohne Rc.rn, ohne Uniformen und ohne Militärischen Pomp abspiclte. Diesrcckenhaften Buren bestiegen schweigend den Zug, und eS wurden keinerlei Exklamatiomn laut. Eine deuffche Dame, die von diesem Schauspiel ergriffen war, trat an jeden einzelnen Abtheil, um den Männern die Häyde zu drucken, wobei sie sagte: „Gott gebe, daß Ihr bald zurückkommt." fDie Antwort lautete: „Wir können Dir das nicht versprechen, aber wir werden uns be mühen." Bezeichnend tür die patriotisch: Haltung der Buren ist eS, daß im zweiten Bezirke des Militär- districtes von Krügersdorp, wo 400 Männer bei den Fahnen erscheinen sollten, sich 670 anmeldeten. Al der Kommandant die überflüssigen 270 nach Hause schicken wollte, war kein einziger bereit, dieser Weisung Folge zu leisten, und alle blieben In Maraisburg, wo 150 Buren einberufen wurden, erschienen 820. Vom höchsten bis zum niedrigsten sind alle Buren kampfbereit uns voll Gottvertrauen. Als die Züge zur Abfahrt nach Natal bereit waren, aber nicht ab gelassen werden konnten, weil die Bahn wegen der vorhergegangenen Züge gesperrt mar, hielt ein Pastor eine Abschiedspredigt, durch di: er die Zuhörer zu Thränen rührte. Bald darnach kehrte aber bei allen ihre gewöhnliche Gelassenheit zurück, und mit ruhiger Entschlossenheit zogen sie in den Krieg." Nächst den beiden kriegführenden Mächten in Südafrika nimmt der Negerstamm der Basutor das Interesse in Anspruch, da man annahm, daß er ent weder Partei ergreifen oder sich die Situation auf eigene Faust zu nuke machen würde. Jedenfalls legte man seinem Eingreifen eine gewisse Wichtigkeit bei, ein solches ist aber bis jetzt nicht erfolgt. Die Stärke und Zusammensetzung dcr gegen die Buren au'gebotenev Streitkräfte Englands werden vom „Militär-Wochenblatt" folgendermaßen angegeben: 1iDie „Natal-Forc-": Infanterie 7650, Kavallerie 1650, Artillerie 1748, Pioniere 600, Train 3M, ZeugcorpS 40 und Freiwilligen-CorpS 2680, im ganzen 14668 Mann mit 69 Geschützen (3 Fcldbatterien, die hierbei schon mit berechnet sind, mit zusammen 18 Geschützen sollen erst in nächster Zeit eintreffen). 2) Die „Cape- Force": Infanterie 4790, Festungs-Artillerie 2M, Train 150, Zeugcor-S 40, im ganzen 5180 Mann. Feldartillerie und Kavallerie fehlt hier ganz. 3) DaS aus drei Infanterie- und einer Kavallerie-Division be stehende mobilisirtc ArmeecorpS, d:ffen Kopfstärke etwa 48000 Mann beträgt (aber noch unterwegs (st) Man reht, welche Bedeutung für die englische Kriegführung >ie Ratalarmee immerhin besitzt; sollte sie aufgerieben ein, so würde man auch mit dem Kapkontingent rasch eilig werden, und dann stünde zunächst nur noch daS nachträgliche Aufgebot von 48000 den Buren, die doch elbst 50000 Mann stellen, die freilich zur Zeit noch stark zersplittert sind, gegenüb-r. Dieses trifft außer dem in zwei zeitlich um Wochen getrennten Nachschüben ein, von welchen der erste zunächst nicht viel mehr als 20000 Mann bringt. So gewinnt der Zusammenstoß bei Ladysmith in einem oder anderen Sinne eine sehr einschneidend: Bedeutung, und eS hängt wohl damit zusammen, daß die englischen Rüstungen noch mehr 'meiert werden.