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Dresdner Journal : 30.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-30
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 30.06.1887
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M148 1887. Donnerstag, den 30. Juni, abends. v»»«8»prel>« I« L«lok»: ^LUrUot»! .... 18 H»rk. ^MUrUeU r 4 >l»r^ 80 ?k. Lioielo« Xrunnlsrv: 10 ?s. 6«, äv«t»ct»e« L«ieU«» tritt k«t- nvä 8tswp«IrL»cdt»8 Uünu. 4llkNn6Ixui»x«^«d8Nreo r kür 6so k»um einer xeipLitensv 2«il» kleiner Lvtlrikt 40 kk. Oster „Lis^»«»L<tt" Ui« 2sUs 80 kf. Lei L»d«U«a- nnä 2iü«r»«t« «itepr. XskicUI»^. Lr»ok»1»e«r H^Uok isit Aa^rtLme 6er 8o««- «»6 k««rt»xo . »beode. ksrneprsed-Aiiietilo»«: Ur. 1LSS. DresdnerHowMl. Für die Gesanttleitong v«rantwortlich r Dtto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. '' — —" , r« 4M^N»aiUM»U«» »«MLrt»r Lelpei,: F> 6eillilli«ioll»r Ne» I>re»«1ll«r ^ovr»»!»; N»»dwr« lerUll - Vl« - 1»tp»lU N—1->r»«1»» Nr»»k0«rt ». ».: //aa^-t«»« <t ^o-ter,- I«UL -Vt»»-Lulld»r, rre,-Letp«t,-rr»llk1»K ». X.-XLseL«»L^<i. 2T«««,' N»ri» L»»äo» -N»rU« NnurLNirt ». N. - »t«ttss»rt: Da«d« Oo»erUll: SSrUt»: S. LtM«r» ^a-^/oioer,' L»Lnor»r: o s^erier,' LUI« ». » : /. L-rct -» 6s. ller»»»8»l»«r r Tviüsl. klrpeäitioll ä«, l)r«»<tll« Vreeävll, 2vin^sr»cr. X). kerll»i««vU->tll»ello»«: Ur. 188L. Westessunqen auf daS „Dresdner Journal" für das nächste Bierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für anSmärlS bei den betreffenden Postanstalten. In DreSden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Alberiplatz gegenüber dem Alberttheater), wo selbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann Müller, Pillnitzer Straße 64, dem Bahn hofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahn hof), dem Herrn Buchhändler Knecht (Kiosk am böhm. Bahnhof) und Herrn Kaufmann Lebr. Wesfer, Prager Straße 50 einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Auküudiguugeu aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühren im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unre' „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 30. Juni. Se Majestät der König haben dem Rath bei dem Oberlandesgericht, Ober- appellationsrath Gustav Adolf Neidhardt die nach- gefuchte Versetzung in den Ruhestand mit der gesetz lichen Pension unter Belassung seines Titels und Ranges zu bewilligen Allergnädigst geruht. Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben den Landgerichtsrath Franz Gustav Hally in Dresden zum Rath bei dem Oberlandesgericht, sowie den Amtsrichter Karl August Wolf in Leipzig und den Assessor Or. Friedrich Karl Ludwig Wulfert daselbst zu Räthen bei dem Landgericht Leipzig zu er nennen Allergnädigst geruht. Dresden» 24. Juni. Se. Majestät der König haben dem Oberpedell bei dem Universitätsgericht zu Leipzig Friedrich Emil Rühle das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen Allergnädigst geruht. nichtamtliche Teil. Ketegraphische Wachrichten. Rom, 29. Juni, abends. (W. T. B.) Der Senat setzte heute in geheimer Sitzung die Be ratung betreffend die Reformen des Senats fort. Voraussichtlich werden morgen definitive Beschlüsse gefaßt werden. Die Abgeordnetenkammer begann die Beratung der Vorlage über den Kredit von 20 Millionen zu Militärzweckcn in Afrika pro 1887/88 und für die Bildung eines besonderen Truppenkorps zum Garnisondienste daselbst. London, 29. Juui, abendS. (W. T B.) Der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm von Preußen haben heute abend die Rückreise nach Berlin angetreteu. Bei der Abfahrt spielte die auf dem Bahnhofe ausgestellte Ehrenwache der Goldstream guardS die preußische Nationalhymne. Der Kronprinz von Schweden und Großfürst SergiuS von Rußland find heute Abend nach Darmstadt abgereip. In Buckinaham Palast fand heute nachmittag ein großes Gartenfest statt, zu welchem von der Königin über 7000 Einladungen ergangen waren. Beinahe sämtliche anläßlich deS RegierungSjubi- läumS der Königin hier noch anwesenden fürst lichen Gäste wohnten dem Feste bei. Am abend kehrte die Königin nach Windsor zurück. St. Petersburg, 30. Ium. (Tel. d. Dresdn. Journ., Einem Telegramm der nordischen kele- graphenagentur zufolge soll daS Verbot der Pferde- auSfuhr in diesen Tagen aufgehoben werden Dresden, 30. Juni. Die bevorstehende Einberufung der bul garischen Sobranje. Bulgarien, dessen Entwickelung noch vor kaum einem Jahre mit lebhaftester Aufmerksamkeit verfolgt wurde, findet heute in den Zeitungen nur im Vorüber gehen Erwähnung. Durch die auf 3. Juli erfolgte Einberufung der großen Sobranje ist der öffentlichen Meinung wieder einmal Veranlassung gegeben, sich dieser staatlichen Neuschöpfung zuzuwenden. Wenn wir die Lage der Dinge prüfen, so finden wir, daß von der Sobranje eine günstigere Gestaltung der bulgari schen Verhältnisse nicht zu erwarten ist. Die Frage der Wiederbesetzung des Thrones bleibt unerledigt. Keiner der in Betracht kommenden Kandidaten ist ge neigt oder seitens der zuständigen Staaten ermächtigt, die schwierige Aufgabe zu übernehmen; auch sind die Kabinette nicht gewillt, auf Rußland einen Druck auS- zuüben, ebensowenig wie dieses die Absicht zeigt, mit bestimmten Plänen hervorzutreten. Die Regenten werden daher nur in der Lage sein, der Sobranje über die geordneten Verhältnisse des Landes, sowie über die neuerdings durch die Regierung bewirkte Besserung der Finanzen zu berichten, allein bezüglich der die Bevölkerung am nächsten berührenden Thron frage, von welcher die endgiltige Begründung fester Zustände abhängt, werden sie ihr Bestes thun müssen, um die mit südlicher Lebhaftigkeit empfindenden bul garischen Politiker an den sich nicht übereilenden Ge schäftsgang der europäischen Diplomatie zu gewöhnen. Die nächste Aufgabe der Regentschaft muß es sein, sich das Vertrauen der Bevölkerung nicht nur zu er balten, sondern sich in demselben auch zu befestigen. Von der Diplomatie haben die Regenten trotz aller Klugheit und allen Taktes, welchen sie bekunden, wenig zu hoffen. Erst die neuesten Verhandlungen wegen der ägyptischen Übereinkunft thun dem zwischen Groß britannien und Rußland-Frankreich bestehenden Gegensatz dar; bezüglich Bulgariens dürfte derselbe noch schärfer hervortreten. Aus allem, was bisher ge schehen, ist ersichtlich, daß die bulgarische Angelegen heit an einem toten Punkte angekommen ist, wo man ruhig zusehen und den günstigen Augenblick abwarten muß. Am wenigsten sind die bulgarischen Regenten selbst in der Lage, hier etwas zu thun. Dieser Er kenntnis scheinen sie sich auch nicht zu verschließen. DaS Wiener „Fremdenblatt", welches in sehr klarer Weise die augenblickliche Lage Bulgariens kennzeichnet, sucht die bulgarische Regentschaft in dieser Überzeugung durch folgende beachtenswerte Gründe zu bestärken. nung feiten der Mächte fehlen würde. Denn alles, nommen haben, geladen sind. Tagesgcschichtk. Dresden, 30. Juni. Ihre Majestät die Königin wird nach den hier eingegangenen Nachrichten am Sonnabend, den 2. Juli, Klagenfurt verlassen und Eich nach Umkirch bei Freiburg begeben. * Dresden, 30. Juni. Ter kommandirende General Prinz Georg, König!. Hoheit, begab sich heute früh 5 Uhr in Begleitung des Chefs des Generalstabes Oberst v. d. Planitz und des Majors im Generalstabe v. Broizem mittelst Bahn über Priestewitz nach Gro ßenhain. Se. König!. Hoheit wohnte der RegimentS- besichtigung des 1. Husarenregiments Nr. 18 in Gegen wart des Generallieutenants v. Tschirschky und Bögen- dorff, Excellenz, sowie des Generalmajors v. Nostitz- Drzewiecki bei und traf mit dem 1 Uhr-Zuge in Dres den wieder ein. * Berlin, 29. Juni. Wie das „Deutsche Tgbl." dessen Mitteilung wir mit Vorbehalt wiedergeben, vernimmt, wird Se. Majestät der Kaiser am Mitt woch, den 6. Juli, nach Ems reisen, sich dort aber nur etwa 14 Tage aufhalten, da eine Kur in Gastein, woselbst der Kaiser mit dem Kaiser von Österreich unbedingt zusammentreffen will, fest beschlossen ist. Auf der Reise nach Gastein wird, wie demselben Blatt gemeldet wird, der Kaiser in Konstanz Aufent halt nehmen und die Weiterreise von dort wahrschein lich auf der Arlbergbahn antreten. Nach einer an deren aus Gastein herrührenden Nachricht wäre dort Se. Majestät für den 21. Juli angesagt. Über die Kur Seiner Kaiserlichen und König lichen Hoheit des Kronprinzen wird dem „B. Tagbl." aus London von gestern gemeldet: l)r. Mackenzie extrahierte soeben aus dem Halse des Kron prinzen einen weiteren Teil der Wucherung, so daß nur ein kaum merklicher Teil zurückblieb. Leibarzt vr. Wegner schickte sofort den extrahierten Teil an Prof. Virchow. Trotzdem der Kronprinz sich am Sonnabend beim Heraustreten aus dem warmen Zimmer ins Freie eine Erkältung, die an sich unbedeutend ist, zu gezogen hat, ging die Extrahierung in günstigster und raschester Weise schmerzlos vor sich; im Zeitraum einer Sekunde war sie vollzogen. Immerhin verhinderte diese Erkältung eine genauere Untersuchung der um die Wucherung liegenden Teile des Halses. Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braun schweig, wird in Begleitung seiner persönlichen Ad jutanten am Morgen des 1. Juli von Schloß Kamenz in Schlesien, wo er seit Wochen mit seiner Familie weilte, in Berlin eintreffen und am Vormittag des selben Tages, um 11 Uhr, in seinem hiesigen Palais m der Wilhelmstraße ein Kapitel des Johanniter ritterordens abhalten, dessen Herrenmeister Höchstder- selbe ist. Hieran schließt sich am Nachmittage ein größeres Diner im Palais des Prinzen, zu welchem sämtliche Ritter, welche zuvor an dem Kapitel Teil ge- was ohne diese Prämisse geschieht, wäre doch wieder ein Provisorium. Es hätte vielleicht eine andere Form, würde einen andern Namen tragen, würde aber nach seiner rechtlichen Beschaffenheit doch nur die Verlänge rung der bereits geltenden Situation sein. Die bul garischen Politiker haben sich als ruhige und besonnene Köpfe bewährt, von denen die Beachtung aller Postu- late der Notwendigkeit erwartet werden kann, und man darf auch daraus die Erwartung ableiten, daß die Thätigkeit der Sobranje die bestehende politische Lage nicht komplizieren und zu keiner Quelle der Besorgniß für Europa werden wird. Hoffentlich wird von dieser Seite aus die Sommerruhe der Diplomaten nicht ge stört, sie selbst zu keiner Geschäftigkeit bemüssigt wer den, welche den Völkern eben so unerwünscht wie ihnen selbst unbequem kommen würde." „Bleibt die bulgarische Regierung, ihrem Vorsatze getreu, bei der Sobranje keine solchen Fragen anzu regen, welche den Ratschlägen der Mächte zuwider laufen, so liegt in der Situation Manches, das sie hierfür zu bestärken geeignet ist. Das Ziel Aller, welche eine friedliche Lösung des bulgarischen Provi soriums und dessen Übergang in eine definitive Ge staltung anstreben, ist die Auffindung einer Basis, welche alle Mächte zur gemeinsamen Grundlage des Pazifikationswerkes annehmen könnten. Hinsichtlich unserer Monarchie ist das von kompetenter Stelle mehrfach so deutlich erklärt und unsere Orientpolitik mit so klaren Worten dargelegt worden, daß Zweifel nur noch dort bestehen können, wo man sie gerne be halten will, wo man sich nicht entschließen kann, Vor urteile und Hypothesen aufzugeben, trotzdem die That- sachen sie längst schon entkräftet haben. Aber es wird der bulgarischen Regentschaft auch jener Lichtschein nicht entgangen sein, den die englisch-türkische Konven tton auf die Gruppierung der Mächte geworfen. Die Drohnoten des russischen und des französischen Ver treters am Goldenen Hon: sind dementiert, aber die Thatsache ist doch unbestreitbar, daß auf einem Ge biete der fast grenzenlosen Orientfrage Rußland und Frankreich englischen Absichten abhold sind und gegen dieselben Stellung genommen haben. Wohl hat ohne Zweifel auch die bulgarifche Angelegenheit auf die Stellung Rußlands in der ägyptischen Angelegenheit mitgewirkt, aber andererseits wird jetzt Frankreichs Haltung in der bulgarischen Frage von jener bedingt bleiben, welche Hr. NeUdoff angenommen, um den Sultan zu bewegen, jener Konvention hinsichtlich Ägyptens die Ratifikation zu verweigern, welche die Franzosen in so auffallender Weise erregt hat. Dies gegenseitige Verhältnis, welches dadurch zwischen Frank reich und Rußland einerseits und Großbritannien andererseits geschaffen wurde, läßt in diesem Augen blicke auch eine Verständigung in der bulgarischen Frage zweifelhaft erscheinen, und damit wäre auch jene Voraussetzung einer gedeihlichen definitiven Beilegung der bulgarischen Schwierigkeiten in Frage gestellt, welche auf einem Kompromiß aller Signatarmächte beruht. So wirkt eine jede internationale Frage auf den ganzen Komplex der übrigen zurück. Sie er scheinen alle als eine Gesamtheit und keine kann isoliert aufgefaßt und behandelt werden." „Ist nun die bulgarische Regentschaft, vielleicht durch diese Wahrnehmung zur besonderen Vorsicht an- geeifert, entschlossen, die Arbeiten der Sobranje in keine Bahnen zu lenken, welche den Ratschlägen der Mächte zuwiderlaufen, so wird sie auch von der Wahl eines Fürsten Abstand nehmen, bezüglich dessen ja eine Einigung der Kabinette von ihrer Seite nicht einmal ernsthaft versucht wurde. Eben so wenig wird sie an die Sobranje mit anderen Vorschlägen heran treten, welche im vornhinein, schon weil sic von der gegenwärtigen Nationalvertretuug ausgehen, auf den Widerspruch Rußlands stoßen würden. Es wird dem nach wahrscheinlich bei dem bulgarischen Provisorium bleiben, als jenem Zustande, welcher die Mächte am wenigsten entzweit und welcher der Zukunft am wenig sten vorgreift. Ein großes Opfer ist es allerdings, das eine Nation bringt, indem sie so lange auf eine endgiltige Ordnung verzichtet, aber, wenn die Gefahren eines solchen Zustandes geringer sind, als der Ver such ihn zu ändern, so legt der Patriotismus Pflichten der Entsagung auf. Für den Frieden Europas, für die ruhige Fortentwickelung der bestehenden Beziehungen unter den Staaten, ist eine Fortdauer des gegenwär tigen Zustandes in Bulgarien jedenfalls mit geringeren Wagnissen verbunden, als der Versuch Bulgariens, eine Gestaltung der Dinge herbeizuführen, welcher die Bürgschaft des Bestandes, die Sicherheit der Anetten- Feuilleton. Ein treues Herz. Line Geschichte aus dem wendischen Bolke von Heinrich Pen«. (Fortsetzung.) Radic, so hieß der Freund, kannte alle Welt, wußte also auch über den domo vovu» Auskunft zu geben. „Wer dieser Favetti ist, fragst Du? Ein Kauf mann, ein Sprößling der Furlanci, hatte er erst in Triest ein Kolonialwarengeschäst, das ihm ein gutes Stück abwarf. Mit einem recht hübschen Vermögen übersiedelte er in unsre Stadt und begründete hier ein Bankhaus. Er verstand sein Geschäft, daS HauS florierte; heute nennt man ihn einen halben Millionär, der, ein Junggeselle, von vielen Müttern erwachsener Töchter mit begehrlichen Augen betrachtet wird. DaS ist aber von Deiner Seite nicht der Fall, mein lieber Freund, denn Du scheinst Lich über ihn zu ägern." „Über diesen Menschen?" sagte Tine rasch und un willig. „Hm, gerade über diesen, Du hättest dazu aller dings vollen Grund", fuhr der Freund unbarmherzig fort. „ES ist wohl wahr, daß Du die Jugend vor ihm voraus hast, auch hat Dich der Schöpfer mit einer viel vorteilhafteren Gestalt und einnehmenderen GesichtSzügen auSgestattet, desgleichen erzählt man, daß Du gerade nicht in einer schlechten, halbzerfallenen Hütte mit zerrissenem Strohdache zur Welt gekommen, wie beispielsweise ich. Gott sei Dank, daß eS nur einmal geschah! Aber mit den Finanzen dieses ge nebenen Geldmachers kannst Du Dich nicht im ent ferntesten messen. Und das Geld, mein treuer Freund, das Geld regiert die Welt, verzeihe mir diesen Ge meinplatz, aber gegen die Wahrheit derselben wirst Du vergebens etwas einzuwenden suchen! Du weißt, wir leben in einer gar praktischen, materiellen Zeit, traurig genug, aber eS ist nun einmal so. Und die Frauenzimmer, mein Lieber, die richten sich am meisten und am ersten nach dem Zeitgeiste, wie nach der Mode. Meinst Du wohl — die Deine wird anders sein?" Tine verfärbte sich. „Eine solche Bemerkung muß ich mir entschieden verbitten," fuhr er auf. „Pst, lieber Freund, sei nur ruhig, komme nicht aus dem Häuschen. Ich weiß, was ich spreche. Siehst Du, ich will es Dir nur sagen. Als ich aus der Residenz hierher kam, war ich ein unternehmender Bruder Studio. Du weißt, ich hatte dort gute Lektionen in reichen Häusern, war also sehr elegant gekleidet, mit Preziosen und Moneten versehen. Man hielt mich für den Sohn eines reichen Öko nomen. Mich zog diese schöne Vit mächtig an, ich war wie vernarrt in sie, wie du! Und sie — o, sie war mir sehr gewogen!" Die Brust TineS arbeitete heftig. „ES ist nicht wahr, eS ist nicht möglich!" rief er. „ES ist wahr", sagte ruhig und kalt der Freund. „Plötzlich erfuhr man, daß ich der Sohn eines blutarmen Häuslers bin, der überdies schon gestorben war, daß meine Kleider und meine Pfennige von meinen Lektionsgeldern erspart seien und iidngcns schon zu Ende gingen. Zum Unglück, doch nein, heute sage ich, zum Glück, fiel ich auch damals bei der Be werbung um eine Anstellung durch, mit einem Worte, bei der nächsten Begegnung war Fräulein Luise gegen mich das reine Nordpoleis, und tags darauf erhielt ich ein Billet, welches so frostig abgefaßt war, daß ich mir bei der Lektüre desselben einen Schnupfen zuzog und worin mir ein für allemal das HauS und jeder Umgang mit der Schönen verboten wurde. Nun, was sagst Du jetzt von der Macht des Geldes?" „O, o, sie sollte also denken, sie, deren edles Herz ich immer verehrte, die mir so oft sagte, wie sie mich liebe!" „Bis ein anderer kommt, der liebenswürdiger, das heißt eigentlich reicher an irdischen Glücksgütern ist", fiel ihm sein Freund in die Rede. „Bleibe heute nur da, beobachte Deine Dulcinea von Todosa, und mor gen werde ich Dich fragen, ob Deine Betrachtungen nicht da» bestätigen, was ich Dir heute gesagt! Neven einem halben Millionär sind wir nur arme Mäuslein bei den Mädchen, welche ja darauf ausgehen, einen recht schweren Goldfisch zu fangen, und eine solche Fischerin der gefährlichsten Sorte ist Fräulein Luise!" Tine schlug sich vor den Kopf, sein Gesicht war bleich, er sank vernichtet in ein Fauteuil. „Wir sehen uns wohl noch später", sagte der Freund, „gehe hin und tanze mit ihr, siehst Du, dort kommt sie am Arme Favettis. O, sie ist berückend schön, und Dir gefällt sie ja noch immer. Der Tanz beginnt, geh nur zu ihr!" Damit entfernte er sich. Tine aber bemeisterte sich mit Gewalt und trat, wenn auch mit noch ver störten Zügen, Luise entgegen, da gerade jener Lanz begann, welchen sie ihm zugesagt hatte. Süßlich lächelnd trat Favetti auf ihn zu und er suchte den jungen Mann, ihm diesen Tanz zu über lassen. „Wenn eS das Fräulein selbst will", sagte Tine zögernd. „O gern", entgegnete Luise rasch. Es durchzuckte Tine. Sein Gesicht war erdfahl geworden. „Was ist Dir heute?" fragte ihn das Mädchen. „Nichts", sagte er kalt und wandte sich ab. Sie nahm den Arm Favettis und ging zum Tanze. Tine aber verließ den Tanzfaal. * * * Noch ganz gebeugt von der furchtbaren Enttäu schung, die sein Herz getroffen und die er noch nicht zu glauben vermochte, brachte der nächste Morgen dem jungen Manne eine Nachricht, die ihn vollends nieder schmetterte. Sein Vater, welcher die ganze Hoffnung auf den Sohn gesetzt hatte, war dadurch, daß dieser aus der Art geschlagen, in seinem ganzen Wesen gestört worden. Ein tüchtiger Landmann sollte Tine werden, und jetzt lebte er in der Stadt ganz wie ein junger Herr, vergeudete das Erbteil seiner Mutter, war nicht- und that nichts, kümmerte sich weder um Heim noch Vater. Zwischen Pridan und Kolodey hatte selbstverständ lich eine empfindliche, unüberbrückbare Verstimmung Platz gegriffen. Die Leute im Otte, froh, dem reichen Bauer etwas anhaben zu können, ließen eS an bos haften Bemerkungen und spitzen Reden über den „ungeratenen Sohn" den „Tagedieb" u. f. w. nicht fehlen. (S-rif«tz«P f-V.)
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