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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189101180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-01
- Tag 1891-01-18
-
Monat
1891-01
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1891
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Grsch srül eint täglich ruh 6»/, Uhr. Nrdartion und Lrprdition Iohannesgaff« 8. Aprkckliundril drr Krdliction: vormittag» 10—12 Udr. Nachmittag» 5—6 Udr. »Ir »t«»tläa«de »N>,et»«ri» vt-nutciirte ««ch, gch ei» Nrt,et>»» »>»« »«rdcnrlich. Annadme »er für die nSLf»s«Igrn»e Niimmrr »rMmmtrn Inserate au Wochentagen »t« S Udr Nachmittag», an Sonn- und Festtagen früh dis' ,9 Udr. 3il den /ilialr» snr Zni.-.Xnnahmr: Ltt« klemm'« Lortim. tAlsre» da»»), Universitätsstraße 1, Louis Lösche, ikatharinenstr. 14 pari. und Könlgsplatz 7, mir dir ' ,3 lldr. 18. Anzeiger. Lrgan für Politik, 8ocalgcsch>lhtc, Handels- und Gcschiiftsvcrkchr. NbonnementSprei- vierteljährlich 40, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Brinaerlodn 5 Mk., da di« Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nn». 20 ' Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilage!» iin Tageblaii-Format gefalzt, ohne Voslbesürderuiig 60 Mk. uiit Posldesörderung 70 Mk. Inserate ügespaltene Petitzeile SO Ps. Größere Schriften laut uns. Preisvnzeichntß. TabeUarijchern. Ziffernsatz nach höhermTarif Neelamen unter dem Nedaction-strich die »gefpald Zeile SO Pf., vor den Familien Nachrichten die stgeipaltene Zeile 40 Pf. Iisterate sind stet- an die KrveSition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zah.ung praeoum->rai»ia oder durch Po>t» Nachnahme. Sonntag den 18. Januar 1801. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 21. Januar 1891, Abend» 6', Uhr im Ltyungojnale am Naschmarlte. Tagesordnung: I. Bericht dcS verfassungsausscimsses iiber: Hlnzuschlagung der zum cremte» Ritlergulsbezirke Kleinzschocher gehörige» Par- ccllen Nr. 3020, 306, 3075 und 3l1 zum Gcmcindcbezirke Leipzig-Kleinzschocher. II. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finaiizausschustes über: ». Parcellirungsplan und Banvorschrilten sür das städtische Areal an der Südseite der Brüderslraßc gegenüber der Markthalle; d. Abtretung einer Arealslache von dem Brandt'- scheu Grundstücke an der Möckernjchcu Straße in Leipzig. Gohlis zur Straße. HI. Bericht des SchulauSschusseS über: a. Uebernahme der Kosten für Heizung und Beleuchtung des Betsaales in der Schule zu Leipzig-SeUerhausen sür die Zwecke der Abhaltung von Gottesdiensten aus die Schulcasje; d. die Speciaibudgets: „Thomasgymnaittlin" mit Ansnahme von Pos. Ol, 02 und 31, „Nieolaighmnasium" mit Ausnahme von Pos. 44, „Real- ahmnasium" mit Ausnahme von Pos. 43, „Realschule" mit Ausnahme von Pos. 40, „Realschule in Leipzig-Reudnitz" mit Ausnahme von Pos. 42, und „Höhere Schule für Mädchen" mit Ausnahme von Pos. 40 des HauShaltplaneS für 1891. IV. Bericht deS Schul-, Finanz- und bez. GaSauSschusses über: Erhebung der Zweiganstalt der städtischen Realschule zu Ostern 1891 zu einer selbstständigen 2. Realschule. Lekoniltiilliltzullg. Das 2. Stück de» diesjährigen NcichSgrsctztlatteS ist bei uns eingegangeu und wird bis zum 16. Februar V. I. aus dem Rath- haussaale zur Einsichtnahme öffentlich aurhängen. Dasselbe enthält: Nr. 1930. Verordnung wegen Ergänzung der Verordnung vom 16. August 1870, betreffend die Cautionen der bei der Militair- und Marineverwaltung angestellten Beamten. Vom 27. December 1890. Nr. 1931. Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues. Vom v. Januar 1891. Leipzig, den 15. Januar 1891. Der Rath »er Ltadt Leipzig. I)r. Georgi. Krumbiegel. Rorstemnarkt. Der erste diesjährige Lpreialmarkt für vorsten flndet in der Zeit von Montag, den 16., bis Sonnabend, den 21. Februar, statt. Leipzig, am IS. Januar 1891. Ter Rath der Ltadt Leipzig vr. G e o rg st Wirthgen Versteigerung auf den Abbruch. TaS alte Nebengebäude auf dem Postgrundstücke z» Wurzen (Sachsen) soll öffentlich an den Pielslbictendc» aus den Abbruch vcr. steigert werden. Eine Zusammenstellung der Versteigcrungsbcdtngungen liegt bei dem Kaiserlichen Posiamte in Wurzen, sowie, im Geschäftszimmer des Bezirks-Postbaurath- in Leipzig, Poststraße 4, III., zur Euisicht auS; auch kann dieselbe von dem genannten Postamte und von dem Post, baurath bezogen werden. Tic Versteigerung findet statt am 29. Januar ». I., Vor mittag» IO Uhr im Amlszimmer des Postapilsvorstchers in Wurzen. Leipzig, den 16. Januar 1891. Der Kaiserliche Ober-PostSirectar. Walter. Städtische Realschule zu Leipzig, Nordftraizr 37. Die Anmeldung neuer Schüler sür Ostern erbitte ich mir Montag den 19, Dienstag den 20. und Mittwoch den 2l. Januar, Vormittags von 8—12 nnd Nachmittags von 2—5 Uhr. Das letzte Schulzeugnis;, das Taufzeugniß (oder der Geburtsschein) und der Jmpischem sind vorzulegcn. Tie Anmeldungen für die südvorftädtifche Zwrtganstalt können an denselben Tagen bei mir im Hauvtgedäude oder bei Herrn Lbcrlrhrer Lratrmnaa in der VI. Bürgerschule (Arndtstraße) stall finden. Vr. V. vkav. Realgymnasium. Anmeldungen zur Lstrrausnalime werden Donnerstag, den 22. und Krcttag, de» 23. Januar 1891, Vormittags von 8 bis 11 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr von mir entgegengenonimen. Bei der Anmeldung sind das GcburtS- oder Taufzeugniß, drr Impfschein und die letzten Schuicensuren deS auszunehmendkii Schülers vorzulegen. Leipzig, den 10. Januar 1891. Pros. vr. blieset, Rector. Bekanntmachung. Der Verordnung der Köntgi. Ministerien de» EultuS und der Justiz vom 10. Februar 1870 zufolge bringen wir hierdurch zur Keiintmß, daß der Ztirchenvorstand der Matthäikirchengemeinde aus folgenden Mitgliedern besteht: Herrn Pastor Johann Paul Kaiser, Vorsitzender, Plagwitzrr Sir. 10, Rechtsanwalt und Tirector l>r. zur. Hugo Her«. Frrd. Handel, stellvcrir. Vorsitzender, Psasteudorser Straße 46, Buchhändler und Rittergutsbesitzer Atbin Ackrrmann- Trnbnrr, Lortzingstraße 19, Kansmatin Rtch. Heinrich Ahror, Partbenstraße 6, Jusiizralh Fr. t^mil Värwiiikel. Anenstraß, 3, Gehe-me» Eoluinerzienratl, Wilhelm TodrI. Leidnizsiraße 24, .Ka»s„ia„u Adolph Victor ttzmit Trcszlcr, Leidnizsiraße 22, Pianofortesabrikanl P. Thcophit Franckr, Gustav Adolph- sttaße 47, Echuldirector vr. pdil. Iah. FrieSr. tkhregott Helm, Bahnhoistraße 17, Procurtsk tf. Oskar Hugo Hilbert. Gustav Adolphstraße 47, Archidiakonus Map Pcjcheck, A» der Pleiße 9p;, Prosesjor Rector vr. pkil. Richard Richter, Partbenstraße l, Siadlralh und Kaufmann tz. (Gustav Lchtnivt-Löhlinann, Zöuaerslraße 0, Schtosseiineisicr JnlinS Lchwartjk, Nenkirchhof >6, Stadlrarh und Maurermcistcr Friedrich Ullrich, Psaffcn- dorfcr Straße 26. Leipzig, am 15. Januar 1891. Der Klrchcnvorstand zu St. Matthii. Kaiser, Pf. Aufgebot. 1) Frau Kaufmann Zimmcrmailll, Bertha gcb. Braner, zu Leipzig, Brühl 2, Treppe 2- Fräulein «lise Hrntsckrl zu Seebausen HA. bade» daS Aufgebot folgender Htipoihekeiiurkunden über die ans dem .zu Kyritz gelegenen und im Griindbuche von Kyritz, Band III, Blatt l'ir, 2.58 verzeichnten Grundstücke des Apothekers her »st Müller z > Kyritz in der dritten Ablheiiung unter 3 resp. 7 ciugellagenen Forderungen von: a) 30t» Thalcr ---- 9000 VH auS der Obligation vom 1, August 1823 sür den Apotheker Otto Albert Earl Friedrich Brauer, aus Höhe von 1800 Thalcr sür eine Darlchnssordcrung von 12t» Thäler dem Fräulein Wilhclmine Alcxandrine Naive Jsslaud zu Zcrnitz verpfändet — Siainindocumcitl itbcr 18t» Thalcr vom I. August 1823 und Ziveigdocuincnt über 12t» Thalcr vom IO. Marz 1849, d) 2400 Thalcr --- 7200 .4! au« der Obligation vom 18. Juni 1842 und zwar I4t» Thalcr sür de» Kaufmann Friedrich Wilhelm Schütt zu Berlin, sowie I0>» Thaler sür Frau vr. Hcnichcl, Auguste geb. Jegler, zu Seehausen i A. — Slammdocumcnt ubcr 1400 Thaler vom 18. Juni 1842 und Zweigdocument über 1000 Thaler vom -rv—^ 10 Februar 1869 beantragt. Tie Inhaber der Ikrlunden werden ausgefvrderi, spätesten- in dem auf Donnerstag, den 21. Mai 1891, Vormittag» II Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte, Zimmer l anberaumte» Aust geboisleriuine ihre Rechte aiizumcldeii und die Urkunden vorzulegc» widrigenfalls dis Krafilossrklarung der Urkunden erfolgen wird. Kyritz, de» 12. Januar 1891. KSiiiglichrS Amtsgrricht, Abthkilmig II. Men z. Rutzbolz-Auction. Montag, den 26. Januar >8!>I, sollen von Vormittags 9 Udr an im Forstrcvirre Eouncitlln a»s dem Mltteiwaldschlage in Abth. 5 5 und 6a im sogciiailNlen Apit;sch ca. 59 Eickie» Ruizklötzc von 24—l(>8 cm Stärke u. 3—9 w Länge 102 Bt.chen» - » 30— 54 « - 3-8', 3 Eichen - 25— 32 - - 5—9 st Akorn- - - 32— 47 . - -2' ,-7'/, 42 Rüslcr- - 26— 52 - » - 4-12 6 Eller- - - 30— 37 - - . 7-11 sowie 15 Eschen^chir, Hölzer unter den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Znsammentunft: aus dem Holzschlage au der Hohen Brücke bei Connewitz. Leipzig, den 14. Januar 1891. Des Rath» Forstdeputatio«. Bekanutmachung, , »eo LitlSfutz »er Lparcafse zu Lirbertwokkwltz »elr. Gemäß ß. 15 der hiesige» Svarcasscnordnung vom 1. December 1885 bringen wir hierdurch zn össenllichcn Kcnntniß, daß wir mit Genehmigung der AitssichiSbehördk beschlossen haben, den heintage»- ZillSslts; der in unterer Verwaltung stehenden Sparcasse allyier vom l. April 1891 ab von 3', auf 3' ,",» — Drei und rin halb Procrnt — zu erhöben. Gleichzeitig geben wir bekannt, daß wir dem EinlagenzinSsuß cntiprechcnd auch de» Hnvolhekeuzinssuß ab t. April 1891 geändert und festgesetzt baden, und daß daher von dem genannten Zettpiinct ab alle a»S un'erer Sparcasse aus auswärtige 1?andgrundsiiickc auS- geliehenen Earitalien mit 4' ., die aus auswärtige Hausgruiidstückc geliehenen Caviialieu aber mit 4',"» z» verzinsc» sind. Liedertwolkwitz, am 15. Januar 1891. Der Gcmetnderath. Duck. Die Ivitderaufriltitung des Deutschen Reiches. Zwanzig Jafire sind heute verflossen seit dem denkwür digen Tage, an welchem König Wilhelm I. von Preußen im Schlosse zu Versailles von den deutschen Fürsten und den Abgesandten des deutschen Volkes zum Kaiser aukgerusen wurde. Dieser feierliche Act bildete den Schlußstein eines Werkes, an welchem seit Jahrhunderten gearbeitet worden ist dessen Früchte aber erst mit dem Jahre 1864 zu reisen bc gannen. ES ist in treuester Zeit mit vollem Reckt daran erinnert worden, daß der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die ersten Quadern zum Grundstein sür daS neue Deutsche Reick hcrbeigcschafft bat und daß seine Nachfolger, namentlich Friedrich der Große, an dem Ban rüstig sortgearbcitrt haben, bis endlich nach dem Sturze Napoleon'S I. und den darauf folgenden 50 Jahren friedlicher Entwickelung alle Vorbedingungen für den Anbruch einer neuen Zeit gegeben waren. Otto von BiSmarck hatte die jammervollen Zustände unter dem alten deutschen Staatenbunde am Sitze dcS Bundestages in Frankfurt a. M. persönlich kennen gelernt eS war ihm klar geworden, daß diese Wirtschaft nicht mebr lauge dauern könne, und daß cS nothwcndig sei, an die Stelle des unbrauchbar gewordenen Rüstzeuges etwa- Neues, Lebens fähige- zu setzen. Man batte bis dahin viel von deutscher Einheit auf Sänger- und Schützenfesten gesungen und ge sprechen, aber geschehen war nichts, um diese Einheit herzu stellen, sie Fleisch nnd Blut werden zn lasten. Der Tod dcS Königs von Dänemark, welcher die Lösung der schlcSwig holsteinischen Frag: hcrbeisührte, brachte die deutsche Einheitsbewegung in Fluß, sie wurde zuerst von Preußen und Oesterreich gemeinschaftlich versucht und später von Preußen und seinen wenigen Verbündeten gegen Oesterreich und den größten Tbeil der reulschcn BundcSstaalen durchgesührt Daß die Dinge eine ernste Wendung nebmen könnten, er kannte König Wilhelm von Preußen schon im Jabre 1859, als er die Reorganisation der preußischen Armee mit Energie in die Hand iiabm und gegen alle Widersacher diirckführle Bei Verwirklichung dieses PlaneS hat dem König Otto v Bis marck getreulich zur Seite gestanden, mit eiserner Stirn bat er die Angriffe dcS preußischen Landtages parirt, und, im Bewußtsein der hoben Bedeutung der von ibm vertretenen Sache, den Schein nicht gemieden, als sei eS auf einen Ver fastung-bruck abgesehen Ter weitere Laus der Ereignisse bat gezeigt, daß diese Befürchtung ungcgründet war, sie konnte nur entstehe» ohne Kcnittniß der Gründe, welche die Regie rung zu ihrer Handlungsweise bestimmten. Und dennoch konnten diese Gründe nicht mitzetbeilt werden, wenn nicht daS Zustandekommen dcS begonnenen Werkes gefährdet werden ollte. Als eS dann nach Erstürmung der Düppelcr Schanzen und dem Uebcrzanz nach der Insel Alfen zwischen der öster reichischen und der preußischen Verwaltung Scklcöwig- HolstcinS zu Streitigkeiten kam und der Bundcöbcschluß vom l4. Juni 1866 daS Zeichen zum Kriege gab, da wurde eS Manchem klar, wcSbalb die preußische HccreSorganisatton gegen daS Velo dcS Landtages durckgefüsirt worden war DaS eiserne Würfelspiel in Böhmen begann nnd war bercilS nach acht Tagen durch die Schlacht bei Königgrätz entschiede». Dieser Sieg ist cS, welcher die deutsche Einheit in der Haupt- achc entschieden und geschaffen hat, denn alle- Nachsolgcudc bat sich daraus naturgemäß und mit Nolhwcudigkeit eittwickctt. Nach dem Prager Frieden waren die Schutz- und^rutzbünknissc mil den süddeutschen Staate» alsbald fertig, daS einige Zu auimenslchcn ÄlldeutschlankS beim Ausbruch dcö unrermciplichc» Krieges gegen Frankreich war gesichert, und cS konnte sich nach dem Siege nur noch um daöMaß derZugcsläntiiisse handeln, welche« die Einzclstaaten der leitenden Macht des Buntes macken wollten, um de» Zweck de« Kampfes, die feste Begründung deS neuen Deutschen Reiches nicht zu vereiteln. Tie Verlräge mit den süddculschen Staate» kamen im November >87» z» Stande, und die Kaiserwürdc wurde aus Antrag König Ludwigs von Bayern am 18. Januar 187l aus König Wilhelm übertragen, nachdem alle deutsche Fürsten und die deutschen Volksvertretungen ihre Zustimmung dazu ertbeili halte». Wem von den an der Spitze der Bewegung stehenden Männern der Löwenanthcil an dem deutsche» EinhcitSwerke zusicht, daS zu ermitteln und sestzustellcn, ist ein müßiges Beginne». König Wilhelm bat mit Roon, BiSmarck und Moltke zu- sammcngcwirkt, um daS ruhmvolle Ergcbniß der deutschen EinheilSbcstrebungcn zum Abschluß zu bringen, und cS be durfte der einmüthigen Arbeit der vier Männer, um daS große Werk zu schaffen. TaS steht fest und ist von allen Sri»«» anerkannt worden. Es darf aber heute daran erinnert werden, daß BiSmurck einst selbst in, An gesicht der Volksvertretung Moltke als den eigentlichen Hauptbegriinder der deutschen Einheit bezeichnet hat. Freilich gicbt daS Schwert im Kriege den Ausschlag und Moltke bat daS deutsche Schwert zum Siege geführt, aber alle Strategie Moltkc'S wäre vergeblich gewesen, hätte nicht ein König wie Wilhelm die Negierung geführt und ein BiSmarck den Ariadnefaden gefunden, welcher a»S dem Labyrinth der auswärtigen Schwierigkeiten den Ausweg anzcigte. Wir stehen beute an einem hochwichtigen Abschnitte der geschichtlichen Entwickelung Europas. Durch den Frank furter Frieden vom lO. Mai ist die am l8. Januar 187l erreichte Neugestaltung der Verhältnisse unseres WelttbeileS formulirt und bestätigt worden. DaS deutsche Kaiserreich hat zwei Jahrzehnte lang unter den schwierigste» Verhält niffen den europäischen Frieden aufrecht erhalten, und dieser Erfolg wäre nickt möglich gewesen, wenn nickt die bewährte TtaatSkllnst deS Fürsten Bismarck den Dreibund als festes Bollwerk dcS Weltfriedens geschaffen hätte. Dieses »»sterbliche Verdienst kan» durch kein nachfolgendes Ereignis; außer Kraft gesetzt werden, es gehört der Geschichte an und wird und muß als solches stets gewürdigt werden. Aber eü ist dafür Sorge getragen, daß an diesen Verhältnissen auch in Zukunft nicht« geändert werden wird, Deutschland hat an seiner Spitze eine» hochbegabten energischen Kaiser, welcher die Zeichen der Zeit versteht und mit rastlosem Eifer seine Kraft dem Wohlc dcS Deutschen Reiches widmet. ES entspricht dem Lause der Dinge, daß auch die hervorragendsten Geister eines Tages am Ziele ihrer Thätigkeit anlangcn, und eö muß als ein bc sonder« segensreiche- Geschenk der Vorsehung betrachtet werden, wenn sür eine auS ihrem Wirkungskreise geschiedene bedeutende Persönlichkeit ein glcichwcrtbigcr Ersatz gesunden wird. Fürst BiSmarck bat vom Kaiser Wilhelm II. selbst gesagt, daß er die Eigenschaften besitze, nm sein eigener Kanzler zu sein. Nun, der Beweis ist durch die Tbalsackc geführt, daß dieses Wort den Nagel aus den Kopf trifft Unser Kaiser setzt daö von seinem Großvater im Verein mit Moltke und BiSmarck geschaffene Werk in der würdigsten Weise fort, die Welt blickt mit Vertrauen auf die Acnßc rungcn einer ungewöhnlich befähigten bedeutende» Persönlich keit, welche berufen ist, die Geschicke dcS Deutschen Reiches zu lenken. Wir wolle» uns Dessen, was wir habe», er freuen und den Blick mit Zuversicht auf die Zukunst lenken Die Einigkeit ist r-, welche uns die Kraft verleibt, allen Schwicrigleiten der Verhältnisse siegreichen Widerstand zu leisten, möge sie unö alle Zeit erhalten bleiben I wieder verlassen, anscheinend an? Rücksicht aus seinen Gesundheits zustand. Tie von thni sieinachlen Beot'achlunp.en sind, wie es heifit, nn AUaemeiiieii keine ,»innige» geweien: auch scheinen sich hei ihm klimatische Einflüsse gellend zu machen: kurz Frhr. v. Sode» dürste, wenn nicht in seiner Siiniüinng eine vollständige Aenderuna eintrilt, nur schwer s.,r den Posten eines Gouverneurs über Oslasrika zu ge winnen sein. Bei Bismarck. Herr Bewer beendet >m „Hamburger Eorresvondent" seine Er zählungen mit einem Art,lei, hem wir Folgendes entnehmen: Tie Fnnorae der Flaue» sür den greüen Kanzler bekundete sich in besonderem Grade, als sich da-> Geipiach aus die Zeit der BiSmarck- lllenlaie lenkle. Tie Frau Fürstin erzählte, dass sie in ihrem hminer eine« Tages in der Eoiislietszcit einen Zettel gefunden l abe, der durchs offene Fc-ntier bereingeworieii zu sei» schien, aus reichem die Worte standen: „Morgen ist Alles auS, schade nur um die schone» Knal eu womit der vierzehn- und elfjährige Herbert und Wilhelm von Bismarck gemeint sein sollleitt, morgen sind sie nicht lehr!" Jeden Tag secen Droh- und Schmähbriese eingelrosseil. Coloilialpolitijckts. * Der schon vorgestern Mittag hier eingelrossene Freiherr von Soden, Io melden die „Hamb. Nachr." aus Berlin vom 15 Januar, wurde, wie mau hört, bald nach seiner Ankunft von dem Reichskanzler von Cavrivi empfangen. Herr von Soden soll zünsttqc Eindrücke von seiner Reise nach Afrika zuruckgebrach» haben, eluch hat er, wie versichert wird, da« dortige Klima ganz gut er- Iragen. Als richtig wird angesehen, das; Herrn von Soden die Civllverwailung vom I. Avril v I. an als Gouveincur de: dcutlch- osiasrikanischen Gebiet- mit dein Sitz tn Tor-cs-Salaam nl>eurag,n tverden soll, hiernach bestätigen sich oie schon früher erwähnten Nach richten. welche die Teutick-Lstasrikanische Geiekllchast erhalten hatte. — Tagcgen meldet die ,Hreuzz>g." vom 16 Jaiittar: Frli. v. Soden, welcher in Folge de« au ilm ergangenen ainklichen Ersuchens am Tienstog von Egvvten aus hier eingetrosfen war, Hai Ver in bereits „T!e meisten einaestbriebcn", fügte der Fürst Hinz»; „ich habe 'eil wner Zeit eine Aneision gegen eingeschriebene Briese behalten!" Bismarcks Schwester er.nnerle sich sofort de« Datum-, au welchem Blind aus den Fürsten schon. Sie habe ihren Bruder nicht v>I genug mabnen tonnen, sich zu schützen lind durch besondere Maß regel» zu hüten, aber Bismarck habe immer mir geantwortet: Ich bube genug zu thun; da« kann der liebe Gott allein besorgen!" „Merkwürdig genug", stibr der Fürst fort, „hatte ich an den« Tage, an wemben: aus mich geschosie» wurde, keine Waffe, nicht iiiinal einen Stock bei mir. Ich Halle sonst immer einen geladenen tievolvcr in der Tasche: so ging ich wochenlang, die Hand am Kolben, durch die Straffen Tie weile -Reise in die Ewigkeit hätte ich nicht gern allein gemacht!" Alls die Ai'eMalezeit war die UnlerhaUnng durch einige Be merkungen über de» runff-I en Kaiser geführt worden, den ich in Kopenhagen häufig zn sehen Gelegenheit hatte und über dessen gluckUches Leben in Fredeic-.-borg ich Einiges erzählte. ' sagte Bismarck, „ist ganz gewiß ein Mann der Ruhe und des Friedens. Ob er aber glauben wird, die« iniwer ei» zu können, ist fraglich. TaS ruisische Heer, da» zum größten Tbeil in »»behaglichen Onartieren liegt, verlangt von Zeit zu Zeit Beschäftigung. Auch der letzte Krieg gegen die Türken lsl durch die Rücksichtnahme aus eine möglicher Weise in, russischen Heer an- machsende llnlnsistimmung mit bestimmt worden." Hier erzählte der Fürst, um die grenzenlose Unsicherheit zn kennzeichnen, mit welcher ein Russenlaiscr seinen Untenhanen gegen- überneht, eine Anekdote an« dem Leben des Kaises Nikolaus. NikvtanS sollte sich einmal »ach ärztlicher Vorschrift einer Einreibung des Rückens »nterwersen. Er fand aber Niemand in seiner Um- sebung, de.» er sich in dieser Situativ» anvertrauen wollte; in einer Rathlosigkclt bat er endlich Friedrich Wilhelm IV. uin Ucdrr- endung einiger pr.nst,scher Gardeuiilerosfieiere, welche nach der Einrelbimgsciir reichlich beschenkt wieder nach Berlin zurückiehrten. Co lange ich meinen Russen in« Gesicht sehe» kann, geht eS noch", habe Nikolaus gesagt, „aber mich von ihnen aus dem Rücken bearbeiten zu lasse», da« rie-kire Ich nicht!" Für die Zaremuci, welche um das Leben ihres Gemahls Tag sür Tag zitier» müsse, legten die Gattin und die Schwester Bismarck'« bei dieser Gelegenheit ein ausrichtig IheiltichinendcS Mitgefühl an den Tag. Ter Fürst, der schließlich mit seiner Frau Schwester und mir am Flühstückslische ganz allein zurückblieb, sprach bei seiner Pieise über eine Liunde in unglaublich irischer Weise über BergaiigencS und Gegeiuvc.tligeS. Seme Fädigkeit, in wenige» Strichen einen Eharaklcr blitzschnell hinzu zeichnen, wie es sonst »nr der über- miilhigen Jugend gegeben isl, brachte mich wiederbvlt i» Erstaunen.' „ES giebt überall Minister", sagte er einmal, „die niemals eigene Ideen haben, die aber vorzüglich z» gebrauchen sind, wenn man sie ins Parlainciil schickt, um einen FnnshunLertthcilcrichein in gang bare Münze unizuwcchscln." Immer kehrte sei» Gespräch aus die Persönlichkeiten der drei Kaiser, unter welchen er gedient Hai, zurück. Ich will hier nur ein Weniges inittlieilc» und sagen, das; BiSmarck nicht genug die poIilc-8-i«! «Io evnar" rühmen konme, von welcher Wilhelm I. beseelt gewesen sei; „zornig konnte er >a auch werden, aber cs war imnier pullt,in ihm." „AIS er sich der Regciitsctiafl »äderte, bat ec mich um schrisUcche Instructionen über alle möglichen Verhältnisse, Uber Landgemeindeordiiuiig, NitlerlchaslSiachcn und vieles Andere. Ich gab »«eine Gutachten so ancsührlich ab, als wenn ich einen Sohn sür die Stualstvissenschasirn anSzubilden hätte, und trug heimlich nur die Besürclunng, daß der Prinz sich über den elenien- laren Ebarakler meiner Arbesten nivaniren werde: er war mir aber sür Alles erkenntlich, da er immer noch Neues fand in Dem, was ich sagte. Er wollte auch als Regent stets nur Sifieier i>» Dienst sei», der seine Pflicht anss GewUicnhastesle zn erfüllen sucht." Dom Kaiser Friedrich sagte Bismarck, das, er cin guter, braver Menlch gewesen. „In allen wichtige» actnellen Slnalsnngelegen- heilen war ich in der letzte» Zeit, auch in der Batlenbergcr Frage, mit ihm einer Meinung: auch mi! der Kaiserin Friedrich war es mir leicht, mich in angenehmer Weise über die »leisten »nd wichtigsten Maßregeln zu vcrltändigen." Wilhelm II nannte der Fürst, der bei dieier Gelegenlicir auch sehr delnillirt über die Ge schichte seiner Einlassung sprach, einen „reichen Erben". Von Teutichland sagte er, „daß cS nicht mehr »nterznkricgcn sei, aber daß doch sehr Vieles von ihm abgebröckelt werden könne." Was der Fürst >1» Einzelne» über seine Amlsenliassung »nd über andere Fragcn hochpolitischer Natur sprach, da« hatte ich mich nicht für benlsc», wiedcrziigebcii. lieber sich sc llgt sagte er. das, er inerkwürdtycr Weise i» Sachse», in Aahern und in Siiddeiilschlaud iin Allgemeinen wärmere Aner kennung gesunden habe, als bei seinen engeren Landes- »nd SlamnikLgenosse». „Tic Junker gonnrn ihrem Nachbarn nicht gern etwas; ich bin ja selbst von ihrem Blut »nd habe es also auch am eigenen Leibe erfahren müsse». Tie Sachse», die Bayern und die Süddeutsche» überhaupt, denen ich als Deutschen eine bessere Existenz i» der Welt verschafft habe, sind mir mehr erkenntlich sür meine Thätigkeit gewesen." Scklllwtstii. Allgemeine Volksschule 1 —v. In der Stadt Naumburg a. S. batte man vor wenig Jahren eine „allgem eine Volksschule" eingcrichlet, Bürger- sch.oe und Voltsichule wurden iinler Wegfall de« Schulgeldes zu einem einzigen Schultörvrr vereinigt. Nun hat aber, wie die „Padagagcnzeitung" schreibt, diese Einrichluiig im Lause der Zeit in dieser und jener Familie keinen Bestall gesunden. Infolgedessen wurde der Magistrat ersticht, das s» >eyiger Weise bestehende Schnl- instem iimzuändcrn, und zwar der Ar«, daß die Schute in eine slinsclaisige Volks- und siebenclassige Bürgerschule geschieden werde. In beiden Schulen soll der Ilnlerrick t unentgeltlich lein, jedoch solle in letzterer Schule bei der Aufnahme eine Gebühr von 5 VL und bei jeder Versetzung in eine neue Elaste eine solche von 3 .4! erhoben werden. Tiefem Amrage hat nun die Stadtverordnetenversamm lung vom lt. v. M ziigestniimt. Man kann sowohl über die Aus nahme- nnd Versetzungsgebühr als über die Trennung nach den Bermögensvcrballnisskn »berbaupt verickffedener Meinung sein: aber wir wurden bei dem Turchicse» jener Notiz daran erinnert, daß das soeialislstche Problem, Einrichluiig einer allgemeinen Volksschule, auch seine Bedenken znläßt, io bestechend dasselbe für den ersten Augenblick ist, und dieses Bedenken wollen wir hier aussprechea.
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