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Dresdner Nachrichten : 04.12.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187312041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-12
- Tag 1873-12-04
-
Monat
1873-12
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.12.1873
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Die Altkatholiken gehören — laut Encyclica — nebst den Freimaurern zu jenen Sekten, die aus dem ganzen Erdenrund zusammen die „Synagoge des Satans" bilden, welche gegen die Kirche Christi ihre Truppen auSrüstct. „Synagoge des Satans" — Dank, PiuS, daß Du mich dies Wort gelehrt! Dieses drastische Schimpfwort des allen Papstes wird ihn gewiß überleben, Beelzebub Hoherpriestcr einer Synagoge, Mephisto das überhaupt der Freimaurer, Altkatholiken, Protestan ten und anderer Juden! Diese Idee ist unfehlbar, ist göttlich schön! Aber über sie kommt man mit einem Lächeln hinweg. Bedenklicher wird der Theil der Encyclica, der das Berhültniß zwischen weltlicher und kirchlicher Autorität untersucht und zu dem Resultate gelangt, daß die irdische Ordnung der himmlischen sich unterzuordnen, der weltliche Staat dem kirchlichen zu gehorchen habe und daß nur Gottes wegen, dein Kaiser zu geben ist, was des Kaisers, welcher nur deshalb groß ist, weil er geringer ist als der Himmel. Das viel gemißbrauchtc Bibelwort: „Man soll Gott mehr gehorchen, als den Menschen", erhält vom Papste eine neue Auslegung, Er folgert aus der Entstehung des Christenthums, daß auch er das 'Recht habe, die weltliche Ordnung für unverbindlich zu crllärcn Denn wenn wiicklich, meint der Papst, die bürgerlichen Gesetze die oberste Ge wissensnorm wären, ivie man absued behauptet, so wäre cs den ersten Christen nicht erlaubt gewesen, den Gesetzen und dem Willen der (damaligen römischen) Herrscher entgegen, die christliche Religion fortzupflanzen. Welcher Trugschluß! Die bürgerlichen Gesetze sind gar nicht — so absurd ist Niemand — die oberste Gcivis j e n s- norm, sondern nur die oberste Norm für unser stets dinge:liches Handeln und wir unterwerfen sie, als Menschenwerk, unsercrjeitS einer fortwährenden Verjüngung, um sie nach dem in der Mehrzahl der Staatsbürger lebenden, sittlich-religiösen Ideale täglich mehr in Einklang zu bringen. Aber über die Gewissen soll sich der Staat kein« Gewalt anmahen. Dir Urchristen vertheidigtcn auch nur ihren Glauben. Der Papst aber verflucht als satanischen Eynago- gendienst den Glauben des Einzelnen, sobald er nicht der unfehl baren Kirche zugethan ist. Hat Christus jemals gelehrt, was der Papst sich nicht scheut, in der Encyclica zu thu»: daß die Staats bürger den Staatsgcschen ungehorsam zu sein haben? Letztst er nicht, daß Jedermann der Obrigkeit untcrthan sein soll? Und nun ,vill dieser kindisch gewordene Papst kommen, die Könige, als die Symbole der Staatsgewalt, unter die Kirchengcwalt dcgradiren und ihnen eine wahre Aschenbrödel-Stellung nnweisen? Die Encyclica oom 21. November bildet den Schlußstein der Kundgebungen, die mit demSyllabus anfingen, sie sagt offen, daß die thatsächlichc Ent wickelung des Menschengeschlechts im schroffsten Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche stehe. Doch cS hieße ihre Bedeutung auf die Gemüther der Katholiken unterschätzen, wenn man Gründe der Logik und der staatlichen Selbsterhaltung als durchschlagend hielte. Der Strafzettel der preußischen Bischöfe wächst täglich. Das Posen'sche KrciSgericht hat den Erzbischof von Posen abermals wegen ungesetzlicher Anstellung eines Geistlichen vcrurtheilt. Die Strafe wurde mit Rücksicht auf die von dem Erzbischof gezeigte be harrliche Renitenz auf 7000 Thlr. an Geld, cvcnt, 5 Jahre Gcfäng- niß festgesetzt. Der Bischof von Paderborn hat bis jetzt im Ganzen 2500 Thlr. Geldbußen verwirkt. Der Bischof von Trier erhielt neuerdings wieder eine Vorladung vor das Zuchtpolizeigericht ivegen der Anstellung von 18 Geistlichen, Einer telegraphischen Meldung darüber, was nun mit dem Poscn'schen Erzbischof geworden ist, der am 2, December sein Amt nicht niedergclegt hat, darf man stünd lich entgegen sehen. Der preußische Staat erkennt nun endlich, daß mit bloßen Straf Verurlheilungcn nicht durchzukommen ist. Das Civilchc- Gesetz soll demnächst an den Landtag gelangen, nachdem cs die Ge nehmigung des Kallers erhalten hat. Der Kaiser Wilhelm selbst befindet sich soweit nun wieder wohl, daß er seine erste Ausfahrt unternommen hat. Die „Nordd. Allg, Ztg." theilt mit, die deutsche Gesandtschaft lei angewiesen, wegen der Wegnahme deutscher Schiffe im Sulu- Archipel bei der spanischen Regierung zu reclamircn. Die Hoffnung sei berechtigt, daß die spanische Regierung das Urtheil des Priscn- zerichtes in Manilla nicht aufrecht erhalte. Nach wie vor dauert in der Versailler Nationalversammlung das klägliche Schauspiel der Wahlen, die leine absolute Mehrheit er geben, fort. Die Verlängerung der Gewalten Mac Mahon'S hat also nicht, was man annahm, Ruhe in die Parteien gebracht. Um in ganz Frankreich den Belagerungszustand aufhebe» zu können, be reitet die Negierung Gesetze vor, die der Art sind, daß der Belager ungszustand gar nicht mehr nöthig ist. Präfectenwirthschast und Centralisation sollen zur höchsten Blüthc kommen. Die Franzosen ließen sich das gefallen, wenn nur die materiellen Geschäfte einen Aufschwung nähmen. Aber auch damit hapert'S. Das Regierungsjubiläum des österreichischen Kaisers hat in Eisleithanien das politische Leben, in Ungarn die Ministcrkrise zum Stillstand gebracht. Doch vernimmt man, daß das Herrenhaus wahrscheinlich leider den Beschluß des Abgeordnetenhauses umstoßen und die Staatshilfe auch auf die Belehnung von Börsenpapieren auSdehnen wird. Das österreichische Herrenhaus ist demnach von: Gründerthume tiefer angcfrcsscn, als man zu seiner Ehre annahm. Ein Wiener Blatt bringt aus München einen Scnsations- artikel. Darnach soll der Kronprinz des deutschen Reiches den Kai ser ersucht haben, ihn in seiner Eigenschaft als Generalinspector sei-" ner Verpflichtung, die Truppcm des Königs von Baiern zu inspici- rcn, insoweit zu entheben, daß er ihm gestatte, sich für die Inspek tion in Baiern durch einen anderen Generalinspcctor vertreten zu lassen. In dem Artikel wird des Näheren angeführt, daß der König von Baiern mißvergnügt sei über die Sympathien, welche die bairische Bevölkerung dem Kronprinzen überall cntgegenbringe, daß König Ludwig schon bei dem Einzuge der Truppen nach dem Kriege seine Abneigung gezeigt u. s. w. LocalcS und Sächsisches. — Die im Testament des Königs Johann 6, ck, Pillnitz am 7, Juli 1855 „zu beliebigen wohlthätigcn Zwecken" legirten 2500 Thaler, an deren Benutzung sich die Anordnung knüpfte, daß von dieser Summe ein Theil katholischen frommen Stiftungen zu- gcwendet werde, sind vom König Albert so gctheilt worden, daß 1000 Thaler katholischen frommen Stiftungen zufließen und 1500 Thaler dem Dresdner Stadtrath zu wohlthätigcn Zwecken übergeben werden. In pietätvollem Danke beschließt der Rath, das Capital aus alle Zeiten zinsbar anzulcgen und dessen Zinsen jährlich am 12, Decbr,, als dem Geburtstage des verewigten Königs, an verschämte würdige Arme dieser Stadt, ohne Unterschied der Con- fession, zur Vertheiluug zu bringen, — Der Kammerherr von Globig hat das Fürstlich Schwarz burgische Chrenkreuz 1, Classe, der Kassirer bei der Land- und Lan- deScullur-Nentenbankkassc Korb, das Chrenkreuz des Verdienstordens erhalten. — Unser Mitbürger, der Schuhmachermeister Heinrich Berner, bisher Kronprinzlicher Hoflieferant, ist in diesen Tagen mittelst königl, Dekretes zum „KöniglichenHofschuhmacher" ernannt.worden. - Landtag. Stuck, tic gestrige Sitzung währte nur kurze Zeit. v. Ebrenstcln berichtete über .1 Petitionen tcr Gemein ten Colmnitz, Görztg und Lichtcnscc, welche tic Aushebung von KlI tctz Paroch! allastcngesctzeS beantragt hatte». Der selbe bcbantclt tie Art, in tcr die Rittergüter zu den Schul- und Klrchcnabgabeu Beiträge leisten. Der Deputationsantrag: Ab gabe tcr Petitionen zur Berücksichtigung an die Regierung fand Annahme. Der EultuSmIuistcr v. Gerber erklärte, tic Regie rung lege aus die Auirccbihaltung ter betr, Bestimmung keinen Werth, tlc Abgg. v. Dchlschägek und Oehmicben befür wortete» eine allgemeine Rcvkiicn res Parochiclllastengcictzco. — Am Freitage steht der Ludwig'sche Antrag, hie Vertündig- mtz de« UnfthkömSeitSdogma'« in Sachse», abermals auf der Ta' gcsvrdnnng der 2. Kammer. Rach dem vom Abg. Gebert erstatte ten Berichte beantragt die 3, Deputation einstimmig: In Erwägung, daß tte von tcm Abgeordneten'Ludwig zu Begründung sclncö 'Antrages cingciüvrtcn Tbalsacheii durch tte nachträglich stattgciuntcucn Erhebungen sich als nickck Vor bauten auSgcwicscn haben, den Stutrgg in seiner vorliegenden Form aus sich beruhen zu lassen. Dagegen will die Majorität noch Folgendes beschlossen wissen: in Erwägung, taß tie Genehmigung zur Verlesung des HirtcnbricicS von den Kanzeln in den katholischen Kirchen Sach senö nur in der Voraussetzung nacbgcsucht werten konnte und crthcilt Worten ist, taß tn ticicr Verlesung keine Verkündigung tcö IlnsthIbarkcttsdogmaS inbegriffen sei; in fernerer Erwäg ung, taß daö katholische Kirebcnblatt zunächst iür Sachsen, dessen verantwortlicher Nedacteur zu jener Zeit ein sächsischer katbolischcr Geistlicher war, aus taS Bestimmteste erklärt hat. mittelst jener Verlesung habe eine Verkündigung teö besagten Dogmas stattgcsuutcn, tie in ihrer Wirkung kür tie Gewissen ter Katholiken einer amtlichen Verkündigung gleich stehe, an tic StaatSregicrung daö Ersuchen zu richten, in geeig neter Welse alSkald öffentlich zu beurkunden, daß eine Ver kündigung tcö UnichlbarkcitödogmaS durch tic Verlesung des HirkeubrieicS von den Kanzel» nicht stattgesunden habe und nicht habe statkstndcn können. — Dem k, Dekrete bezüglich der Justizneubauten in Dresden entnehmen wir Folgendes: Das Justizministerium findet die in's Auge gefaßte Vereinigung sämmtlicher Dresdner Gerichte in ein einziges Gebäude auf dem Areal an der Schicßgasse für unzuträg lich, da der Raum zu knapp für eine zweckmäßige Einrichtung im Innern wäre, und die Front auf der Landhausstraße nicht soweit eingerückt werden könne, als cS zur Erhaltung guten Lichts in die unteren Lokalitäten nöthig ist, auch das Untersuchungsgefängniß zu sehr eingcschlossen sein würde. Das Ministerium hat sich daher entschieden, nur die Behörden für die freiwillige Gerichtsbarkeit und für die kleineren streitigen Eivilsachcn im Ccntrum der Stadt zu be lassen, hingegen die CriminalrcchtSpflegc und die Behörden für die größeren Eivilsachcn auf das Areal des Naiiipc'schen Holzhofs zu verweisen. Vollständig läßt sich freilich die Trennung nach diesem Prinzipe nicht durchfüljrcn. Nach der Gestaltung, welche die künf tige RcichSgcsctzgebung den Gerichtsbehörden geben wird, denkt sich die Regierung die Sache so, daß auf das Areal der jetzigen Zeug- hauSkascrnc und der angrenzenden Häuser der kleinen Schießgaffe die Behörden des Amtsgerichts für die geringfügigenCivilsachen, die freiwillige Gerichtsbarkeit und das Handelsgericht kommen; hingegen auf das Holzhofareal die Criminalrcchtspflege und die größeren Civilstrcitigkeiten, bei denen voraussichtlich der Anwaltszwang ein- trctcn wird. Zunächst soll das LandgcrichtSgebäudc und Gcfangnen- haus auf dem Holzhofe errichtet werden. Des Letzteren Souterrain, Parterre und 2. Etage sollCcntralheizung und Vcntilationsapparate erhalten. Es ist auf 200 Gefangene berechnet und soll höchstens 180,000 Thlr, kosten. Nach Vollendung des Landgerichts soll mit Verlegung der dahingehörigcn Behörden begonnen und für die einst weilen im jetzigen GcrichtSgebäudc verbleibenden Behörden Raum gewonnen werden, — Der am 12. vor, Mon. verstorbene Bürger und Gasthofs- bcsitzer Gottsr, Traug. Pausier hat dem Rath die Summe von 1000 Thaler überwiesen mit der Bestimmung, daß die Zinsen dieses Capital« alljährlich an» Weihnachtsheiligenabcnd an fünf verschämte, rechtschaffene Arme der Neustadt vertheilt werden sollen. — Am 39. vor. Alts, feierte in Neustadt, im Hotel zum Kronprinz, das Direktorium und der Aussichtsrath des Actienver- eins für das Alberttheater mit einem Abendessen die glücklich er- i folgte Herstellung und Eröffnung des Alberttheaters. Die kleine Feier ist höchst belebt gewesen und namentlich hat man, und mit nicht unberechtigtem Stolz,'in Toasten Dessen gedacht, daß die Neu stadt in den letzten Jahrzehnten schon manchen Mangel durch sich selbst, mit eigner Kraft, beseitigt und durch dieselbe auch 'Neues geschaffen habe. Der Thurm der NeUstädter Pfarrkirche und das Alberttheater beweisen das recht glänzend. Den Verdiensten der einzelnen Vorstandsmitglieder des Vereins, namentlich den Herren Jordan und Anger, ward in zahlreichen Toasten Anerkenn ung. Ucber den bösen Zug im Albert-Theater hat man freilich nicht getoastet. Diesen Uebelstand zu beseitigen, wird die nächste Hauptaufgabe des Vereins sein und gewiß wird man, was nur möglich ist, thun; die riesigen Winterstürme sind vor der Thüre und diese dürften, wenn nicht Abhilfe geschafft wird, noch ganz an ders durch das Gebäude pfeifen, als die neulichen, deren Wirkung aber unangenehm genug war. — Auf einem an der Bergstraße zunächst der Eisenbahnüber brückung gelegenen Arealstück möchte die prcSbyterisch-schottische und amerikanische Gemeinde eine kleine eiserne Kirche errichten und hat deshalb beim Rathe petitionirt. Der Rath ist dem Gesuche nicht ab geneigt und will den Platz unter Vorbehalt des EigenthumSrrchtes der Gemeinde abtreten, doch ist vorher die Genehmigung desFinanz- ministeriums dazu nöthig, daß die unterhalb der dortigen Böschung stehende Einfriedigung des Bahnhofes etwas zurückgestellt wird. Wenn diese Genehmigung erfolgt und die Stadtverordneten nichts dagegen haben, so werden wir wohl im nächsten Frühjahre schon dort eine eiserne Kirche sich erheben sehen. — Herr vr. meä. Bischofs bemerkt zu der von uns in diesen Tagen gebrachten Mittheilung der Thierbluttransfusion auf eine schwer kranke Dame, daß die Anregung dazu zwar von ihm auSge- gangen sei, daß der wesentlichste Theil der schwierigen Operation aber von den Herren vr.Stelzner und Hirschfeld vollzogen worden sei. — Die von vielen Hausfrauen getheilte Ansicht, daß kurz vor Schluß des Marktes in den Abendstunden noch billige, voxtheilhafte Einkäufe bewerkstelligt werden können, war die Ursache, daß dies« Tage eine hiesige Dame auf ganz raffinirte Weise geprellt wurde. Dieselbe hatte sich am Antonsplatze bei schon angebrochener Däm merung eine hübsche, junge Gans als Sonntagsbratcn ausersehen und wir der frohen Uebrrzeugung, ein günstige« Geschäft beim Ein kauf gemacht zu haben, da da« Gewicht des zukünftigen Gänsebra tens nichts zu wünschen übrig ließ. Leider war die Freude nicht von Dauer. Als das Gänschen zu Hause in bratfähigen Zustand versetzt werden sollte und zu diesen: Zwecke ausgeschnitten wurde, kam eine große Portion feiner Sand im Innern zum Vorschein, welcher in den hohlen Körper der Gans, jedenfalls durch einen Trichter beför dcrt war. Nachdem die gegen 3 Pfund schwere Quantität Sand ent fernt war, stellte sich das übrig gebliebene Corpus ckelioti als ein ganz ärmliches Gänschen ohne jede Spur von Fett heraus. Also Vorsicht! — Wie man hört, wird der frühere Director des ehemaligen Herminia-TheaterS, Herr Baumgart, die Direction einer Truppe übernehmen, welche in dem hiesigen Bazarkeller kleine Singspiele u. dergl. zu geben beabsichtigt. — Ein Dresdner Spitzbube, wie es hieß ein Bäckergeselle von hier, wurde am vergangenen Montag Abend auf einem Raubzuge, den er nach Meißen gemacht, in dem Augenblicke dort abgefaßt, als er mit einer fremden Reisetasche, die in der Wartehalle des Meißner Bahnhofs gestanden, aus dem Bahnhofsgebäude verschwinden wollte. Ein Bahnbeamter, der ihn beobachtet und gewußt hatte, daß die Tasche nicht ihm gehörte, hielt den Dieb fest und überlieferte ihn der Polizei. — Einem Handarbeiter, welcher vorgestern Abend mit einem Unbekannten,. der sich ihm angeschlossen hatte, in verschiedenen Wirthschaften herumgezogen war, ist eine Brieftasche mit 38 Thlr. abhanden gekommen; ob dieselbe entwendet oder verloren worden ist, darüber fehlt dem Verlustträger jeder Anhalt. — Einer Dienstperson, die vorgestern Abend auf der Alaunstraße etwas ins Gedränge gekommen sein will, wurde bei dieser Gelegen heit ein größeres Shawltuch gestohlen, welches sie über einen Arm getragen Hot, — AuS einem hiesigen Auctionsgeschäft hat sich vorgestern ein Expedient, der erst seit einigen Wochen daselbst Unterkommen gefun den hatte, heimlich entfernt, nachdem er vorher seiyem Prinzipal ein« Summe von über KiThalern unterschlagen hat. — Gewerbcverein am 1. Decemver. Herr Vorstand Walter berichtet zunächst über den durchaus gnädigen Empfang der Deputation von Seiten Sr. Majestät keS Königs, worüber scbon srüber in diesen: Blatte «stritt wurde, verliest sodann ein Angegangenes Schreiben, wonach, falls die Eröffnung der „Säch sischen Ausstellung" des Gcwerbevercins nicht vor dem 1. Zunk 1875 criolgt, der Herzogin Gatten und daS Orangerstgebaube unentgeltlich dazu zur Veriügung gestellt werden. Herr Walter bofft, daß tic Behörde vielleicht auch die Prämitrung übernehme. Nachdem die Vorarbeiten beendigt sind, toll eine, Generalver sammlung definitiv über daö Projekt beschließen. Bezüglich einer Aufforderung dcö Ztttauer Gcwerbevercins. die nächstdem in der „Sächsischen GewcrbcvcreinSzcitung" zum Abdruck gelangen dürfte. Männer, tie dem Hantel und der Industrie näher stehen, bei den bevorstehenden ReickStagswaylen vorzuschlagen und zu unter stützen, meint Herr Walter, daß die Ventilation politischer und religiöser Fragen statutarisch im Gewerbcverein nicht statthaven solle, daß er aber der Bildung von Deputationen und Comiteü aus der Mitte dcS Vereins nicht cntgegcntretcn wolle. Er müsse seinerseits jede Bcthciligung definitiv ablehnen. Er bade dies schon vor Jahren kommen sehen und hätte damals gern die Opfer gebracht, welche die Diätcnloiigkelt dem RelchStagSabgeordnetcn anserlcae; nach den gemachte» Erfahrungen wckde eS ihm aber gewiß Niemand verargen, wenn er iür dlc-mal entschieden seinen Namen nicht wieder iür ein Wahlprogramm vergebe. Er wolle aber sekcn Bürger Dresdens hierdurch ermahnt haben, die Zelt der Wahlen nicht glctchgiltlg vorübergehen zu taffen; dleBewci- Ilgung tcl nicht nur ein Stecht, sondern auch eine Pflicht lebe« deutschen Mannes. Herr Direktor Elauß teste hierauf eln»e«r'
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